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tritt die Neigung zu neuen Redewendungen, zu glänzenden Antithesen und kühnen Hyperbeln oft stark hervor und hat manchmal freilich zu Unrecht — Verdacht auch gegen Ernstgemeintes erweckt 1.

Dem Zweck des vorliegenden Anhanges dürfte eine kurze Übersicht der Werke Senecas nach der Zeit ihrer Abfassung am besten entsprechen, wobei wir hinsichtlich der philosophischen Schriften den Ausführungen Gerckes 2 folgen.

I. In die Regierungszeit Caligulas (16. März 37 bis 24. Januar 41 n. Chr.) fallen außer Reden:

Der Trostbrief Ad Marciam beim Tode ihres Sohnes (40/41),
Die ersten Bücher De ira (41), herausgegeben 44.

Die untergegangenen Schriften De motu terrarum, De situ Indiae, De situ et sacris Aegypti u. a. m. dürften aus jüngern Jahren Senecas, geboren im Jahre 4 vor Chriftus, stammen.

II. Während der Regierung des Claudius (24. Januar 41 bis 13. Oktober 54), und zwar in der Verbannung auf Korsika (von 41 bis 49), schrieb Seneca :

Den Trostbrief an seine Mutter Ad Helviam (42),

den Trostbrief Ad Polybium beim Tode des Bruders 43/44 und das Buch III De ira, welches er dann (44) mit Buch I und II herausgab; ferner

De brevitate vitae (49) sowie

Epigramme.

3

[Unter Claudius: Erste Ankunft des hl. Petrus in Rom 3.]

1 In sprachlicher Hinsicht fand Seneca nicht ungeteilten Beifall; vgl. Quintil., Instit. orat. 10, 1. 125 sq. Vgl. oben S. 107, Anm. 3.

2 Jahrb. f. class. Philol. 1896. Suppl. 22, S. 283. Im wesentlichen übereinstimmend die röm. Literaturgesch. von Schanz und von Teuffel Schwabe a. a. M.

3 Mit Rücksicht auf die unten zu erörternde Frage der christlichen Spuren in Senecas Schriften fügen wir einige Zeitangaben aus der Kirchengeschichte hier bei. Wir folgen insbesondere dem Herderschen Kirchenlerikon (1880–1898) und Schanz (Apologie II, 523), mit welchen Schäfer (Einleit. in das Neue Testam. 1898) bezüglich der synoptischen Evangelien übereinstimmt, während andere (neuerdings auch Belser, Tübing. Quartalschrift 1898, Heft 2) das Matthäus-Evangelium in die Jahre 41/42 verlegen, und für das Lukas-Evangelium von einigen als Ent: stehungszeit 53/58 angenommen wird. Von akatholischer Seite will man bekanntlich

III. Unter der Regierung Neros (feit Oktober 54), und zwar zunächst während Senecas Machtstellung, entstanden:

Das satirische Ludus de morte Claudii ', ¿ñozoλozúvtwais, (54), [53/58: Briefe des hl. Paulus: Thess., Gal., Kor., Röm.] De constantia (55/56),

De clementia (55/56),

De vita beata (58/59).

De beneficiis Buch I bis VI (60—62).

[61/63: Erste Gefangenschaft des hl. Paulus in Rom; Briefe: Ephes., Kol., Philemon, Philipper, Hebr.]

[61/65: Matthäus Evangelium; 63/64 Briefe des hl. Petrus.] De tranquillitate animi (62/63 ?).

IV. Nach Senecas Entfernung von Neros Hofe (Herbst 62) find geschrieben:

Die 7 Bücher Naturales quaestiones (62/63),

De otio sapientis (63?),

das 7. Buch De beneficiis (63/64 ?),

[Juli 64: Brand Roms und Christenverfolgung.] De providentia (63/64),

Epistolae morales ad Lucilium2 (63/64).

April 65: Tod Senecas auf Neros Befehl.

[65/67: Zweite Gefangenschaft des hl. Paulus; Briefe an Timotheus und Titus; 67: Martyrertod der hll. Petrus und Paulus; 65/68: Markus- und Lukas - Evangelium und Apostelgeschichte.]

V. Die Entstehungszeit der Tragödien Senecas ist unbestimmt. Sie wird zum Teil unmittelbar vor, zum Teil nach

den Ursprung oder doch den jetzigen Tert des neutestamentlichen Kanons zum Teil bedeutend später gesetzt wissen; vgl. Harnack, Chronologie (1897).

1 Vgl. A. Baumstark, Beiträge zur Erl. d. Ludus in Philologus, Zeitschr. f. klass. Altertum XVIII, 543.

2 Der Empfänger dieser Briefe, Lucilius, damals Prokurator von Sicilien, ist wohl identisch mit dem Verfasser der literarisch wertvollen Beschreibung,,Aetna" (in 646 Hexametern).

3 In vorstehender Blütenlese sind sie, entsprechend dem Zwecke und Titel unseres Büchleins, unberücksichtigt geblieben; dagegen haben in den Noten einige Stellen Platz gefunden, welche Kunz (Sentenzen in Senecas Tragödien [WienerNeustadt, Gymn.-Progr. 1897]) entnommen sind.

Senecas Verbannung gesetzt. Wir besitzen deren neun: Hercules (furens), Troades (oder Hecuba), Phoenissae (oder Thebais), Medea, Phaedra (oder Hippolytus), Oedipus, Agamemnon, Thyestes und Hercules (Oetaeus).

VI. Endlich finden sich fragmente verlorener Werke, insbesondere bei Kirchenschriftstellern (Lactantius, Augustinus, Hieronymus, sowie bei Tertullianus). Dahin gehören seine philosophischen Abhandlungen: Exhortationes; De officiis; De immatura morte, De superstitione, De matrimonio 1.

VII. Wenn auch großenteils auf Seneca zurückzuführen, ent halten die Monita sowie der Liber de moribus vielfache Zusätze. Mit dem angeblichen Briefwechsel Senecas mit dem Apostel Paulus werden wir uns in Anhang II zu beschäftigen haben.

Wir schließen unsern Lebensabriß mit einer Übertragung des,,Epitaphium Senecae“2, welches, wenn auch von zweifelhafter Echtheit, doch in Schreibweise und Gedankengang durchaus Senecas Gepräge trägt:

Senecas Grabschrift.

Sorge und Arbeit und Lohn und Amtswürd' und Ehrenbezeugung,
Fahret dahin nun und quält fortan ein anderes Herz!
fern von euch allen entbietet zu ihr mich jetzo die Gottheit:
Hab' ja das Erdwerk vollbracht; Erdenherberge lebwohl!
Nimm und verschließe habgierig, o Erde, den Körper, im Grabmal:
Geb' ich dem Himmel die Seel', dir geb' den Leib ich zurück.

1 Abgedruckt nebst den fragmenten der zu I. erwähnten untergegangenen naturgeschichtlichen Schriften in Haafes Ausgabe Bd. III, S. 419–445. 2 Bei Haase Bd. III, S. 482. Der Schlußpentameter lautet:

Namque animam coelo reddimus, ossa tibi.

II.

Seneca und das Christentum.

Seneca, saepe noster (Seneca, oft der unsrige). (Tert., De anima c. 20.)

Wer Senecas philosophische Schriften erstmals unbefangen. durchblättert, wer sich an seinen herrlichen Aussprüchen über Seelenfrieden und Weltflucht, über Menschenliebe und Gottesverehrung, über Lebensziel und Unsterblichkeit erbaut, wer sich die zahlreichen biblischen Anklänge, welche in unserer Blütenlese beigefügt sind, vergegenwärtigt, dem wird mehr als einmal der Ausruf auf die Lippen treten: „Ja, war denn Seneca Christ? Hat er wirklich aus den heiligen Schriften geschöpft?" - In der That scheint mancher Sinnspruch unseres Philosophen nicht nur seinem Gedankeninhalt nach, sondern selbst durch den sprachlichen Ausdruck und das gebrauchte Gleichnis geradezu auf bestimmte Bibelstellen hinzudeuten.

Und wäre denn eine persönliche oder mindestens eine litterarische Beziehung Senecas zur christlichen Offenbarungslehre gar so undenkbar? Ein Blick auf das Rom zur Blütezeit unseres Denkers und Staatsmannes, um die Mitte des ersten Jahrhunderts n. Chr., auf die dortige junge Christengemeinde und die Wirksamkeit der Apostel Petrus und Paulus wird uns zeigen, wie nahe die frohe Botschaft des Evangeliums zum Amtspalaste Senecas herangekommen war. Vor allem sehen wir im Leben des hl. Paulus manche Berührungspunkte: er predigte während feiner ersten Anwesenheit in Rom zwei Jahre ungehindert in einem gemieteten Hause (Apg. 28, 30. 31) und bekehrte sogar einige, die zu den Dienern (Hausbeamten) des kaiserlichen Hauses

gehörten (Phil. 4, 22). Mit seiner Haft war der Präfekt des Prätoriums beauftragt (Apg. 28, 16; Phil. 1, 13), Burrhus, der Amtsgenosse und Freund Senecas; auch von dem Auftreten und der Freilassung des hl. Paulus in Griechenland (Upg. 18, 10 ff.) konnte unser Philosoph Kunde erhalten haben, da der dort erwähnte Prokonsul von Achaia, Gallio, sein Bruder war, mit welchem ihn innige Freundschaft verband (vgl. S. 191, Anm. 2).

Wir wissen, daß Seneca alle Erscheinungen auf dem Gebiete der Philosophie mit Eifer verfolgte, daß er z. B. noch als Sechziger die Vorträge des Philosophen Metronar in Neapel besuchte (Ep. 76, 4), und daß er über die Bräuche der Juden unterrichtet war (Ep. 95, 47; Fr. 42; S. 200). Wie sollte ihm da jener wunderbare geistige Luftzug entgangen sein, welcher von Kalvariens Höhe aus die müde Welt zu neuem Leben zu erwecken begann!

Und doch wird die oben gestellte Frage von der überwiegenden Mehrzahl der neuern Forscher verneint; nur wenige Gelehrte verteidigen einen (mindestens litterarischen) Einfluß des Christentums auf Seneca, während sich sogar eine Stimme im umgekehrten Sinne erhoben hat1.

Indem wir uns vorbehalten, am Schlusse einige Gesichtspunkte hervorzuheben, welche unseres Erachtens nicht immer genügend beachtet worden sind, geben wir zunächst einen Überblick der vorgenannten drei Gruppen aus der Seneca-Literatur :

I. Seneca und Urchristentum unabhängig voneinander ;
II. Seneca, durch das Urchristentum beeinflußt;
III. Das Urchristentum durch Seneca beeinflußt.

Als erste Gruppe sind folgende Schriftsteller zu nennen, welche Senecas Unabhängigkeit vom Christentum behaupten:

Chr. von Baur (Seneca und Paulus. Das Verhältnis des Stoicismus zum Christentum nach den Schriften Senecas. (In Hilgenfelds Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie [Jena 1858] S. 161 ff. 441 ff.). Dieser Schriftsteller betont, wie wir oben (S. 71, Anm. 2) sahen, die grundsätzlichen Verschiedenheiten,

1 Über die sprichwörtliche Uneinigkeit der Gelehrten meint Seneca in Lud. II, 3: Eher noch werden [in Rom] die Philosophen übereinstimmen als die Uhren (horologia)."

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