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schieht, diese Eitelkeit, die uns immer fühlbarer wird, je länger wir leben, und je mehr wir Erfahrungen fammeln, schlägt unsern Geist am meisten nieder, und ist an der traurigen Ermattung, die wir von Zeit zu Zeit fühlen, gemeiniglich weit mehr schuld, als alles andre. Alle Lust, alle Neigung, sich anzustrengen und wirksam zu seyn, muß sich bey dem Menschen verlieren, der es bedenkt, wie vergeblich er sich bemüht, wie so unbeschreiblich wenig er ausrichtet, wie wenig ihm Andre für seine Aufopferung Dank wissen, wie vergänglich alle Werke der Menschen sind, wie flüchtig die kurzen Jahre dahin eilen, die er hier zuzubringen hat, wie bald alles, was er jest stiftet, verloren und vergessen seyn wird, wie bald endlich die Gewalt des Todes auch ihn in den fürchterlichen Abgrund stürzen wird, in welchem ein Zeitalter nach dem andern versinkt, ohne eine Spur von sich zurückzulassen, in den Abgrund, der schon so viele Millionen verschlungen hat, ohne auch nur ihrer Namen zu schonen. Ach solche Betrachtun gen werden oft von selbst in uns lebhaft; die Eitelkeit alles dessen, was unter der Sonne geschieht, leuchtet dem, der nur einigermassen nachdenkt, so stark in die Augen, daß er oft gar nicht umhin kann, davon gerührt zu werden. Aber in dem Gefühl, welches dadurch erweckt wird, liegt ein Haupthinderniß jener edlen, lebendigen, unermüdeten Thätige keit für das Gute, welche das Christenthum fordert; dieser Eifer würde nicht ben unzähligen Christen so offenbar vermißt werden, wenn der Gedanke, am Ende sey doch alles eitel, ihn nicht so gewaltig unterdrückte und auslöschte. Ich muß euch heute zeigen, M. Br., wie dieser gefährliche Feind einer wahren, thätigen, und großmüthigen Tugend zu bekämpfen ist; ich muß euch durch das Beyspiel Jesu ermuntern, euch mit euern Gedanken über alles Jrdische emporzuschwingen, uns als Menschen zu handeln, die sich ihrer Verwandtschaft mit dem Himmel

bewußt find. Gott segne diese Stunde, und gebe uns Kraft, jedes Hinderniß zu besiegen, das uns muthlos machen könnte. Wir flehen um diese Gnade in stiller Andacht.

Evangelium: Luc. XIX v. 41-48.

Und als er nahe hinzu kam, sahe er die Stadt an, und weinete über sie, und sprach: Wenn du es wüßtest, so würdest du auch bedenken zu dieser deiner Zeit, was zu dei nem Friede dienet. Aber nun ist es vor deinen Augen verborgen. Denn es wird die Zeit über dich kommen, daß dei ne Feinde werden um dich, und deine Kinder mit dir, eine Wagenburg schlagen, dich belagern, und an allen Orten ångsten. Und werden dich schleifen, und keinen Stein auf dem andern lassen: darum, daß du nicht erkennet hast die Zeit, darinnen du heimgesuchet bist. Und er gieng in den Tempel, und fieng an auszutreiben, die darinnen verkauf ten und kauften, und sprach zu ihnen: Es stehet geschrie ben: Mein Haus ist ein Bethaus; ihr aber habts gemacht zur Mördergrube. Und er lehrete täglich im Tempel. Aber die Hohenpriester und Schriftgelehrten, und die vornehmsten im Volk, trachteten ihm nach, daß sie ihn umbrachten; und funden nicht, wie sie ihn thun sollten: denn alles Volk hieng ihm an, und hörete ihn.

Ein starkes lebendiges Gefühl von der Eitel: keit alles dessen, was auf Erden ist und geschieht, war, wie ihr aus dem vorgelesenen Evangelio sehet, M. 3., in der Seele Jesu rege, als er seinen lez ten Einzug zu Jerusalem hielt. Bis zu Thränen war er über das Schicksal der unglücklichen Stadt gerührt, die, als er vom Delberg herabkam, noch in ihrer ganzen Pracht vor ihm lag, und doch nach wenig Jahren zerstört, vertilgt, und von der Erde verschwunden seyn sollte. Er selbst sah_sich bey diesem Einzug mit einem Heere froher Begleiter umgeben, die ihn voll Begeisterung für den König Ifraels erklärten. Aber wie eitel war dieser ganze festliche Pomp; Jesus versinkt mitten unter dem Freudengeschren des Volks in die tiefste Traurigkeit, denn er weiß es, wie verblendet dieser Haufe ist,

und daß er nach wenig Tagen mit Ungestüm sein Blut fordern werde. Er fühlt sich nämlich am Ende seiner Laufbahn; die Stunden lassen sich leicht zähIen, die er noch zu leben hat; und wie wenig, wie unbeschreiblich wenig hat er mit aller seiner Arbeit, mit aller Anstrengung, Aufopferung und Mühe unter seinem Volk ausgerichtet! Es ist noch immer seinen Vorurtheilen ergeben, es verlangt noch immer einen leiblichen König und Retter, es ist im Begriff, ihn ans Kreuß zu schlagen, weil er dieser Retter nicht seyn will, Wahrlich, ben solchen Aussichten, beym Anblick solcher alles vereitelnden Schwierigkeiten hätte man denken sollen, müsse aller Trieb, irgend etwas weiter zu thun und zu unternehmen, in Jesu ersterben, er müsse gar nicht weiter fähig seyn, Bemühungen fortzusehen, die so ganz vergeb lich waren. Aber gerade das Gegentheil, M. Z. Das Gefühl von der Eitelkeit alles Irdischen, das Jesum bey seinem Einzug so gewaltig ergriffen hat= te, vermag gleichwohl so wenig über ihn, ist seinem Eifer, Gutes zu thun, so wenig nachtheilig, daß er gleich nach seiner Ankunft in dem Tempel fortfährt, an der Ausrottung schädlicher Mißbräuche zu arbeiten, daß er die wenigen Tage, die er noch zu leben hat, ganz dazu anwendet, öffentlich zu lehren, und zu thun, was ihm noch möglich ist. Heiliges, ehrwürdiges Muster aller wahren Grösse, aller edlen Thätigkeit, aller menschlichen Vollkommenheit, wie weit sind wir noch von dir entfernt; wie leicht erliegen wir dem niederdrückenden Gefühl, das du besiegtest; wie leicht werden wir müde, wenn wir umsonst zu arbeiten glauben! Wir werden die lehrreiche Geschichte unsers Evangelii nicht besser anwenden können, M. 3., als wenn wir daraus lernen, wie wir verhüten sollen, daß das lebhafte Ge fühl von der Eitelkeit alles Irdischen unfern Eifer für das Gute nicht unterdrücke. Damit es deutlich werde, wovon die Rede sey, so

will ich die Eitelkeit alles Jrdischen erklä ren. Hernach will ich zeigen, wie leicht das lebhafte Gefühl dieser Eitelkeit unsern Eifer für das Gute unterdrücken kann. Zu lezt wollen wir sehen, wie wir verhüten sollen, daß dieß nicht geschehe.

Es ist unläugbar, M. 3., Eitelkeit entdecken wir an allem Jrdischen, an allem, was auf Erden ist und geschieht, wenn wir aufmerken, wenn wir das ganze Schauspiel, welches vor unsern Augen aufgeführt wird, mit Ueberlegung betrachten. Dann fällt es nämlich in die Augen, daß von allem, was da ist und vorgeht, vieles ganz vergeblich, das meiste äusserst unvollkommen, und alles ohne Ausnahme vergänglich ist; in diesen drey Puncten ist alles kurz enthalten, was die Eitelkeit des Irdischen ausmacht.

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Schon darum sehen wir uns genöthigt, das Irdische eitel zu nennen, weil Vieles von dem, was da ist und vorgeht, ganz vergeblich ist, d. h. ohne alle merkliche Folge, ohne allen be trächtlichen Nußen bleibt. Denn wendet eure Au gen hin, wohin ihr wollet, überall werdet ihr et was antreffen, wovon sich nicht absehen läßt, warum es da ist, was eben so gut gar nicht seyn könnte, weil es keinen Nutzen und keine Folge hat. Wie viele Schäße sind im Schoose der Erde verborgen, die der menschliche Fleiß nie entdecken und ans Licht ziehen wird, eitle vergebliche Schäße; wie viel Pflanzen und Bäume bedecken die Oberfläche der Erde in Gegenden, wo kein Mensch wohnt, und kein Mensch fie benuzt, eitle, vergebliche Vorräthe; wie viele Thiere, welche Heere von Insecten leben auf Erden, und geniessen ein kurzes vergängliches Daseyn, ohne für irgend Jemand wichtig und heilsam zu werden, eitle, vergebliche Geschöpfe! Wie viel ist endlich in unsrer Verfassung, in unsern Umständen, in unsern

Schicksalen so ganz ohne Nußen, daß man sich oft kaum des Unwillens und der innigsten Wehmuth enthalten kann. Wer zählt die eitlen vergeblichen Wünsche, die nur ein einziger Mensch sein ganzes Leben hindurch thut; die betrüglichen Träume, denen er sich überläßt, die leeren Hoffnungen, die er nährt, die fruchtlosen Bemühungen, die er anwendet, die unnüßen Kenntnisse, die er sich erwirbt, um sie wieder zu vergessen, wer schäzt die verschwendeten Kräf= te, die wir das ganze Leben hindurch aufopfern, ohne etwas damit auszurichten? Und wollet ihr auf die Verfassung der Menschen im Gauzen sehen, welch ein Anblick! Wie viel eitle Gewohnheiten herrschen unter allen Völkern; wie viel unnüße Geseße stehen in grossem Ansehen, welche verkehrte Anstalten, welthe thörichte Unternehmungen, welches vergebliche Treiben und Kämpfen, welche absichtslose Zurüstungen und Kriege, welcher wilde Lärm, um Nichts ist überall sichtbar; wie ungeheuer ist die Anzahl der Unglücklichen, die arbeiten, sich anstrengen, sich aufs opfern müssen, ohne daß auch nur das Geringste da mit geschafft wird, was man bleibenden, dauerhaften Nußen nennen könnte! Ach es vergehen Tage, ganze Jahre verschwinden uns unter unaufhörlichen Zerstreuungen, und wir müssen es uns am Ende selbst eingestehen, daß nichts, gar nichts von uns gesche hen ist, womit wir zufrieden seyn könnten; das ganze lange Leben unzähliger Menschen geht vorüber, ohne daß man sagen könnte, was sie eigentlich gesollt ha= ben, und wozu sie dagewesen sind. Eitelkeit ist an allem Irdischen sichtbar, denn vieles davon ist ganz vergeblich.

Aber noch mehr, das Meiste davon ist äusserst unvollkommen. Es ist wahr, unübertrefflich sind die Meisterstücke, welche die Natur hers vorbringt; sie ertheilt allen ihren Werken eine Schönheit und Vollendung, die den aufmerksamen Beob= N

D. Reinh. voust. Predigtsamimig. 3. Th.

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