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Betonung, indem die drei ersten Evangelisten uns den Gottmenschen, Johannes aber den Gottmenschen schildert. So ist der Unterschied kein anderer, als der des verschleierten und des enthüllten Gottesbildes. Aber auch bei den drei ersten Evangelisten ist das Gottesbild unseres Herrn, das Bild der ewigen Wahrheit, nur mit einem durchsichtigen oder doch nicht undurchdringlichen Schleier bedeckt, welchen Johannes nur völlig wegge= zogen hat, oder doch fortwährend lüftet. Und grade das An= schauen dieses Bildes bringt nicht den Tod, sondern das Leben.

Mit der Tendenz oder dem Zwecke des Evangeliums Johannis ftimmt auch die Auswahl der von ihm berichteten Begebenheiten überein. Überall sezt er die Kenntniß der drei ersten Evangelien voraus. Daher finden wir bei ihm fast lauter Neues, Eigenthümliches, und nur seltene Berührungspunkte mit seinen Vorgängern. Aber auch da, wo er dieselben Thatsachen, wie jene, erzählt, geschieht es nicht zur bloßen Wiederholung, sondern um neue Züge hinzuzufügen, oder um andere von jenen übergangene Thatsachen oder Zeugnisse daran zu knüpfen. So verhält es sich namentlich im sechsten Kapitel mit dem Bericht von der Speisung der Fünftausend und dem Wandeln Jesu auf dem Meere, welcher nur als Grundlage für die nur vom Johannes überlieferte hochbedeutsame Rede des Herrn in der Synagoge zu Capernaum dienen soll. Selbst die Leidens- und Auferstehungsgeschichte des Herrn ist durchgehend unter den Johanneischen Gesichtspunkt ge= stellt. Auch in seiner tiefsten Niedrigkeit bekundet er seine Hoheit und göttliche Erhabenheit, erweiset er sich als den Herrn seiner Herren, als den Richter seiner Richter. Die Häscher weichen vor

ihm zurück und fallen zu Boden 18, 6. auf daß erfüllet würde das Wort, das er 10, 18. gesprochen; Niemand nimmt mein Leben von mir, sondern ich lasse es von mir selber. Den Hohenpriester überführt er seiner Heuchelei 18, 20 f., den Knecht, der ihn schlägt, straft er wegen seines Unrechtes 18, 23. Dem Pilatus offenbart er sich als König eines himmlischen Reiches 18, 36 f., welcher Offenbarung Pilatus durch die Inschrift am Kreuze unwillkührlich zustimmen muß 19, 19 ff., und bezeugt ihm, daß er keine Macht über ihn hätte, wenn sie ihm nicht wäre von oben herab gegeben 19, 11. Ja noch nach seinem Tode müssen seine Kreuziger erkennen, in welchen sie gestochen haben 19, 37. Durch seine Auferstehung aber erweiset er sich als den Gottessohn 20, 17. und Friedefürsten 20, 19. 21. 26., und bewähret sich dem Thomas als seinen Herrn und seinen Gott 20, 28 f. Dieses Verhältniß des Johannes zu seinen Vorgängern gibt sich gleich im Anfange ihrer Evangelien kund. Während Matthäus und Lucas damit beginnen, Jesu leibliche Abstammung von Abraham und weiter hinauf von Adam her zu berichten, denn er war Abrahams Same und des Menschen Sohn, und seine Geburt als Mensch erzählen, steigt Johannes, der das Alles vorausseßt, noch höher hinauf bis zu seiner Geburt aus Gott, und beginnt mit dem ewigen Sein des Wortes bei Gott und seiner Wesensgleichheit mit dem Vater.

Der Prophet Ezechiel schaute (K. 1.) in dem Gesichte, welches ihm bei seiner Berufung zum Prophetenamte zu Theil ward, vier lebendige Wesen in der Gestalt eines Menschen, eines Löwen, eines Stieres und eines Adlers, und über ihnen den Thronwagen Gottes und auf demselben die Herrlichkeit des Herrn

anzusehen wie ein Mensch. Auch in der Offenbarung Johannis 4, 6 ff. erscheinen diese, vier lebendigen Wesen wieder am Throne Gottes und geben Preis und Ehre dem, der auf dem Stuhle sizt. Die christliche Kirche hat sie als Sinnbilder der vier Evangelisten gefaßt, und Matthäus den Menschen, Marcus den Löwen, Lucas den Stier, Johannes den Adler zugesellt. Sie tragen in ihren Evangelien gleichsam den Wagen Gottes, auf dem die Herrlichkeit des Herrn in der Gestalt des Menschensohnes, dem sie lobpreisend die Ehre geben, thront. Matthäus schildert den Menschen, Marcus den Löwen aus dem Stamme Juda, Lucas den starken Helden, mächtig in Worten und Thaten. Diese drei Geschöpfe, Mensch, Löwe, Stier, weilen auf der Erde. Johannes aber schwingt sich wie ein Adler empor über die Nebel der menschlichen und irdischen Gebrechlichkeit, und schaut mit scharfem Auge und festen Blickes das Licht der unwandelbaren Wahrheit; und als dieser Adler erweiset er sich nicht nur in seiner Offenbarung, sondern auch in seinem Evangelium und seinen Briefen, wo er aufsteigt zu den Höhen, in denen Gott selber wohnt, sich aufschwingt über diese Erde und die Tiefen der Gottheit erspäht, ja im reinen Aether des Himmels sich wiegt und schwebt.

So sehen wir also, wie auch den Aposteln des Herrn eine verschiedene Stellung zugewiesen war, und wie sie einen verschiedenen Beruf im Reiche Gottes zu erfüllen hatten. Der verschiedene Beruf wurzelte in der verschiedenen Gnadengabe, und diese wiederum in der verschiedenen Naturanlage, welche eben der Gott, der die Natur geschaffen hat, heiligte und verklärte, und so zur Gnadengabe steigerte. Johannes war eine mystisch

intuitive, eine tief innerliche, beschauliche Natur, die sich vorzugsweise gern betrachtend in die Tiefen der Gottheit versenkte. Nachdem der Herr ihn in seinen Dienst genommen, war er darum besonders geeignet, uns Gottes Wesen zu erschließen. Fortwährend saß er anbetend zu den Füßen seines Meisters, und war daher der Lieblingsjünger des Herrn, der an der Brust des Herrn ruhte, und tief in sein Herz hineinblickte, das sich ihm, wie keinem Anderen erschloß.

Diesen verschiedenen Beruf, den sie überkommen hatten, erkannten nun auch die Apostel gegenseitig an, und achteten ihn an einander, so daß Jeder sich hütete, in das Gebiet des Anderen überzugreifen. Noch ehe die Evangelisten unsere Evangelien schriftlich verzeichneten, haben sie sie ohne Zweifel mündlich verkündigt; und wovon sollten sie auch lieber in dem vertrauten Kreise ihrer Freunde, wie in der öffentlichen Versammlung der Gemeinde, geredet und gezeuget haben, als von dem, was sie selbst gehört und gesehen hatten, von den Worten und Werken ihres Meisters? Als sie noch in Jerusalem zusammen waren, da wird sich schon die besondere Gabe der Einzelnen herausgestellt haben; als dann Matthäus sein Evangelium schrieb, hütete er sich, in die Sphäre des Johannes hinüber zu treten, und erzählte Nichts von dem, was diesem aufgespart war. Fr wußte ja, daß damit das Bild des Herrn nach der Johanneischen Darstellung der Kirche nicht verloren gehen werde, weil auch Johannes sein Evangelium schriftlich verzeichnen würde. Denn so wie die Offenbarungen Gottes im Alten Bunde schriftlich aufbewahrt waren, so gewiß mußten auch die großen Thaten des Sohnes Gottes der Kirche Gottes bleibend überliefert werden.

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Daraus erklärt es sich, daß manche Thatsachen, die wir in dem Evangelium Matthäi erwartet hätten, sich daselbst nicht finden. Es ist das nicht Unkunde, sondern absichtliche und keusche Zurückhaltung; und man hat deshalb keinen Grund, solche Thatsachen für später erdichtet auszugeben. Das gilt namentlich von der Auferweckung des Lazarus. Allerdings sollte man meinen, die drei ersten Evangelisten hätten uns dieses größte Wunderwerk Jesu mittheilen müssen, da sie ja auch andere Todtener= weckungen des Herrn berichten, und ihr Schweigen kann um so mehr auffallen, als grade an die Auferweckung des Lazarus sich die lezte Katastrophe im Leben Jesu anknüpfte. Dennoch berichten sie dieselbe nicht, und wir wissen schon warum. Denn grade hierbei hatte der Herr sich ganz vorzugsweise als der wahrhaftige Sohn Gottes, der die Auferstehung und das Leben ist, als welchen eben Johannis ihn zu schildern hatte, erwiesen und bezeugt. Ueberdies hat sich weder Matthäus, noch Marcus und Lucas, die Aufgabe gestellt, die Feindschaft der hierarchischen Gegenpartei in allen ihren Entwickelungsphasen, deren lezten Knotenpunkt eben die Auferweckung des Lazarus bildete, zur Darstellung zu bringen, was gleichfalls die Aufgabe des Johannes war. Denn wir finden in seinem Evangelium fortwährend auf den allmählig sich steigernden Widerspruch der Feinde Jesu hingewiesen, auf den Kampf der Finsterniß wider das Licht. Dies leitet uns aber schon zu der anderen Seite seines Evangeliums über, die wir das nächste Mal mit einander zu betrachten haben.

Wir glauben auch an Iesum Christ, seinen Sohn und unsern Herren, der ewig bei dem Vater ist, gleicher Gott von

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