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reut, der Stimme der Vernunft gefolgt zu seyn; noch verließ keiner mit überdachtem Entschlüße die Bahn des Guten; noch wünschte keiner, den Pfad zur herrlichen Vollendung nie betreten zu haben; noch verlohren Wahrheit und Tugend, bei keinem Wechsel der Dinge und Ueberzeugungen, je Ihr geheiligtes Ansehen; noch führten fie nie den irre, der willig ihrer höhern Leitung folgte. Geftürzt verließ oft der einst gepriesené Edle den Schauplah des Glanzes, und fand sich ißt reicher und seliger als vormals, Er hatte den Glauben. an sich selbst, das Bewußtseyn der Tugend, den triumphierenden Frieden seines Herzens gerettet, Er hatte sich mit seinen Leiden erhöhte Selbstzu friedenheit erkauft, und den Sieg der Wahrheit und Tugend durch seine Aufopferungen befördert. Dieses Gefühl aber gibt Seligkeit, und diese Seligkeit ahnet jeder in den Augenblicken fanf terer Stille. Denn in Aller Herzen ruhen jene Empfänglichkeit für Wahrheit und Tugend, jene natürliche Liebe zum Guten, die des Menschen höheren Ursprung verkünden, Ehrten und erhielten Alle diese heilige Achtung, folgten Alle treu der Stimme des Gefeßes, das durch ihr Herz zu ihnen spricht, dann wäre der große Bund des Friedens und der Seligkeit geschloßen. Denn Tugend knüpft die natürlichen Bande der Liebe fester. Nur wenn die Menschen von ihrem

Pfade

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Pfabe abweichen, entfernen sie sich von einander ; da verkennen sie ihr großes gemeinschaftliches Interesse, da ersticken einseitige Wünsche und eigennüßige Zwecke die Triebe des reinen Wohlwollens, da findet der Einzelne sein Glück uns verträglich mit dem Glücke der Andern. Aber, wenn Veredlung das große Ziel Aller wäre, wenn sie mit vereinten Kräften nach ihm råns gen, wenn sie im Sittlichguten ihre höchste Sec ligkeit fånden was könnte sie dann trennen? Alle gewinnen, wenn Alle der Tugend huldigen! Und wird nicht der Gewinn, den sie uns gibt, immer reicher? Je reiner, bewährter, vollendeter meine Tugend wird, desto mehr erhöht sich das Gefühl meines Werths, desto größer und befestigter wird mein innerer Friede, desto unerschütterlicher meine Ruhe! Diese Güter vers lieren nie an beseligender Kraft. Siehe, wie die sinnlichen Freuden des Lebens wechseln und altern! wie jede Periode den Geschmack veråndert; wie jeder Reig des Genußes abnimmt, wie mit der Annäherung des Lebensabends eine Quelle desselben nach der andern versiegt; wie dann selbst die Geistesfähigkeiten des Menschen fich vermindern! Was begleitet nun den müden Pilger bis an das Grab? was erhebt und stärkt selbst dort ihn noch? Sein reines Herz, sein gelåutærter veredelter Wille, das Bewustseyn edler Tha

ten,

ten, die Ruhe der Tugend! Er schreitet als UnSterblicher rastlos fort auf dem Pfade seiner geiftigen Entwicklung und Bildung: da ist für ihn kein Stillstand, kein Wechsel! Immer reiner und vollständiger wird seine Erkenntniß des Gu« ten, immer größer seine Fertigkeit in der Vollbringung desselben, immer leichter der Sieg, immer wachsender die Freude, die jede Pflichts erfüllung gibt, immer schöner und stårker sein Herz, immer erhöhter dadurch sein heiteres Be wustseyn, immer lebhafter das Gefühl feiner Würde, immer lohnender sein innerer Friede. Je mehr er sich losreißt vom Vergånglichen, desto himmlischer wird sein Sinn: seine Selig keit, sein Ahnen, sein Hoffen steigt indem Grade in dem die Sonne des Lebens sinkt. Eugend führt nicht blos zum ruhigen Scheiden; fie überlebt das Grab, fie leitet und beseligt auch den Verklärten. Auch jenseits ist ihr Reich! jen feits ihr voller Triumph! dort ist das Land der Entwicklung und Freiheit! Ich ahne hiernies den schon in heiligen Augenblicken, was ich dore seyn, was ich fühlen werde, wenn meine Kraft zum Guten sich, unbeschrånkter entfalten, wenn seltnere Schwäche mein heiteres Bewustseyn trú ben, wenn mein Entschluß nicht mehr so oft unterliegen, wenn mein Wille geläuterter und stårker werden wird, wenn höherer Friede mich dann

unges

ungestörter begleitet, wenn ich schneller förtschrei te zur herrlichen Vollendung durch Wahrheit und Tugend. Darum wird auch hiernieden schon mein Glaube an Unsterblichkeit immer fester, je vollkommener ich werde, und ich erkenne lebhafs. ter mit jedem Fortschritte im Guten meine Bes stimmung für die Ewigkeit..

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Wohl mir erst einst am Ziele: wenn ich den Kampf mit Leidenschaften und Verfuchungen burchrungen, wenn ich das Kleinod bewahret, den Frieden des Herzens aus den Stürmen des Lebens gerettet habe! Dann bin ich dir näher, Unendlicher! dann verehre ich tiefer anbetend deine Güte, die den Unsterblichen schuf zum ewi gen Fortschreiten im Guten dann preiße ich dich auch für die Prüfungen, die meine Wüns fche läuterten, meinen Glauben bewährten, mei« nen Sinn für die Ewigkeit bildeten: dann ente fchwingt sich meine Seele freudig, ihrer vergångs lichen Hülle, Ich entschlafe in Friede und ehre noch durch mein fanftes Ende den Segen der Tugend. Dort schaue ich heller deine Größe, Strebe kräftiger empor zur Vollendung der Ges rechten, und genieße triumphierend der Wonne, ewig dein Berehrer zu seyn, dein Liebling!

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V.

Elend der Sünde.

Im Zustande der Andacht und Ruhe ist es so leicht, der Sünde zu entsagen. Wenn wir mit hellerem Blicke auf unsere große Bestim mung schauen und die Heiligkeit der göttlichen Gesetze mit reiner Ehrfurcht erkennen; wenn wir da, freier von der Anhänglichkeit an das Vers gångliche, unsere eigennüßigen Triebe besiegt zu haben glauben; wenn der Friede der Tugend uns fühlen läßt, was reine Seligkeit sey, und das Bewustseyn unserer Würde uns erhebt da begreifen wir die mannigfaltigen Verirrungen des menschlichen Herzens nicht, und trauền uns vielleicht eine Stärke zu, die wir noch nicht ers rangen. Denn auch jene heiligen Stunden der höheren Tugendliebe gehen vorüber: wir kehren zurück zu unsern Sorgen und Zerstreuungen, werden aufs neue überrascht vom Bösen, und fühlen unsere Schwäche. Sie gänzlich zu besiegen, ist unser irdisches Loos nicht: aber freier zu werden von ihrem Einfluße, immer weniger zu fündigen, unsere Kraft zum Guten immer mehr zu stärken und die Herrschaft der

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