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den nehmen? Hat nicht jedes der unzähligen Ge schäfte, die in der Gesellschaft betrieben werden müßsen, seine Gefahren, und kann dem, der es übernom men hat, bald mehr, bald weniger verderblich wer den? Sind nicht insonderheit die mannigfaltigen Lebensarten, denen wir uns widmen müssen, wenn wir in der Gesellschaft nicht überflüssig seyn wollen, bald so anstrengend, bald so erschlaffend, bald mit fo bedenklichen Umständen, und einer so offenbaren Verschwendung unsrer besten Kräfte verknüpft, daß wir nothwendig Gesundheit und Wohlfeyn, zuweilen das Leben selbst daben aufopfern müssen? Ist es endlich nicht unläugbar, daß alle Geschäfte stille stehen, aller nüßliche Verkehr aufhö ren, und alle menschliche Verbindungen sich auflösen müßten, wenn Niemand etwas wagen, Niemand. feinem Körper etwas zumuthen, Niemand anstrengend arbeiten, Niemand an seinen Kräften und an seiner Gesundheit etwas einbüssen wollte? Sehet da eine nie versiegende Quelle körperlicher Leiden! Je grösser die Gesellschaft ist, in der wir leben, je verdienter wir uns als cifrige Beförderer des gemeinen Besten um dieselbe machen; je mehr wir an allen ihren Veränderungen Antheil_nehmen, desto mehr sind wir in Gefahr, unsern Körper vor der Zeit zu schwächen; die Gebrechlichkeit und die Krankheiten desselben sind oft Wirkungen unsrer gesellschaftlichen Verhältnisse.

Doch lasset uns aufrichtig seyn, lasset uns eingestehen, daß sie leider auch Strafen unsrer Vergehungen sind. Denn wahrlich durch die Sünde, durch die Sünde sind sie zu der fürchterli chen Menge angewachsen, durch sie haben sie die schreckliche Gestalt erhalten, in der wir sie jezt er blicken. Schon angeboren ist uns der Saame des Todes und mannigfaltiger Krankheiten; denn wir stammen von Aeltern ab, die selbst sterblich wären,

die vielleicht einen zerrütteten Körper hatten, als sie uns das Leben gaben, die mit diesem Geschenk auch ihre Verderbnisse uns mittheilten. Und was soll ich von den eignen Vergehungen sagen, durch die wir den Ausbruch dieser natürlichen lebel befördern und fie mit neuen vermehren? Ach wer kann die Fehler zählen, durch die wir unsre Gesundheit bald unvorfäßlich, bald mit Wissen zerstören! Auch der weise, auch der gebesserte Christ ist nicht ganz von solchen Vergehungen frey; auch ihn überrascht oft ein schädlicher Affect; auch er läßt sich oft durch seinen Eis fer, durch seine Arbeitsamkeit, durch seine uneigennüßige Großmuth zu weit führen, und wird das Opfer seines guten Herzens. Und ihr, die ihr im Schoose des Müssigangs und der Weichlichkeit nur eurem Vergnügen lebet; die ihr durch Ausschweifungen der Unmässigkeit und Schwelgeren den Stoff zu tausend Krankheiten in euch aufnehmet; die ihr euern Körper zu wilden Zerstreuungen, zu tobenden Luftbarkeiten, zu gefährlichen Wagstücken mißbrauchet; die ihr endlich im Dienste der Wollust nicht nur euern Körper, sondern ach, ich sag es mit Entsetzen, oft auch eure Familie und ganze_künftige Ge schlechter vergiftet: sind es nicht die Folgen eurer Vergehungen, was euch so entstellt, was euch so geschwächt, was euch zu so elenden, hinfälligen Schatten, was euch zu so eckelhaften Scheusalen gemacht hat? Es ist wahr, traurig ist der Anblick unsrer zerrütteten Natur, M. Br., traurig die Farbe der Kränklichkeit, die so viele Gesichter bedeckt; traurig das Wehklagen so vieler Leidenden, das Geschrey so vieler Gequälten, das lezte Aechzen so vieler Sterbenden. Aber ferne, ferne sey es von uns, bey diesem herzbrechenden Anblick unsern Schöpfer anzuklagen; o lasset uns vielmehr in uns gehen, lasset uns die Stimme unsers Gewissens hören, lasset uns ein: gestehen, daß die Krankheiten unsers Leibes auch Strafen unsrer Vergehungen sind.

Denn auf ihn, auf ihn, der dieß alles zuläßt, kann um so weniger ein Vorwurf fallen, da diese Krankheiten endlich zugleich Einrichtungen sind, aus denen unendlich vielGutes entspringen kann. Weder die Beschaffenheit der Welt, noch die Frenheit unsers Wesens erlaubte es, alle Gebre chen des Körpers zu verhindern, dieß haben wir bis her gesehen. Aber was der Schöpfer und Regie: rer der Natur allezeit thut, wenn er Uebel in derselben zuläßt, daß er sie zu Mitteln anwendet, heilsame Absichten dadurch zu erreichen, das hat er auch hier gethan; seine Weisheit hat das Elend unsers, Leibes zu einer Quelle von tausend überwiegenden Vortheilen für uns zu machen gewußt. Denn find viele dieser Krankheiten nicht dem Körper selbst heilsam, und dienen zu seiner Erhaltung; sind sie nicht oft eine Folge der Anstrengung, durch welche sich unsre Natur einer Menge schädlicher Dinge entle digt, und die unterbrochne Ordnung ihrer Wirkungen wieder herstellt; ist die dauerhafte Gesundheit vieler Jahre nicht sehr oft die Frucht einer wohl thätigen Krankheit? Und wie wichtig hat Gott diese Schwachheiten für die Uebung und Bildung unfrer Seele zu machen gewußt! Durch sie ist der menschliche Geist, der sonst in träger Unthätigkeit geblieben wäre, genöthigt worden, die Menge von Künsten zu erfinden, die unser Leben verschönern und erquicken. Tausend Versuche würde er nicht angestellt, tausend Kenntnisse würde er nicht eingesam: melt, tausend Werke des Scharfsinns und der Kunst würde er nicht hervorgebracht, tausend wohlthätige Einrichtungen würde er nicht getroffen haben, wenn er nicht auf Mittel hätte denken müssen, einen schwachen Körper zu schüßen, ihn wieder herzustellen, wenn er krank war, seine Schmerzen zu lindern, wenn er litt, und seiner Gebrechlichkeit überall zu Hilfe zu kommen. Und sind eben diese Krankheiten nicht auch die Schule der edelsten Tugenden; find sie nicht

Uebung für unsre sittlichen Kräfte; verknüpfen sie nicht die Menschen genauer mit einander, und ma chen sie einander unentbehrlicher; sind sie nicht die immerwährende Nahrung des Mitleidens, der Wohlthätigkeit, der großmüthigen Liebe, und der wechselseitigen Theilnehmung; haben sie nicht unzählige gute Handlungen veranlaßt und hervorgebracht; haben sie nicht, wie ihr aus dem Evangelio sehet, dem Sohne Gottes dazu dienen müssen, seine Herrlichkeit zu entz hüllen, und die wichtigsten Endzwecke zu erreichen? Osen angebetet, sen verehrt von uns, Vaterhand unsers Gottes; ach du schlägst, um zu heilen; du bez trübst, um zu erfreuen; du überlässest uns unsrer Thorheit, um uns zur Weisheit zu führen; du senz dest den Fluch der Sünde über uns, um ihn in Se gen für uns zu verwandeln! Wohl uns, wenn wir uns dir unterwerfen, wenn wir anzunehmen verste= hen, was du uns darbietest!

Denn so ists, M. Br., nicht bloß richtig beurtheilen müssen wir die Gebrechlichkeit und die Krankheiten unsers Leibes, wenn wir Christen seyn wollen wir müssen sie auch gehörig gebrauchen, wir müssen alle die Vortheile daraus ziehen, die sich daraus ziehen lassen. Was dazu erforderlich sen, habe ich noch kürzlich anzugeben. Folgen wir also den Vorschriften des Christenthums, so müssen die Krankheiten, die uns zustossen, die Aufmerksamkeit auf unsern Körper schär fen, und zu seiner Erhaltung angewandt werden. Denn lasset es uns eingestehen, M. Br., so lang die Fülle jugendlicher Kraft alle unsre Glieder durchströmt, so lange wir eine ununterbrochne blühende Gesundheit geniessen, leben wir in einer Sorglosigkeit dahin, die auf den Zustand des Körpers gar nicht achtet, wir muthen ihm Dinge zu, die wir nicht sollten, wir strengen ihn an, als ob er unzerstörbar wäre. Lasset euch warnen, ihr, die ihr

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euch dieser Sorglosigkeit bewußt send, lasset euch warnen, wenn euch eine Krankheit ergreift, wenn euch eine Schwachheit überfällt. Nicht umsonst läßt Gott auch euch fühlen, daß ihr hinfällige Geschöpfe send, daß ihr über euern Körper wachen, daß ihr ihn vernünftig schonen, daß ihr seine Kräfte mit Ueberlegung gebrauchen müsset, wenn er nicht vor der Zeit seinen Untergang finden soll. Und o verdient er es nicht, daß wir ihn dieser vernünftigen Aufmerksamkeit würdigen? Ist er, nach den Belehrungen des Christenthums, nicht ein Meisterstück der Schöpferkraft Gottes, ein edles Werkzeug unfrer Seele, ein Tempel des heiligen Geistes, der einst in der Auferstehung schöner und herrlicher wieder aufgerichtet werden soll; verlangt die Schrift nicht ausdrücklich, daß wir ihm seine Ehre thun sollen? Wohlan also, lasset uns nicht zaudern, zu seiner Wiederherstellung, sobald er in Unordnung gerathen ist, alle die Mittel anzuwenden, die Gott in unsre Macht gegeben hat; lasset uns guten Nath hören und befolgen; lasset uns lernen, was ihm schädlich und nüßlich ist, was wir zu seiner Pflege zu thun und zu meiden haben; lasset uns mit edler Ueberwindung unsrer Neigungen die Lebensordnung beobachten, die ihm die zuträglichste ist; lasset uns mit einem Worte die Krankheiten, die uns treffen, zur Aufmerksamkeit auf unsern Körper und zu seiner Er haltung anwenden.

Doch wir sollen sie zu noch weit höhern Abfichten nüßen; sie sollen uns zu einer heilsamen, Selbsterkenntniß dienen. Eine Unterbrechung unsrer Geschäfte und Arbeiten, ein Stillstand unsrer Vergnügungen, eine Zerstreuung jenes Taumels, in welchem wir uns ben gefunden Tagen so oft befin den, sind unsre Krankheiten, M. Br., der Schmerz, den wir da empfinden, die Gefahr, in der wir schwe ben, zwingt uns gleichsam unsre flatterhaften Ge

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