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Was soll ein Gefangener thun, wenn ihm ein verworfener Mensch das Lösegeld anbietet? . . . Ich werde es annehmen, aber als Darlehen, nicht als Wohlthat. (Ben. II, 21, 1.)

Es giebt wohl manches, was man annehmen muß, ohne zu Dank verpflichtet zu sein. (Ben. I, 15, 6.) Wenn wir uns für die Annahme entschieden haben, sollen wir mit Heiterkeit annehmen und unsere Freude zeigen. Denn eine gerechte Ursache zur Freudigkeit ist es, den Freund froh zu sehen, noch mehr, ihn froh gemacht zu haben. ... Wer eine Wohlthat mit heiterem Dank aufnimmt, leistet schon die erste Abzahlung. (Ben. II, 22, 1.)

In derselben Gesinnung ist man [zu Dank] verpflichtet, in welcher gegeben wurde; man muß nicht erwägen, wie groß, sondern wie großherzig die Gabe war1. (Ep. 81, 6.)

(Ep. 81, 9.)

Wir sagen: gratiam retulit, nicht: gratiam reddidit, nicht: solvit . . . Zuweilen verpflichtet uns mehr, wer Kleines großherzig gab, wer seiner Armut vergaß, indem er auf die meinige schaute . . .2 (Ben. I, 7, 1.)

Es kann aber niemand zugleich [auf dritte] neidisch und dankbar sein; denn beim Neide ist Klage und Verdruß, beim Danken Freude. (Ben. III, 3, 3.)

Die Weisheit lehrt Wohlthaten recht schuldig sein und recht zurückerstatten.

(Ep. 73, 9.)

Wer eine Wohlthat gerne als geschuldet anerkennt, erstattet sie [dadurch].

(Ben. I, 1, 3.)

Den Weisen erfreut nicht das Empfangene, sondern das Empfangenhaben, welches unvergänglich und beständig ist.

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1 Vgl. Anm. 1. S. 133.

(Ep. 81, 24.)

2 Luf. 21, 2; Mark. 12, 42: Wahrlich, ich sage euch, diese arme Witwe [welche 2 Scherflein gab] hat mehr eingeworfen als alle.

Ob eine Wohlthat uns [durch spätere feindseligkeit des Gebers] entriffen werden könne, hat man gefragt, und manche verneinen es; denn sie ist keine Sache, sondern eine Handlung. (Ben. VI, 2, 1.)

Durch nichts hat Furnius den Kaiser Augustus, von welchem er für seinen Vater Verzeihung erlangt hatte, . . . so sehr für sich gewonnen als durch den Ausspruch: „Diese einzige Unbill, o Cäsar, widerfuhr mir von dir: du bewirktest, daß ich als Undankbarer leben und sterben muß.“ (Ben. II, 25, 1.)

Den Dankbaren erfreut die [empfangene] Wohlthat immer, den Undankbaren einmal.

(Gratum hominem semper beneficium delectat, ingratum semel.) (Ben. III, 17, 3-)

Oft aber ist dankbar, wer nicht wiedererstattet, und undankbar, wer wiedererstattet hat. Auf die Gesinnung sieht meine Beurteilung. (Ben. IV, 10, 4.)

Als unsre Schuldner weist er die Götter uns an und bittet, daß sie statt seiner vergelten mögen. (Ben. IV, 11, 3.)

Sich mahnen lassen wollen und können ist die zweithöchste Tugend.

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(Ben. V, 25, 4.) Wohlthat, Dank und

Warum es drei Grazien [gratia Anmut] find, warum sie Schwestern, warum mit verschlungenen Händen, warum lächelnd, jugendlich ? ... Manche verstehen dies dahin: die eine sei die Spenderin der Huld, die andere die Empfängerin, die dritte die Wiedererstatterin. . . . Was bedeutet der mit verschlungenen Händen in sich zurückkehrende Reigenring? Das, daß der Kreislauf der Wohlthat, von Hand zu Hand gehend, immer wieder zum Geber zurückkehrt. . . . Jung sind sie, weil die Erinnerung der [empfangenen] Wohlthaten nie altern soll.

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(Ben. I, 3, 2-5.)

Man entgegnet: Von diesem Standpunkte aus wirst du auch behaupten, du seiest dem Arzte nichts schuldig als jenen

geringfügigen Lohn, noch auch dem Lehrer . . . und doch hält man diese Männer sehr wert und in Ehren." Darauf ist zu erwidern: Es giebt Dinge, die mehr wert sind, als man dafür bezahlt. Du kaufst vom Arzte etwas Unschätzbares: Leben und gute Gesundheit; vom Lehrmeister der höhern Studien edles Wissen und Geistesbildung: so wird diesen Männern nicht die Sache, sondern die Mühe bezahlt, daß sie uns ihre Dienste weihen, daß sie uns, die eigenen Angelegenheiten beiseite setzend, ihre Zeit schenken. (Ben. VI, 15, 1. 2.)

Was also ist's, weshalb wir ihnen so viel zu danken haben? Nicht weil das, was sie an uns verkauften, mehr wert ist als der Kaufpreis, den wir bezahlten, sondern weil sie etwas für uns selbst gethan haben. Jener Mann hat sich mehr Sorge [um mich] gemacht, als es der Arztberuf erforderte. für mich, nicht für den Ruf seiner Kunst hat sein Herz gezittert. Nicht zufrieden, die Heilmittel bezeichnet zu haben, hat er sie selber dargereicht. Unter den besorgten Meinigen saß er besorgt an meinem Lager; zur kritischen Zeit eilte er vorbeugend herbei; keine Hilfeleistung war ihm zu mühevoll, keine zu widrig. Meine Seufzer hörte er nicht ohne Bekümmernis. . . . Diesem bin ich nicht wie einem Arzte, sondern wie einem Freunde verpflichtet. (Ben. VI, 16, 4.)

Ein anderer hat bei meiner Erziehung Mühe und Verdruß auf sich genommen . . . und bald durch Ermahnungen den guten Keim geweckt, bald durch Lob den Mut gekräftigt, bald durch Vorhalt die Lässigkeit abgeschüttelt. Dann hat er mein verstecktes und schlafendes Talent sozusagen mit eigener Hand hervorgezogen. Seine Kenntnisse hat er mir nicht etwa, um länger unentbehrlich zu sein, karg zugemessen, sondern gerne hätte er mir, wenn möglich, alles herübergeleitet und eingegossen. Ein Undankbarer bin ich, wenn ich ihn nicht unter meinen Teuersten und Nächsten liebe. (Ben. VI, 16, 6. 7.)

Da dem so ist, bezahlt man dem Arzte, dem Lehrer zwar den Lohn für seine Mühewaltung, den für sein Herz bleibt man ihm schuldig. (Tam medico quam praeceptori pretium operae solvitur, animi debetur.) (Ben. VI, 17, 2.)

Vielfältig sind die Gattungen der Undankbaren.

Undankbar sind wir insgemein.

(Ben. III, 1, 3.)

(Ben. V, 17, 3.)

Laßt uns dankbar sein gegen die Götter, dankbar gegen die Menschen.

(Ben. V, 17, 7.) Das Gedenken macht dankbar; aufs Gedenken hält derjenige zu wenig, der aufs Erhoffen zu viel hält. (Ben. III, 4, 2.)

Darin muß man dem Epikur Beifall geben, welcher stets tadelt, daß wir gegen das Vergangene undankbar seien, weil wir das empfangene Gute nicht nachgenießen und nicht unter die Luftgefühle rechnen, da doch kein Luftgefühl sicherer ist als das nicht entreißbare. (Ben. III, 4, 1.)

Undankbare erzeugt vor allem die Selbstüberschätzung (nimius sui suspectus). . . . Daher kommt es, daß wir alles wohl verdient zu haben glauben und als geschuldete Zahlung entgegennehmen. (Ben. II, 26.)

Kein Haß ist so unheilbringend als der aus Scham über den eigenen Undank entspringende.

(Ep. 81, 32.)

Bei manchen muß man sich mehr in acht nehmen, ihnen eine Wohlthat als eine Beleidigung anzuthun 1. (Tutius est quosdam offendere quam demeruisse.)

(Ben. II, 24, 1.)

Manche hassen um so mehr, jemehr sie verpflichtet sind. Ein kleines Anlehen macht zum Schuldner, ein großes zum Feinde 2. (Ep. 19, 12.)

1 Tac., Ann. XV, 21: Plura saepe peccantur, dum demeremur, quam dum offendimus.

2 Shakespeare, Haml. I, 3:

Neither a borrower, nor a lender be:

For loan oft loses both itself and friend. (Weder ein Borger noch ein Leiher sei:

Denn Leih'n verliert oft beides, Geld und Freund.)

Dagegen: Matth. 5, 42: Schlage das Darlehen nicht ab.

Es ist eine Art der Ablehnung, wenn man sofort ein Gegengeschenk schickt und so das Geschenk durch ein Geschenk austilgt. (Ben. IV, 40, 4.)

Manche danken nur verstohlen, hinter der Thüre, ins Ohr: das ist nicht Zartgefühl, sondern eine Art des Verleugnens. (Ben. II, 23, 2.)

Diesen Undankbaren sind jene Überdankbaren ähnlich, welche ihren Wohlthätern irgend ein Mißgeschick anwünschen, damit sie ihre unauslöschliche Dankbarkeit beweisen können. Wie viel edler ist der Wunsch: Möge er in solchem Zustande sein, daß er stets Wohlthaten austeile, nie brauche . . . daß niemand ihm anders als im Herzen dankbar sein könne.

(Ben. VI, 25, 1; 29, 1.)

Laßt uns lernen, Wohlthaten ohne Unruhe schuldig zu sein. (Ben. VI, 41, I.)

Staatswesen und Staatsdienst.

Der Fürst bewies, daß nicht ihm der Staat, sondern er dem Staate gehöre.

(Probavit [rex] non republicam suam esse, sed se reipublicae.) (Clem. I, 19, 8.)

„Das ist Dienstbarkeit, nicht Herrschaft“, meinst du1.

(Clem. I, 8, 1.)

Es dünkt mich nämlich, Brutus habe, obschon er in anderer Hinsicht ein großer Mann war, darin gewaltig geirrt und nicht nach stoischen Grundsätzen gehandelt, daß er den Namen König

1 S. Bernard., Consider. 2, 6, 9: Das Oberamt ist keine Herrschaft, sondern eine Dienstpflichtigkeit gegen diejenigen, um derentwillen es verliehen ist.

friedrich II. von Preußen: Wenn der Fürst der erste General, der erste Minister 2c. des menschlichen Verbandes ist, so soll er dies nicht bloß vorstellen, sondern alle damit verknüpften Pflichten erfüllen. Er ist nur der erste Diener des Staates (Lichtstrahlen (3. Aufl. Leipzig 1867] S. 18). Noblesse oblige.

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