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nünftiges Wirken ohne Ursache und Ueberlegung ist; oder wenn sie doch das nicht ausrichtet, und nicht ausrichten kann, was wir uns daben vorgesezt hatten. Weit häufiger, als man denken sollte, tritt der Fall ein, wo unsre Geschäftigkeit ohne allen, oder doch ohne den gewünschten Erfolg bleibt, und es ist wohl der Mühe werth, daß wir uns das Eitle, welches in der gewöhnlichen Thätigkeit der Menschen herrscht, nach seinen mannigfaltigen Arten und Gestalten vorstellen. Es besteht nämlich, nach den Belehrungen des Evangelii, und nach dem Ausspruch der Erfahrung in unüberlegten, in ängstlichen, in geringfügigen, in fruchtlosen, und endlich sogar in widersprechenden Bemühungen; lasset mich von jeder Gattung besonders reden.

Das Eitle in der gewöhnlichen Geschäftigkeit der Menschen besteht in unüberlegten Bemüs hungen, in Handlungen, die man unternimmt, ohne vorher darüber nachgedacht zu haben, bey denen man bloß blinden Antrieben folat. Denn unmöglich können wirs läugnen, M. Z., daß unser Hang zum Wirken, daß die Beweglichkeit unsers Leibes und aller seiner Glieder, daß der gewaltige, unwiderstehliche Triet, uns auf irgend eine Art zu äussern und unsre Kraft anzuwenden, in unzähligen Fällen der Vernunft zuvorkommt, daß wir oft schon thätig sind, uns oft schon zu einem grossen Eifer erwärmt haben, ohne noch zu wissen, was wir eigentlich wollen, ohne uns und Andern über unser Benehmen Rechenschaft geben zu können. Wer aufmerksam auf sich selbst ist, wer die ganze Folge seiner Handlungen mit Nachdenken zu prüfen pflegt: der wird fich fast täglich ben solchen unüberlegten Bewegun gen autreffen; er wird finden, daß er bey der Zerstreuung, in welcher die Seele sich zuweilen vergißt, und bey dem immerwährenden Einfluß, den so viel Finnliche Gegenstände auf ihn äussern, tausend Dinge unternimmt, die er nicht vernünftig beschlossen hatte,

daß er sich oft genöthigt sieht, erst hinterher noch eine Absicht mit Thätigkeiten zu verbinden, die schon zur Ausführung gediehen waren. Wir verschwenden Worte, wir verrichten Gänge, wir fangen Arbeiten an, wir unterziehen uns Geschäften, ohne sagen zu können, wozu fie dienen sollen; es giebt Menschen, die unaufhörlich in Bewegung sind, die man nach dem Geräusch, welches sie machen, und nach der Eilfertigkeit zu urtheilen, mit welcher fie fich von einer Sache in die andre stürzen, für die thätigsten Arbeiter halten sollte; und die doch nie einen vernünftigen Endzweck haben, die nie überle gen, was sie denn eigentlich bewirken wollen, die aber auch eben daher nie etwas wirklich Nützliches und Beträchtliches zu Stande bringen. Denn darf es uns befremden, wenn beŋ Dingen, die ohne vernünftiges Bewußtseyn unternommen waren, nichts herauskommt; wenn wir ben solchen blindlings und aufs geradewohl angefangenen Geschäften uns zuz lezt betrogen sehen; wenn solche zwecklose Anstrens gungen nichts weiter sind, als eine Verschwendung unsrer Zeit und unsrer Kräfte? Ein grosser Theil des Eiteln, welches in der gewöhnlichen Geschäftig keit der Menschen herrscht, besteht in unüberlegten Bemühungen.

Hiezu kommt eine Menge von ängstlichen, eine Menge von Sorgen und kummervol len Bewegungen, zu denen man keine vernünftige Ursache hat, durch die wenigstens nichts ausgerichtet, und in den vorhandnen Umständen abge: ändert werden kann. Diese Art des Eiteln in unsern Bestrebungen tadelt Jesus im Evangelio. Sor get nicht für euer Leben, sagt er, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht für euren Leib, was ihr anziehen werdet. Sor get nicht für den andern Morgen, sezt er Hinzu, denn der morgende Lag wird für das Seine sorgen; es ist genug, daß ein jeg

licher Tag seine eigne Plage habe. Aus dem ganzen Zusammenhang, und aus den sonstigen Erklärungen Jesu ist es offenbar, daß er hier nicht von einer vernünftigen Sorge für die Zukunft, nicht von einer pflichtmässigen Bemühung redet, sich seinen Unterhalt zu verschaffen, und das Glück seines Le bens zu befördern; nein, jenes ängstliche Wesen, jene Kleinmüthigkeit, die immer ein Unglück fürchtet; jene unruhige Bangigkeit, die sich überall vorsehen und verwahren will, weil sie immer das Schlimmiste erwartet; jenes unverständige Zittern vor möglichen Gefahren und Uebeln verwirft er; er klagt die Thor: heit an, welche sich den Genuß des gegenwärtigen Augenblicks durch unnöthige Bedenklichkeiten, und vergebliche Vorkehrungen verdirbt. Lasset es uns eingestehen, ein grosser Theil unsrer Geschäftigkeit besteht in solchen überflüffigen Sorgen. Wir lassen uns durch Umstände beunruhigen, die nicht in unsrer Gewalt sind; wir arbeiten, Uebel und Unfälle abzu wenden, die uns nicht drohen; wir lassen uns durch Kleinigkeiten schrecken, die wir verachten sollten; wir sind oft recht erfinderisch, da Gefahren zu erdichten, wo keine sind, und uns durch eingebildetes Unglück zu einem sehr überflüssigen Geräusch zu empören. Je geneigter wir zur Schwermuth und zu einem finstern, mürrischen Wesen sind; je mehr unser Geist durch die Einflüsse eines kränklichen Körpers geängstigt wird; je mehr wir endlich von den Blend= werken des Aberglaubens und eines ungegründeten Argwohns gegen die Menschen bethört werden: desto mehr werden wir unsre Zeit und unsre Kraft auf unnöthiges Sorgen wenden, desto mehr wird fichs bey unsrer ganzen Thätigkeit zeigen, daß die gewöhnliche Geschäftigkeit der Menschen oft darum so viel Eitles enthält, weil sie eine Menge von ängstlichen Bemühungen äussern.

Sehet die geringfügigen hinzu; d. H. dies jenigen, die zwar nicht ohne alle Wirkung bleiben,

aber auf Dinge gerichtet sind, die kein so sorgfältiges Bestreben verdienen. Denn wahrlich nicht ohne Mitleiden, nicht ohne inniges Bedauern kann man die Kleinigkeiten wahrnehmen, mit denen unzählige Menschen ihre Zeit ausfüllen, und ihre Kräfte beschäftigen; nicht ohne unwillig zu werden, kann man den Ernst, den ausserordentlichen Eifer, und die Miene von Wichtigkeit wahrnehmen, mit welcher sie die geringfügigsten Gegenstände von der Welt betreiben. Jener eiserne Fleiß, jene unfägliche Geduld, mit welcher so mancher Gelehrte bes müht ist, Dinge zu sammeln und zu berichtigen, die keinem Menschen etwas helfen können; jene pünctliche Genauigkeit, die kein Gebot des eingeführten Wohlstandes verlezt, es sey auch noch so gering, die eine Menge von Zeit aufopfert, um Andern durch eine zudringliche Höflichkeit beschwerlich zư werden; jene unglaubliche Geschäftigkeit und Begierde, mit welcher so viele Menschen die Neuigkeiten des Tags einsammeln, und gar nicht müde werden, Erkundigungen aller Art anzustellen; jene lächerliche Sorgfalt, mit welcher so manches citle Weib einen grossen Theil ihrer Zeit dazu anwendet, die wichti- -gen Angelegenheiten ihres Pußes in Ordnung zu bringen, und jeden neuen Befehl der Mode gebührende Folge zu leisten; jene ausserordentliche Thätig keit, mit der man Vergnügungen an Vergnügungen zu reihen, und immer neue Mittel der Zerstreuung ausfindig zu machen sucht; jenes Tändeln mit einer Menge von Nebendingen, die zwar gebraucht werden können, uns in müssigen Stunden zur Erholung zu dienen, aber nie ein Geschäft werden dürfen, das ernsthaftern Arbeiten nachtheilig wird; diese und unzählige andre Bemühungen, mit denen der Geist der Eitelkeit, des Müssiggangs, der Weichlichkeit und der Wollust fich nothwendig abgeben zu müssen glaubt, und auf die er sich wohl gar etwas zu Gute thut: sind sie, ich bitte euch, etwas anders, als

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eitle Bestrebungen, etwas anders, als ein unverantwort liches Verschwenden der kostbaren Stunden, die Gott uns zu weit wichtigern Dingen geschenkt hat; werden wir einst ben unserm Abschied von der Erde mit Zufrie denheit auf sie hinblicken, werden wir behaupten kön: nen, etwas durch sie ausgerichtet zu haben, das der Mühe werth war? O es herrscht viel Eitles in der gewöhnlichen Geschäftigkeit der Menschen, da sie so viel geringfügigen Bemühungen nachhängen.

Und wie viel dieser Bemühungen find frucht: los, betreffen Gegenstände und Absichten, die ent weder gar nicht, oder doch nicht so erreicht werden können, wie man sie erreichen will. Wer ist un ter euch, sagt Jesus im Evangelio, der seiner Länge eine Elle zusehen möge, ob er gleich dafür sorget? Daß die Sorge, wider alle Ge seße der Natur seine Natur zu vergrössern, oder sein Leben über das einmal festgesezte Ziel hinaus zu verlängern, ein fruchtloses Bestreben seyn würde, fällt sogleich in die Augen. Aber wahrlich, unzäh: lige Dinge, womit die Menschen sich täglich beschäf tigen, denen sie einen grossen Theil ihrer Zeit und ihrer Kraft aufopfern, denen sie zuweilen das ganze Leben hindurch mit unglaublichem Eifer nachja: gen, find im Grunde nicht weniger widerfinnig, kön nen oft eben so wenig ins Werk gesezt und vollendet werden. Könnt ich euch alle die Einfälle zei. gen, deren Ausführung man aus Vorurtheil und Unwissenheit für möglich hält; könnt ich euch alle die Hoffnungen anschaulich machen, die nichts weiter find, als täuschendes Blendwerk, und doch unzäh lige Menschen in Bewegung erhalten; könnt ich euch die Absichten, Entwürfe und Plane entwickeln, womit die Habsucht so vieler Geißigen, die Sinn lichkeit so vieler Wollüftlinge, die Rachbegierde so vieler Unversöhnlichen, und der Ehrgeiß so vieler, Stolzen umgeht, die ausschweifenden, thörichten Ge danken, denen fie nachhängen, für die sie leben und

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