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Ruhe nicht so zu verstehen sei, als ob er seitdem gar nicht mehr wirke, da vielmehr seine erhaltende Thätigkeit auch seit Vollendung der Schöpfung fort gehe ohne allen Unterschied der Tage: eben so wirke er, der Sohn, fort und fort, und übe mit dem Vater auch am Sabbath die welterhaltende Thätigkeit, von. der die eben vollzogene Krankenheilung nur ein wunderbarer Ausfluß war, und wofür sie einen schlagenden Beweis lieferte. Die Juden verstanden den Sinn seiner Worte gar wohl, indem sie ihn nun erst recht verfolgen, weil er sich Gott gleich gemacht. Heißt es nun: Was unser Gott erschaffen hat, das will er auch erhalten, so können wir auch umgekehrt sagen: Ist er der Welterhalter, so ist er auch der Weltschöpfer. Dies hat aber Johannes nicht nur durch menschliche Schlußfolgerung aus dem, was der Herr selbst gesagt, abgeleitet, sondern es ist ihm durch denselben inspirirenden Gottesgeist enthüllt, der schon im A. T. die unlösbare Verkettung der Welterhaltung mit der Weltschöpfung kund gemacht, und darum ist es fest verbürgte, untrügliche Offenbarung. So sagt auch der Apostel Paulus im Colosserbriefe 1, 16 f., daß durch den Sohn Gottes alles geschaffen sei, was im Himmel und auf Erden ist, und daß in ihm alles seinen Bestand habe, und im Hebräerbriefe 1, 2 f., daß durch ihn die Welt gemacht sei, und daß er fortwährend alle Dinge trage mit dem Worte seiner Allmacht. Schöpfung und Erhaltung sind vornehmlich ein Werk der göttlichen Almacht. Lag nun schon in der Ewigkeit des Wortes V. 1 für uns ein starker Troft, so auch in seiner Schöpferallmacht, zu der wir stets, wo uns Hülfe noth_thut, in gewiffer Zuversicht unsere Zuflucht nehmen können. Freilich bietet die nackte Almacht an sich noch nicht den vollen und

wahren Trost, denn nach seiner Allmacht kann Gott sowohl tödten, als lebendig machen, und es fragt sich für uns immer erst noch, was von Beidem er will? Sind wir dieses seines Willens gewiß, so können wir dann freilich gewiß sein, daß er nach seiner Allmacht auch kann, was er will. Darum, damit seine Almacht als eine belebende und wahrhaft trostreiche erscheine, fährt der Apostel fort:

V. 4. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.

,,Leben", wechselnd mit dem Ausdrucke ewiges Leben“, ist ein Wort, welches in den Schriften des Johannes mehr als dreißig Male vorkömmt, und stets die Seligkeit bezeichnet. Das ift ja auch, wie wir schon erkannt haben, der Zweck seines Evangeliums, zu bezeugen, daß der Sohn Gottes das ewige, selige Leben ist und gibt. So sagt er, ähnlich wie hier, auch am Schlusse seines ersten Briefes 5, 11: Und das ist das Zeugniß, daß uns Gott das ewige Leben gegeben hat, und solches Leben ist in seinem Sohne. Schon im gewöhnlichen Sprachgebrauche nehmen wir öfter „Leben“ für „fröhliches und freudenreiches, ungehemmtes und ungetrübtes Sein." Dies findet sich nun in unendlichem Maße in Gott, und zwar eben sowohl in dem Sohne, als in dem Vater, denn auch in dieser Beziehung gilt das: Alles was „Alles was der Vater hat, das ist

mein." Joh. 16, 15.

"

Und der Herr bezeugt wiederum selbst

ausdrücklich: Wie der Vater das Leben hat in ihm selbst; also

hat er dem Sohne gegeben das Leben zu haben in ihm selbst. Joh. 5, 26.

Dies ewige selige Leben ruht und wurzelt in der göttlichen Vollkommenheit. Weil Gott selber die Fülle aller göttlichen Eigenschaften ist, darum ist er der Selige; weil in ihm kein Mangel ist, darum hat er kein Gefühl des Mangels, sondern unbedingte Befriedigung in sich selbst. Unter allen göttlichen Eigenschaften ist aber diejenige, welche sein Wesen in eigenster Weise ausdrückt, die Liebe, 1. Joh. 4, 16. Alle anderen Eigenschaften sind gewißermaßen dieser Eigenschaft untergeordnet: er ist die ewige, allmächtige, allwissende, heilige Liebe. Und darum ift er erst recht selig, weil er die Liebe ist, denn Seligkeit ist nur in der Liebe, selbstverständlich nur in der heiligen, nicht in der unreinen, selbstsüchtigen Liebe. Fragen wir nun, was war denn von Ewigkeit her der Gegenstand dieser seiner Liebe, die er selbst von Ewigkeit ist? so müssen wir antworten: Er selbst. Denn er selber ist allein der wahrhaft liebenswürdige Gegenstand, das höchste Gut, weil der einzig Gute. Andrerseits gehört aber zur Liebe der Unterschied der Personen, ein Ich und ein Du, welche eben in der Liebe sich harmonisch zur Einheit zusammenschließen, sich aneinander hingeben in der Liebe, und darin ihre vollkommene Befriedigung, ihre Seligkeit finden. Und so ist es auch in Gott; denn er ist von Ewigkeit unterschiedene Person, und die ewige Liebe Gottes ist eben die ewige Liebe des Vaters zum Sohne im heiligen Geiste. Als die ewige Liebe ist Gott der Dreieinige, und als der Dreieinige ist er der Selige. Wenn wir zuerst gesagt haben, Gott ist selig in der ewigen Liebe zu sich selber, und nunmehr sagen, Gott ist selig in der Liebe des Vaters zum Sohne: so haben wir im Grunde dasselbe gesagt. Denn der Sohn ist eben das andere Ich oder zweite

Selbst des Vaters. Jezt verstehen wir auch erst recht, warum in Gott die vollste Lebensharmonie, keine Hemmung, keine Störung, kein unbefriedigter Mangel, sondern völliger Friede und Freude die Fülle oder ewige Seligkeit ist.

Statt,,In ihm war das Leben" hätte der Apostel auch fagen können: „Er war das Leben“, wie er 1. Joh. 1, 1. 2. thut, und wie der Herr sich selber Joh. 11, 25. 14, 6. das Leben nennt. Er wählt hier aber absichtlich den Ausdruck „in ihm war das Leben," um anzudeuten, daß er das Leben nicht nur für sich selber ist und sein will, sondern auch für uns, daß er zugleich die Quelle des Lebens ist, aus der alle schöpfen können. In ihm ist gleichsam die ganze Fülle des Lebens niedergelegt, damit er daraus spende. Hiermit sagt der Apostel den höchsten Zweck der durch das Wort vollzogenen Schöpfung aus, nämlich das Leben allen Creaturen mitzutheilen, die dafür empfänglich sind. Er blickt aber an unserer Stelle nur auf die Menschen. Um sein ewiges, seliges Leben nicht für sich zu behalten, sondern vernünftige Geschöpfe desselben theilhaftig zu machen, dazu ist die Schöpfung geschehen. Die alten Heiden fabelten von dem Neide der Götter, welche dem Menschen nichts Hohes und Gutes gönnten. Das kam daher, weil sie nicht wußten, daß Gott die Liebe ist, und darum seinen Menschenkindern das Höchste und Beste gibt, was er selber ist und hat. Nicht neidisch hat er seine Seligkeit für sich behalten, sondern in freier Liebe sie auch Anderen verliehen, die er zu diesem Zwecke selbst ins Dasein rief. Er für sich selber bedurfte dessen nicht, denn er war in sich selber von Ewigkeit der vollkommen Selige. Aber das ist eben das unbegreifliche Geheimniß seiner

freien Liebe, daß er dennoch diese Seligkeit nicht in sich verschloß, sondern aus sich heraus tretend eine Welt schuf, in welche er vernünftige Creaturen hineinseßte zu ihrer Beseligung. Gott hat zwar die Welt auch erschaffen zu seiner eigenen Ehre und Verherrlichung; er hat sie aber zugleich erschaffen zur Beseligung der Menschen. Beide Zwecke der Weltschöpfung fallen in einander. Denn grade dadurch hat sich Gott am höchsten verherrlicht, daß er Menschen schuf, die er seiner Seligkeit theilhaftig machte; darin ist ja der ganze Abgrund seiner Liebe offen= bar geworden, und was kann ihn höher verherrlichen, als diese seine vollkommene Liebesoffenbarung.

Sein eigenes, ewiges seliges Leben kann nun freilich Gott nur vernünftigen Wesen, Engeln und Menschen mittheilen. Dennoch hat er auch auf den niederen Stufen des Daseins Leben gespendet allen Creaturen; denn er hat in allen Reichen der Natur Bedürfniß angelegt und Befriedigung desselben bereitet, so daß alle Creaturen in ihrer Weise und nach ihrem Maße der Freude und des Wohlseins theilhaftig werden. Schon der Pflanze gibt er Leben durch Regen, Thau und Sonnenschein, und dem Thiere gibt er Leben, indem er ihm sein Futter gibt und seinen Hunger stillt. Der dem Vieh sein Futter gibt, den jungen Raben, die ihn anrufen." Psalm 147, 9. „Aller Augen warten auf dich; und du gibst ihnen ihre Speise zu seiner Zeit. Du thust deine Hand auf, und erfülleft alles, was lebet, mit Wohlgefallen." Ps. 145, 15 f. Und so schafft er auch dem Menschen, damit er Leben habe, die Befriedigung aller seiner leiblichen und geistigen Bedürfnisse. Indeß dies niedere Leben ist doch nur die Vorstufe des höheren, nur der

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