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27.

Eine starke Hungersnoth ist auf Erden eingetreten, den unvernünftigen Thieren find wir gleich geworden, essen Träber und werden nicht satt. Wer Geld liebt, wird nicht satt, wer Schwelgerei liebt, wird nicht satt, wer Ruhm sucht, wird nicht satt. Ihr thörigten Kinder Adams, indem ihr das Viehfutter dieser Welt genießet, stärket ihr ja nicht die hungrige Seele, sondern den Hunger selber. Und daß ich es euch durch ein Beispiel klar mache, indem ich eins von den Dingen nenne, wonach die Eitelkeit trachtet: So wenig können menschliche Herzen durch Gold befriedigt werden, als menschliche Leiber sich daran sättigen mögen. Wer satt zu werden wünscht, der muß nach der Gerechtigkeit hungern, nach je= nem Brode verlangen, dessen im Hause des Vaters die Fülle ist. Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden. Bernhard.

28.

Gottlose Herzen müssen doch zu allen Zeiten in Furcht und in Schrecken sein; die kurze Freude, die ihnen wird, wird ihnen gar sauer, denn sie ge= nießen sie mit Angst und verlieren sie mit großer Bitterkeit. Die Welt ist voll Untreue, Falschheit und Unbestand; wenn des Nuhens ein Ende ist, so ist auch der Freundschaft ein Ende, und daß ich es kurz sage: weder rechte Liebe, noch volle Freude, noch fteten Frieden gewann je ein Herz in der Creatur.

Das weiß man, das empfindet man alle Stunden, und doch läßt man nicht davon; man weiß es, und will es doch nicht wissen. Man will Ungemach und Leiden entrinnen, und fällt doch mitten hinein; man fürchtet den Reif, und geräth in den Schnee.

Suso.

III. Die schmähliche Knechtschaft.

29.

Der Mensch war ursprünglich frei geschaffen, aber, nachdem die Sünde gekommen ist, hat sich sein Zustand sehr verändert. Die Seele, welche nach eigner Bestimmung fiel, kann sich nicht wieder von selbst erheben und will sich nicht wieder erheben, weil sie in eitle Liebe versunken ist. Sie kann die Sünde nicht lassen und kann sich doch auch ihretwegen nicht entschuldigen. So herrscht nun hier ein Zwang, der sich) stets selber macht, eine Gewalt, die drückend schmeichelt und schmeichelnd drückt, eine Last, die als Lust gilt. Der Mensch erduldet eine Knechtschaft, die um so schmählicher erscheinen muß, je mehr er selber ihr beständiger Urheber ist. Bernhard.

30.

Ich kenne Jemand, der lange Jahre vertraut mit dir gelebt hat, der von deinem Tische gegessen, Speise aus deiner Hand empfangen, an deinem Busen geschlafen, so oft er wollte, mit dir gesprochen hat; dem Rechte nach ist er dein Knecht. Aber weil du ihn von Jugend au so zärtlich gehalten und mit

der Ruthe verschont hast, ist er widerspenstig gewor den und dir über den Kopf gewachsen, hat dich zum Knecht und sich zum grausamen Gebieter ge= macht. Doch, wirst du sprechen, wen meinst du? Deinen alten Menschen meine ich, der deinen Geist mit Füßen tritt, allein an irdischen Dingen Lust findet und nichts nach dem Himmel fragt. Dieser Mensch ift von Jugend an blind, taub und stumm, ergrauet in der Bosheit, der Tugend und Wahrheit widerStrebend, ein Feind des Kreuzes Christi. Er lacht über Unschuld und einfache Sitte, scheut sich vor Niemand, erhebt sich hochmüthig, spricht in seinem Herzen: Es ist kein Gott! Er nährt sich von unreinen Gedanken, verpraßt sein Eigenthum wie der Berschwender, reißt fremdes an sich wie der Geizhals. Er ist ganz in Sünden geboren und erwachsen, ein Freund der Ungerechtigkeit, ein Kind des Todes, ein Gefäß des Verderbens. Was meinst du nun dazu? Wärest du klug, so sprächest du mit mir: Er ist des Todes schuldig, ans Kreuz mit ihm! Meditationes.*

IV. Die tiefe Verblendung.

31.

Klaget doch, ihr Menschenkinder, und weinet über euch, ihr Söhne Adams. Ihr esset ja Asche statt Brod, ihr habt ja die himmlische Speise mit der irdischen vertauscht. O ihr unglücklichen und blinden Kinder, was habt ihr verloren! Aber weil ihr es nicht erkennt, weinet ihr nicht, und weil ihr euer gro

ßes Elend nicht sehet, seid ihr desto mehr zu beweinen. Schauet mich an und merket, welcher Freuden ich entbehren muß. Ich dürfte nach dem lebendigen Wasser, und doch wird mir auf mein Bitten kaum erst ein Tröpflein davon zu Theil. Der Himmel ist über mich verschlossen, die Erde trägt mir Dornen und Disteln, und ihr sprecht: Warum weinest du? warum issest und trinkest du nicht? Ach, Menschenkinder, wie lange wollt ihr trunken bleiben? Wie lange wollt ihr mein Herz mit euren thörigten Worten betrüben? Wie lange wollt ihr sprechen: Friede, Friede! und ist doch kein Friede. Was ist euch mit dem Frieden gemein? Die Gottlosen haben keinen Frieden, spricht der Herr. Ich weine ja nicht darum, daß ich arm bin an Wein und Brod, an Waizen und Del, woran ihr reich zu werden trachtet, sondern darum, daß ich in dieser Welt des Verderbens bin und jene noch nicht erreicht habe, wo wahre Freude und Seligkeit ist. Achtet auf meine Stimme und betastet meine Wunden, und wollet ihr nicht mit mir weinen, so laßt mich von euch, daß ich eine Weile für mich meinen Kummer ausschütte, bevor ich aus diesem Leben scheide und nicht wiederkehre.

Thomas.

V. Die große Gefahr.

32.

Denke Dir, du sähest ein tiefes, dunkles Thal, das allen Jammer in sich faßte. Darüber führte eine lange, blos einen Fuß breite Brücke. Müßte

nun Jemand über diese schmale, hohe und gefährliche Brücke gehen, dem die Augen verschlossen, daß er feine Tritte nicht zu sehen vermöchte, dem die Hände gebunden wären, daß er keinen Stab zum Fühlen gebrauchen könnte, würde der wohl noch lachen und scherzen? Würde der nicht vielmehr vor Furcht und Schrecken erzittern und erbeben? Denke dir, daß noch Ungestalten von Raubvögeln um die Brücke herumschwärmten, geschäftig, den Wanderer in die Tiefe hinabzureißen; denke dir endlich, daß bei jedem seiner Schritte die einzelnen Bretter sofort hinter ihm weggezogen würden! Und nun höre, was das Gleichniß sagen will. Unter dem tiefen und dunkeln Thal ist die Hölle zu verstehn. Alles, was schmeichelt, findet man nicht da, und Alles, was schreckt, peinigt, ängstet, findet man da. Die gefahrvolle Brücke ist das gegenwärtige Leben; wer es übel benußt, finkt zur Hölle hinab. Die Bretter, welche hinter dem Wanderer weggezogen werden, sind die nie wiederkehrenden Tage seines Lebens, deren beständige Ab= nahme ihn immer mit Eil zum Ende hindrängt. Der Vögelschwarm ist die Schaar böser Geister. Wir selbst sind die Wanderer, blind von Thorheit und mit Untüchtigkeit zur Tugend wie mit einer schweren Kette gebunden. Nun bedenke, ob wir nicht in sole cher Gefahr zum Schöpfer um Hülfe schreien müssen. Anselm.

33.

Der Teufel gehet umher wie ein brüllender Löwe und suchet, welchen er ver=

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