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Körper zerstören; nicht die lezte Angst der Sters benden; nicht die blutenden Wunden der Traurene den, die er verläßt; nicht die Zerstörungen des Gras bes und der Verwesung will ich euch heute zeigen: alle diese Schrecken, vor denen die schwache Sinnlichkeit bebt, verschwinden, wenn wir gestärkt durch die Kraft der Vernunft, und geleitet von dem Glanze des Evangelü Jesu eindringen in den Rath des Aumächtigen, und die grossen Endzwecke erblicken, die Gottes Weisheit auch hier befördert und erreicht. Ueberwinder des Todes, Geber des Lebens und der Unsterblichkeit, Herr Jesu, du hast sie uns enthüllt die Gesinnungen der Erbarmung und Vaterliebe, die unser Schöpfer auch dann gegen uns hat, wenn er uns sterben läßt, durch dich kennen wir die weisen und wohlthätigen Abfichten, die auch in dieser Einrichtung verborgen liegen! Laß uns Muth fassen, laß unsern Augen die heilsamen Folgen sichtbar werden, die aus dieser Quelle entsprungen find, und noch täglich entspringen; laß Dankbarkeit, und Zuz friedenheit, und Hoffnung in uns erwachen, und segne diese Stunde! Wir flehen um diese Gnade in stils ler Undacht,

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Und es begab sich darnach, daß er in eine Stadt, mit Namen Nain, gieng; und seiner Jünger giengen viel mit ihm, und viel Volks. Als er aber nahe an das Stadtthor kam, siehe, da trug man einen Todten heraus, der ein einiger Sohn war seiner Mutter, und sie war eine Wittwe, und viel Volk aus der Stadt gieng mit ihr. Und da fie. der Herr sahe, jammerte ihn derselbigen, und sprach zu ihr : Weine nicht. und trat hinzu, und rührete den Sarg an, und die Träger stunden. Und er sprach: Jüngling, ich fage dir, stehe auf. Und der Todte richtete sich auf, und fieng an zu reden. Und er gab ihn seiner Mutter. Und es kam sie alle eine Furcht an, und preifeten Gott, und sprachen: Es ist ein grosser Prophet unter uns aufgestanden, und Gott hat fein Volk heimgesuchet. Und diese Rede von ihm erfcholl in das ganze jüdische Land, und in alle umliegende Länder.

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Ein Gemisch von Traurigkeit und Freude, von Wehmuth und Vergnügen bringt die Betrachtung des merkwürdigen Auftritts hervor, der in dem vorgelesenen Evangelio beschrieben ist. Der Anblick ei: nes Leichenzugs, die traurige Stille einer Menge von Begleitern, die Leiche eines blühenden Jünglings, die Thränen einer trostlosen Mutter, alle diese Dinge müssen den, der nicht alles Gefühl verloren hat, rüh ren und niederschlagen. Aber müssen die Gesinnun gen der Zärtlichkeit, die hier so sichtbar sind; müfsen die Beweise einer menschenfreundlichen Theilneh mung, welche die Bewohner Nains bey dieser Gelegenheit geben; muß nicht insonderheit das Verhalten Jesu, die rührende Freundlichkeit, mit der er die jammernde Mutter tröstet, und die Macht, mit der er den Verstorbenen ins Leben zurückruft; müssen diese Dinge dem Herzen des Betrachtenden nicht wohl thun, es erquicken, es erheben und mit Muth erfül Len; müssen sie nicht die Vorstellung in ihm erwecken, auch der Tod habe eine erfreuliche Seite, und diene dazu, Gutes auf Erden zu wirken? Sehet da den Gesichtspunct, welchen wir heute fassen, durch welchen wir uns bey der Nothwendigkeit, die Unfri gen verlieren, und einst selbst scheiden zu müssen, aufrichten und trösten wollen! Ich werde euch nämlich dießmal den Tod als einen Beförderer unsrer sittlichen Vollkommenheit zeigen; nur wollen wir uns, ehe ich ihn so darstelle, ehe ich den Beweis führe, daß er dieß wirklich sey), über einige Puncte mit einander vereinigen, welche daben vorausgesezt werden.

Als entschieden nehme ich also an, daß die Einrichtung der Natur, nach der unser irdisches Leben nur eine Zeit lang daueru, und unser Körper durch tausend Ursachen aufgelöset und zerstört werden kann, nicht das Werk einer blinden Nothwendigkeit, nicht Das Spiel des Ungefährs, sondern die Anstalt einer unendlichen Weisheit ist, die wichtige Endzwecke da durch erreichen will. Ist näralich gewiß, was Ver

nunft und Schrift so deutlich und einstimmig lehren, daß Gott die Schicksale der Menschen regiert: so muß vornämlich der Tod, mit allen seinen Ursachen, Umständen und Folgen unter Gottes Leitung stehen, so kann absichtsloser Zufall nirgends weniger herrschen, als hier, wo von dem Leben oder Tod eines Einzigen oft das Glück oder Unglück vieler Tausenden abhängt. Daben räume ich gern ein, daß die äußre Gewalt des Todes sehr abschreckend ist. Kann unser natürliches Gefühl mehr erschüttert, und stärker ergriffen werden, als durch die Verfassung eines Ster: benden, als durch die traurige Hilflosigkeit dessen, dem kein Glied seines entstellten Körpers mehr ge= horcht, dessen Sinne sich verschliessen, der die Klage der Freundschaft nicht mehr vernimmt, den keine Macht der Liebe mehr retten kann, vor dem der Himmel und die Erde verschwinden, dessen Geist in eine Nacht verfinkt, wo ihm kein menschliches Auge weiter verfolgen kann, der nichts zurückläßt, als einen fühllosen, in den. Staub zurückeilenden Leichnam? Unter allen Verz änderungen, die sich mit uns zutragen können, ist diese, ich gestehe es, für unsre Empfindung die traurigste, und die tieffte Stufe unsers irdischen Elends. - Und doch behaupte ich, genauer betrachtet, sen der Tod ein grosser Wohlthäter für uns, er sey ein Beförde rer unsrer sittlichen Vollkommenheit. Auch hier setze ich nämlich als ausgemacht voraus, die wahre Vollkommenheit solcher Wesen, wie wir sind, könne keine andre seyn, als die sittliche; sie könne nichts anders seyn, als ein Inbegriff solcher Eigenschaften, die eines zur Unsterblichkeit bestimmten Geistes würdig find; sie könne in nichts anderm bestehen, als in wahrer Weisheit, in edlen Gesinnungen, und in rei= ner Tugend; sie sen die glückliche Verfassung, wo man voll Glauben an Gott und Jesum unablässig bemüht ist, zu thun, was recht ist, und dem höchsten Urbild aller Vollkommenheit und Heiligkeit mit jedem Tage ähnlicher zu werden.

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Es läßt sich sehr deutlich zeigen, M. Z., daß der Tod ein Beförderer dieser Vollkommenheit ist. Denn er hat einen grossen Theil unsrer wichtigsten Kenntnisse; unsreredelsten Gefühle; unsrer schönsten Handlungen und einer Stärke des Geistes veranlaßt, die uns weit über den Staub der Erde erhebt; jeden dieser vier Puncte wollen wir genauer erwägen.

Der Tod ist schon darum ein Beförderer unfrer sittlichen Vollkommenheit, weil er einen grof > sen Theil unsrer wichtigsten Kenntnisse ver anlaßt hat. Zwar find die Ursachen unzählig, durch die unsre Wißbegierde getrieben wird, alles zu erforschen, was da ist, und sich Einsichten aller Art zu verschaffen. Aber daß der Tod, daß die Nothwendigkeit zu sterben, eine von den wirksamsten Triebfedern ist, durch die Gott unsern Verstand in Thätigkeit sezt, und in einer immerwährenden Anstrengung erhält, ist unläugbar. Denn dieser Einrichtung sind wir nicht nur eine Menge nüßlicher Entdeckungen, sondern auch gerade die Ueberzeugungen schuldig, die der Grund unsrer Zufriedenheit sind.

Dem Tode, der Nothwendigkeit zu sterben, find wir eine Menge nüßlicher Entdeckungen schuldig. Denn ist in unsern Künsten, in unsern Kennt: nissen von der Natur der Dinge, in unsern meisten Wissenschaften der Wunsch, das Bestreben, die Anstrengung nicht sehr sichtbar, mit der die Menschen. aller Zeiten darauf bedacht gewesen sind, den schrecklichen Augenblick des Todes so lang, als möglich, zu entfernen, und das Ziel ihres Daseyns auf Erden hinauszusehen, so weit sie konnten? So viele Künste, welche der menschliche Geist nach und nach erfunden hat, und durch die der Umfang seines Wissens so sehr erweitert worden ist, haben keinen andern Endzweck, als diesen schwachen Körper, der auf allen Seiten mit Ursachen der Zerstörung um= ringt ist, zu schüßen, zu bedecken, zu erhalten, zu

stärken, und ihm sichre Zufluchtsörter, ihm kräftige Rettungsmittel zu verschaffen. Aber würde unser Geist die Beschaffenheit und den Bau unsers Kör pers so eifrig erforscht; würde er alles, was der Erdkreis enthält, sich bekannt gemacht; würde er Mittel der Ernährung und Bedeckung aus allen Reichen der Natur gesammelt; würde er in allen Tiefen und Erzeugungen derselben Arzneyen aufge: sucht, und auf diesem Wege tausend heilsamie Belehrungen gefunden haben: wenn die Furcht, ein frü Her Raub des Todes zu werden, wenn die Hoffnung, diesen Feind eine Zeit lang abzuhalten, ihn nicht zur Lebhaftesten Thätigkeit erweckt hätte? Welche unbesorgte, gleichgültige, schläfrige Geschöpfe würden wir seyn, wenn wir nichts zu fürchten hätten, wenn uns unser Lebensende eben so verborgen wäre, als den Thieren; wenn die Hinfälligkeit und Gebrechlichkeit unsers Körpers uns nicht nachdenkend und erz finderisch machte! Wir sind dem Tode eine Menge nüßlicher Entdeckungen schuldig.

Aber noch mehr, wir haben ihm auch gerade Die Ueberzeugungen zu verdanken, die der Grund unsrer Zufriedenheit sind. Dieß klingt sonderbar und unglaublich; aber höret mich, und urtheilet dann selber. Dringen sich dem Menschen/ der einen seiner Mitmenschen nach dem andern sterben, und von seiner Seite verschwinden sieht; der nach wenig Jahren sein eignes Ende erwartet, und es weiß, es stehe ihm der Uebergang in einen Zustand bevor, den eine undurchdringliche Finsterniß bedeckt, und aus welchem Niemand zurückzukommen pflegt; dringen fich dem, der dieß alles wahrnimmt und überlegt, nicht von selbst die Fragen auf: wer bin ich? Wozu bin ich hier? Was soll einst aus mir werden? Wer waltet über mein Schicksal? Ist der Tod Vernichtung und Untergang für mich, oder erwartet mich ein neues Leben? Wie nahe liegen uns diese Fragen, M. Br.! Mit welcher Gewalt

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