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„Man lernt nur, daß die Welt dumm ist!"

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könnte; es geht einmal nicht, man tappt in allen Jahrhunderten, in allen Welttheilen herum und ist doch nicht überall zu Hause, stumpft sich Sinn und Urtheil ab, verliert Zeit und Kraft. Mir geht es selbst so; ich bereue es aber zu spät. Man liest Folianten und Quartanten durch und wird um nichts flüger, als wenn man alle Tage in der Bibel läse; man lernt nur, daß die Welt dumm ist, und das kann man in der Seifengasse hier zunächst auch erproben."

5. Wilhelm Meisters Wanderjahre.

1807-1828.

„Es ist kein Wunder, wenn der Dichter im Verhältniß zu der Ueberfülle des vielseitigen ihn bedrängenden Stoffes sich selbst nur zum Redacteur ihm anvertrauter Papiere macht."

Karl Rosenkranz, Göthe. 469.

„Ja, gegen das Ende hin lockert sich das Ganze so auf, daß das Ende eigentlich gar nicht da ist. Aber alles dieß ist wieder so tief begründet, so charakteristisch, hat einen so genauen Zusammenhang mit dem eigentlichen Wesen der Wanderjahre, und wird von einem so blendenden und doch höchst aufklärenden Reichthum von Schönheiten überboten, daß das eben die Vollendung der Wanderjahre ist, daß sie nicht vollendet sind."

Dr. Alexander Jung, Göthe's Wanderjahre. 62.

Für etwa sieben Jahre, von 1812 bis 1819, tritt der „Westöstliche Divan" als Göthe's poetische Hauptarbeit aus seinem ewigen literarischen Durcheinander hervor. Dann zersplittert sich seine Thätigkeit als Dichter, wie jene als Naturforscher, Aesthetiker, Literaturkritiker und Selbstbiograph wieder in bunten kleineren Einzelheiten, die nur von der allgemeinen Grundrichtung seines Geistes zusammengehalten werden, bis sich endlich der Wunsch geltend macht, die schon lange geplante und begonnene Fortsetzung des „Wilhelm Meister" durchzuführen, den noch immer fragmentarischen „Faust" zu vollenden und durch eine Gesammtausgabe seiner Werke in 40 Bänden seiner Familie die Erbschaft seines ganzen literarischen Eigenthums, dem deutschen Publikum aber die volle Hinterlassenschaft seiner schriftstellerischen Thätigkeit zu sichern. Alle diese drei großen Aufgaben sollte der in seinem

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Göthe und die Buchhändler Himburg und Göschen. sterblichen Leben so sehr begünstigte Greis noch bei ungewöhnlicher Kraft, Geistesfrische und Rüstigkeit lösen, obgleich der Tod wiederholt in schweren Krankheitsanfällen an seine Thüre pochte und das Geplante unmöglich zu machen drohte. Schon 1821 vollendete er eine erste Ausgabe der Wanderjahre", 1829 eine zweite; 1830 war die Gesammtausgabe seiner Werke vollendet, 1831 der zweite Theil des "Faust". Von seiner Selbstbiographie kam wenigstens noch ein vierter Theil heraus und brachte die Geschichte seiner Jugend zum Abschluß.

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Was seine gesammelten Werke betrifft, so hat Göthe damit zuerst buchhändlerisch großes Unheil erlebt, dann aber auch steigendes Glück. Die erste Sammlung von Göthe's Schriften" in drei Bänden veranstaltete nämlich 1775 und 1776 der Berliner Buchhändler Himburg: es war ein Nachdruck, der Göthe nichts einbrachte als eine rasche und weite Verbreitung seines Ruhmes. Schon 1777 erschien davon eine zweite Auflage, 1779 eine dritte, lettere um einen vierten Band vermehrt. Himburg drückte dem Dichter seinen Dank für das rentable Unternehmen durch eine Sendung von Berliner Porzellan aus, und der Dichter erwiederte die Sendung mit einem wohlverdienten Spottgedicht1. Im Jahre 1786 gab Göthe dann für ein Honorar von 2000 Thalern seine Werke dem Buchhändler Göschen zu Leipzig in Verlag. Die Ausgabe wurde in den Jahren 1787 bis 1790 vollendet 2.

1 Göthe's Werke [Hempel]. II. 200; XXIII. 10 ff. — Schöll (Fielik), Göthe's Briefe an Frau von Stein. I. 176.

2 Göthe hatte viel Verdrießlichkeiten mit ihm. Besonders war er über die geringere vierbändige Ausgabe seiner Werke ungehalten, welche Göschen neben der achtbändigen veröffentlichte. Endlich ver= lette es ihn sehr, daß Göschen den Verlag seiner „Metamorphose der Pflanzen“ geradezu ablehnte. Strehlke, Göthe's Briefe. I. 210. - Göthe-Jahrbuch. II. 395–408. - Worauf Göschen_hauptsächlich speculirte, sagt seine Bemerkung: „Ich wollte, ich könnte nach England. Dort wäre, glaub' ich, mehr mit Göthe's Werken zu machen, weil Werther auch dort ein gewaltiges Fieber der Empfindsamkeit erregt hat." Göthe-Jahrbuch. II. 396.

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Verhältniß zu Unger, Vieweg und Cotta.

Seine Neuen Schriften" verlegte er von 1792 bei Unger in Hermann und Dorothea" jedoch übergab er 1798 für sich an Vieweg, und ebenso 1802 „Was wir bringen“; „Mahomet“ und „Tancred“ an Cotta in Stuttgart, mit welchem er durch Schillers „Horen“ in nähere Beziehung getreten war. Hermann und Dorothea" blieb bei Vieweg, „Rameau's Neffe“ kam an Göschen, „Cellini“ und „Winckelmann“ dagegen an Cotta. Lezterer übernahm von 1806 an neben dem Druck einzelner neuer Schriften eine neue Ausgabe von Göthe's Werken in 13 Bänden, 1815 eine abermals vermehrte in 20 Bänden, welche 1819 abgeschlossen wurde. Göthe zeigte sich bei diesen buchhändlerischen Geschäften als ein sehr genauer, sehr auf seinen Vortheil bedachter und, wie Cotta einmal bitter klagt, selbst durch Mißtrauen kränkender Rechner 1.

Berlin, es erschienen bis 1800 sieben Bände.

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„Es ist," schreibt Schiller an Cotta 2, um es gerade heraus zu sagen, kein guter Handel mit Göthe zu treffen, weil er seinen Werth ganz kennt, und sich selbst hoch taxirt und auf das Glück des Buchhandels, davon er überhaupt nur eine vage Idee hat, keine Rücksicht nimmt. Es ist auch kein Buchhändler mit ihm in Verbindung geblieben. Er war noch mit keinem zufrieden und mancher mochte auch mit ihm nicht zufrieden sein. Liberalität gegen seine Verleger ist seine Sache nicht.“

Als die Buchhandlung Schubert und Niemeyer in Hamburg durch eine schöne und wohlfeile Ausgabe, welche „des Hochgefeierten Werke auch minder Begüterten zugänglich machen“ sollte, sowohl den Gewinn des Verlegers wie des Dichters auf's Neue zu beeinträchtigen drohte3, kam Göthe nunmehr beim deutschen

1 W. Vollmer, Briefwechsel zwischen Schiller und Cotta. Stuttgart 1876. S. 582 ff.

2 Ebdf. S. 455. Vgl. Histor.-polit. Blätter. Bd. 79. S. 49. 3 Noch 1807 schrieb Cotta von einem Recensenten von Göthe's Werken in der Haller Zeitung: „Der Mensch hat mich zittern ge= macht für das künftige Gedeihen meines Verlags." Göthe-Jahrbuch. VI. 109.

Das Hanorar für die Gesammelten Werke.

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Bundestag um ein schüßendes Privilegium ein und setzte Alles in Bewegung, um dasselbe zu erlangen. Am 24. März 1825 gelangte sein Gesuch in Frankfurt zur Besprechung; es dauerte aber fast ein ganzes Jahr, bis er das Privilegium erhielt1 Unterdessen meldeten sich mehrere Buchhändler. Brockhaus in Leipzig bot 50 000 Thaler, Brönner in Frankfurt 80 000, Cotta von vornherein 10 000 mehr als jeder andere Buchhändler. Da Göthe's Sohn August aber wenigstens 100 000 haben wollte, zogen sich die Verhandlungen in die Länge. Unter Vermittlung Sulpiz Boifferée's, der in Cotta's Namen für die 20 000 Exemplare der Taschenausgabe 60 000 Thaler bot und für weitere 20 000 einer Octavausgabe abermals so viel in Aussicht stellte, erhielt Cotta den Verlag, und der Contract kam am 30. Jan. 1826 zum Abschluß 2. In Folge desselben bezog

Göthe (von 1795 bis 1832).

seine Erben (bis 1865)

für 70 Jahre total

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233 969 fl. 21 kr.

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270 973 fl. 53 fr.

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=

504 943 fl. 14 fr. =

401 090,30 M.

464 464,95 M.

865 555,25 M. 3

Unter dem Neuen, was diese lehte Ausgabe eigener Hand brachte, sind Wilhelm Meisters Wanderjahre“ das Wichtigste. Dieser Roman ist neben dem zweiten Theil des „Faust“ dasjenige größere Werk. Göthe's, das am meisten vom Publikum mißverstanden und auch am meisten getadelt worden ist. Die Mängel desselben erklären sich aber sehr leicht, wenn man bedenkt, daß ein Greis von mehr als 75 Jahren es geschrieben. In so hohem Alter wechselt ein Mensch seine Ansichten selten mehr,

1 Burkhardt, Die Privilegirung der Werke Göthe's u. s. w. Grenzboten 1872. Nr. 5. Brief Göthe's an Fürst Metternich. Wiener Zeitung. 1870. Nr. 133. Briefe an Graf Beust. Grenzboten 1874. Nr. 33. Göthe's Eingabe an die deutsche Bundesversammlung. Karl Fischer, Die Nation und der Bundestag. Leipzig 1880. S. 523 ff.

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2 Sulpiz Boisserée I. 463 ff.; II. 381 ff.

3 Nach Böhlau's Angabe im Leipziger Börsenblatt für Buchhändler. Allg. 3tg. 1880. Nr. 347.

Baumgartner, Göthe. III. 2. Aufl.

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