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„Die Zimmer sollten von sieben Uhr an immer geöffnet, erleuchtet, Thee und Zubehör reichlich bereit sein. Man triebe Musik, spielte, läse vor, schwaßte, Alles nach Neigung und Gutbefinden. Ich selbst erschiene und verschwände wieder, wie der Geist es mir eingäbe. Und bliebe ich auch mitunter ganz weg, so dürfte dies feine Störung machen. Es kommt nur darauf an, daß eine unserer angesehensten Frauen, gleichsam als Patronin dieses geselligen Vereins aufträte und Niemand würde sich besser dazu eignen, als Frau von Fritsch. So wäre dann ein ewiger Thee organisirt, wie die ewige Lampe in gewissen Kapellen brennt. Helft mir, ich bitte Euch, diese vorläufigen Ideen und Pläne fördern und ausbilden." 1

Der ewige Thee kam nicht zu Stande; nach drei Tagen schon hatte Göthe selbst den ganzen Plan vergessen. Doch erschien am 23. October Marie Szymanowska, die polnische Virtuosin, mit ihrer Schwester Casimira zu Weimar und gab an mehreren Abenden in Göthe's Haus Concert, zuletzt auch ein öffentliches. Aus mehreren Andeutungen Müllers ist ersichtlich, daß nicht bloß ihr seelenvolles Spiel seinem Gemüth zuerst wieder Beruhigung schaffte, als die Trennung von Levehows ihm eine so tiefe Wunde schlug", sondern daß er auch in sie sich richtig ebenfalls verliebte 2. Als sie am 5. November wieder Abschied nahm, wollte er heiter und humoristisch sein. „Aber alle Anstrengung des Humors half nicht aus, die hervorbrechenden Thränen zurückzuhalten, sprachlos schloß er sie und ihre Schwester in seine Arme und sein Blick begleitete sie noch lange, als sie durch die lange Reihe der Gemächer entschwand."

In der Nacht streckte ihn ein heftiger Husten mit Brustfieber auf's Krankenlager. Er wurde für geraume Zeit arbeitsunfähig, mußte ganze Nächte im Lehnstuhle zubringen. Am 23. November klagte er Müller:

„Bei mir ist an keine Besserung zu denken, so lange ich, wie schon seit vielen Tagen, nicht im Bette schlafen kann. Die Krank

1 Ebds. S. 64.

2 Ebds. S. 59. 60. 71. 72. 73.

Krankheit.

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Das letzte Alter der Liebe".

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heit ist eben auch ein absolutes Uebel. Welch ein Zustand! welch eine Qual, ohne Morgen und Abend, ohne Thätigkeit, ohne klare Idee! Aber besucht mich nur immer Mittags ein wenig, damit man doch noch denken möge, zusammen zu gehören.“ 1

Am folgenden Tag besuchte ihn sein Freund Zelter und blieb nahezu drei Wochen in Weimar; den 8. Januar 1824 konnte er ihm berichten, daß Madame Szymanowska in Berlin zwei Concerte gegeben habe, bei gefülltem Saale, das zweite vor dem König und seinem Hofe. Dazu fügte er den seltsamen Trost: „Sie ist rasend in Dich verliebt und hat Dir hundert Küsse auf meinen Mund gegeben." 2

So schloß Göthe's letter Roman, acht Jahre vor seinem Tode. Denn nach Weimar kam Madame Szymanowska nicht wieder. Thorwaldsen schuf in jenem Jahr (1824) eines seiner poesievollsten Reliefs: „Die Alter der Liebe". Das letzte „Alter" ist dargestellt in einem Greis, der in sehnsuchtsvoller Trauer Arme und Blick nach einem entschwebenden Amor richtet. Er erreicht ihn nicht mehr. Es ist ein ergreifendes Bild des greisen Göthe.

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1 Ebds. S. 74. Vgl. Eckermann I. 57 ff.

Briefwechsel. III. 379. 380.

2 Göthe-Zelter Briefwechsel. III. 381.

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3. Burkhardt, Göthe's Unterhaltungen mit Müller. S. 109.

Baumgartner, Göthe. III. 2. Aufl.

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4. Der Alte von Weimar.

1815-1830.

„Die fünfzigste Wiederkehr dieses Tages erkenne Ich sonach mit dem lebhaftesten Vergnügen als das Dienstjubelfest Meines ersten Staatsdieners, des Jugendfreundes, der mit unveränderter Treue, Neigung und Beständigkeit Mich bisher in allen Wechselfällen des Lebens begleitet hat."

Karl August, Großherzog von Sachsen-Weimar, am 7. Nov. 1825.

„Die theologische Facultät von Jena überreichte Göthe eine Weihetafel in Form eines Diplome, worin sie anerkannte, daß er als Schöpfer eines neuen Geistes in der Wissenschaft und als Herrscher in dem Reiche freier und kräftiger Gedanken das wahre Interesse der Kirche und der evangelischen Theologie mächtig gefördert."

Heinrich Dünger.

Mit dem Wiener Congreß (1814 und 1815) begann für Sachsen-Weimar-Eisenach, wie für Deutschland überhaupt, eine neue Zeit. In Anbetracht der großen Opfer, welche Karl August und sein Land während der Befreiungskriege für die gemeinsame Sache des Vaterlandes gebracht, hatte ihm Preußen beim ersten Pariser Frieden eigentlich einen Bevölkerungszuwachs von 50 000 Einwohnern zugesagt, Rußland einen ebenso großen aus den Besitzungen des säcularisirten Stiftes und Bisthums Fulda. Obwohl diese Versprechungen nicht völlig gehalten wurden, erlangte der Herzog doch von dem Fulda’schen Gebiete die Aemter Geisa und Dermbach, tauschte sich gegen andere Theile desselben Vacha, Frauensee und Lengsfeld ein (mit 27 000 Seelen) und erhielt endlich von Preußen den Neustädter Kreis (33 000 Seelen), vom Erfurter Gebiete die Aemter

Karl August Großherzog. - Voigts Lod.

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Azmannsdorf, Tonndorf, Schloßvippach mit Stotternheim und Schwerborn und einige vormals sächsische Halb-Enclaven. Im September 1815 wurden die letteren Abtretungen endgiltig ge= zeichnet, im October ausgeführt. Auf den Vorschlag des Kaisers Alexander von Rußland aber erhielt Karl August schon vorher die erbliche Würde eines Großherzogs 1.

Die alten Beamten, welche dem Herzog einst in den Zeiten des Fürstenbundes und der französischen Revolutionswirren zur Seite gestanden, waren bis auf Voigt und Göthe sämmtlich vom Schauplatz verschwunden. Schon 71 Jahre alt, dachte der alte treue Voigt im Frühjahre 1814 daran, in den Ruhestand zu treten; gerade die finanziellen Schwierigkeiten jedoch, welche die schweren Kriegsjahre herbeigeführt hatten, bewogen ihn, im Amt zu bleiben, Fürst und Vaterland nicht zu verlassen, sondern „die Krisis der Zeit auszuhalten, so Gott will". Von französischen Kriegszahlungen, englischen, russischen und preußischen Vergütungszuschüssen wurde den Landeskassen so viel zugewiesen, daß 800 000 Thaler an die am härtesten mitgenommenen Unterthanen ausbezahlt werden konnten. 130 000 Thaler dagegen blieben unvergütet, weil sie nur durch neue Steuern hätten aufgebracht werden können 2. Voigt hielt treu auf seinem Posten aus, brachte die zerrütteten Landesfinanzen wieder in eine leidliche Ordnung, trat im Mai 1816 an die Spitze des neubestellten Staatsministeriums, feierte am 27. September sein 50jähriges Dienstjubiläum und starb am 23. März 1819 eines friedlichen Todes 3.

Die Leitung der auswärtigen Politik ging schon 1814 in die Hände des jüngern E. Chr. Aug. von Gersdorff (geb. 1781) über. Dieser reiste im September dem Herzog voran nach

1 A. Schöll, Karl-August-Büchlein. Weimar 1857. S. 133 ff. 2 P. C. Weyland (Faselius), Lebens- und Regierungsgeschichte des hochseeligen Großherzogs Carl - August von Sachsen - Weimar= Eisenach. Weimar 1857. S. 40 ff.

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3. Jahn, Göthe's Briefe an Voigt. Leipzig 1868. S. 105 ff. 115 ff. 329 ff.

*244 Das neue Großherzogthum und seine Verfassung.

Wien, bethätigte sich mit Erfolg für die Antheilnahme seines Herrn und der übrigen kleinen Fürsten am Congreß, betrieb die weimarischen Territorialangelegenheiten und übrigen Verhandlungen am Congreß. Im October 1815 nach Weimar zurückgekehrt, übernahm er sodann die Ausarbeitung und Einführung der Verfassung, durch welche das neue Großherzogthum nicht nur bessere staatliche Verhältnisse gewinnen, sondern auch gewissermaßen an die Spitze der constitutionellen Staaten Deutschlands treten sollte 1.

Am 1. December wurde schon ein neues Staatsministerium mit drei verantwortlichen Ministerposten eingeführt, am 15. December eine neue Organisation der Landescollegien, am 16. Januar 1816 der schon früher vorhandene „Weiße Falkenorden“ wieder neu gestiftet, im Laufe des April das Grundgesetz der neuen landständischen Verfassung vereinbart und am 5. Mai veröffentlicht ?.

Den Verfassungsarbeiten ging am 7. April 1816 die feierliche Huldigung der Abgeordneten der neuen Landestheile voraus. Göthe, mit seinen Orden geschmückt, stand dabei zur Rechten, Voigt zur Linken des großherzoglichen Throns. Hauptsächlich unter Gersdorffs Leitung wurde dann in den folgenden Jahren die neue Verfassung weiter ausgebaut, Civil- und Criminalgesetzbuch revidirt, Rechtspflege, Finanzen, Steuerwesen, Postdienst, Civil- und Militärverwaltung, kurz alle Zweige des StaatsHaushalts neu geordnet. Karl August zeigte sich dabei in den staatswirthschaftlichen Fragen als ein einsichtiger, praktischer, freisinniger, um das Wohl der Unterthanen besorgter Regent'; in den rechtlich-politischen dagegen entwickelte er zuerst von den deutschen Fürsten jenes sogen. liberale constitutionelle Programm, welches bis heute ein Zankapfel der streitenden Parteien geblieben ist *.

1 G. Th. Stichling, E. Chr. A. Freiherr von Gersdorff nach seinem Leben und Wirken geschildert. Weimar 1853.

2 A. Schöll a. a. O. S. 135 ff. 3 Ebds. S. 135 ff.

4 Ueber seine politischen Bemühungen in dieser Richtung f. L. C. Aegidi, Die Schluß- Acte der Wiener Ministerial - Conferenzen. Berlin 1869. S. 129 ff.

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