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Diesen Beweis seiner gotthaften Natur besitzt er: daß ihm das Göttliche eine Wonne ist, und daß er darin nicht wie ein Fremdling, sondern als in seinem Eigenen weilt. . . .

(Nq. I, pr. 12.)

Auf keine Weise kann ich dir mehr nützen, als wenn ich dir dein Gutes zeige, wenn ich dich von den sprachunfähigen Tieren absondere, dich neben die Gottheit stelle. (Ep. 124, 21.)

Wenn wir von der Unsterblichkeit der Seele handeln, so hat die Übereinstimmung der Menschen, welche die Unterirdischen [Abgeschiedenen] entweder fürchten oder verehren, kein geringes Gewicht bei uns 1. (Ep. 117, 6.)

Mehr Glauben und mehr Gewicht würde es freilich, meines Erachtens, bei dir haben, wenn jemand wieder [vom Tod] aufleben und dir aus eigener Erfahrung erzählen würde, daß am Tode nichts Schlimmes sei 2.

(Ep. 30, 9.)

„Eine Wanderung ist, was wir Tod nennen.“ (Sotion.)

(Ep. 108, 20.)

Der Tod unterbricht das Leben, er raubt es uns nicht. Kommen wird der Tag, der uns zurückführt ins Licht.

(Ep. 36, 10.)

1 Derselbe historische Beweisgrund findet sich S. 1551 für das Dasein Gottes. 2 „Erst dann konnte es jenem Glauben an die Unsterblichkeit gelingen, die Welt zu überwinden, wenn der [hier von Seneca unterstellte] Fall wirklich eintrat: daß jemand von den Toten wiederkäme und die gehoffte und geglaubte Unsterblichkeit zur Gewißheit erhob. Jener Gewißheit hat das Christentum seine Erfolge zu verdanken gehabt, und nichts spricht vielleicht so sehr gegen eine Berührung Senecas mit demselben, als der Umstand, daß er selbst von dieser Ge wißheit stets entfernt geblieben ist." (Ribbeck a. a. O. S. 92.)

Und doch klingt es wie ferner Osterglockenklang hindurch in obigem Ausruf unsers Philosophen! Die Kunde von dem jubelnden ,,Resurrexit, sicut dixit“, welche drei Jahrzehnte vor Abfassung dieser Epistel durchs ferne Judenland gezogen war, und welche den Grundstein des glückvollen Glaubens der jungen Christengemeinde zu Rom bildete (1 Kor. 15, 14), ist sicherlich auch in Senecas Amtspalast gedrungen. Und, wenn wir bedenken, wie ängstlich der in Neros bedrohlicher Nähe lebende Schriftsteller alle seine Anspielungen auf die Christen und ihre Lehre in verschleiernde Redewendungen zu hüllen suchte, so dürfen wir in obiger Stelle geradezu eine Aufforderung an Lucilius, den Empfänger des Briefes, erblicken, die Predigt vom Auferstandenen selbst zu prüfen.

Es ist schwer, die Seele zur Verachtung des Beseeltseins zu bringen.

(Difficile est animum perducere ad contemptionem animae.) (Ep. 4, 4.)

Nicht auf einem ihr fremden Wege strebt die Seele zum höchsten Ziele. Eine große Aufgabe wäre es, den Weg zum Himmel zu finden; für die Seele ist es nur der Rückweg. (Magnus erat labor ire ad coelum: redit.)

(Ep. 92, 30. 31.)

Ein beweglicher und ruhelofer Geist ward dem Menschen gegeben: nie bleibt er zusammengehalten, er dehnt sich allerwärts hin aus. . . . Nicht aus erdigem und schwerem Stoff der Materie ist er gebildet; aus jenem göttlichen Geiste ist er hernieder gestiegen.

(Ad H. 6, 7.)

Etwas Großes und Herrliches ist die Seele des Menschen: fie läßt sich keine Grenzen setzen als jene, die ihr selbst mit Gott gemeinsam find. fürs erste nimmt sie kein niedriges Vaterland ein: Ephesus oder Alexandrien. Ihr Vaterland ist der Raum, der das Höchste und der alles in seinem Umkreis umfaßt. Sodann läßt sie sich kein engbegrenztes Zeitalter geben: „Alle Jahre“, spricht sie, sind mein." Kein Jahrhundert ist großen Geistern verschlossen, keine Zeit ist den Gedanken verschlossen. Wenn jener Tag gekommen ist, welcher diese Mischung von Göttlichem und Menschlichem trennt, werde ich den Körper hier, wo ich ihn fand, zurücklassen und mich selbst den Göttern zurückgeben. Und auch jetzt bin ich nicht ohne sie, aber ich werde in einem lästigen und erdhaften Kerker zurückgehalten. Für jenes bessere und längere Leben ist es (dieses Verweilen in der sterblichen Daseinszeit) Vorspiel.

(Illi meliori vitae longiorique praeluditur.)

So reifen wir während des von der Kindheit zum Greisenalter dauernden Zeitraumes heran zu einer zweiten Geburt. Eine andere Entstehung, ein anderer Zustand der Dinge erwartet uns. Noch können wir den Himmel nicht anders als aus der Ferne ertragen. Deshalb schaue unverzagt auf jene ent

scheidende Stunde hin: sie ist nicht für die Seele die letzte, sondern für den Körper. Alles, was um dich her liegt, betrachte wie die felleisen in der Herberge, du mußt vorüber gehen 1.

(Quidquid circa te iacet rerum, tamquam hospitalis loci sarcinas specta transeundum est.)

Durchsuchen wird die Natur den Zurückkehrenden wie den Eintretenden. Du darfst nicht mehr mit herausnehmen, als du hereingebracht. Jener Tag, den du als letzten fürchtest, ist der Geburtstag der Ewigkeit.

(Dies iste, quem tamquam extremum reformidas, aeterni natalis est.)

Aus diesem [Körper] schwinge dich jetzt schon, soviel du kannst, empor, und der Sinnenlust, insoweit sie nicht mit Notwendigem zusammenhängt, entfremdet, trachte schon hier Höherem und Erhabenerem nach. Einst werden dir die Geheimnisse der Natur enthüllt. jene finsternisse zerstreut werden und helles Licht allerwärts durchbrechen. Dann wirst du sagen, du habest in Finsternis gelebt, wenn du das ganze Licht und zwar mit deinem ganzen Wesen erschauest, welches du jetzt nur durch die gar engen Wege der Augen dunkel erblicktest und dennoch aus der Ferne schon bewundertest. Wie wird dir jenes göttliche Licht erscheinen, wenn du es an seinem eigenen Orte schaust. Dieser Gedanke läßt nichts Schmutziges, nichts Niedriges, nichts Hartherziges in der Seele Wurzel fassen. Er sagt uns, daß die Götter Zeugen von allem sind; er heißt uns ihren Beifall suchen, uns ihretwegen auf die Zukunft vorbereiten und die Ewigkeit vor Augen haben.

(Ep. 102, 22-29.)

Dieser Leib ist des Geistes Last und Strafe: er drückt schwer auf ihn und hält ihn in Banden, wenn nicht die Philosophie hinzutritt und ihn aufatmen läßt bei Betrachtung des Weltalls und ihn vom Irdischen zum Himmlischen freigiebt. Dies ist seine Freiheit, dies sein Erholungsflug: bisweilen entzieht er sich seiner Haft und erquickt sich durch Himmlisches. Der Weise

1 2 Kor. 5, 6: Wir sind auf der Wanderschaft.

2 Val. S. 21, Anm. I.

und der Jünger der Weisheit ist zwar an seinen Körper gebunden, aber mit seinem besten Teil ist er fern und richtet sein Denken auf das Höhere. Er erachtet diese Lebenszeit für eine gleichsam durch einen Fahneneid übernommene Kriegsdienstleistung. Er läßt sich dieses Sterbliche gefallen, obwohl er weiß, daß viel Besseres seiner harret. Du willst mir die Betrachtung der Natur untersagen und mich, vom Ganzen abziehend, auf einen Teil beschränken? . . . Nein, ich bin größer und zu Größerem geboren, als daß ich ein Sklave meines Körpers sein könnte. (Ep. 65, 16-21.) Dieser armselige Körper, der Kerker und die Fessel des Geistes, wird dahin und dorthin geworfen; an ihm üben sich Folterqualen, an ihm Raubthaten, an ihm Krankheiten. Die Seele, den Göttern verwandt“, ist unverletzlich und ewig, mand Hand anlegen.

Die Vernunft ist nichts anderes als ein in Körper gesenkter Teil des göttlichen Geistes.

an sie kann nie

(Ad H. 11, 7.) den menschlichen (Ep. 66, 12.)

Nur die äußere form deines [verstorbenen] Sohnes und eine nicht eben sehr ähnliche Abbildung ist dahin: er selbst ist ewig und jetzt in einem besseren Zustande, entladen von fremder Bürde und ganz sich selbst überlassen. Diese uns umgebenden Gebeine . . . die darüber gezogene Haut . worin wir gehüllt sind, sind Fesseln und Verdunkelungen für den Geist. Die Seele wird damit verschüttet, verfinstert, angesteckt, abgehalten vom Wahren und ihr Eigentümlichen und in Irrtümer gestürzt. Das ist ihr ganzer Kampf mit diesem sie beschwerenden Fleische: daß sie nicht irre geführt werde und untersinke. Sie strebt dahin, von wo sie entlassen ist; dort wartet ihrer ewige Ruhe, indem sie nach dem Verworrenen und Grobstofflichen das Reine und Klare anschaut. (Ad M. 24, 5.)

Es irrt, der gesagt hat [Virgil., Aen. V, 344]: Dann auch die Tugend, die mehr anspricht bei reizendem Körper. Die Seele wird durch die Mißgestalt des Körpers nicht entstellt, sondern durch der Seele Schönheit wird der Körper verschönt.

(Ep. 66, 4.)

Er besaß eine vollkommene Seele, zur Höhe seiner Vollendung gelangt, über welche nur noch der Geist Gottes sich erhebt, von welchem ein Teil in diese menschliche Brust entströmte, in diese Brust, die niemals göttlicher ist, als wenn sie ihrer Sterblichkeit gedenkt und weiß, daß der Mensch dazu geboren ist, das Leben auszuverwalten, und daß dieser Körper kein Wohnhaus, sondern eine Herberge sei1.

(Ep. 120, 14.)

In der Hoffnung gehe ich mutiger aus dem Leben, weil ich glaube, daß mir der Weg zu meinen Göttern offen stehe. Ich verdiente es, zugelassen zu werden, und weilte schon unter ihnen und habe meinen Geist dorthin gesandt, wie sie mir den ihrigen sandten. (Ep. 93, 10.)

Darum brauchst du nicht nach dem Grabe deines Sohnes zu laufen; das Schlechteste und ihm selbst Lästigste liegt dort: Ge beine und Asche, was ebensowenig Teile von ihm sind als Kleider und andere Körperhüllen. Unversehrt und nichts von sich auf Erden lassend, ist er entflohen, vollständig von hinnen geschieden und, nachdem er eine kurze Frist über uns geweilt haben wird, bis er geläutert ist und die ihm anhangenden Gebrechen und allen Wust des sterblichen Lebens abgestreift hat, so wandelt er dann, zu höheren Gefilden erhoben, unter seligen Geistern 2.

*

1 2 Kor. 5, 1: Wenn unser irdisches Gezelte zerbrochen ist.

(Ad. M. 25, 1.)

2 Der Gedanke einer Läuterung der Guten und einer Strafe der Schlechten findet sich schon bei Plato, Phaed. p. 113: „Und die Gestorbenen nun, deren Lebenswandel mittelgut erfunden wird, reisen an den Acheron . und in den See. Von dort werden sie, indem sie sich reinigen und für ihre Vergehungen die Strafe bezahlen, erlöst. . . . Die aber, deren Zustand wegen der Größe ihrer Sünden unheilbar erfunden wird, . . . diese weist das ihnen gebührende Geschick in den Tartarus, von wo sie niemals mehr herauskommen."

Psychologisch viel tiefer erfaßt die hl. Katharina von Genua (Dialog. de purgatorio) die Lehre vom Purgatorium: „Indem die Seele bei ihrem Abscheiden

in ihrer Befleckung ein Hindernis erkennt, Gott zu schauen, welches nur durch das Fegfeuer hinweggenommen werden kann, stürzt sie sich freiwillig in dasselbe. Und wenn es kein Fegfeuer gäbe zur Tilgung dieser Flecken, so würde sie größere Qualen als die Qualen des Fegfeuers darum empfinden.“

Vgl. auch die eigenartigen Ideen über die fortentwicklung der Seele im Jenseits bei Roscher, Geistliche Gedanken eines Nationalökonomen. 2. Aufl., 1896.

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