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Endlich lasset uns insonderheit unsrer Bestimmung für die Ewigkeit stets eingedenk seyn. Dieß, M. Br., dieß ist daß Hauptmittel, welches wir dem schädlichen Einflusse entgegenseßen müssen, den das Gefühl von der Eitelkeit alles Jrdischen auf unsern Eifer für das Gute haben könnte. Das erhabne Bewußtseyn, das Jesus von seinem Zusammenhange mit der unsichtbaren Welt hatte, die lebendige Ueberzeugung, er sen von Gott ausge gangen, und werde zu Gott zurückkehren, der edle, standhafte Sinn, stets als ein Wesen zu handeln, das über alles Vergängliche weit erhoben ist, und der unsichtbaren Welt angehört: dieß war es, was ihn in den Stand sezte, unermüdet Gutes zu thun, fich durch alles Unvollkommne, Vergängliche und Eitle auf Erden nicht im geringsten stören zu las sen. Und diesen edlen Sinn müssen auch wir haben, wenn wir seine Bekenner seyn wollen. Lasset uns also nie vergessen, daß wir für diese Erde gar nicht bestimmt sind; daß dieser Schauplatz der Vergäng lichkeit nichts weiter für uns ist, als ein Lebungs plak, wo wir unsre Gesinnungen zeigen, und uns für eine beßre Welt vorbereiten sollen. Owie könnte der Wechsel finnlicher Gegenstände, die vor unsern Augen entstehen und vergehen, die freylich eben darum, weil sie irdisch und sinnlich find, nichts Dauer: haftes und Bleibendes haben können, uns irre oder muthlos machen, wenn wir die Würde fühlen, die uns so weit über sie erhebt, wenn wir wissen, daß wir diesem Wirbel der Vergänglichkeit nur eine Zeit lang überlassen sind, um in demselben unsre edelsten Kräfte zu üben, und zur Aufnahme in eine vollkomm nere Welt würdig zu werden! Nichts von allen dem Guten, das wir hier leisten und beweisen, ist verloren, M. Br., es gehört gar nicht mit in die Reihe des Vergänglichen, sondern in eine beßre Ordnung der Dinge; unser Glaube an Gott und Jefum, unsre Tugend, und die Beweisungen eines

wahren christlichen Sinnes bleiben unversehrt, und folgen uns in die Ewigkeit, wenn auch alles Irdische um uns her sich auflößt und zerfällt. Und so lasset uns denn Gutes thun, M. Br., und nicht müde werden. Lasset uns vergessen, was dahinten ist, und uns strecken nach dem, das davornen ist. Lasset uns nachjagen dem vorgesteckten Ziel; nach dem Kleinod, welches uns vorhält die himm lische Berufung Gottes in Christo Jesu. Wie viel nun unser vollkommen sind, die Lasset uns also gesinnt seyn; Amen.

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Am eilsten Sonntage nach Trinitatis.

Je mehr der menschliche Geist seine Aufmerksamkeit und seine Kräfte der erhabnen Beschäftigung widmet, M. 3., in allem, was da ist und geschieht, Spuren der Grösse Gottes aufzusuchen, und sich Aufklärung über die Art und Weise zu verschaffen, wie der Unendliche entscheidet und regiert: desto ein leuchtender wird ihm die Wahrheit jenes wichtigen Ausspruchs, den Gott selbst beym Propheten Jesaia thut: Meine Gedanken sind nicht eure Ge danken, und eure Wege sind nicht meine Wege. Denn wo können wir hinblicken, worüber können wir nachdenken, was können wir untersuchen, ohne daß sich uns die Bemerkung aufdringen sollte, das, was Gott anordne, beschliesse und ausführe, sey fast immer unsrer Erwartung entgegen, übersteige unsre Fassungskraft, und sey von dem, was wir billigen und für gut erklären, oft ganz verschieden; wo können wir in dieser ganzen Welt unsre Augen hinwerfen, ohne den unendlichen Abstand gewahr zu werden, der zwischen Gottes Weisheit und unsrer Kurzsichtigkeit, zwischen seinem Urtheil und unserm Gutdünken sich findet? In der ganzen, Natur, in allen Gesetzen, die sie befolgt, in allen Veränderun gen, denen sie unterworfen ist, in den Führungen

einzelner Menschen, in den Schicksalen ganzer Völker, in den Begebenheiten der Welt, in den Einrichtungen, die durch Christum getroffen sind, in allem, was Gott anordnet und geschehen läßt, finden wir so viel Räthselhaftes und Unerwartetes, so viel Licht mit Dunkelheit vermischt, so viel Belehrung mit Schwierigkeiten verbunden: daß sich unser Mund gleichsam von selbst zu dem Bekenntniß öffnet: seine Gedanken sind nicht unsre Gedanken, und unsre Wege sind nicht seine Wege.

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Doch dieser Unterschied zwischen unsrer Art zu denken, und zwischen dem Urtheile Gottes ist wohl nirgends wichtiger und grösser, M. Z., und wird gleichwohl nirgends weniger geachtet und bemerkt, als beym Ausspruch über die Beschaffenheit und den Werth der Menschen. Sind Gottes Gedanken überall anders beschaffen, als die unsrigen, und müssen fie es seyn, wenn er der Unendliche ist: wie so ganz anders wird Er über uns urtheilen, als wir uns selbst zu beurtheilen pflegen; wie sehr werden die Aussprüche, die er über Andre thut, von denen abweichen, die wir über sie zu thun wagen. Aber fällt, es uns dann, wenn sich unsre Eigenliebe mit so vieler Selbstgefälligkeit betrachtet und so viel Gutes bey sich findet; fällt es uns dann, wenn wir verwegen genug sind, den Werth unsrer Mitbrüder durch freche Machtsprüche zu bestimmen, ben, daß der Alwissende ganz anders über uns urtheilt, daß es einen Richterstuhl giebt, wo unsre Entscheidungen nichts gelten, und vor welchem die, welche am stolzesten und sichersten waren, gerade am wenigsten bestehen werden? Würden wir von uns selbst so vortheilhaft denken, würden wir Andre so unbedachtfam loben, oder so unbarmherzig verdammen kön nen: wenn wirs nicht unaufhörlich vergäßen, daß Gottes Gedanken auch hier nicht die unsrigen sind, und daß das Urtheil dessen, von dem unser ganzes

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Schicksal abhängt, von dem unsrigen nothwendig verschieden seyn muß?

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Wie wichtig ist die Sache, M. Z., wie werth, gehörig gefaßt, und vernünftig gebraucht zi werden! Fürchterlich und dunkel sind uns oft die Aussprüche Gottes, wie sie sich in der Erfahrung darstellen; da sehen wir den, der uns gut und wür dig scheint, gar oft verurtheilt, und zu einem Schick: sal erniedrigt, das nur den Lasterhaften treffen sollte; und dagegen finden wir den, welchen wir als einen Verbrecher verabscheuen, häufig genug in Umständen, durch die Gott sich für ihn erklärt, und sein Wohlgefallen gleichsam laut über ihn bezeugt. Und o wenn wir vollends unser Urtheil über uns selbst mit dem Schicksale vergleichen, das uns widerfährt; glauben wir da nicht, Ungerechtigkeiten aller Art anzutreffen; scheint es uns da nicht, der Regierer der Welt beurtheile uns viel zu hart, und ziehe uns Menschen vor, über die wir uns weit erhaben zu seyn dünken? Aber wäre dieß möglich, würden wir unser Gutdünken nicht gern dem Ausspruche des Allwissenden unterwerfen, wenn wir genau davon uns terrichtet wären, daß und warum sein Urtheil von dem Unsrigen abweichen muß; würden wir in diesem Unterschiede nicht sogar Belehrung, Trost und Er: munterung finden, wenn wir ihn im rechten Lichte zu betrachten, und gehörig anzuwenden wüßten? Lasset uns den Standpunct heute verändern, M. Br., aus welchem wir uns einander anzusehen pfle gen; lasset uns herauszubringen suchen, wie wir dem erscheinen müssen, der allein recht richtet und dessen Ausspruch unser ewiges Schicksal bestimmen soll. Wie wird der Nebel verschwinden, in welchem wir uns gewöhnlich einander erblicken; mit welcher De muth, mit welcher Nachsicht, mit welcher Unterwerfung unter das allein gerechte Urtheil unsers gemeinschaftlichen Schöpfers und Richters werden wir uns

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