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gehen in's Schauen, der Kindschaftsstand der Gläubigen offenbar werden in Herrlichkeit und nach Leib und Seele sich vollenden. Bis dahin sehnen sie sich noch mit Paulus Röm. 8, 23 f. nach der Kindschaft, d. i. nach der Offenbarmachung und Vollendung ihres Kindschaftsstandes, und warten auf ihres Leibes Erlösung, nämlich vom Tode und von der Knechtschaft der Leiden und der Vergänglichkeit; denn sie sind wohl schon selig, doch erst in der Hoffnung. Dann aber, wenn sie als die geliebten und verherrlichten Gotteskinder dastehen werden vor aller Welt, dann wird in seine lezte und vollkommene Erfüllung gehen das Wort, das geschrieben steht: Die mit Thränen säen, werden mit Freuden ernten. Sie gehen hin und weinen, und tragen edlen Samen, und kommen mit Freuden, und bringen ihre Garben." Psalm 126, V. 5 und 6. Und diese Herrlichkeit zu schauen, ward dem Johannes gegeben; denn Offenb. 7, 9 ff. sieht er eine große Schaar, angethan mit weißen Kleidern und Palmen in ihren Händen tragend, und er vernahm eine Stimme, die sprach zu ihm: „Diese sind es, die gekommen sind aus großer Trübsal, und haben ihre Kleider gewaschen, und haben ihre Kleider helle gemacht im Blute des Lammes. Sie wird nicht mehr hungern noch dürsten; es wird auch nicht auf sie fallen die Sonne, oder irgend eine Hiße. Denn das Lamm wird sie weiden, und leiten zu den lebendigen Wasserbrunnen; und Gott wird abwischen alle Thränen von ihren Augen." Ja, Gott wird abwischen im Reich der Herrlichkeit alle Thränen von den Augen seiner Kinder, die sie hier im Reich der Gnade, welches noch ein Kreuzreich ist, geweinet haben. Amen.

Gottes Kinder säen zwar traurig und mit Thränen, aber

endlich bringt das Jahr, wonach sie sich sehnen; denn es kommt die Erntezeit, da sie Garben machen: da wird all ihr Gram und Leid lauter Freud und Lachen.

Achter Vortrag.

Die Fleischwerdung der Wortes und die Herrlichkeit des im Fleische Erschienenen.

In der dritten Strophe V. 14-18 sagt der Apostel nunmehr bestimmt und ausdrücklich, wie das Wort, in welchem das Leben war, das Licht der Menschen geworden ist, nämlich durch Fleischwerdung; er beschreibt die Herrlichkeit des im Fleische erschienenen Wortes, und endlich anknüpfend an den Schluß der zweiten Strophe bezeichnet er noch näher die Wirkungen, welche von ihm auf seine Gläubigen ausgegangen sind.

V. 14. Und das Wort ward Fleisch. Hiermit nimmt unser Evangelift offenbar einen neuen Ansaß. Die Bezeichnung ,,Wort" hatte er seit der ersten Strophe nicht wieder gebraucht; in der zweiten Strophe hatte er den Sohn Gottes „das Licht" genannt; hier aber in der dritten Strophe nennt er ihn wieder das Wort", weil er nunmehr sagen will, in welcher Weise das Wort das Licht der Menschen geworden ist: so daß wir also den Sag:,,Und das Wort ward Fleisch," auch umseßen und umschreiben können: „Und zwar ist das Wort, in welchem das Leben war, durch seine Fleischwerdung das Licht oder das Heil der Menschen geworden." Daß das Licht in

die Welt gekommen sei, als der Schöpfer zu seinem Geschöpfe, als der Bundesgott zu seinem Bundesvolke, hatte der Apostel schon gesagt; dies war aber auch schon vor der Fleischwerdung des Wortes geschehen in allen den Offenbarungsthaten und Offenbarungsworten, durch welche der Sohn Gottes sein Volk Israel während der ganzen Zeit des A. B. heimgesucht hatte. Ja auch persönlich war er als „der Engel des Herrn“ vor seiner Menschwerdung zu den Seinen gekommen: so hatte er bei Abraham geherbergt, mit Jacob gerungen, und war auch später noch öfter aufgetreten. Indeß das war nur eine vorübergehende menschliche Erscheinungsform, die er annahm, um sich eben den Menschen sichtbar zu machen; es war wohl ein Vorspiel und eine Weissagung seiner wahrhaftigen Menschwerdung, aber noch nicht diese selber. Nunmehr aber war er nicht mehr blos in vorübergehender menschlicher Scheingestalt, sondern in wahrhaftiger und wirklicher Menschennatur erschienen, nicht, um wieder zu verschwinden, sondern um bleibend unter uns, seinen Brüdern, Wohnung zu machen.,,Und das Wort ward Fleisch, und wohnete unter uns." Hiermit war das Ziel aller Offenbarungen Gottes erreicht, das war die Spize, die Vollendung und der Abschluß derselben, indem nunmehr die Menschheit selber die unmittelbare und vollkommene Offenbarungsstätte der Gottheit geworden war.

Wenn Johannes sagt: „Und das Wort ward Fleisch," so meint er damit nicht etwa, daß das Wort nur unser Fleisch und Blut, nur einen menschlichen Leib an sich genommen habe; vielmehr gilt dieser Ausdruck sachlich gleich dem:,,Gott ward Mensch." Fleisch bezeichnet hier, wie öfter in der

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Schrift, den ganzen Menschen nach Leib und Secle. In diesem Sinne heißt es Ps. 65, 3: Du erhörest Gebet, darum kommt alles Fleisch zu dir, und Ps. 145, 21: Alles Fleisch lobe seinen heiligen Namen immer und ewiglich. So auch hier. Indem das Wort Fleisch ward, nahm es unsere ganze Menschennatur nach Seele und Leib an. Der Ausdruck Fleisch“ dient aber zur Bezeichnung der unterschiedlichen und charakteristischen Eigenthümlichkeit des Menschen. Es soll damit ausgesagt sein, daß der Mensch nicht etwa wie Gott, oder die Engel, von denen es Hebr. 1, 14. heißt: Sind sie nicht allzumal dienstbare Geister? ein reiner Geist, sondern als geist-leibliche Persönlichkeit erschaffen sei, und daß eben in dieser seiner Leiblichkeit das menschliche Wesen sichtbar und greifbar erscheint. Dieser so zu sagen handgreifliche Ausdruck:,,Und das Wort ward Fleisch," steht zugleich im Gegensaße zu jener Irrlehre, die wir schon in unserem zweiten Vortrage gekennzeichnet haben, wonach der Sohn Gottes nicht wahrhaftig und wirklich Mensch geworden, sondern in Jesu nur eine vorübergehende Erschei= nungsform oder auch eine bloße Scheingestalt angenommen haben sollte.

„Fleisch" hat aber in der Schrift noch eine besondere Nebenbedeutung. Es bezeichnet nicht blos die Menschennatur, wie sie aus Gottes Schöpferhand hervorgegangen ist, sondern auch die Menschennatur, wie sie seit Adams Fall geworden und gegenwärtig beschaffen ist. Namentlich drückt es die Schwäche, Gebrechlichkeit, Hinfälligkeit und Sterblichkeit unserer Menschennatur aus, und das wiederum in sehr bezeichnender Weise, insofern grade in unserer Leiblichkeit diese Schwäche u. f. f. un

mittelbar in die Erscheinung tritt. So sagt schon der Prophet Jesaias 40, 6 ff. und ihm nach der Apostel Petrus in seinem ersten Briefe 1, 24 f.:,,Alles Fleisch ist wie Gras, (d. i. hinfällig und vergänglich,) und alle Herrlichkeit der Menschen wie des Grases Blume. Das Gras ist verdorret, und die Blume abgefallen; aber des Herrn Wort bleibet in Ewigkeit." Diese Nebenbedeutung der Schwäche und Hinfälligkeit, welche der Sohn Gottes mit der Annahme unserer Menschennatur über sich genommen hat, herrscht allerdings auch hier, wenn Johannes sagt:,,Und das Wort ward Fleisch." Denn obgleich unser Evangelium uns vorherrschend den Sohn Gottes in Herrlichkeit vorführt, so doch auch, wie wir schon in unserem ersten Vortrage gesehen haben, des Menschen Sohn in Niedrigkeit. Auch in unserem Evangelium schauen wir den Herrn trop seiner göttlichen Hoheit als das fleisch gewordene Wort, als den Menschen. in Schwachheit und Verfolgung, in Leiden und Tod. Demnach liegt in dem:,,Und das Wort ward Fleisch,“ die Tiefe der göttlichen Herablaffung ausgedrückt, und wie einerseits die Wahrhaftigkeit und Wirklichkeit seiner Menschennatur dadurch stark bezeichnet ist, so wird zugleich angedeutet, daß er diese Menschennatur nicht in ihrer ursprünglichen Kraft, sondern in ihrer gegenwärtigen Gebrechlichkeit angenommen habe. In unser armes Fleisch und Blut verkleidet. sich das ewge Gut." Nunmehr erkennen wir auch erst recht, wie entsprechend der Ausdruck: „Und das Wort ward Fleisch,“ gewählt ist, viel ent= sprechender, als:,,das Wort ward Mensch," weil darin eben. die Schwachheit seiner Natur nicht in gleicher Weise unmittelbar ausgesagt worden wäre. Auch bilden wohl Gott und Mensch

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