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von der ich rede, keiner weitläuftigen Beweise; so sagt es uns unsre Vernunft mit unwiderstehlichem Nachdruck, daß wir uns unmöglich würdiger beschäftigen können, als wenn wir uns beeifern, unsern Brüdern zu der Würde zu verhelfen, welche sie als Menschen haben sollen. Aber so deutlich dieß auch seyn mag, wir vergessen es unaufhörlich, wir werden durch das Geräusch und die Menge andrer Be: schäftigungen so betäubt, daß wir an die Bemühung, Andre zu bessern, gar nicht, oder immer nur zulezt denken. Ich kann also nicht umhin, euch die Wahrheit, daß diese Bemühung unter allen unsern Beschäftigungen die würdigste ist, zu Gemüthe zu führen, euch zu bedenken zu geben, welche Verbindlichkeiten aus derselben für euch entspringen. Und hier habt ihr denn zuerst zu überlegen, daß sich keiner von euch weigern darf, dieses edle Geschäft zu übernehmen. Denn wie, wolltet ihr euch selbst erniedrigen, wolltet ihr den Adel eurer Natur verläugnen, wolltet ihr euch weigern, das zu thun, wobey ihr allein mit euren besten Kräften geschäftig seyn, woben ihr allein den erhabensten Endzweck befördern, woben ihr allein den dauerhaftesten Nußen schaffen, wobey ihr allein in Gemeinschaft mit Gott und Jesu handeln könnet? Bedauern, ach bedauern müßten wir euch, wenn ihr in dem elenden Wahn stündet, das Geschäft, Andre zu bessern, sen blos uns aufgetragen, die wir das Evangelium Jesu lehren, blos uns komme es zu, Andre zu unterrichten, zu ermahnen, zu ermuntern, und die Liebe zum Guten auszubreiten. Fühlet_ihr nicht, daß ihr uns auf diese Art den erhabensten Vorzug abträtet, den ein Mensch besißen kann, daß ihr euch auf diese Art schimpflich erniedrigen und eure wahre Würde verläugnen würdet? Wer du auch bist, in welchem Stande du auch lebest, zu welchem Geschlecht du auch gehörest, hat Gott dir Vernunft geschenkt, so

hat er dich berufen, jedem, der schwächer ist, damit benzustehen, und ihn zu belehren; hat Gott dir Gefühl für Rechtschaffenheit und Tugend geschenkt, so hat er dich berufen, es allen denen mitzutheilen, denen es noch fehlt; hat Gott dir vortheilhafte Umstände geschenkt, wo du auf Andre wirken, wo du ihnen beykommen und sie kräftig lenken kannst, so hat er dich berufen, ihr Freund, ihr Lehrer, ihr Führer zu seyn, und sie zu bessern. Wer von uns darf vorgeben, daß diefer Beruf ihm nicht zu Theil geworden ist; wem sagt es sein Bewußtsenn nicht, daß die Fähigkeiten in ihm sind, durch die er Andern bey ihrer sittlichen Bildung zu Hülfe kommen kann; wer darf sich also weigern, ein Geschäft zu übernehmen, das unter allen menschlichen Bemühungen die edelste, die erhabenste, die würdigste ist?

Hat dieß seine Richtigkeit, so habt ihr zu be denken, daß man vor allen Dingen selbst gebessert seyn muß, wenn man Andre besfern will. Grosse, wichtige Erinnerung! Unläugbar ists, jeder von uns soll zu der Summe des sittlichen Guten auf Erden seinen Beytrag geben, jeder soll ein Beförderer der wahren Tugend bey seinen Brüdern werden; unerläßlich ist diese Pflicht; wir verläugnen die Würde unsrer Natur, wir verabsäumen das edelste und wichtigste aller Geschäfte, wenn wir sie nicht erfüllen. Aber wie, wie wollet ihr diese Pflicht erfüllen, wenn ihr selbst noch ungebessert send; wie wollet ihr Andern helfen, wenn ihr selbst noch Hülfe bedürfet; wie wollet ihr Andern den Weg zeigen, den ihr selbst nicht wisset; oder wofern ihr ihn wisset, mit welcher Stirne wollet ihrs Undern zur Pflicht machen, ihn zu gehen, wenn ihr ihn selbst nicht gehen wollet! Wie send ihr zu bedauern, Unglückliche, die ihr euern Lastern dienet! Ach, nach einem Leben voll Mühe, nach einem Leben, das vielleicht eine Kette mannigfaltiger Geschäfte war, wer

det ihr einst von der Erde verschwinden, ohne für Das wichtigste aller Geschäfte auch nur das Geringste gethan zu haben, ohne nur fähig gewesen zu seyn, etwas dafür zu thun. Sollte nicht dieser Gedanke ein Antrieb für uns seyn, auf unsre Besserung mit allem Ernste zu denken, um an den edelsten unter allen Bemühungen, um an der grossen Sache des Sohnes Gottes, um an dem Werke, welches der Regierer der Welt selbst betreibt, wirksamen Antheil zu nehmen? Sollte dieser Gedanke nicht insonderheit euer Herz rühren, Jünglinge, die ihr euch recht ei gentlich dem Geschäfte gewidmet habt, einst als Leh rer der Religion, als Erzieher der Jugend, als Vorsteher und Richter des Volks, als Handhaber der Gerechtigkeit und guter Ordnung an der Besserung eurer Brüder zu arbeiten? Man muß selbst gebessert, man muß selbst ein guter Mensch seyn, man muß durch sein Beyspiel und Leben wirken können, wenn man Andre bessern soll. O daß Gott euch die Wich)tigkeit und die Würde eurer Bestimmung bey Zeiten möchte fühlen lassen, v daß er euch beŋ Zeiten zu edlen, brauchbaren Werkzeugen seiner Gnade für das kommende Geschlecht heiligen möchte! Jeder, der es fühlt, jeder, dem es sein Gewissen sagt, auch er sen verpflichtet, an der würdigsten unter allen Bemühungen, an dem Geschäft einer wahren Menschenbesse rung Theil zu nehmen, der überlege es wohl, daß man vor allen Dingen selbst gebessert seyn muß, wenn man Andre bessern will.

Ist die Bemühung, Andre zu bessern, unter allen unsern Geschäften die würdigste: so werdet ihr euch in euern Verhältnissen umzusehen, haben, um die Gelegenheiten kennen zu lernen, wo ihr auf diese Art geschäftig seyn könnet. Da euch Gott die Fähigkeiten und den Beruf geschenkt hat, zur Erleuchtung und Bef= ferung Andrer etwas beyzutragen, so hat er es ge

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wiß auch nicht an Gelegenheiten fehlen lassen, wo ihr diese Fähigkeiten üben und diesem Beruf folgen könnet. Werfet nur einen aufmerksamen Blick auf die Umstände und Verbindungen, in denen ihr lebet, und ihr werdet es bald wahrnehmen, wie zahlreich die Veranlassungen sind, wo ihr etwas thun könnet, was auf das sittliche Wohl ́ eurer Brüder einen Einfluß hat. Sollte es nicht Menschen geben, die an euch besonders gewiesen sind, die auf euch merken, und sich nach euch richten? Wollet ihr thätig werden für das würdigste aller Geschäfte, so belehret diese durch euern Umgang, bessert sie durch euer Beyspiel, und wendet euer Verhältniß mit ihnen auch zur Wohlfahrt ihrer Seelen an. Sollte euer Gewerbe, eure Kunst, euer Umt, sollte der bestimmte Plak, welchen ihr in der menschlichen Gesellschaft einnehmet, euch nicht zu einer Menge von allerley Geschäften verpflichten, die ihr vor Andern, und in Verbindung mit ihnen zu verrichten habt? Wollet ihr thätig werden für das würdigste aller Geschäfte, so untersuchet, ob ihr mit der Verrichtung eurer gewöhnlichen Arbeiten nicht weit höhere Endzwecke verknüpfen könnet; so treibet euer Gewerbe so, übet eure Kunst so aus, und verwaltet euer Amt so, daß ihr überall ein Beyspiel der christlichen Rechtschaffenheit aufstellet, daß ihr Jedem, der mit euch zu thun hat, unvermerkt eure guten Gesinnungen einflösset, daß ihr in Jedem, der sich euch nähert, we nigstens eine gewisse Ehrfurcht gegen die Tugend er: wecket. Sollte der gewöhnliche Gang der Dinge, follte ein glücklicher Zufall nicht oft Umstände herbenführen, die es euch möglich machen, oder auch wohl gar auffordern, auf die Seelen Andrer zu wirken, und zu ihrer Besserung etwas zu thun? Wollet ihr thätig werden für das wichtigste aller Geschäfte, so Lasset solche günstige Veranlassungen nicht vorben, ohne zur Lehre, zur Warnung, zur Ermunterung, zur Befestigung Andrer etwas zu veranstalten und

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zu sagen. Wahrlich bey den mannigfaltigen, immer wechselnden und unaufhörlich fortwährenden Verknüpfungen, in welche Gott uns mit so vielen Menschen gebracht hat, kann es uns nie an Gelegenheiten fehlen, wo wir ohne Zudringlichkeit, ohne unverständigen Eifer, ohne den Verdacht einer tadelnswürdigen Scheinheililigkeit zu erwecken, an der Verbesserung Andrer arbeiten, wo wir wenigstens durch unser Beyspiel nüßlich werden, und der Tugend Ehre machen können.

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Doch hieben habt ihr noch besonders zu übers legen, daß ihr dieses wichtige Geschäft ohne alle Ausnahme bey denen zu verrichten habt, die in einer nähern Verbindung mit euch stehen. Denn so abgesondert, so losgerissen, so einzeln lebt nicht leicht Jemand auf Erden, daß ihm nicht wenigstens einige Menschen näher angehen, und auf irgend eine Art, mit ihm zusammenhängen sollten. Sehet euch also nicht erst weit um, wo ihr das edle Geschäft, zur Besse= rung Andrer etwas benzutragen, verrichten wollet. Habt ihr einen Gatten, nicht umsonst hat Gott euch mit ihm verknüpft, es soll euch am Herzen liegen, an seiner Bildung zu arbeiten, und gemeinschaftlich mit ihm im Guten zu wachsen. Hat Gött euch Kinder geschenkt, nicht umsonst habt ihr dieses wichtige Gut empfangen, hier ists, wo ihr alles anwenden sollet, daß der Saame des Guten ben Zeiten ausgestreut und gepflegt werde, hier sollt ihr durch Ansehen, durch Beyspiel, durch alle nur mögliche Mittel zur Besserung wirken; denn Gott wird die Kinder, die er euch gab, einst von eurer Hand for dern. Habt ihr einen Freund, nicht umsoust hat euch Gott in dieses Verhältniß gesezt; wahrlich es soll mehr seyn, als eine bloße Verbindung zum Vergnügen, wollt ihr den heiligen Namen der Freund= schaft nicht entweihen, so muß sie das große Mittel D. Reinh. voust. Predigtsamanlg. 3. Th. C

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