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an ihnen vermissen. Wie unleidlich ist gemeiniglich der Dünkel dieser schnell Erhobnen; wie wenig wissen sie sich in ihre neue Gröffe zu finden; mit welcher Selbstgefälligkeit und Eigenliebe sehen sie auf alles herab, was ihrer Meynung nach tiefer steht, als sie; wie deutlich geben sie, selbst durch diesen Hochmuth, zu erkennen, ihr veränderter Zustand sen ihnen noch Vungewohnt und fremde; wie stark fällt es in die Augen, daß sie vor kurzem noch sehr niedrig gewesen seyn müssen, weil der, welcher sich schon lang auf einem etwas höhern Standpuncte befunden hat, auf einen so wenig bedeutenden, und doch oft so beschwerlichen Vorzug unmöglich stolz seyn kann! Es ist sehr gewöhn lich, es ist sehr begreiflich, daß Selbstgefälligkeit und Hochmuth die nachtheilige Wirkung seyn kann, die ein plötzliches Glück in unsern Gesinnungen hervorbringt.

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Ich muß noch hinzuschen, sogar Fühllosigkeit. gegen Elende pflegt aus solchen plötzlichen Wendun gen unsers Schicksals zu entspringen. Zwar dem er: sten Anblick nach scheint dieß unmöglich zu seyn; sollte der, welcher noch vor kurzem unglücklich gewesen ist, sein Herz gegen die Mitgenossen seiner Leiden verschließ sen, und sich gleichgültig von ihnen wegwenden? Aber o er wird es, M. Z., er wird es, je unvermutheter und schneller die glückliche Veränderung erfolgt ist, die ihn gerettet hat. Denn bringt eine solche Veräns derung durch die Gewalt, mit der sie auf die Seele wirkt, nicht ein Vergessen des vorigen Zustandes, eine Verdunkelung unsrer ehemaligen Gefühle und Erfah rungen hervor? Hat die neue Verfassung, in welcher ein schnell Erhobner sich befindet, nicht so viel Ange nchmes für ihn, daß das Andenken an die ehemalige Erniedrigung ihm verhaßt wird? Hält er es daher nicht für eine Art von Beleidigung, wenn man ihn daran erinnert, daß auch er einst arm und niedrig war? Ist es ihm nicht peinlich, die Unglücklichen zu sehen, die ihm sagen können, er sen ihres Gleichen gewesen? Glaubt er nicht wohl gar, es gehöre zu dem Betragen,

welches sein jetziger Zustand nöthig mache, daß er sich anstelle, als ob er nie etwas anders gewesen wäre, als ob ihm die Noth des Leidenden unbekannt sen, und er nicht wisse, wie der Elende denke und empfinde? Ist es also nicht sehr begreiflich, wie ein plößliches Glück den, der nicht sorgfältig über sein Herz wacht, unem pfindlich und hart machen kann? Kann man es in der Erfahrung ohne Widerwillen und Abscheu bemer: ken, daß oft gerade die gegen ihre niedrigen und leidens den Brüder die Unbarmherzigsten und Gleichgültigsten find, die Gott ohne ihr Verdienst aus dem Staub erhoben, und in glückliche Umstände versezt hat?

Doch dieß wird genug seyn, den nachtheiligen Einfluß zu beschreiben, den plötzliches Glück auf die Gesinnungen der Menschen zu haben pflegt. Aber eben darum, weil er so gefährlich ist dieser Einfluß, und doch so leicht und natürlich erfolgt, müssen wir noch sehen, wie ihm vorgebeugt werden könne. Daß alle die Fehler, die ich vorhin genannt habe, nicht nothwendige und unvermeidliche Wirkungen des plößlichen Glücks find, sehet ihr aus dem Beyspiel des Saniariters. Mit der freudigsten Rührung kehrt er zu seinem Wohlthäter zurück, und äussert da die Gefinnungen eines Dankbaren, durch eine so erwünschte Veränderung nicht im mindesten verderbten Herzens. Aber er ist unter Zehen der Einzige, M. 3, der den schädlichen Einfluß des plößlichen Glücks nicht empfin det; wie gewöhnlich muß es also seyn, daß unsre Natur in solchen Fällen unterliegt; wie viel Ursache müfə sen wir haben, so nachtheiligen Folgen glücklicher Vers änderungen auf alle Art entgegen zu arbeiten!

Und so lasset uns denn den flüchtigen Leichts finn, der aus plößlichem Glück so natürlich entspringt, durch vernünftiges Nachdenken mässigen. Denn nur dann bemächtigt sich unsrer Seele eine ausschweifende Freude, M. 3., wenn wir bloß der Vorstellung dessen nachhängen, was uns Uns genehmes widerfahren ist. Wie leicht können wir aber

dieser schädlichen Lebhaftigkeit vorbeugen, wenn wir uns nur gewöhnen wollen, bey einer erwünschten Ver: änderung an alles das zu denken, woran vernünftige Menschen und dankbare Christen denken sollen! Wird uns ein plößliches Glück leichtsinnig machen können, wenn wir uns voll Rührung vor dem niederwerfen, der die Schicksale der Menschen regiert; wenn der ernste, heilige Gedanke an Gott das Erste ist, was in unsrer Seele dabey rege wird? Wird uns ein plößliches Glück leichtsinnig machen können, wenn wir uns stets unsrer Umwürdigkeit bewußt sind, wenn wir uns die groffe Wahrheit täglich vorhalten, alles Gute, das uns zu Theil wird, sey unverdiente Gnade? Wird plötzliches Glück uns leichtsinnig machen können, wenn wir uns daben erinnern, daß es uns neue Pflichten aufe legt, daß es uns neuen Gefahren ausfezt, daß ein Tag der Rechenschaft kommt, wo wir auch für diesen neuen Zuwachs unsers Wohlstandes verantwortlich seyn werden? Wird plötzliches Glück uns leichtsinnig machen können, wenn wir gewohnt sind, alles Gute, das wir empfangen, als ein Mittel zu betrachten, wodurch wir selbst Gutes schaffen müssen, es als ein Pfund anzusehen, das uns bloß anvertraut ist, und welches wir mit Wucher zurückgeben sollen? Dieß sind die Gedanken, dieß sind die Ueberlegungen, die in der Seele des weisen Christen zuerst erwachen, wenn eine glückliche Veränderung mit ihm vorgeht. Sollte eine solche Ver änderung uns mit flüchtigem Leichtsinn erfüllen können, wenn wir sie mit einer solchen Fassung aufnehmen? Und fürchtet nicht, M. Br., daß dieses ernsthafte Nachdenken cure Freude stören, und cuer Vergnügen vermindern werde. Wie wäre dieß möglich? Ist innige Dankbarkeit gegen Gott nicht die höchste Freu: de? Ist jene Wehmuth, die man im Glück über seine Unwürdigkeit vor Gott fühlt, nicht das reinste Vergnügen? Ist der Gedanke, der edle Vorsatz, nun recht Vielen helfen, recht viel Mitbrüder erquicken, recht viel Gutes stiften zu wollen, und das Gefühl,

es auch zu können, nicht wahre Seligkeit? O als weise Menschen, als dankbare Christen lasset uns jede Gunstbezeugung des plötzlichen Glücks anneh men, so wird es nicht möglich seyn, daß flüchtiger Leichtsinn sich unsrer bemächtigen könnte.

Und dann werden wir dem Vergessen der voz rigen Grundsäße und Empfindungen das durch vorbeugen können, daß wir uns die aus unserm Glück entspringenden neuen Pflichten fleißig vorstellen. Denn saget selbst, M. Br., würde sich irgend Jemand beŋ plößlichem Glücke vergessen können, wenn man gewohnt wäre, an die neuen, höhern, stärkern Verbindlichkeiten zu denken, die es uns auflegt? Bist du wider Vermu then reich geworden, wahrlich du hast nicht nöthig, dei: ner armen Freunde dich zu schämen; bedenken sollst du, daß Gott es dir nun zur Pflicht gemacht hat, ihr Versorger zu seyn, und ihnen Gutes zu thun. Hat eine schnelle Veränderung dich höher hinaufgerückt, und dir einen wichtigern Posten angewiesen: wahrlich, du hast nicht nöthig, deine vorige Bescheidenheit abzulegen; bedenken sollst du, daß Gott es dir nun zur Pflicht ge macht hat, noch herablassender zu seyn, und für Niedrigere ein nachahmungswürdiges Beyspiel jeder Tugend zu werden. Ist dein Vorhaben dir auf eine unerwartete Art geglückt: wahrlich, du hast nicht nöthig, deinen bisherigen Fleiß zu vergessen, und nachlässig zu werden; bedenken sollst du, daß Gott dich durch dieses Glück zu neuer und größrer Anstrengung auffordert. Sind wir so gesinnt, M. Br., so werden die güns stigen Wendungen unsers Schicksals das Gute nie zerstören, das wir schon an uns hatten; sondern erin nern, antreiben, ermuntern werden sie uns, darauf fortzubauen, es zu erweitern, es zu befestigen. Die fleissige Vorstellung der aus unserm Glück entsprins genden neuen Pflichten wird erwünschte Verände rungen in Wohlthaten Gottes von doppelter Wichtigkeit für uns verwandeln; sie werden dann nicht

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bloß unsre äussern Umstände verbessern, sondern auch unsre Tugend befördern.

Die Selbstgefälligkeit und der Hochs muth aber, die sich aus einem plößlichen Glücke so leicht entwickeln, werden wir am besten unterdrücken können, wenn wir genau untersuchen, wie viel wir selbst zu demselben beygetragen haben. Ach wie wenig werden wir in Versuchung gerathen, auf eine glückliche Veränderung stolz zu seyn, wenn wirs uns eingestehen wollen, wie wenig sie unser Werk ist! Laffet uns abrechnen, M. Br., was bey den Veränderun gen unsers Lebens von uns gar nicht abhängt, die äuß fern Ursachen, die uns nicht gehorchen, und die marnig: faltigen Vortheile, die wir uns nicht selbst verschaffen konnten; lasset uns abrechnen, was wir bey dem Glücke, das uns widerfährt, den günstigen Umständen, unsern Verbindungen, der Gefälligkeit, dem Dienst: eifer, der Wirksamkeit, oft selbst der Leidenschaft und dem Unverstand Andrer schuldig sind; lasset uns überlegen, wie viel wir durch unsre Unvorsichtigkeit, durch unsre Trägheit, und durch Fehler aller Art dazu bengetragen haben, glückliche Wendungen unsers Schick= sals zu erschweren und zu verhindern; lasset uns endlich eingestehen, daß wir überhaupt nichtë, gar nichts haben, was wir nicht empfangen hätten, und daß-wir selbst unsre Kräfte der unverdienten Huld unsers Schöpfers zu verdanken haben: dieß alles lasset uns überlegen und mit einander vergleichen, und saget dann selbst, was bleibt uns übrig, worauf wir stolz seyn könnten, wenn uns ein plößliches Glück widerfährt, was kann uns, berechtigen, unsre weniger begnadig ten Brüder zu verachten?

Wollen wir endlich jener Fühllosigkeit ge gen Elende begegnen, die so häufig die schädliche Wirkung eines plötzlichen Glücks ist, so lasset uns nur mit unsern Gedanken fleissig in unser verflossenes Leben zurückkehren. Denn nicht vergessen wollen wir uns, M. Br., wenn es uns besser geht, als zuvor;

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