ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Im Allgemeinen darf ich wohl hoffen, daß diese geistlichen Stimmen nicht ohne Beachtung und Anklang bleiben werden. Denn längst vorüber ist ja jene Periode starr lutherischer Orthodoxie, die jedes geistige Produkt, welches in irgend einer Verbindung mit dem katholischen Mittelalter stand, sogleich vers warf, im Verschwinden die Zeit seichter Aufklärung, welche in der Reformation höchstens die trübe Morgenröthe zu dem angeblich sonnenklaren Tage der Gegenwart, im Mittelalter nur eine öde, finstre Nacht erkennen konnte, darin sich nichts Anderes als die wilden Thiere des Obscurantismus und der Barbarei geregt hätten*). Man hat angefangen, bei aller Achtung vor den Reformatoren und ihren theuer werthen Verdiensten, zu erkennen, daß der Herr zu allen Zeiten seine Gemeinde mit Geist und Gaben erfüllt habe, und auch da noch, wo der Himmel seiner Kirche mit Nebel und Wolken vielfach getrübt war,

*) Bis zu welchen fabelhaften Behauptungen man fortschritt, mag man aus einer noch im I. 1817 zu Berlin erschienenen und oftmals aufgelegten Broschüre über Luther sehen, wo es in Bezug auf die Zeiten des Mittelalters heißt: „Die armen Menschen wußten großen Theils gar nichts von dem lieben Gott."

ihr allezeit nahe gewesen sei mit dem Lichte seiner Wahrheit.

Alle mittelalterlichen Schriften, die in das Gebiet der Erbauung gehören, zu lesen, war mir nicht vergönnt, liegen doch auch viele noch ungedruckt in Bibliotheken verborgen; die werthvollsten möchten indeß wohl benußt worden sein. Immer schöpfte ich unmittelbar aus den Quellen, nur von Hugo habe ich Einzelnes nach Liebner's Monographie mitgetheilt und in Bezug auf Suso die Auswahl nach den daraus im J. 1834 zu Bonn erschienenen Blüten getroffen.

Da ich nicht sowohl historische, als vielmehr erbauliche Zwecke verfolgte, so erschien es oft nothwendig, mit dem vorliegenden Stoffe etwas freier umzugehen. Zuweilen waren die schönsten Aussprüche mit unwesentlichen, den Gedankenfortschritt störenden Erklärungen vermischt, oder es folgten ihnen langweilende Tautologien auf dem Fuße nach. Da galt es denn zu verschneiden und zu verkürzen, nicht felten auch umzustellen und zu versehen. Doch habe ich dabei stets die fremdem Eigenthume gebührende Pietät zu bewahren gesucht und einzelne Gedankenzusäge nur in seltenen Fällen und auch nur, um Uebergänge zu vermitteln, gemacht.

Was den Gesammtinhalt anlangt, so ist im Allgemeinen eine größere Vollständigkeit erreicht worden, als sich von vorn herein bei dieser mehr zus fälligen Auswahl erwarten ließ. Man wird keinen zur Summa des christlichen Glaubens und Lebens gehörenden Punkt ganz vermissen, die meisten sogar in reicher Mannigfaltigkeit dargestellt finden. Die Anordnung nach dogmatischen Principien erschien als die angemessenste. Jeder kann so am leichtesten finden, worauf gerade sein Bedürfniß gerichtet ist. Rücksichtlich der Durchführung dieser Principien im Einzelnen darf man freilich so wenig streng, als in Bezug auf die Anordnung von Liedern in Gesangbüchern urtheilen. Zuweilen wird man auf Ausführungen stoßen, die nicht unter den betreffenden Gesichtspunkt gehören, jedoch also mit dem ganzen Erzeugnisse verwachsen sind, daß sie sich ohne Ge= walt nicht davon trennen ließen. Die Stellung fol cher Stimmen konnte zweifelhaft werden und ich will nur sagen, daß ich mit Bedacht zu entscheiden verfucht habe.

Der Auszug aus Anselm's Schrift Cur Deus homo, den ich im ersten Anhange gegeben habe, forderte dem Umfange sowohl als der Form und dem Inhalte nach eine abgesonderte Stellung. Zur Mittheilung desselben fühlte ich mich veranlaßt, weil so

Viele über die Genugthuungslehre aburtheilen, ohne vollständig mit ihr bekannt zu sein. Kann ich daher gleich selbst nicht jeden Say Anselms unterschreiben, so möchte ich doch dazu beitragen, daß dieser große Versuch, das tiefste Geheimniß zu lösen, in gebührender Ehre und Achtung erhalten würde.

Daß ich in einem zweiten Anhange Biographien der im Buche stimmführenden Männer hinzugefügt habe, wird Niemand für überflüssig erachten, der da weiß, daß jegliche Blüthe religiösen Lebens an Reiz und Interesse gewinnt, wenn man den Boden ihres Ursprungs und die nächsten Umgebungen desselben etwas näher betrachten kann. Bei vielen schöpfte ich lediglich aus ältern Quellen, bei andern konnte ich gute Monographien aus neuerer Zeit zur Hand nehmen. So gebrauchte ich Neander für Bernhard, Liebner für Hugo von St. Victor, Meier für Savonarola, Engelhardt für Richard von St. Victor und Ruysbroek. Wo des Interessanten und Lehrreichen sich mehr zu berichten fand, ließ ich solches nicht unbenußt, wenn auch die Länge der Lebensbeschreibungen mit der Menge der mitgetheilten Abschnitte nicht gerade in stetigem Verhältnisse blieb.

Nimm nun hin, christlicher Leser, in Liebe den Kranz, den ich Dir mit Herzenslust aus Blumen ferner Auen gewunden habe. Sie sind in den heiligsten

[ocr errors]

Lebensstunden der Freude, des Leids und der Liebe den Herzen großer Männer aus allerlei Volk und Geschlecht entsproffen, und darum werth der Unsterblichkeit. Mag nun die Nacht langer Jahrhunderte über der Asche ihrer Gebeine ruhen; ihre Geifter erheben sich und sprechen lebendig noch heut zu Dir, wie sie zu ihrer Zeit gesprochen in den Tagen vor Alters. Welche theure Stimmen, welche herrliche Gemeinschaft! Ja wahrhaftig, wenn Du diese Wolke von Zeugen über Dich hinschweben und ihr Lebenswasser in Dein Herz sich ergießen lässest, so mußt Du fie verachten lernen, jene Wolken ohne Wasfer, die mit ihrem wefenlofen Scheine die Welt blenden, und Dir innig bewußt werden, daß es eine Kirche Jesu Chrifti auf Erden giebt, welche die Pforten der Hölle nicht überwältigen mögen. Ihm, auf den alle Namen dieses Buches, wie Pläneten auf ihre Sonne, hinweisen, Ihm, dem ein Name über alle Namen gegeben worden, sei Lob und Preis jeßt und immerdar!

Halle, am 15. Juni 1841.

F. G.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »