ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

können, als ich wünsche; und möchtet ihr, MeineGeliebten, halten.ob dem Worte des Lebens, und

ir einst zum Ruhme seyn am Tage des Herrn; möchtet ihr es nie vergessen, daß ihr dem gefallen follet, der Herzen und Nieren prüfet! Er mache euch durch seinen Geist selbst fähig zu allem guten Werk, und bilde, segne, erhalte euch alle zum ewigen Leben; Amen.

225

50.

Am zwölften Sonntage nach Trinitatis.

Wenn ich mir wegen meines langen Stillschwei

gens unter euch Vorwürfe zu machen hätte, M. Z., wenn ich mir bewußt wäre, mich der Pflicht, öffentlich zu euch zu reden, um irgend einer tadelnswürdigen Ursache willen entzogen zu haben: so würde ich nicht im Stande seyn, ohne Schaam und Verwirrung heute vor euch zu erscheinen. Allein da es der traurige Kampf mit einem Körper war, der den willigen Geist oft gerade dann am meisten zurückhält und niederdrückt, wenn er sich am freyesten emporschwingen, und ganz seinem Berufe leben will, da es dieser beschwerliche Kampf war, was mich ge= gehindert hat, diesen Ort zu betreten: so darf ich euch getrost und unbesorgt anreden, wenn ich gleich eingestehen muß, daß ich es noch nicht mit aller der Freudigkeit kann, welche das Glück, euch wiederzusehen, in mir erwecken sollte. Immer denk ich noch mit Wehmuth an die Tage zurück, die ihr bisher gefeyert habt, ohne daß ich den Antheil daran nehmen konnte, welchen ich nach den Wünschen meines Herzens, und nach den Obliegenheiten meines Am= tes daran hätte nehmen sollen. Es ist wahr, ich konnte die Stunden, die ich den öffentlichen Unterricht und der brüderlichen Ermahnung zu widmen sp

Dr. Reinh, volf, Predigtsammls, 3. TV.

hatte, dazu anwenden, für euch zu beten; und der, welcher ins Verborgene sieht, ist mein Zeuge, mit welcher innigen Liebe zu euch allen sich mein Herz im Stillen vor ihm ergossen hat. Aber wie sollt ich bey der Ermunterung, die ich hier in eurer Mitte finde, so oft ich euch versammelt sehe; wie sollt ich bey dem Wunsch, euch so nüßlich als möglich zu werden, und den Segen des Evangelii Jesu immer weiter unter euch zu verbreiten, nicht jede Stunde bedauern, die ich dieser wichtigen Beschäftigung muß entreissen lassen; wie sollte der Gedanke, daß die Tage des irdischen Lebens, wo man wirken kann, ohnehin nicht zahlreich sind, und mit der größten Geschwindigkeit dahin eilen, den Verlust solcher Stunden nicht noch empfindlicher machen ?

[ocr errors]

In der That, es ist eine demüthigende Betrachtung, M. Br., daß ein grosser Theil der Zeit, die wir auf Erden zuzubringen haben, durch die Ge brechlichkeit unsers Leibes, und durch die Schwachheiten verkümmert wird, denen er unterworfen ist. Nur klein ist die Zahl jener Glücklichen, die eine ununterbrochne, dauerhafte Gesundheit geniessen, und immer fähig sind, ihre ganze Kraft mit Leichtigkeit zu den Absichten zu gebrauchen, welche sie zu befördern haben. Ach ben weitem die Meisten fühlen sich durch den Körper beschwert, durch welchen sie wir ken sollen. Ben Vielen ist er schon von Natur schwach, gebrechlich, unbehülflich; die Leiden, die ihn treffen können, find höchst mannigfaltig, oft sehr schmerzhaft, und zum Theil unvermeidlich; nicht selten werden die, welche man für gesund und blühend halten sollte, durch verborgne, langwierige Uebel am meisten geängstigt; durch welche Krankheiten, durch welche Jahre anhaltender Qual hat sich so Mancher, der jezt auf einer hohen Stufe des Alters steht, zu derselben emporarbeiten müssen; was kann endlich trauriger seyn, als daß gerade die brauchs

barsten Mitglieder der menschlichen Gesellschaft, als daß gerade die, welche sich ihren Pflichten mit dem thätigsten Eifer widmen, und das Meiste leisten, am gewissesten die Beute zerstörender Plagen werden, und einen allzufrühen Untergang finden.

Der Anblick eines Geschlechts, das mit so viel Uebeln kämpft, das bey aller seiner Anstrengung, sich gegen dieselben zu behaupten, nur wenig ausrichtet, und zulezt auf das Traurigfte unterliegt, ist so verwirrend, M. 3., so räthselhaft, daß man sich nicht wundern darf, wenn er die menschliche Ver nunft auf sehr seltsame Vermuthungen, auf sehr niederschlagende und zum Theil trostlose Gedanken gebracht hat. Wohl uns, daß uns durch das Evangelium Jesu auch in dieser Dunkelheit ein Licht aufgegangen ist, das uns sicher leiten, das uns mit unferm Schicksal zufrieden stellen, das uns über den Rath Gottes bey demselben so aufklären kann, wie es zu unsrer Beruhigung nöthig ist. Ben den Umständen, unter welchen ich heute zu euch rede, werdet ihr es nicht befremdend finden, wenn ich ben diesem Unterrichte des Christenthums über die Gebrechlichkeit unsers Körpers stehen bleibe, und ihn kürzlich erkläre, zumal da das heutige Evangelium auf mehr als eine Art diese Betrachtung begünstigt, Theure, geliebte Mitgenossen so mancher irdischen Noth, wie gesund und stark ihr auch jezt seyn mö get, wie viel Kraft und Leben sich jezt auch in euch regen mag, ohne tausend schmerzhafte Empfindungen, ohne auflösende, zerrüttende Vorbereitungen von mancherley Art wird sich das Band nicht trennen, das euern Geist mit seinem Körper verknüpft, es wird eine Zeit kommen, wo die menschliche Hinfälligkeit auch euch fühlbar werden muß! Olernet fie bey Zeiten richtig beurtheilen, daß es euch nicht an Licht und Troft fehle, wenn die Nacht des Todes über euch hereinbricht! Und ihr, die ihr bes

reits seufzet unter der Last eines Körpers, der sich immer mehr seinem Untergange nähert, die ihr aus langer Erfahrung wisset, was das heißt, ein fieches Leben führen, höret die freundliche Stimme des Christenthums und fasset Muth. Gott segne diese Stunde, und lehre uns unsre Fehler mit Wehmuth erkennen, und seinen Rath mit Unterwerfung ehren. Wir bitten um diese Gnade in stiller Andacht.

Evangelium: Marc. VII. v. 31—37.

Und da er wieder ausgieng von den Grenzen Thri und Sidon, kam er an das galiläische Meer, mitten unter die Grenze der zehen Städte. Und sie brachten zu ihm einen Tauben, der stumm war; und sie baten ihn, daß er die Hand auf ihn legte. Und er nahm ihn von dem Volk besonders, und legte ihm die Finger in die Ohren, und spüzete, und rührete seine Zunge, und sahe auf gen Himmel, seufzete, und sprach zu ihm: Hephatha, das ist, thue dich auf. Und alsbald thaten sich seine Ohren auf, und das Band seiner Zunge ward los, und redete recht. Und er verbot ihnen, sie folltens Niemand sagen. Je mehr er aber verbot, je mehr fie es ausbreiteten. Und verwunderten sich über die Masse, und sprachen: Er hat alles wohl gemacht; die Tauben ma chet er hörend, und die Sprachlosen redend.

Jesus ist in dem vorgelesenen Evangelio mit der Heilung eines Unglücklichen beschäftigt, M. Z., der schon von Natur einen elenden Körper hatte, und durch denselben gerade dessen beraubt war, was uns am meisten als vernünftige Geschöpfe auszeich net, nämlich der Fähigkeit zu sprechen. Die Hilfe, die Jesus diesem Elenden widerfahren ließ, erzeigte er bekanntlich unzähligen Leidenden, die man ihm brachte; Linderung menschlicher Noth, Aufhebung körperlicher Gebrechen, Wegnehmung unheilbarer Uebel, Rettung mit dem Tode ringender Kranken war in den lezten Jahren seines Lebens so sehr sein Geschäft, daß er es überall mit seinem Unterrichte verband; daß fast kein Tag vergieng, wo man nicht mit dem Volk im Evangelio sagen konnte: er hat

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »