ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Die Spiegel sind erfunden worden, damit der Mensch sich selbst kennen lerne. . . . Wer schön ist, vermeide Seelenmakel; wer mißgestaltet ist, soll durch Tugenden erkaufen, was ihm am Körper fehlt; wer jung ist, laffe sich durch die Blüte seines Lebensalters mahnen, daß dies die Zeit sei zu lernen und Mutiges zu wagen; wer alt, daß er ablege, was die grauen Haare verunziert, und in etwa des Todes gedenke! (Nq. I, 17, 4.)

Ich erkenne es, wie ich mich nicht sowohl bessere, sondern umgestalte. Doch das hoffe und versprich nicht, daß nichts in mir zurückblieb, was der Änderung bedürfte. . . . Und das gerade ist das Zeichen eines zum Beffern hinübergeleiteten Sinnes, daß er die fehler, die er bisher nicht kannte, einsieht 1. (Ep. 6, 1.)

Es drängt das Greisenalter und hält mir die Jahre vor, welche unter eitlen Bestrebungen verbraucht worden sind: desto eifriger darum ans Werk, auf daß der Verlust eines verkehrt angewandten Lebens durch Anstrengung ersetzt werde; die Nacht verlängere den Tag; die Alltagsgeschäfte seien beschnitten; frei gehöre fortan die Seele ganz sich selber und der Betrachtung ihrer selbst widme sie sich mindestens am Rande des Grabes!... Am getreuesten ist der Übergang von der Reue zur Tugend. (Nq. III, pr., 2. 3.)

Diese Schule läßt Leute jeden Alters zu 2.

(Ep. 76, 2.)

Lang ist der Weg durch Vorschriften; kurz und wirksam jener durch Beispiele.

*

(Longum iter est per praecepta, breve et efficax per exempla.)

(Ep. 6, 5.)

Die Menschen glauben den Augen mehr als den Ohren. (Homines amplius oculis quam auribus credunt.)

(Ep. 6, 5.)

1 Phil. 3, 10: Mich umgestaltend (ovμpopyoúpevos) in Christi Cod.

2 Seneca, Agamemn. trag. 242 sq.:

sera (zu spät) numquam est ad bonos mores via. Quem paenitet peccasse, paene est innocens.

Beginger, Seneca.

Laßt uns diejenigen [zu Lehrern] wählen, die durch ihr Leben lehren! (Ep. 52, 8.)

„Glaube mir, erhabener wird deine Lehre im Strohbette und Bettlerrocke erscheinen; denn dann wird sie nicht nur gelehrt, sondern bewährt sein!" ... Nicht Lehrer, sondern Zeuge der Wahrheit ist er.

(Magnificentior, mihi crede, sermo tuus in grabato videbitur Non praeceptor veri, sed testis est.)

et in panno.

(Ep. 20, 9.) Viel wirst du ihr [deiner Tochter] geben, wenn du ihr nichts giebst als dein Beispiel'. (Ad H. 18, 8.)

Als dem Sokrates seine Schüler, je nach Vermögen, mancherlei Gaben darbrachten, sagte Äschines, ein unbemittelter Schüler: „Nichts kann ich finden, würdig, dir gegeben zu werden, und um deswillen empfinde ich meine Armut sehr. Darum schenke ich dir das einzige, was ich habe: mich selber. Mit dieser Gabe, so gering fie sei, nimm, ich bitte dich, vorlieb und bedenke, daß die andern, da sie dir viel gaben, doch mehr für sich behielten.“ Darauf Sokrates: „Nun, so will ich Sorge tragen, dich dir selbst besser zurückzugeben, als ich dich empfing." (Ben. I, 8, 1. 2.)

„Wir müssen uns irgend einen tugendhaften Mann aussuchen und ihn immer vor Augen haben, damit wir leben, als schaue er uns zu, und immer so handeln, als ob er es sehe." Dies, mein Lucilius, schreibt Epikur vor; er giebt uns einen Hüter, einen Sittenwächter, und mit Recht. Ein großer Teil der Sünden fällt weg, wenn auf der Schwelle zur Sünde ein Zeuge steht. Dein Herz muß jemand in sich tragen, den es mit Scheu verehre, durch dessen Beispiel es auch sein Innerstes heilige.... Ohne Richtschnur wirst du das Verkehrte nicht gerade machen. (Ep. 11, 8-10.)

Viel haben, die vor uns waren, gewirkt und noch nicht zu Ende gewirkt. . . . Warum sollte ich nicht die Bilder großer

1 Hor., Carm. III, 24, 21 sq.: Dos est magna parentium

Virtus.

Männer zur Aneiferung meines Geistes betrachten und ihren Geburtstag feiern ? (Ep. 64, 9.)

Die beiden Cato, Laelius den Weisen, Sokrates und Plato, Zeno und Kleanthes . verehre ich hoch und erhebe mich stets [vom Size] bei Nennung so erlauchter Namen. (Ep. 64, 10.)

Zieh an (indue) den Geist eines großen Mannes und von den Meinungen der Menge sondre dich ab!1

(Ep. 67, 12.)

Das ist jener edle Mann, nicht durch Priesterdiadem, noch durch Purpur oder Lictorenprunk ausgezeichnet, aber darum nicht minder groß; der, wenn er dem Tod ins Angesicht schaut, nicht bestürzt wird (als ob er etwas Neues sähe); der, wenn er auch am ganzen Körper zermartert wird. . . oder seine Arme am Kreuzesgalgen ausbreiten muß, nicht fragt, was, sondern wie gut er dulde. (Fragm. 124 apud Lact., Instit. II, 17. 28.)

„Was immer mir begegnet, sprach er, es ist meine Aufgabe"... Wie ein Licht in der Finsternis leuchtete er auf und zog aller Herzen an sich, da er friedvoll war und sanftmütig 2. (Ep. 120, 13.)

Wäre es uns vergönnt, einen Blick in die Seele eines tugendhaften Mannes zu thun, o welch schöne, ehrwürdige, in stiller Hoheit strahlende Erscheinung würden wir erschauen, indem hier die Gerechtigkeit, dort die Tapferkeit, hier wieder die mäßigung und Klugheit leuchten. Außerdem würden auch die mäßigkeit, die Enthaltsamkeit, die Geduld, die Freigebigkeit, die Milde und wer sollte es glauben? bei den Menschen ein seltenes Gut! die Menschlichkeit über jene ihren Glanz er gießen. .. Jeder würde jene Seele liebenswert und zugleich

1 Röm. 13, 14: Ziehet an den Herrn Jesus Christus!

2 Joh. 4, 34: Meine Speise ist, daß ich den Willen dessen thue, der mich gesandt hat, und sein Werk vollbringe. · Matth. 11, 29: Lernet von mir; denn ich bin demütig und sanftmütig von Herzen! — Ps. 36, 11: Die Friedfertigen werden die Erde besitzen (erben).

verehrungswürdig nennen. Wenn jemand diese Erscheinung schauen würde, erhabener und glanzvoller, als was das Auge in dieser Menschenwelt zu erblicken gewohnt ist: würde er da nicht, wie bei der Begegnung einer Gottheit, von staunender Bewunderung ergriffen, stille stehn und in wortlosem Gebete flehen, daß ihm dieser Anblick nicht als Sünde gelten möge ? Und dann durch die einladende Güte jenes Antlitzes hingezogen, wird er nicht anbetend niederfinken und in langer Betrachtung . . . voll Ehrfurcht und Staunen in die Worte unsers Virgilius ausbrechen: „Sei heilbringend und lindre uns, wer du auch seiest, die Mühsal!" (Aen. 1, 329.)

Und sie wird uns beistehen und aufrichten, wenn wir sie nur verehren wollen. Verehrt aber wird sie nicht durch Tieropfer . . . sondern durch fromme und rechte Gesinnung '.

(Ep. 115, 3-5.)

Kampf und Rüstzeug.

Leben, mein Lucilius, heißt Krieger sein 2.

(Vivere militare est.)

(Ep. 96, 5.)

Auch wir haben einen Kriegsdienst zu bestehen, und zwar einen Kriegsdienst, wo nie Ruhe und Raft bewilligt wird. Vor allem haben wir die Lüfte zu bekämpfen.

(Ep. 51, 6.)

Durch einen Fahneneid bist du gebunden [gut zu sein).

Sich selbst beherrschen ist die größte Herrschaft.
(Imperare sibi maximum imperium est.)

(Ep. 37, 1.)

(Ep. 113, 30)

1 Sollte man nicht meinen, Seneca habe hier und in den vorigen Stellen das in dem menschgewordenen Gottessohne auf Erden erschienene Idealbild vor Augen gehabt? Die vier stoischen Kardinaltugenden (Einsicht, Gerechtigkeit, Selbstbeherrschung, Mannhaftigkeit): Mark Aurel, Selbstbetrachtungen 3, 16; 5, 10 * 2 Job 7, 1: Ein Kriegsdienst (militia) ist des Menschen Leben auf Erden.· 1 Tim. 1, 18: Den guten Kampf kämpfen. 2 Tim. 2, 3: Streiter Chrifti.

Kämpfe mit dir! Wenn du den Zorn nicht besiegen kannst, so beginnt er, dich zu besiegen. . . . Bei Sokrates war es das Zeichen des Zornes, wenn er seine Stimme mäßigte und wortkarg wurde; daraus erhellte, daß er sich entgegentrat.

Der größte Sieg ist: die Laster unterjochen.
(Qua maior nulla victoria est: vitia domuisse.)

(Ira III, 13, 1.)

(Nq. III, pr. 10.)

Zur Vollkommenheit führt unablässige Wachsamkeit (vigilia) und Anstrengung 1.

(Ep. 69, 5.)

Die Fehler werden aufhören, wenn sie sich gewöhnt haben Pausen zu machen. (Ep. 29, 8.)

Es ist zwar schwer, die Naturanlage zu ändern, und die bei der Geburt vorhandene Mischung der Elemente umzukehren ist nimmermehr möglich; aber . . . [nun folgen diätetische und psychische Mittel zur Bekämpfung der Temperamentsfehler: Entziehung des Weines, Beschränkung der Speisen, Körperübungen, Erheiterung 2c.]

(Ira II, 20, 2 sq.)

Die aristotelisch-stoische Auffassung der vier Temperamente. (Ira II, 19.)

Daher wollen wir den Begierden beim Eintritte widerstehen, weil sie leichter gar nicht aufgenommen werden als wieder gehen... Jenes „Bis zu einem gewissen Grade" wird weit ausgedehnt und erreicht sein Ende nicht da, wo du willst 2.

(Ep. 116, 3. 4.)

Weder dem Weine, noch der Schönheit, noch der Schmeichelei, noch irgend einer reizenden Verlockung wollen wir unsere schwache Seele überlassen. Soweit wir können, wollen wir vom schlüpfrigen Boden uns entfernen; selbst auf dem trockenen stehen wir nicht fest genug.

[blocks in formation]

*

2 Sir. 3, 27: Wer die Gefahr liebt, kommt darin um. amoris 92: Principiis obsta!

[blocks in formation]
« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »