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du] .

„Wir sind schwache Menschen (Homunciones sumus) [erwiderst wir wollen begehren, aber mäßig."

Weil wir unsere Fehler lieben, verteidigen wir sie und wollen sie lieber entschuldigen als entschütteln.

(Malumus excusare vitia quam excutere.)

(Ep. 116, 5-8.)

Die Menschen lieben und haffen ihre Fehler zugleich.
(Homines vitia sua et amant simul et oderunt.) (Ep. 112, 4.)

Fabianus, nicht einer von den Kathederphilosophen, sondern einer von den echten, alten pflegte zu sagen: Im Sturmangriff müssen wir die Leidenschaften bekämpfen und nicht ihre Plänkeleien mit ähnlichem erwidern. (Brev. 10, 1.)

Oft begegnen mir Leute, welche behaupten, wir reden von Größerem, als was die menschliche Natur ertrage. Aber um wie viel besser denke ich von diesen Leuten? Sie können es vollbringen, aber wollen nicht. Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer.

(Non quia difficilia sunt, non audemus, sed quia non audemus, difficilia sunt.) (Ep. 104, 25-27.)

Gleich an den Grenzen muß man den Feind abhalten. Sobald er nämlich eingedrungen und innerhalb der Thore ist, nimmt er keine Bedingungen von denen an, die schon seine Kriegsgefangenen sind. Die Seele steht ja auch nicht auf neus tralem Boden, daß sie die Leidenschaftsanwandlungen von außen beobachten könnte, um ihnen die gewünschte Grenze des Vorschreitens zu stecken, sondern sie selbst wird in die Leidenschaft umgewandelt.

(Ira I, 8, 2.)

Die Leidenschaften sind ebenso schlechte Diener als Herren. (Ira I, 9, 4.)

mäßige Leidenschaft ist nichts anderes als ein mäßiges Übel.

(Ira I, 10, 4.)

Aristoteles sagt: „Manche Leidenschaften [besonders der Zorn] dienen, richtig gebraucht, statt der Waffen." Das wäre wahr, wenn sie, wie die Kriegsrüstung, nach Willkür des Trägers anund abgelegt werden könnten. Aber jene Waffen, die Aristoteles der Tugend giebt, . . haben uns, nicht wir sie.

(Ira I, 17, 1; cf. Ira III. 3.)

Oft kommt der Zorn zu uns, öfter wir zu ihm. (Saepe ad nos ira venit, saepius nos ad illam.) (Ira III, 12, 1.)

Gerichtshöfe, Anwaltsstellen, . . . müssen wir meiden und alles, was das Übel [des Zornes] verschlimmert'. (Ira III, 9, 3.)

Man muß ausharren, bis das, was jetzt guter Wille ist, Grundstimmung der Seele wird. . . . Sieh zu, ob du in der Philosophie oder im Leben Fortschritte gemacht hast. .

(Ep. 16, 1. 2.) Züchtige deine Begierden und, soweit du vermagst, auch die der Menge, und wenn man dir zuruft: „Wie lange noch das Nämliche ?" so erwidre: Wie lange noch die nämlichen fehler? Ihr wollt mit den Heilmitteln eher aufhören als mit den Fehlern!"

(Dicentibus,,Quousque eadem" responde:

,,Quousque

eadem peccabitis? Remedia ante vultis quam vitia desinere!“)

(Ep. 89, 18.)

Wer an Eifer und treuem Vorwärtsstreben nur etwas nach. läßt, wird rückwärts gehen. Niemand hat je den Fortschritt dort gefunden, wo er ihn verlassen hatte2.

(Nemo profectum ibi invenit, ubi reliquerat.)

(Ep. 71, 35.)

1 Plato, Theaetet. p. 173: Die rechten Philosophen kennen von Jugend an den Weg auf den Markt nicht, noch wissen sie, wo das Rathaus oder der Gerichtshof liegt.

2 S. Bernardus, Ep. 254, n. 4 (aus Halusa, Flores S. Bernardi. 1898): Nicht vorwärts schreiten wollen heißt zurück gehen. - Bonum semper in actu. -Blondel: Im moralischen Leben giebt es keine Rentiers (aus Schanz, Neue apolog. Versuche [1897] S. 182).

Beffer zu sein als die Schlechtesten ist nicht Tugend.

(Ep. 79, 11.)

Im Anfange haben die Rekrütlein [der Philosophie] für alles Erhabene einen ungestümen Eifer. (Ep. 108, 23.)

Unter den fortschreitenden bestehen große Unterschiede: in drei Klassen werden sie eingeteilt. (Ep. 75, 8-15.)

Solche Leute nenne ich nicht Schüler, sondern Insassen (Mietsleute) der Philosophie. ... Sehr zahlreich wirst du den Teil der Zuhörer sehen, welchen die Schule der Philosophen als Ort des Zeitvertreibs dient. Nicht darauf sehen sie, diesen oder jenen Fehler abzulegen und ein Gesetz für das Leben und zur Prüfung ihrer Sitten zu empfangen, sondern einen Ohrenschmaus zu genießen. Einige kommen sogar mit Schreibtafeln, nicht um Gedanken, sondern Worte aufzuzeichnen, welche sie ebenso nutzlos für andere nachsprechen, als sie selbst sie hörten. Einige wiederum fühlen sich bei den herrlichen Aussprüchen angeregt. Ist ein mutiges Wort gegen den Tod gefallen oder ein trotziges gegen das Schicksal, so freut es sie, sogleich zu thun, was sie hören. Wenige können den Vorsatz, den sie gefaßt, mit bis nach Hause bringen.

(Ep. 108, 6-8.)

Nimm an, es seien zwei Gebäude errichtet worden, beide gleich hoch und gleich prächtig. Das eine nahm ein fester Boden auf; dort wuchs der Bau rasch empor. Das andere, dessen Grundbau in weiches und lockeres Erdreich gelegt wurde, erschöpfte viel Arbeit, bis es festen Boden hatte. Bei dem ersten fällt alles, was der Baumeister leistete, in die Augen, beim andern ist ein großer Teil, und zwar der schwierigere, den Blicken verborgen. . . . Daher möchte ich denjenigen glücklicher nennen, der keine Mühe mit sich hatte; demjenigen aber das größere Verdienst um sich zuschreiben, der die Bösartigkeit seiner Natur überwand und sich zur Weisheit nicht sowohl hinleitete als hinschleppte.

(Ep. 52, 5. 6.)

Wenn dich etwas hindert, so löse es oder schneide es ab! (Ep. 17, 1.)

Wirf hinaus, was immer dein Herz zerfleischt, und, kann es nicht anders herausgerissen werden, so reiß das Herz mit jenem zugleich heraus 1.

(Proice quaecumque cor tuum laniant, quae si aliter extrahi nequirent, cor ipsum cum illis revellendum est.)

Vor allem jage die Wollüfte hinaus und halte sie für die schlimmsten Feinde.

(Ep. 51, 13.)

Um das, mein Lucilius, bitte ich dich und dazu ermahne ich dich, daß du die Philosophie in die Tiefen deines Herzens senkest und die Probe deiner Fortschritte nicht an einer Rede oder Schrift, sondern an der Festigkeit des Willens und der Verminderung deiner Begierden machst. Durch Chaten bewähre deine Worte! (Ep. 20, 1.)

Was anders solltest du betreiben als dich täglich vervollkommnen und . . . einsehen, daß deine Schuld sei, was du für die Schuld der Dinge hältst ? (Ep. 50, 1.)

Die gute Gesinnung kann man weder borgen noch kaufen, und wäre sie käuflich, so fände fie, glaube ich, keinen Käufer.

Im Maßhalten besteht alle Tugend 2. (Omnis in modo est virtus.)

(Ep. 27, 8.)

(Ep. 66, 9.)

Die Fehler grenzen hart an die Tugenden. . . . So spielt der Verschwender den Freigebigen, obschon ein großer Unterschied ist, ob einer versteht zu geben, oder nicht versteht zusammenzuhalten. . . . Ich nenne den nicht freigebig, der auf

*

1 Matth. 5, 29: Ärgert dich dein rechtes Auge, so reiß es aus und wirf es

von dir!

2 St. Antonius (Eremit) sagt, die Mäßigung sei die allernotwendigste Tugend, weil, wie das Salz alle Speisen wärzet, so die Mäßigung alle Tugenden (Quadrupani, Zur Beruhigung, Kap. 11).

sein Geld erzürnt ist. Die gleichgiltige Charakterlosigkeit ahmt die gefällige Freundlichkeit, die Tollkühnheit, die Tapferkeit nach 1.

(Ep. 120, 8.)

Die Einzelvorschriften (der Philosophie] werden nichts fruchten, solange ein Grundirrtum den Geist verfinstert; wird aber dieser verscheucht, so wird klar, was jedes Pflichtverhältnis erheischt. Andernfalls lehrst du zwar, was ein Gesunder thun muß, machst aber nicht gesund.... (Ep. 94, 5.)

Wer sich keinen höchsten Lebenszweck gestellt hat, wird das Einzelne nicht richtig ordnen. .. für einen, der nicht weiß, welchem Hafen er zusteuern will, giebt es keinen günstigen Wind. (Ep. 71, 2. 3.)

Haltlos und sozusagen ohne Wurzel sind Einzelvorschriften an sich. (Ep. 95, 12.)

Gleichwie die Blätter für sich allein nicht grünen können, sondern einen Zweig verlangen, dem sie anhaften und ihren Saft entnehmen, so verwelken jene Vorschriften, wenn sie einzeln sind sie wollen auf die Grundlehren gepfropft sein.

(Ep. 95, 59.)

Alle Tugenden sind unter sich durch Freundschaft verbunden. (Ep. 109, 10.)

Wenn du in irgend einer Beziehung gegen das Schicksal hinreichende Stärke besitzest, so wirst du sie ebenso in allen haben; wenn die Tugend einmal die Seele abgehärtet hat, so macht sie dieselbe von allen Seiten her unverwundbar. Wenn die Habsucht dich verlassen hat, . . . so wird auch der Ehrgeiz dir nichts zu schaffen machen.

(Ad H. 13, 2.)

Nachdem dieses geheime, in den Eingeweiden wurzelnde Verderben [der Wollust] dich nicht verwundet, wird auch jede andere Begierlichkeit an dir vorübergehen, ohne dich zu verletzen. (Ad H. 13, 3.)

1 Hor., Sat. I, 2, 24: Dum vitant stulti vitia, in contraria currunt. Hor., Ep. I, 18, 9: Virtus est medium vitiorum et utrimque reductum.

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