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Theaterstreit wegen des Sängers Morhardt.

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Den Anlaß bot der bei Göthe sehr beliebte Sänger Morhardt1, welcher sich Anfangs November weigerte, bei der Oper „Sargino“ aufzutreten, die auf zweimaligen herzoglichen Befehl am 5. November gegeben werden sollte. Derselbe brachte am 3. ein medicinisches Attestat bei, daß er zwar nicht krank sei, aber wohl durch eine Heiserkeit am Singen behindert werden könnte. Der Herzog brauste auf und verlangte von Göthe, daß er den Widerspänstigen sofort verabschieden sollte, ohne weitere Gage als die der künftigen Woche. Die Vorschüsse, die er aus der Theaterkasse erhalten, sollten ihm geschenkt sein; aber wenn er die Stadt nicht bis zum 20. verlasse, solle er polizeilich ausgewiesen werden. Göthe wagte es nun, für Morhardt einzutreten, worauf der Herzog zwar den bestehenden Contract mit ihm bis Ostern noch gnädig fortbestehen lassen wollte, aber das Eingehen solcher Contracte ernstlich rügte 2. „Ein Heimchen," schrieb er an Voigt, „oder sonst ein unangenehmes Insekt kann öfter ein Hauswesen so plagen, daß alle Arbeit bei Seite gesezt werden muß, um ruhige Nächte den Ein

ihre künstlerischen, noch mehr durch ihre persönlichen Vorzüge, ihre dadurch erzielten Erfolge, sowie ihre ganz exceptionelle Stellung, Opposition machte, die ihr Widerstrebenden zu entfernen suchte, um bald Alleinherrscherin nach jeder Richtung hin zu sein. Mit den Mitgliedern begann fie, dann kamen ihre nächsten Bühnenvorgesetzten, Regisseur und Kapellmeister, an die Reihe, und endlich brachte sie es durch ihr Gebahren dahin, daß der Schöpfer, die Seele des ganzen Weimarer Theaterwesens, Göthe, voll Ueberdruß seine Stellung bei der Bühne aufgab, wodurch sie ihr so lang ersehntes Ziel, völlige Alleinherrschaft bei dem Hoftheater, erreichte. Freilich brauchte sie zu letterem Resultat genau zwanzig volle Jahre, von 1797 bis 1817, aber sie erreichte es, und Göthe muß während dieser Zeit des ge= heimen Kampfes wohl manches Bittere, Unangenehme erfahren und erduldet haben, wovon der Welt nichts bekannt geworden ist."

1 Tag- und Jahreshefte. Göthe 's Werke [Hempel]. XXVII 175. 2 Das Rescript, wie die Briefe und Acten für das Folgende bei O. Jahn, Göthe's Briefe an Voigt. S. 482-532.

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Entzweiung des Herzogs mit Göthe.

wohnern zu verschaffen." Göthe aber ward über die Sache so entrüstet, daß er seinen Austritt aus der Theatercommission begehrte:

So befinde ich mich in der von allen Seiten gedrängten Lage, nicht den Fürsten, sondern den Wohlwollenden inständigst bitten zu müssen, mich von einem Geschäft zu entbinden, das meinen sonst so wünschenswerthen und dankenswerthen Zustand zur Hölle macht. Was mir außerdem obliegt, werde ich mit alter Treue und frischer Lust zu fördern suchen." 1

Voigt mahnte: Göthens Opinion ist zu weit ausgedehnt; nicht allein das hiesige Publikum, sondern ganz Deutschland sieht auf ihn. Man wird der Sache, gedruckt und ungedruckt, die fatalsten Auslegungen geben." Hofrath Meyer legte im Auftrage Göthe's Friedensvorschläge vor, worin dieser zwar für das Schauspiel seinen früheren Einfluß sichern wollte, aber zugleich vorschlug, die Operndirection von der Schauspieldirection zu trennen. Dazu ließ Göthe vertraulich versichern, daß „er keineswegs prätendire, die Mad. Jagemann auf irgend eine Weise zu geniren, sondern daß ihr, wie bisher, lediglich überlassen bleiben solle, ob oder wie sie auftreten wolle" 2. Umsonst. Der Herzog erklärte am 30. November rund heraus:

„Die Theatersache ist von der Art, daß ich platterdings die sogenannte Souverainetät nicht länger existiren lassen will; kann sich Göthe in ein vernünftiges, natürliches und den hergebrachten Dienstgewohnheiten anpassendes Arrangement fügen, so soll es mir lieb seyn, mit ihm zu thun zu haben, wo nicht, so kann er die Direction ganz aufgeben." 3

1 O. Jahn a. a. D. S. 485. 2 Ebdf. S. 486. 487.

3 Ebds. S. 489. Die Klage des Herzogs über Göthe's „Tyrannei“ kehrt in mehreren Billets an Voigt wieder: „Ich bitte den Göthe'schen Unsinn und die ethisch poetisch moralisch politische Einkleidung seiner Herrschsucht, und wie er selbst ausdrückt, Tyrannei ...................... (?), ohne die Einflüsse der Gemahlin zu benennen“ u. s. w. Ebds. S. 72. „Schicken Sie mir Göthe's Exaltationen mit Ihrem Voto

........

...

Göthe's Demissionsgesuch.

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Einen ganzen Monat hatten sich die beiden einstigen Freunde auf diese Weise verbittert; ein zweiter ging nun damit vorüber, daß Göthe ganze Actenstöße über eine neue Organisation der Theatercommission entwarf, der Herzog und Voigt sie durchberiethen, beide Theile sich auf's Unerquicklichste stritten, Göthe (am 18. December) neue Ursache fand, „höchst verdrießlich und mißtrauisch zu sein“, und endlich darüber erkrankte 1.

„Ew. Durchlaucht," schreibt Voigt, „werden aus der Beylage (die ich Nachmittag 3 Uhr erst erhielt) wahrzunehmen geruhen, daß Göthe wirklich krank ist. Die Theater Sache scheint so in ihm wiederzuhallen, daß er alles, was er für Angriff auf sein Theater-Leben und Weben ansieht, sich zu Gemüth nimmt, und darüber an Leib und Geist krank wird. Ich muß gestehen, daß ich aus vielen Ursachen bekümmert über die Sache bin."

„Ich hatte an Göthe (Ew. Durchlaucht Befehl zu Folge) vorläufig gemeldet, daß der Commission der Plan zur Theaterorganisation überlassen werden solle. Darauf schrieb er dieses anliegende Blatt. Er sucht darin seine gänzliche Entlassung, um sich, wie der alte Ziegesar, zur Ruhe zu begeben."

Das war der Welt Lohn dafür, daß Göthe unermüdlich über dreißig Jahre sich der theatralischen Unterhaltung des Hofes von Weimar gewidmet, erst das Liebhabertheater in Gang gebracht, dann die Hofbühne von unbedeutenden Anfängen zu einer der ersten Bühnen von Deutschland herangeschult hatte. Zahllose fröhliche Theaterabende, Schillers Dramen, Götz und Stella, Iphigenie und Tasso - Alles war vergessen um einer herrschsüchtigen Schauspielerin willen, welche zu dem Herzog in einem wieder. Ich möchte gern meiner Frau die sehr wunderbare Mey= nung dieses kleinen Tyrannen lesen lassen" u. s. w. Ebds. S. 73.

1 Ebds. S. 527. 529. In den Tag- und Jahresheften sagt Göthe nur: „Gegen Ende des Jahres ergaben sich beim Theater allerlei Mißhelligkeiten, welche zwar, ohne den Gang der Vorstellungen zu unterbrechen, doch den December verkümmerten.“ Göthe's Werke [Hempel]. XXVII. 184.

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Wiederaussöhnung durch Voigt.

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nichts weniger als rühmlichen Verhältniß stand. Göthe hatte seinen Dienst gethan; er konnte nun gehen, und er wäre wahrscheinlich um seine Theaterdirection gekommen, wenn es nicht dem persönlichen Einfluß Voigts gelungen wäre, den vollständigen Bruch zwischen dem Herzog und ihm für dießmal noch zu hindern und einen Ausgleich herbeizuführen, den er mit Ehren annehmen konnte. Weder seine unendlich kleinlichen bureaukratischen Theateracten, noch seine empfindlichen Klagen aber stimmen zu Napoleons Urtheil: Voilà un homme! Dazu folterte den tiefgekränkten Dichter die ebenso thörichte als unglückliche Liebe zu einem noch kaum den Kinderschuhen entwachsenen Mädchen, nachdem er eben erst seiner langjährigen Lebensgenossin die bürgerlichen Rechte einer Gattin verschafft hatte. Das alte Weimar war schon halb ausgestorben. Hof, Stadt und Land seufzten unter dem fremden Joch. Göthe's poetische Thätigkeit durchkreuzten prosaische Studien und Sorgen. Ein Drama „Pandora“ blieb, wie so vieles Andere, Fragment, ein neuer Roman war erst im Werden, die Farbenlehre zehrte einstweilen die beste Zeit und Kraft auf.

3. Die Wahlverwandtschaften.

1807-1810.

„Die Absicht des Dichters war offenbar, hier den Menschen ebenso als Herrn der Natur darzustellen, wie er ihn in den Angelegenheiten des Herzens zu ihrem Sklaven macht. Dieser Zug tiefer Ironie, dies echt dämonische Element geht durch die ganzen Wahlverwandtschaften hindurch.“

N. von Gottschall.

„Niemand verkennt an diesem Noman eine tief= leidenschaftliche Wunde, die im Heilen sich zu schließen scheut, ein Herz, das zu genesen fürchtet.“

Göthe, Tages- und Jahreshefte, 1809.

Wie ein Meteor entschwand der Glanz, den Napoleons Fürstentag über Thüringen ausgebreitet. Weimar trat aus der grellen weltgeschichtlichen Beleuchtung wieder in sein stilles literarisches Dämmerlicht zurück. Herzog Karl August führte die Umgestaltung der landständischen Verwaltung, die er schon im Juli 1808 in Angriff genommen, im Laufe des Winters energisch durch. Der treue Christian von Voigt sorgte, daß alles, was auf Credit Beziehung haben konnte, nicht angetastet wurde 1. Am 9. Januar 1809 wurde den vereinigten Abgeordneten der drei Landschaften Weimar, Jena und Eisenach eine neue Verfassung vorgelegt, welche den Ständen mehr Einsicht in die Finanzverwaltung und mehr Antheil daran gewährte und diese selbst vereinfachte und praktischer gestaltete. An die Stelle der bisher getrennten Landschaftsvertretungen trat eine gemeinsame ständische Deputation, mit einem Generallandschaftsdirector an der Spize. Für Steuerwesen und

1 O. Jahn, Göthe's Briefe an Voigt. Leipzig 1868. S. 94 ff.

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