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Die Universitäten

in ihrem Verhältniß zur Mission.*)

er die religiösen Bewegungen unsrer Zeit mit Aufmerksamkeit beobachtet, der wird nicht läugnen können, daß im Allgemeinen in unsern Tagen mehr wahrhaft christliches Leben und geistliche Regung unter den Gliedern der evangelischen Kirche sich findet, als dieß seit lange nicht mehr der Fall gewesen war. Eine naturgemäße Folge davon ist die, daß auch der Sinn für die Ausbreitung des Reiches Christi

*) Der Herausgeber des Evang. Missions- Magazins fühlt sich, um Mißverständnissen vorzubeugen, veranlaßt, hiemit ausdrücklich die Erklärung zu geben, daß er zwar „im Auftrag der Committee der evang. MG. zu Basel“ diese Blätter schreibt, aber für die darin ausgesprochenen Ansichten und Ueberzeugungen ganz allein für seine Person verantwortlich ist. Er glaubt zwar sagen zu dürfen, daß er im Ganzen und Allgemeinen den Sinn und Geist, der unsre Gesellschaft und speciell die Committee beseelt, vertrete und in keinem Hauptpunkte von ihr abweiche; aber jeder vernünftige Leser wird ohne Schwierigkeit verstehen, daß eine Zeitschrift, wie die vorliegende ist, nicht in dem Sinne eine „officielle“ sein kann, daß für jeden Ausdruck, für jede Ansicht, die darin ausgesprochen ist, sonst noch Jemand als der Herausgeber allein verantwortlich sein könnte. Die Committee der evang. MG. zu Basel hat dem Herausgeber darin freie Bewegung zugestanden, und nur unter dieser Vorausseßung hat er die schwere und sorgenreiche Arbeit übernommen. Findet somit irgend Jemand in diesen Blättern etwas ausgesprochen, was er für einen Irrthum oder Fehler halten zu müssen glaubt, so ist dafür nicht die Committee, sondern der Verfasser und er allein haftbar. Der Herausgeber weiß, daß, wie Luther sagt, „wer am Wege arbeitet, viele Meister hat;“ er kennt selbst seine Mängel und Unzulänglichkeiten am allerbesten; er ist auch von Herzen dankbar für jede brüderliche Zurechtweisung. Aber er geht, im Aufblick zum Herrn, stille und getrost seinen Weg und thut nach bestem Wissen und Gewissen, was er vermag.

Miff. Mag. II.

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auf Erden und die lebensvolle, thatkräftige Theilnahme an dieser großen, heiligen Sache tiefere und ausgebreitetere Wurzeln in unsrer Kirche geschlagen hat, als je. Der alte, lang gebundene Missionsgeist ist wieder erwacht. Die Mission ist nicht mehr das geringgeschäßte, kümmerlich gehaltene Pflegekind kleiner, kaum geduldeter Vereine; sie ist in unsern Tagen eine Macht geworden, die man nicht mehr vornehm ignoriren kann.

Gleichwohl ist es, wenigstens in der deutsch-evangelischen Kirche, eines der befremdlichsten Zeichen unsrer Zeit, daß die Sendboten des Evangeliums, die im Namen und Auftrag der Kirche den Samen des Heils hinaustragen unter die Völker der Heidenwelt, in überwiegender Mehrzahl nicht aus denjenigen Kreisen, die durch Erziehung und Beruf ausdrücklich zum Hirten- und Lehramt in der Kirche verordnet sind, nicht aus den Theologen, Candidaten und Predigern, sondern aus den Ständen der Landleute, Handwerker, Kaufleute und Schullehrer hervorgehen. Unter den 300 bis 350 jungen Männern, welche in der Missionsschule zu Basel längere oder kürzere Zeit verweilten, sind kaum sechs oder acht, die vorher eine Universitätslaufbahn durchlaufen hatten. Ist etwa daraus der Sache der Mission und des Reiches Gottes ein Schaden erwachsen? Fragen wir nur die unwidersprechlichen Thatsachen der neueren Missionsgeschichte. Missionar Weitbrecht, früher ein Bäcker aus dem würtembergischen Landstädtchen Schorndorf, wird nun in England jederzeit unter den gesegnetsten Arbeitern der bengalischen Mission aufgezählt; Leupolt, ein Kübler von Gewerb aus dem sächsischen Reichenau, hat Außerordentliches in Benares geleistet und wird von Hohen und Niedern in England und Indien mit Achtung genannt und unter Heiden und Christen als ein Vater verehrt; Pfander, der Bäckerbursche aus Waiblingen, treibt die Muhamedaner in den Nordwest - Provinzen Indiens durch gelehrte Schriften und siegreiche Disputationen unwiderstehlich in die Enge und hat in der ganzen Missionswelt einen geachteten Namen; Bernau, der Schlosser aus Hinterpommern, hat der englischen Missionsliteratur eine der schönsten. Schriften über die Missionsarbeit unter den Indianern Guiana's geliefert; und der arme Bauernsohn aus dem kleinen Dörflein Cremine im Kanton Bern, Samuel Gobat, ziert nun den Bischofsstuhl von Jerusalem. Wir haben nur wenige Namen genannt von

solchen, die aus der Missionsschule in Basel hervorgegangen sind. Wir dürfen wahrlich getrost sagen, daß aus dem Zurückbleiben der wissenschaftlich gebildeten Theologen bis jezt der Mission kein Schade erwachsen ist. Der Geist des Herrn und seine Salbung ist an keinen Stand und Beruf gebunden. Der Herr der Herrlichkeit theilt Seine Gaben aus, welchem Er will.

Eine andere Frage aber ist, ob nicht unsrer evangelischen Geistlichkeit selbst, ob nicht den Universitäten und dem Amt, das die Versöhnung predigt, dadurch eine der reichsten und herrlichsten Segnungen entgehe. Man wende nicht die alte, abgedroschene Fabel ein, als wenn durch den Abgang tüchtiger Theologen in die Heidenwelt der christlichen Heimath selbst die edelsten Kräfte entzogen würden. Tausend unwidersprechliche Thatsachen haben zur Genüge bewiesen, daß das wahre Glaubensleben nirgends schöner blüht, als eben in den Gemeinden und Ländern, welche die meisten Heidenboten geliefert haben, - und daß die gesegnete Rückwirkung der Mission auf die Heimath eben da am kräftigsten sich offenbart, wo man für die Mission an materiellen und persönlichen Mitteln am meisten geopfert hat. Es gilt hierin mehr als irgendwo sonst das Wort des Herrn: „Wer da hat, dem wird gegeben, daß er die Fülle habe;" und der Spruch des alten Weisen: „Wer sich des Armen erbarmet, der leihet dem Herrn; der wird ihm seine Gutthat vergelten" (Spr. 19, 17); oder: „Laß dein Brot über's Wasser fahren, so wirst du es finden nach langer Zeit" (Pred. 11, 1). Und das sind nicht blos etwa schöne Theorien, denen die Wirklichkeit und Erfahrung, wenn nicht überall und immer, doch vielfach widerspräche; sondern es sind Erfahrungssäße, deren unwiderlegliche Wahrheit und deren hundertfache Bewährung im Leben Jedermann mit Augen sehen kann. Ebenso gewiß aber ist umgekehrt die Thatsache, daß überall, wo der lebendige Sinn für die Ausbreitung des Reiches Christi und die thatkräftige, selbstthätige Theilnahme daran, mit einem Wort wo der ächte Missionsgeist fehlt, es auch an allen jenen tiefgehenden Lebenswirkungen mangelt, die so recht eigentlich das Kennzeichen der wahren Kirche Gottes sind.

Wir sind ferne davon, den Werth dessen, was die Gnade Gottes in unsern Tagen innerhalb des Gebiets der theologischen Wissenschaft gewirkt hat, gering anzuschlagen. Wir freuen uns

vielmehr von Grund des Herzens, daß auch auf diesem Gebiete „der Winter vergangen und der Regen weg und dahin ist. Die Blumen sind erschienen im Lande, der Lenz ist herbeigekommen, und die Stimme der Turteltaube läßt sich hören in unsrem Lande. Der Feigenbaum würzet seine Früchte, die Weinstöcke blühen und geben ihren Geruch." Hohel. 2, 11. Ist doch die Zeit des frostigen, markløsen, bei aller Geistesarmuth und Gottverlassenheit doch so hochmüthigen Rationalismus Gottlob hinter uns, und eine lebensfrische, vom Worte Gottes sich nährende und in die Tiefe gehende Theologie hat wieder die Herrschaft gewonnen. Auf den theologischen Lehrstühlen unsrer Hochschulen ist die glaubige Wissenschaft, die vor dem geoffenbarten Worte der Wahrheit sich beugt, wieder zu ihrem Recht gekommen; die jüngere Generation der Theologen und Prediger bekennt sich wieder zu dem lebendigen Christus, dem Sohne Gottes, der uns vom Vater gemacht ist zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung, und die Ueberreste jener Zeit des dürren öden Unglaubens, wie sie noch da und dort auf Kanzeln und Lehrstühlen erscheinen, sterben rasch aus. Das Alles ist tröstlich und herzerfreulich. Aber es will uns doch manchmal vorkommen, als fehle es auch der neuen, offenbarungsgläubigen Generation, welche die Katheder und Kanzeln füllt, an jener göttlichen Zeugungskraft, die selbst aus dem todten Gestein dem Herrn geistliche Söhne und Töchter zu erwecken im Stande ist. Wo sind auf unsern Universitäten jene mächtigen Lebensregungen, welche als eine unwiderstehliche Macht die jungen Gemüther ergreifen, und aus denen heraus freudige Zeugen der Wahrheit, unermüdliche, aufopferungsfähige, verläugnungsvolle, gesalbte Knechte Gottes und entschiedene, ganz ausgestaltete, charakterstarke Christen geboren werden? Wo sind in unsern Städten und Dörfern jene tiefgehenden, mächtig wirkenden Erweckungen, die in die starre, stagnirende Masse unsres Volks Leben und Bewegung bringen, und die noch etwas ganz anderes sind, als ein wohlmeinendes, gutmüthiges, im Uebrigen aber wirkungsloses Jasagen zum Zeugniß der Wahrheit? Wir wissen wohl, daß das kein Mensch machen kann; wenn es aber in einer Zeit so auffallend an dergleichen mächtigeren Lebensregungen fehlt, wie gegenwärtig, so muß das doch bedenklich erscheinen, und es muß in irgend einem Punkte nicht ganz richtig stehen.

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