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Sechstes Buch.

Der alte Göthe.

1815-1832.

„Er kann Alles sagen. Er ist ein Gott!"

Rahel Levin.

„Wir haben nur Einen Göthe, und wer weiß, wie lange noch? Ein zweiter dürfte sich vielleicht nicht bald wieder finden."

Luise, Großherzogin von Sachsen-Weimar.

1. Göthe und Sulpiz Boisserée.

1810-1820.

„Dieser Gang der kölnischen und deutschen Malerei ist an sich sehr merkwürdig und belehrend, nicht unähnlich dem Gange der deutschen Poesie, aber ganz entgegengesezt dem der italienischen Malerei und Poesie und noch mehr verschieden von eingebildeten Kunstentwicklungs- und Bildungsstufenleitern (wie Göthe nach Winckelmann sie hat) a priori.“

Friedrich von Schlegel. 10. Nov. 1810.

„Schwerlich werden Boisserée's sehr zufrieden sein mit Göthe's plattem affectirtem Gewäsch; aber gewiß werden sie nicht unterlassen, die Miene anzunehmen, als wären es goldene Sprüche."

Dorothea von Schlegel. 3. Juli 1816.

Im Treppenhaus des Wallraf-Museums zu Köln hat die Meisterhand Steinle's neben den zwei großen Perioden mittelalterlicher Kunstherrlichkeit überaus glücklich die Anfänge der neueren deutschen Kunstgeschichte zur Darstellung gebracht. Friedrich von Schlegel behauptet hier den Mittelraum, an ihn reihen sich die Brüder Boifferée, dann Wallraf und Richart, die Gründer des Kölner Museums. Als Führer der neueren deutschen Renaissance aber und der Gegenströmung wider die neuerblühende deutsche Kunst sind Winckelmann und Göthe angebracht, ersterer mit der Laokoongruppe, die zugleich an den abwesenden Lessing erinnert. Das Bild zeichnet keine bloße Fiction, es ist Geschichte.

Winckelmann gehört in diese Versammlung. Er hat zuerst die Unnatur und Jämmerlichkeit der Zopfperiode durchschaut und sich aus ihr zur echten altgriechischen Kunst geflüchtet. Göthe aber ging zuerst von den Genies der Neuzeit das Auge über die

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Friedrich Schlegel und die Brüder Boisserée.

Herrlichkeit der gothischen Baukunst auf. Doch es war ein bloßer Jugendtraum. Ein leichtfertiges Sinnenleben warf ihn bald aus dem heiligen Bezirk der christlich-germanischen Kunst in die Antike zurück, und praktisch, da es keine classischen Künstler gab, in eine neue eklektische, zopfige Renaissance. Mehr als drei Jahrzehnte flossen darüber hin; erst in den Schriften der Romantiker ward die Begeisterung, welche einst Göthe im Anblick des Straßburger Münsters gefühlt, zur lebenspendenden Flamme, zum Ausgangspunkt einer neuen Periode auf dem Gebiete der Kunst. Friedrich Schlegel ward in jeder Hinsicht, theoretisch und praktisch, der Bannerführer der neuen Bewegung.

Nachdem er, gleich Göthe, das ganze moderne Kunstheidenthum innerlich und äußerlich durchlebt und in der „Lucinde“ ad absurdum geführt hatte, ermannte er sich sowohl zu noch ernsteren Studien, als auch zu weiterem Ausblick in Geschichte, Philosophie, Literatur und Sprachwissenschaft. Während er 1803 in Paris Sanskrit studirte und mit seinen Forschungen die heutige ver gleichende Sprachkunde begründen half, führte ihm anscheinender Zufall drei junge Kölner zu: zwei Brüder Sulpiz und Melchior Boisserée und A. Bertram, die es eigentlich nur auf einen Ausflug abgesehen hatten, aber, mit Schlegel bekannt geworden, ihn zu ihrem Lehrer erkoren. Statt in Jena, wo sie eigentlich früher hingehen wollten, hörten sie bei ihm Vorlesungen über Literatur, Kunst, Geschichte, Logik, Kritik und Geschichte der Philosophie 1. Unter seiner Leitung studirten sie Winckelmann und die Kunstsammlungen zu Paris; mit ihm durchreisten sie 1804 Belgien und die Rheingegend bis Köln, und Schlegel blieb, mit kurzer Unterbrechung, bis 1808 in Köln. In trefflichen Aufsäßen entriß er die altkölnische Malerei der Vergessenheit und brachte sie wieder zu Ehren 2, während seine jungen Freunde, ähnlich wie ihr

1 Sulpiz Boisserée. Stuttgart 1862. I. 23 ff.

2 Gemäldebeschreibungen aus Paris und den Niederlanden in Grundzüge der gothischen Baukunst, auf einer Reise durch die Niederlande, Rheingegenden, die Schweiz

den Jahren 1802-1804.

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Die christlich-deutschen Kunstsammler in Köln.

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Mitbürger Wallraf, zerstreute Kunstschätze der aufgehobenen Kirchen und Klöster an sich zu bringen und zu einer Sammlung zu vereinigen unternahmen. Den 16. April 1808 kehrte Schlegel mit seiner Frau Dorothea in den Schooß der katholischen Kirche zurück, die er bei seinen Kunst- und Literaturstudien immer besser kennen und lieben gelernt hatte, und gewann damit jenen Standpunkt, von dem allein aus ein volles Verständniß des nun einmal katholischen Mittelalters möglich ist 1.

Während er selbst durch seine Uebersiedelung nach Wien der alten Pflanzstätte deutscher Kunst und dem ersten Size ihrer Wiedergeburt, dem ehrwürdigen Köln, entzogen wurde, seßten seine jungen Freunde das begonnene Werk rüstigen Eifers fort. Eine Menge alter Bilder wurde gerettet und restaurirt 2. Es bildete sich der Plan, sie durch Zeichnungen vervielfältigen und allgemein bekannt werden zu lassen. Unterwegs benüßte Schlegel schon einen Besuch bei Göthe, um ihm das geplante Unternehmen zu empfehlen 3.

"Ich nahm auch Gelegenheit, Göthen Moslers Zeichnungen altdeutscher Gemälde im Voraus zu empfehlen, und zwar sehr franchement: ich sagte ihm, es hätten einige aus der Vorliebe für die alte Malerei eine Art Sette und Phantasterei gemacht, das sey hier gar nicht der Fall, wir wollten bloß der Vergessenheit entreißen, was ohne allen Zweifel in hohem Grade merkwürdig und zum Theil gewiß auch künstlerisch vortrefflich sey. Meine Ansicht, die übrigens bloß historisch und praktisch seyn könne, habe wenigstens das gewirkt, daß eine bedeutende Zahl vortrefflicher Kunstwerke vom Untergang gerettet worden 2c. Es schien Eindruck zu machen, und er versprach, die Sache mit Theilund einen Theil von Frankreich in dem Jahre 1804-1805. Friedrich v. Schlegel, Sämmtliche Werke. Wien 1846. VI. 9-230.

1 J. M. Raich, Dorothea v. Schlegel. Mainz 1881. I. 237. Vgl. 132 ff.

2 Sulpiz Boisserée. I. 35 ff.

3 Ebds. I. 51.

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