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komme! So wandert Israel auf Erden bis zur Wiederkunft des Herrn. Völker sind gekommen und vom Erdboden verschwunden; dies Volk aber bleibt, so wie sein Land, ein Denkmal göttlicher Strafgerechtigkeit. Ja, es suchet Ruhe, aber es findet sie nicht. Alljährlich am Tage der Zerstörung Jerusalems sigt es an der ehemaligen Stätte und den Grundmauern des Tempels, ergießt sich in herzzerreißenden Klagen ob der verschwundenen Herrlichkeit, und fleht und wartet auf das Kommen des Messias. Aber auch jezt noch sehnt es sich nur nach irdischer Erlösung und Befreiung, nach irdischem Wohl= sein und nach einem irdischen Messias. Und weil es den verworfen hat, der schon gekommen ist, so wird der nimmer kommen, nach dem es sich sehnet. Seit der Erscheinung des Herrn sind viele falsche Messiasse aufgetreten unter Israel, wie er Matth. 24, 24. es zuvor gesagt. Da hat sich erfüllet, was er in unserem Evangelium 7, 34. 8, 21-24. zu den Juden gesprochen: Ihr werdet mich suchen und nicht finden; und da Ich bin, könnet ihr nicht hinkommen. Ich gehe hinweg, und ihr werdet mich suchen und in eurer Sünde sterben; denn so ihr nicht glaubet, daß ich es sei, so werdet ihr sterben in euren Sünden."

Aber nicht nur als ein unvergängliches Denkmal göttlicher Strafgerechtigkeit, sondern auch als eine mit deutlichen Buchstaben geschriebene Warnungstafel ist Israel aufgestellt unter allen Völkern; ja, als ein Warnungsbeispiel, das auch der Christenheit prediget, daß Gott seiner nicht spotten läßt, Gal. 6, 7. Wiederum hat der Herr zu dieser unserer Zeit gesendet Schaaren von Evangeliften, die sein Wort und sein Heil bezeugen,

und wiederum verwerfen, verspotten und verlästern sie sie, und hängen sich an falsche Messiasse, die ihnen irdische Freiheit und irdisches Wohlsein verheißen, und finden doch nicht bei ihnen, was sie suchen. Denn eine Zeit der Angst und Unruhe ist diese Zeit; ein Warten der Dinge, die da kommen sollen, geht durch alle Gemüther. Das sind die Zeichen der lezten Zeit. Ist die Christenheit Israel gleich geworden, so wird auch, wenn sie nicht bei Zeiten bedenkt, was zu ihrem Frieden dient, das Gericht nicht ausbleiben. Denn wo ein Aas ist, da sammeln sich die Adler, Matth. 24, 28. Wir wissen nicht, ob der Herr bald sichtbar wiederkommen wird zum Endgerichte, aber das wissen wir, er wird jedenfalls unsichtbar wiederkommen zum Vorgerichte, wie er schon so oft gekommen ist, und zwar zu einem strengeren Vorgerichte, als bisher, weil der Abfall größer ist, denn je zuvor. Es ist nicht wahr, was der Dichter sagt: „Die Weltgeschichte ist das Weltgericht," sondern sie ist nur ein Weltgericht, sie ist nur das sich anbahnende, das werdende Weltgericht. Denn alle Schuld rächt sich allemal selbst auf Erden, oder vielmehr der Herr rächt und straft alle Schuld schon hier auf Erden, und am schwersten die Schuld des Abfalles von Ihm, dem alleinigen Gott und Heiland.

Das Gericht über die von ihm abgefallene Welt ist aber stets verknüpft mit der Reinigung und Läuterung seiner Gemeinde und mit ihrer Errettung aus allen Drangsalen, nach dem Worte des Herrn zu den Seinen: Wenn aber dieses anfänget zu geschehen, so fchet auf, und hebet eure Häupter auf, darum, daß sich eure Erlösung nahet." Luc. 21, 28. Gott gebe, daß wir allesammt, wenn seine Gerichte hereinbrechen

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unter denen erfunden werden, die da aus Gnaden würdig find zu stehen vor des Menschen Sohn, wenn er kommt. Amen.

Wachet auf! ruft uns die Stimme der Wächter sehr hoch auf der Zinne: wach auf, du Stadt Jerusalem! Mitternacht heißt diese Stunde! Sie rufen uns mit hellem Munde: Wo seid ihr klugen Jungfrauen? Wohlauf, der Bräutigam kömmt! steht auf, die Lampen nehmt! Hallelujah! Macht euch bereit zu der Hochzeit: ihr müsset ihm entgegen gehn.

Zion hört die Wächter singen; das Herz thut ihr vor Freuden springen: sie wachet und steht eilend auf. Ihr Freund kommt vom Himmel prächtig, von Gnaden stark, von Wahrheit mächtig: ihr Licht wird hell, ihr Stern geht auf. Nun komm, du werthe Kron, Herr Jesu, Gottes Sohn! Hosianna! Wir folgen all zum Freudensaal, und halten mit das Abendmahl.

Siebenter Vortrag.

Die Gottesfindschaft.

Der Apostel beschließt die zweite Strophe v. 12. u. 13. mit den Worten:

Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, die an seinen Namen glauben, welche nicht von dem Geblüt, noch von dem Willen des Fleisches, noch von dem Willen eines Mannes, sondern von Gott gebo= ren sind.

Das Kommen des Lichtes in die Welt ist also troß seiner

Verwerfung von Seiten der Finsterniß, dennoch, wie sich das von vorneherein nicht anders denken läßt, weil es sonst eben gar nicht gekommen wäre, nicht unwirksam gewesen: vielmehr preist der Apostel hier die göttliche Gnade in ihren Wirkungen, die sie auf die Menschen ausübte, auf diejenigen nämlich, die sie im Glauben annahmen, welche sie zu Kindern des Lichtes, zu Kindern Gottes machte. Mittelbar liegt auch hierin noch eine Anklage der Finsterniß, die solches Heil verschmäht, dadurch selbst die Strafe über sich herbeigezogen hat und so der Gnade Gottes zu ihrem eigenen Schaden verlustig gegangen ist.

,,Wie viele ihn aber aufnahmen," sagt er im Gegensat zu denen, die ihn nicht aufnahmen. V. 5 hatte er gesagt: die Finsterniß hat es nicht ergriffen, v. 10: die Welt erkannte ihn nicht, V. 11: die Seinen nahmen ihn nicht auf. Wir haben nun aber gesehen, daß das Nichtaufnehmen des Lichtes die Ursache ihres Nichterkennens war; so wird also auch umgekehrt das Erkennen die Folge des Aufnehmens sein. Denn wenn wir das Heil Gottes in Christo erst aufgenommen haben, so werden wir bald inne werden und lernen, welch' ein herrlicher Schat uns daran gegeben ist, und so gelangen wir zur erfahrungsmäßigen Erkenntniß des Heiles. Meine Lehre ist nicht mein, sondern deß, der mich gesandt hat"; spricht der Herr in unserem Evangelium 7, 16 f. zu den Juden, „so jemand will deß Willen thun, der wird inne werden, (oder: erkennen,) ob diese Lehre von Gott sei."

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Andrerseits folgt die Erkenntniß nicht nur dem Aufnehmen nach, sondern es muß dem Aufnehmen auch allemal eine Erkenntniß schon voraufgehen. Denn das, was ich aufnehmen

soll, muß ich kennen und wissen, was an ihm ist. So muß ich auch das Heil, das ich aufnehmen soll und aufnehmen will, erst wissen und kennen, und muß es für wahr halten, oder ihm zustimmen; erst dann kann ich es ergreifen und aufnehmen. Das Erkennen und Fürwahrhalten nun ist nur ein Akt des Verstandes, zu dem dann allerdings auch noch vor allen Dingen das Erzreifen und Aufnehmen als ein Akt des Gemüthes und Willens hinzutreten muß. Dies Ergreifen und Aufnehmen aber, welches das Erkennen und Fürwahrhalten voraussetzt und in sich schließt, nennt der Apostel im gleich Folgenden den Glauben, wenn er sagt: Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, die an seinen Namen glauben." Das Aufnehmen besteht also im Glauben, wie der Apostel schon vorher V. 7 gesagt hat, daß der Täufer gekommen sei zum Zeugnisse, daß er von dem Lichte zeugete, auf daß sie Alle durch ihn glaubten, d. i. das Licht ergriffen und aufnähmen. Der Glaube ist daher selber, wie das Aufnehmen, ein Erkennen, Fürwahrhalten und Ergreifen, und zwar ein vertrauensvolles Ergreifen, oder er ist Vertrauen, Zuversicht. Denn es gibt gar keine andere Form und Weise, in der wir das Heil aufnehmen können, als eben durch Vertrauen. Wenn Gott uns sein Evangelium predigen läßt, daß er uns um der Versöhnung willen, die in Christo geschehen ist, unsere Sünde vergeben will, können wir diese Verheißung nicht anders aufnehmen, als indem wir sprechen: „Ja, Herr, ich glaube. Ich will fortan mein Vertrauen nicht sezen auf meine Tugend, Gerechtigkeit, Werk und Verdienst, wodurch ich doch deinen Zorn wider meine Sünde nicht versöhnen kann: sondern

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