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und nach Zwischenräumen von langen Menschenaltern, denn das Große und Ungewöhnliche tritt nicht häufig hervor1.

(Const. 7, 1.)

Die ersten der Sterblichen und ihre nächsten Nachkommen folgten der Natur unverdorben und hatten sie als Führerin und Richtschnur. . . . Sie waren Menschen hohen Geistes und sozusagen frische Abkömmlinge der Götter. (Ep. 90, 4. 44.)

Die Erde selbst war fruchtbarer ohne Bearbeitung.

(Ep. 90, 40.)

Ich glaube nicht, daß diese Philosophie in jener Urzeit vorhanden war. Aus Unkenntnis der Dinge waren jene Menschen unschuldig. Aber es ist ein großer Unterschied, ob einer nicht sündigen will, oder die Sünde nicht kennt.

(Ep. 90, 35. 46.)

Über alle ist die Todesstrafe verhängt und zwar nach einem sehr gerechten Beschlusse 2.

(Nq. II, 59, 8.)

Pessimismus.

Keine bequeme Sache ist es, zu leben. (Non est delicata res vivere.)

„Dort hat das Lager gebettet der Gram und rächende Sorgen, Bleichende Krankheit auch wohnet dortselbst und das traurige Alter." (Virg. Aen. VI, 274; Ep. 107, 2.)

1 Cicero, Tusc. disp. 2, 22, 51: Ein vollendeter Gerechter ist noch nie auf Erden erschienen. Vgl. De off. 3, 17, 69.

Mit Recht sagt H. Schiller, Die Gesch. des röm. Kaiserreichs unter Nero (1872) S. 592 ff.: „Wenn ein moralisches System auf die menschliche Gesellschaft Einwirkung ausüben will, so darf es nicht bloß auf Heroen Rücksicht nehmen, sondern auf die gewöhnlichen Menschen". Durch diesen Verzicht auf praktischen Erfolg hat der Stoizismus sich selbst den Stab gebrochen, während das Christentum das Angesicht der moralischen Welt erneuert hat, indem es jedem zur Pflicht machte: Sei vollkommen.

*

2 Röm. 6, 23: Der Sünde Sold ist der Tod; vgl. Röm. 5, 12.

Wenn es daher das größte Glück ist, nicht geboren zu werden, so erachte ich es als das Zweitbeste, nach Überstehung eines kurzen Lebens in den vorigen Stand wieder eingesetzt zu werden 1. (Ad M. 22, 3.)

Willst du denen glauben, die tiefer in die Wahrheit blicken, so ist das ganze Leben eine Strafe. (Ad P. 9, 6.)

Wie lange noch dies Einerlei? Nun ja, ich werde erwachen und schlafen, hungern und mich sättigen, frieren und schwitzen. ... Den Tag verdrängt die Nacht, die Nacht den Tag, der Sommer endigt in dem Herbst, dem Herbste sitzt der Winter auf den Fersen, der wiederum vom Frühling besiegt wird. Alles geht vorüber, um wieder zu kehren; ich sehe nichts Neues; am Ende wird dies zum Überdruß 2. (Ep. 24, 26; cf. Tranq. 2, 15.)

Es ergreift uns zuweilen ein Haß des menschlichen Geschlechtes (odium generis humani), und unser Auge begegnet dem Haufen glückgekrönter Schandthaten, während wir bedenken, wie selten die Ehrlichkeit sei, wie verkannt die Unschuld. . . . Da versinkt der Geist in Nacht, und Finsternis bricht herein, als ob die Tugenden, die zu hoffen unmöglich und die zu besitzen unnötig ist, untergegangen wären. . . . Wir müssen lieber dem Demokritus als dem Heraklitus nachahmen. Denn dieser weinte, so oft er

1 Sophocl., Oedip. Colon. 1200:

Nie geboren zu sein ist der Wünsche größter;
Doch wenn du erschienen auf Erden:

It's weitaus das Zweitbeste,

Schleunigst zu kehren zurück, von wo du gekommen.

Diese Grundformel des Pessimismus findet sich bereits in den Lyrikern (Theogn. 425; Bacchyl. 160); vgl. A. Baumstark, Der Pessimismus in der griech. Lyrik (1898) S. 22. 31.

Eccl. 4, 3: Glücklicher schätze ich den, der nicht geboren ist und die Übel nicht sah, so unter der Sonne sich ereignen.

* 2 Eccl. 1, 5; 14: Die Sonne geht auf und geht unter und kehrt zurück zu ihrer Stelle. Nichts Neues giebt es unter der Sonne. . . . Alles ist Eitelkeit

und Geistesplage.

Vgl. Mark Aurel, Selbstbetrachtungen 9, 19; 10, 27.

auf die Straße ging, jener lachte. . . . Es ist jedoch besser, die Sitten des Haufens und die menschlichen Gebrechen mit Gelaffenheit aufzunehmen und weder in Lachen noch in Thränen auszubrechen1.

Als Ganzes ist das Leben beweinenswert.

(Tota flebilis vita est.)

(Tranq. 15, 1—5.)

Was ist der Mensch ? Ein herumgeschütteltes, von jedem Stoße zerbrechliches Gefäß . . Was ist der Mensch ? Ein schwächlicher, zerbrechlicher Körper, nackt, von Natur wehrlos, fremder Hilfe bedürftig, jeder Unbill des Schicksals preisgegeben ... Und doch welchen Aufruhr erregt dieses so verachtete Wesen ? Auf welch große Gedanken gerät es, seiner Natur vergessend ? Unsterbliches, Ewiges bewegt er in seinem Geiste und für Enkel und Urenkel verfügt er, während ihn inmitten dieser weittragenden Pläne der Tod überrascht; und was man Greisenalter nennt, ist gar weniger Jahre Kreislauf. (Ad. M. II. 1. 3-5.)

Es war die Klage unsrer Vorelten, es ist unsre Klage, es wird die Klage der Nachwelt sein, daß die Sitten verkehrt seien, daß Verdorbenheit herrsche, und daß die Menschheit sich verschlimmere und das Heilige in Verfall gerate. Allein dieses ist und wird immer dasselbe sein, nur von Zeit zu Zeit wird es bald dahin, bald dorthin neigen. Das eine Mal wird . . . die Züchtigkeit die Zügel zerreißen, das andre Mal wird die Wut der Gastereien herrschen; . das eine Mal übertriebene Putzsucht und Eitelkeit, wobei die Seele um so mehr verwahrlost wird, das andre Mal Mißbrauch der Freiheit. . . und wiederum ein ander Mal wird man . . . zu grausamen Maßregeln schreiten und zum Wahnsinn der Bürgerkriege, wo alles Heilige und Altehrwürdige entweiht wird; dann wieder einmal wird Trunksucht zu Ehren kommen.

1 „Es ist eine Ironie des Schicksals, meint Gercke, daß eben dies,odium generis humani' das einzige Verbrechen war, dessen man die Christen überführen fonnte (Tacit., Ann. 15, 44)." Jahrb. f. class. Phil. 22. Suppl. (1896), S. 316.

Immer werden wir dasselbe von uns zu sagen haben: wir seien voll Fehler und seien's gewesen und hinzufügen wir werden's sein.

leider muß ich (Ben. I, 10, 1-3.)

Wenn das, was Laster waren, Sitte wurde, bleibt kein Raum mehr für Heilung.

(Ep. 39, 6.)

Wohlan! Blicke hin auf die Sterblichen ringsum! Überall ist überreiche und unversiegende Quelle der Thränen. Den einen ruft arbeitschwere Dürftigkeit ans Tagwerk; den andern quält der nimmer rastende Ehrgeiz; ein dritter erschrickt vor dem vorher erwünschten Reichtum und seufzt unter der Erhörung seiner Wünsche; . . . Dieser jammert über seine Kinder, dieser über deren Verlust. Eher werden uns die Thränen ausgehen, als deren Anlässe. Siehst du nicht, was für ein Leben uns die Natur versprach, da sie wollte, daß das erste des Neugebornen das Weinen sei? 1 (Ad. P. [23] 4, 3.)

Selbst das, was wir festhalten, entweicht uns unter der Hand, und sogar die Stunde, auf der wir eben stehen, durchschneidet das Unglück.

(Ep. 101, 5.) Die Kette der einen ist von Gold und weit, die der andern kurz und rostig. Das ganze Leben ist Knechtschaft.

(Tranq. 10, 3. 4.)

1 Den Weltschmerz“ kennzeichnet Seneca besonders in dem Dialog De Tranquillitate animi: „Aus dem Widerwillen gegen die Fortschritte anderer und aus der Verzweiflung an seinen eigenen entspringt ein über sein Schicksal erbittertes, den Weltlauf (seculum) anklagendes, sich in den Winkel zurückziehendes, seine eigene Qual ausbrütendes Gemüt" (Tranq. 2, II). Vgl. Ep. 58, 32: „Es ist angenehm, möglichst lange mit sich selbst zusammen zu sein [d. i. lange zu leben], wenn man sich zu einem liebenswerten Gesellschafter herangebildet hat."

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Die pessimistischen Dissonanzen (S. 175 f.) sind nicht das finale; sie bilden bei Seneca nur einen künstlerischen Zwischensatz, aus welchem sich in harmonischer Auflösung um so wirkungsvoller das Leitmotiv entwickelt: „Sei stark und habe den Mut der Freude: in allem waltet die Gottheit!"

Betinger, Seneca.

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Unsterblichkeit und Weltende.

Daß wir eine Seele haben, wird jeder zugeben, jedoch, was die Seele sei, diese Lenkerin und Herrin, das wird dir keiner erklären, ebensowenig als wo sie sei. Der eine wird sagen, sie sei ein Geisteshauch; ein anderer: eine gewiffe Harmonie; ein dritter: eine Kraft und ein Teil Gottes; wieder ein anderer: eine äußerst dünne Luftart; ein anderer endlich: eine unkörperliche Kraft. Es wird nicht an solchen fehlen, die sie Blut oder aber Wärme nennen. (Nq. VII, 25, 2.)

Wenn die Atome und die Stäubchen, von denen du [Epikur] redest, dich planlos und zufällig zusammen gestoppelt haben, warum verehrst du dann deine Gottheit?

(Ben. IV, 19, 3.)

Es ist mir ein Trost und eine Freude, die Unsterblichkeit der Seele zu erwägen, ja wahrhaftig, sie zu glauben 1.

(Iuvabat de aeternitate animarum quaerere, immo mehercules credere.) (Ep. 102, 2.)

1 Allerdings stehen den im Text aufgeführten moralischen und metaphysischen Beweisgründen unsers Philosophen für eine persönliche Fortdauer nach dem Tode nicht wenige Stellen des Zweifels gegenüber:

So steht auch der Seele, die noch feiner ist als das Feuer, die Flucht aus dem Körper offen ... wenn sie denselben überlebt (Ep. 57, 8. 9; cf. Ep. 50, 6). Niemand ist Kind genug, sich vor dem Cerberus zu fürchten. Der Tod vernichtet uns entweder oder er befreit uns (Ep. 24, 18).

Die Seele wird entweder zu einem bessern Leben entlassen, um unter göttlichen Wesen heller und ruhiger zu weilen, oder sie wird ohne ein Ungemach ihrem Ursprung wieder zugeführt und kehrt ins All zurück.

(Ep. 71, 16; cf. Ep. 54, 5; 65, 24; 63, 16.)

Also Nirwana oder Elysium“ · das gleiche trügerische Dilemma, mit welchem sich auch Spätere über jene einzig wichtige Frage hinwegzutäuschen suchen, indem sie die ernste dritte Möglichkeit übersehen.

Bezüglich dieser schwankenden Aussprüche nimmt Holzherr (Der Philosoph Seneca [Progr., Tübing. 1859] S. 60 ff.) an, daß Seneca die Form des Zweifels nur zwecks eines argumentum ad hominem gewählt habe. Sicherlich ist dem genannten Gelehrten darin beizupflichten, daß seit Plato kein Philosoph der heid: nischen Welt eine solche Zuversicht auf die Unsterblichkeit ausgesprochen, und keiner in der ethischen folgerung aus der Unsterblichkeit als Trost in Leiden und als Aufmunterung zum Ausharren dem Christentum so nahe gekommen ist wie Seneca. Insbesondere stehen auch hierin Epiktet (vgl. Diss. III, 13, 14; 24, 93) und Mark Aurel (vgl. Selbstbetrachtungen IV, 21, 14; V, 13) weit zurück.

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