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welche wir bald schlafend, bald wachend in gleicher Schnelligkeit fortsetzen, die Knechte der Arbeit sich nicht bewußt, außer am Ziele. (Brev. 9, 5.)

Es befremdet mich immer, wenn ich sehe, wie die einen die andern um Zeit ansprechen, und wie die Gebetenen so willfährig sind. Nur den Anlaß, wegen dessen Zeit beansprucht wurde, haben beide im Auge, die Zeit selbst keiner. Man erbittet sie wie nichts, man gewährt sie wie nichts: mit dem kostbarsten Dinge der Welt treibt man Spiel. (Brev. 8, 1.)

Wie vielen läßt der sie umströmende Schwarm der Verehrer und Schützlinge keinen freien Augenblick!... Niemand beansprucht sich für sich selbst. . . . Sein eigen ist niemand. . . . für sich hat er niemals freie Zeit 1.

(Suus nemo est. . . . Sibi ipse numquam vacat.)

(Brev. 2, 4. 5.)

Du bist, wie wir sehen, zum äußersten Ziele menschlicher Lebensdauer gekommen: hundert Jahre und darüber lasten auf dir. Wohlan, rufe deine Lebenszeit zur Rechnungslegung zurück! Sage, wie viel von jener Zeit die Gläubiger, wie viel die Geliebte, wie viel der Staat, wie viel der Schützling dir weggenommen; wie viel der häusliche Hader, wie viel die Gesindezucht, wie viel die Höflichkeitsbesuche in der Stadt. Nimm hinzu die selbst verschuldeten Krankheiten. Nimm noch hinzu, was ohne Benützung brach liegen blieb und du wirst sehen, du hast weniger Jahre, als du zählst. (Brev. 3, 2.)

So verfließt der größte Teil des Lebens (den Menschen), indem sie Böses thun; ein großer, indem sie nichts thun; das ganze Leben aber, indem sie anderes thun (als fie follten).

(Maxima pars vitae elabitur male agentibus, magna nihil agentibus, tota vita aliud agentibus.)

(Ep. 1, 1.)

1 Börne, Janustempel 1823: Vom größten aller Verbrechen haben sie [in der peinlichen Halsgerichtsordnung Karls V.] nichts gesagt: von dem Verbrechen, einem menschlichen Wesen, einem Ebenbilde Gottes, Langeweile zu machen.

Dem forglos Dahinschlendernden ziemt es, Kleinigkeiten zusammen zu lesen. Wem aber der Feind auf dem Nacken sitzt: „Ich habe keine Zeit zu Kindereien.“ 1

(Ep. 49, 6. 9.)

Dessen Leben ist eine nichtsthuende Geschäftigkeit 2.

(Brev. 12, 2.)

Ein solcher [weichlicher Müßiggänger] ist krank, ja tot 3. (Brev. 12, 9.)

Was ist ein solches Leben? Ein langsames Sterben.

(Ep. 101, 13.)

Es ist keineswegs dasselbe, ob man sein Leben oder sein Sterben verlängert.

(Ep. 58, 33.)

Mag der Mensch auch noch so geizig seine Stunden sparen und zur äußersten Grenze des menschlichen Lebens gelangen. . dennoch ist er für die Erkenntnis des Unsterblichen allzu sterblich. (Ot. 5, 7.)

Daher der Ausruf jenes größten der Ärzte [nämlich des Hippokrates in seinen Aphorismen, eingangs]: das Leben sei kurz, lang die Kunst.

(Vita brevis, longa ars.)

(Brev. 1, 1.)

Ein Haupthindernis des [richtigen] Lebens ist die Erwartung, welche vom morgigen Tage abhängt und den heutigen verliert. Was [noch] in des Zufalls Hand liegt, darüber verfügst du, und was in der deinen, das mißachtetest du. (Brev. 9, 1.)

Wie thöricht ist es von dem, der nicht einmal des morgigen Tages Herr ist, über ein ganzes Leben zu verfügen! „Ich will

1 Εph. 5, 16; 1ol. 4, 5 : Kaufet die Zeit auf! (τὸν καιρὸν ἐξαγοραζόμενοι.)

2 Hor., Ep. I, 11, 28: strenua inertia.

3 Tim. 5, 6: Die aber in Ergötzungen leben, sind lebendig tot.

kaufen, bauen, ausleihen, eintreiben, Ehrenämter bekleiden: dann endlich will ich mein müdes und gesättigtes Alter der Muße übergeben." 1 (Ep. 101, 4.)

Aufs Morgige ist das Leben eines jeden gerichtet. ... Man lebt nicht, sondern steht im Begriffe zu leben.

(Non vivunt, sed victuri sunt.)

(Ep. 45, 13.)

Die Thorheit

fängt immer an zu leben 2.

(Ep. 13, 16; cf. Ep. 23, 9.)

Manche haben zu leben aufgehört, ehe sie anfingen [recht zu leben]. (Ep. 23, 11.)

Jeder überhaftet sein Leben, geplagt von ungeduldiger Sehnsucht nach Zukunftsträumen und von überdruß an der Gegen

wart.

(Brev. 7, 8.)

Richte jeden Tag so ein, als ob er die Reihe schlöffe, als ob er die Summe des Lebens voll machte. fügt Gott einen morgenden Tag hinzu, so heißen wir ihn freudig willkommen. Wer sagen kann: „Ich habe gelebt," steht täglich zum Gewinne auf.

(Ep. 12, 8.)

Wer täglich an sein [Seelen-] Leben die letzte feile legt, bedarf nicht der [weitern] Zeit 3. (Ep. 101, 8.)

** 1 Luk. 12, 16 f. (Gleichnis vom reichen Manne): Und er sprach: Ich will meine Scheunen abbrechen und größere bauen . . . und zu meiner Seele sagen: Meine Seele, du hast viele Güter . . . für viele Jahre. Gieb dir Ruhe, iß, trinke, sei fröhlich. Aber Gott sprach: Du Chor! Diese Nacht wird man deine Seele fordern.

Hor., Carm. II, 18, 17: Tu secanda marmora Locas sub ipsum funus et, sepulcri Immemor, struis domos.

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2 Ps. 76, : Dixi: nunc coepi (Ich sprach: Jetzo habe ich begonnen). Tertullian: Christiano crastinum non est (für den Christen giebt es kein

,,morgen").

Eile darum, mein Lucilius, zu leben. Halte jeden einzelnen Tag für ein einzelnes [in sich abgeschlossenes] Leben.

(Singulos dies singulas vitas puta.)

(Ep. 101, 10.)

Täglich wollen wir die Bilanz unseres Lebens machen. (Cotidie cum vita paria faciamus !)

(Ep. 101, 7.)

Als Acilius Buta nach Verschwendung seines Riesen-Vermögens seine Armut eingestand, sagte Tiberius: „Spät bist du aufgewacht."

Nur die Zeit ist unser.

(Ep. 122, 10.)

(Ep. 1, 3; cf. Ep. 88, 39.)

II.

Weltwege und Weisheitswege.

Chre

Verborgenheit.

Aller Ehrgeiz hat den Fehler, daß er nicht rückwärts schaut.

(Ep. 73, 3.)

Wenn du siehst, wie viele dir vorgehen, so bedenke auch, wie viele dir nachstehen.

(Cum adspexeris, quot te antecedant, cogita, quot sequantur.) Willst du gegen die Götter und dein Leben dankbar sein, so bedenke, wie vielen du vorgehest. (Ep. 15, 11; cf. Ira III, 31, 1.)

freuen wir uns des Unsrigen, ohne zu vergleichen! Wen der Glücklichere quält, der ist nie glücklich. (Ira III, 30, 3.)

Einem großen Geiste kommt es zu, das Große zu verachten und das mäßige dem Übermäßigen vorzuziehen 1. (Ep. 39, 4.)

Sie klagen über den Ehrgeiz, wie über eine Geliebte. . . . Sie hassen ihn nicht, aber sie zanken mit ihm. . . . Wenige hält die Knechtschaft, sehr viele halten sie fest. (Ep. 22, 10. 11.)

Der Ehrgeiz. . . verlangt eine Schaubühne; du wirst ihn heilen, wenn du ihn verbirgst.

(Ep. 94, 71.)

1 Hor., Carm. II, 10, 5: Auream quisquis mediocritatem etc.

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