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werden es mit dankbarer Rührung erkennen, daß sie ihnen die heilsamsten und seligsten Stunden ihres Lebens verdanken. Wir feyern religiöse Feste nur dann, mit freyem, edlen Sinne, wenn wir sie auch zu stillen Ueberlegungen in unserm Hause anwenden.

Doch fie sollen auch Aufheiterung und Erholung für uns werden. Denn so wohle thätig, so menschenfreundlich sind die Verordnungen des Christenthums, M. Br. Nicht einen knechti schen Geist flößt es uns ein; nicht mit Angst und Furcht sollen uns die Tage erfüllen, welche der öf fentlichen Verehrung Gottes gewidmet sind; mit frohem kindlichen Geiste sollen wir sie feyern; wir sollen sie als Zeitpuncte_betrachten, wo uns nach den Anstrengungen der Woche tugendhafte Freuden erquicken sollen. Findet sich nicht Jesus im Evangelio selber am Sabbath bey einer frohen Mahlzeit ein, und erklärt damit deutlich genug, es sey ere laubt, es sen sogar Pflicht, einen Theil der festli chen Tage, welche der Religion, dieser Geberin aller wahren Freude, geweiht sind, auch frohen Erholungen zu widmen? Und o, haben wir die wichtigsten Pflichten erfüllt, die an solchen Tagen uns obliegen; haben wir unsern Geist mit Vorstellungen genährt, die ihn mit edlen Empfindungen, und mit neuer Kraft zum Guten beleben konnten: so können wir getrost zum Vergnügen übergehen, und uns dem Genuß der Freude überlassen. Denn wahrlich nicht Befriedigung schändlicher Lüfte, nicht unfittliche Luftbarkeiten, nicht wilde Ausschweifungen werden wir suchen können, wenn unser Geist so vorbereitet, so Durch die Religion selbst zum Genusse des Vergnügens gleichsam geheiligt ist. Dann wird die Natur uns mit ihren Schönheiten erquicken; dann werden wir durch nüßliche Bewegungen des Leibes unsre Gesundheit stärken; dann werden die Freuden der Freundschaft und des geselligen Umgangs uns aufheitern, und uns lehrreiche Unterhaltungen gewäh

ren; dann werden die Reiße der schönen Künste un fern Geist ermuntern, und unsern Geschmack bilden; dann werden wir die mannigfaltigen Güter, womit Gott unsern Erdkreis angefüllt hat, nach unsern Umständen mit froher Dankbarkeit, mit kindlichem Vertrauen, und theilnehmender Liebe geniessen. Die festlichen Tage, welche wir feyern, sollen auch AufHeiterung und Erholung für uns werden.

Endlich, M. Br., würden wir unsre Feste noch nicht mit edlen Thaten begehen, wenn wir sie nicht zu einer nüßlichen Geschäftigkeit anwenden wollten, sobald Gelegenheit und dringende Pflichten uns dazu auffordern. Denn sehet ihr nicht, wie wenig fich Jesus im Evangelio hindern läßt, auch am Sabbath einen Kranken zu heilen; wie sehr er es billigt, daß man an diesem Tage einem leidenden Geschöpf selbst durch anstrengende Arbeiten zu Hilfe eile? Keiner von unsern festlichen Tagen ist, wie ehemals der jüdische Sabbath, von Gott selbst vorgeschrieben. Alle unsre Feste sind, wie wir oben gesehen haben, menschliche Anordnungen, und die Ruhe von den Geschäften der Woche ist nicht etwan ein Dienst, den wir Gott leisten müßten, sondern bloß ein Recht, dessen wir uns begeben können, so: bald wir wollen, und die Gefeße des Vaterlandes es erlauben. Unfre Brüder im christlichen Alter: thum feyerten selbst den Sonntag bloß durch gottesdienstliche Versammlungen, und kehrten dann zu ih ren gewöhnlichen Geschäften zurück. Der erste Kaiser des römischen Reichs, welcher sich zum Christenthum bekannte, untersagte es fest durch ein Ge seh den Einwohnern der Städte, geräuschvolle Geschäfte an diesem Tage zu treiben, überließ es aber dem Landmann, seine Arbeiten an demselben ungeftört fortzusetzen. Blos die Geseße des Vaterlandes werden also die Regel seyn, nach der wir uns hier zu richten haben. Wir wollen die Stille an folchen Tagen beobachten, die sie uns vorschreiben;

aber nie wollen wir es vergessen, daß dieses Unters lassen unsrer Geschäfte kein Gebot Gottes ist; daß selbst die bürgerlichen Gesetze den dringenden Noth fall ausnehmen; daß wir fündigen würden, wenn wir an solchen Tagen Pflichten nicht erfüllen wolls ten, deren Beobachtung sich nicht aufschieben läßt; freuen wollen wir uns endlich, wenn wir Gelegen heit finden, auch die festlichen Tage der Ruhe mit Handlungen der Liebe zu bezeichnen. Gott mache uns fähig, zu fühlen, daß wir als Christen berufen find, unser ganzes Leben ihm und seiner Verehrung zu heiligen; er mache uns fähig, jeden Tag, den er uns noch schenken wird, durch Gehorsam gegen ihn, durch Ehrfurcht gegen Jesum, und durch Liebe ges gen unsre Brüder zu einem Feste zu weihen; Amen.

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Am Michaelistage.

Niemals ist der Mensch in seinen eignen Augen verächtlicher, M. 3., niemals fühlt er mehr gültigkeit gegen sein ganzes Geschlecht, als wenn er fich und Andre für elende Sclaven eines blinden. Schicksals hält, die einige Jahre lang mit tausend Widerwärtigkeiten kämpfen, zulezt unterliegen, und aus der Reihe der Dinge wieder verschwinden müsfen. Die Erfahrung hat es gelehrt, daß da, wo solche Vorstellungen herrschen, die zügelloseste Lasterhaftigkeit und Ungerechtigkeiten aller Art überhand nehmen. Was soll den Menschen ermuntern, den wilden Trieben seines Herzens zu gebieten, sich Vors züge des Geistes zu erwerben, sich durch Weisheit und Tugend über die Thiere zu erheben, die neben ihm auf Erden ihr Daseyn geniessen: wenn er einerlen Schicksal mit ihnen zu haben glaubt, wenn ihm die Befriedigung seiner Lüfte der einzige Gewinn zu seyn scheint, der sich hier davon bringen läßt? Und wie verächtlich müssen dem, der so gesinnt ist, seine Mitmenschen vorkommen! In seinen Augen sind sie Geschöpfe, die nach den Geseßen der Natur entste hen, die nach eben diesen Gesetzen wieder untergehen; die gemißhandelt, unterdrückt, getödtet werden können, wenn man sie in seiner Gewalt hat, ohne daß man deßwegen etwas zu befürchten hätte; die man gebrauchen muß, so lange sich Vortheile von ihnen ziehen lassen; der man sich aber ohne alles Bedenken,

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und durch jedes beliebige Mittel entledigen darf, sobald sie lästig werden, oder unsern Absichten im Wege stehen. Der Mensch verachtet sich selbst und seine Mitbrüder, sobald er in der Gewalt einer blinden unerbittlichen Nothwendigkeit zu seyn glaubt, diesein Daseyn und seinen Genuß in die engen Gränzen Dieses Lebens eingeschränkt hat.

Aber wie ändert sich alles, M. Z., sobald die Religion dem menschlichen Geist höhere Aussichten öffnet, sobald sie ihm die Leberzeugung giebt, er stehe unter der Leitung eines weisen und gütigen Gottes, und lebe hier für eine beßre Welt! O mit Ehrfurcht und Erstaunen betrachtet sich der, welcher sich für den glücklichen Gegenstand einer höhern Aufmerksam keit hält; welcher sich zu grossen, ewig dauernden Absichten bestimmt fühlt; welcher Fähigkeiten und Kräfte in fich wahrnimmt, die einer gränzenlosen Ausbildung würdig sind; welchem alles, was er auf Er: den sieht und geniessen kann, ein Spielwerk zu seyn dünkt, das ihn in den Jahren seiner jeßigen Kindheit heilsam beschäftigen, und ihn zu wichtigern Verrichtungen üben und stärken soll. Und was muß der, welcher so denkt, gegen seine Brüder empfinden! Sie sind in seinen Augen Geschöpfe Gottes, Wesen, voll edler Kräfte, bestimmt zu den erhabensten Abfichten, Erben der Unsterblichkeit; sie sind Geschöpfe, die Gott ewig leiten, ewig erheben und weiter führen will, die man nicht beleidigen, nicht mißhandeln und entehren darf, ohne die gerechte Ahndung dessen zu fürchten, der sie alle bemerkt und liebt.

Lasset uns eingestehen, M. Br., die Religion, welche wir Jesu verdanken, hat sich das grosse Verdienst erworben, solche Vorstellungen von der menschlichen Natur auszubreiten, und die traurigen Nebel zu zerstreuen, mit welchen Unglaube, Zweifelsucht, und rohe Sinnlichkeit die Würde unsers Geistes vers dunkelt hatten. Unsre Vernunft fühlt sich mächtig angeregt, die edelsten Neigungen unsers Herzens wer

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