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VI.

Ahnende Ausblicke.

Gott und Vorsehung.

Laß uns unsern Geist zu dem hinlenken, was ewig ist. Wir wollen die . . . Urbilder der Dinge bewundern und die dort waltende Gottheit. . . . Denn alles dauert fort, nicht weil es [an sich] ewig ist, sondern weil es durch die Sorge des Weltenlenkers verteidigt wird.

(Ep. 58, 27. 28.)

Unsere Stoiker behaupten, es gebe zwei Ur-Voraussetzungen, aus denen alles entstehe: die Kraft und den Stoff. . . . Das Weltall besteht aus der Materie und Gott: Gott regiert das All, welches, ihn umflutend, ihm als Ordner und führer folgt. Machtvoller aber und prachtvoller ist das Wirkende, d. h. Gott, als der Gegenstand seines Wirkens, die Materie. Die Stelle, welche Gott im Weltall einnimmt, hat im Körper die Seele. (Ep. 65, 2. 23.)

Viel pflegen wir auf die gemeinsame Überzeugung aller Menschen zu geben, und als Beweis der Wahrheit gilt uns, daß etwas von allen geglaubt wird; wie wir das Dasein der Götter unter anderem daraus schließen, daß allen die Vorstellung von Göttern eingepflanzt ist, und daß es nirgends ein so weg

geworfenes Volk ohne alle Gesetze und Sitten giebt, das nicht an irgend welche Götter glaubt 1. (Ep. 117, 6.)

Was ist Gott? Die Seele des Alls. Was ist Gott? Das Ganze, was du siehst, wenngleich du es nicht ganz [in seiner Ganzheit] siehst. Dann erst wird Gottes Größe ihm zuerkannt, über welche hinaus nichts ausgedacht werden kann, wenn er allein alles ist und sein Werk nach außen und innen umfaßt. Was für ein Unterschied besteht also zwischen Gottes Wesenheit und der unsrigen? Der edlere Teil an uns ist der Geist, in Gott giebt es nichts als Geist. Er ist nur Vernunft, während der Irrtum die sterblichen Wesen so gewaltig fesselt, daß die Menschen das, was an Schönheit, Planmäßigkeit und Ordnung durch nichts übertroffen wird, für etwas Zufälliges . . . halten.

Und solch toller Wahn ist nicht nur in der großen Menge zu finden, er hat auch Leute ergriffen, welche sich für Philosophen ausgeben. Es giebt Leute, die zwar glauben, sie selbst besitzen einen Geist und zwar einen Geist, welcher vorausdenkt und im Eigenen und fremden Ordnung schafft; aber dieses Weltall, in welchem auch wir inbegriffen sind, entbehre jedes Planes und werde entweder von einem Ungefähr getragen oder von einer ihrer selbst unbewußten Naturkraft 2. (Nq. I, pr. 13. 15.)

1 Cicero (De nat. deor. 1, 17 und Tuscul. disputat. 1, 13) beruft sich fast mit den gleichen Worten auf die consensio omnium gentium für das Gottesbewußtsein. 2 Wenn auch in Senecas Schriften ein gewisses Schwanken zwischen theistischen und pantheistisch-monistischen Ausdrucksweisen nicht zu verkennen ist, so liegt der wesentliche Fortschritt darin, daß Gott als überweltliches, intelligentes, freipersönliches Prinzip geahnt ist, zu welchem der Menschengeist in moralischen Beziehungen steht. Den Ausdruck dii gebraucht Seneca in drei Bedeutungen: 1. = Gottheit (Deus) infolge einer der Stoa eigentümlichen Anbequemung an die herkömmliche mythologische Ausdrucksweise; 2. Naturkräfte (natura) und 3. Gestirne, als vorzüglichste Wesen der Welt, welchen die Stoiker die Spendung der Wohlthaten zuschreiben (Holzherr, Seneca I [Rastatt 1858], 33. 99).

Über den alt-stoischen Gottesbegriff spottet Seneca in Ludus de morte Claudii c. VIII: „Etwas vom stoischen Gott hat er (Claudius): es fehlt ihm Herz und Kopf."

Es wäre überflüssig zu zeigen . . ., daß ein umherirrender Stoff eine solche Ordnung nicht hervorbringe und daß das, was blindlings sich zusammengefunden, nicht so kunstvoll im Gleich gewicht schweben würde. (Prov. 1, 2.)

Die Urbilder aller Dinge hat Gott in sich; und die Zahl und das Maß aller zu schaffenden Dinge umfaßt er im Geiste; er ist erfüllt von jenen formen, welche Plato die unsterblichen, unwandelbaren und unerschöpflichen Ideen nennt 1. (Ep. 65, 7.)

Jene denken sich unter Jupiter, wie wir, denselben Lenker und Erhalter des Alls, den belebenden Geist der Welt, dieses Werkes Herrn und Urheber, welchem jeder Name zukommt. Willst du ihn Schicksal nennen; du hast nicht Unrecht. Er ist's, von dem alles abhängt, die Ursache der Ursachen. Willst du ihn Vorsehung heißen, so heißest du ihn richtig. Er ist's, durch dessen Rat für diese Welt vorgesorgt wird, auf daß sie sich ohne Störung entwickle und ihre Wirkungen bethätige. Willst du ihn Natur nennen, so fehlst du nicht. Er ist's, aus dem alles gezeugt ist, durch dessen Ødem wir leben. Willst du ihn Welt nennen, so ist's kein Mißgriff. Denn er ist das Ganze, was du hier siehst, verwebt in seine Teile und sich selbst tragend und das Seinige. (Nq. II, 45, 1—3.)

Jener Bildner des Weltalls, was er auch sein mag, sei er ein allmächtiger Gott oder eine unkörperliche Vernunft, die Schöpferin gewaltiger Werke, oder ein alles, das Größte wie das Kleinste durchströmender göttlicher Hauch, oder ein Schicksal und eine unwandelbare Reihe untereinander zusammenhängender Ursachen. (Ad. H. 8, 3.)

Wieviel die Gottheit vermöge; ob sie selbst den Weltstoff (materia) schaffe oder den gegebenen verwende; was zuerst war: ob die Idee (ratio) sich mit dem Stoff oder der Stoff mit der Idee verbunden habe. (Nq. I, prol. 16.)

* 1 Weish. 11, 21: Alles hast du, o Gott, nach Maß, Zahl und Gewicht ge= ordnet.

Du fragst, worin der Zweck Gottes [bei der Schöpfung] bestanden? In dem Guten.

Es ist ein Teil der Natur Gottes, gut zu sein.

"

(Ep. 65, 10.)

(Ep. 95, 36.)

Solches erweist mir die Natur", so entgegnet man. Aber siehst du nicht, daß du hiermit nur einen andern Namen für die Gottheit tauschest. Was ist denn die Natur anders als Gott und die göttliche Vernunft, verwoben ins All der Welt und ins Einzelne. Es ist also umsonst, o undankbarster der Sterblichen, wenn du sagst, du seiest nicht Gott, sondern der Natur Dank schuldig; denn weder ist die Natur ohne Gott, noch Gott ohne die Natur, sondern beide eins, nur in der Wirksamkeit verschieden. Wenn du sagen wolltest, du verdankest das, was du von Seneca empfangen hast, dem Unnäus oder dem Lucius, so würdest du nicht den Gläubiger, sondern den Namen ändern, weil er derselbe bleibt, ob du seinen Vornamen oder seinen Zunamen oder seinen Geschlechtsnamen aussprichst.

(Ben. IV, 7, 1; 8, 3.)

All ihre ungezählten und hohen Wohlthaten häuft die Gottheit auf uns, ohne Hoffnung auf Wiedererstattung, weil sie der Gabe nicht bedarf, und wir ihr nichts zu geben vermögen: also ist das Wohlthun an sich erstrebenswert. (Ben. IV, 9, 1.)

„Es ist mir kein Dank erstattet worden: was soll ich beginnen?" Was die Götter thun, jene besten Vorbilder aller Dinge, welche mit ihren Wohlthaten beginnen, ohne daß wir's erkennen, und fortfahren, ohne daß wir danken. Der eine wirft ihnen Vernachlässigung, der andere Parteilichkeit vor; ein dritter wirft sie selbst außerhalb seiner Welt hinaus. . . . Nichtsdestoweniger werden die Götter, wie liebevolle Eltern, die über ihrer Kindlein Groll lächeln, nicht aufhören, diejenigen mit Wohlthaten zu überhäufen, von welchen die Urheber der Wohlthaten angezweifelt werden. (Ben. VII, 31, 4.

4.)

Wieviel besser wäre es, sich zur Betrachtung so vielfacher und so großer Wohlthaten zu wenden und Dank zu sagen, daß

die Gottheit uns in diesem herrlichsten Wohnsitze die zweite Stelle zu teil werden ließ, daß sie uns zu Herren der Erde gemacht hat.... Bedenke, wie vieles uns unser Vater verliehen hat, wie wir weit stärkere Tiere unter's Joch gebracht haben... und endlich den Geist . der schneller ist als die Sterne, deren künftigen Bahnen er durch viele Jahrhunderte [in der Berech nung] vorauseilt. . . . Du mußt gestehen, daß du das Schoßkind der Natur warst. So ist's: am liebsten hatten und haben uns die unsterblichen Götter. Die höchste Ehre, die uns verliehen werden konnte, ward uns, indem sie uns die erste Stelle nach ihnen gaben. Großes empfingen wir, für Größeres

nicht empfänglich 1.

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(Magna accepimus, maiora non cepimus.) (Ben. II, 29, 3—6.)

Es darf uns aber nicht lässiger machen in den verdienstlichen Werken, daß es so viele Undankbare giebt, denn erstlich vermehren auch wir jene Schar, und sodann lassen sich die Götter durch die frevler von der überströmenden Güte nicht abschrecken. . Wie viele sind des Sonnenlichtes unwürdig, und doch geht ihnen der Tag auf. (Ben. I, 1, 9. 10.)

Auch den Frevlern geht die Sonne auf, und den Seeräubern stehen die Meere gleichfalls offen. Und dem Regen konnte kein Gesetz gegeben werden, daß er die Felder der Schlechten und Ruchlosen nicht begieße 2. (Ben. IV, 26, 1; 28, 3.)

"Gott giebt keine Wohlthaten."

Woher ist denn all das,

was du besitzest? Woher das Unzählige, was Auge, Ohr und Gemüt ergetzt?... Ja, wie Schoßkinder werden wir geliebt... so daß jeder Teil der Schöpfung uns einen Zoll entrichtet.

(Usque in delicias amamur.)

(Ben. IV, 5, 1; cf. Ep. 78, 7.)

* 1 Pf. 8, 6-9: Nur um weniges unter den Engeln hast du den Menschen erniedrigt und hast ihn gesetzt über die Werke deiner Hände.

*

2 Matth. 5, 45: Gott läßt die Sonne aufgehen über Gute und Böse und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte.

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