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den thätig, die ganze Natur um uns her hellt sich auf, Aussichten öffnen sich uns, die uns weit über die Erde hinausführen, und uns in jedem Betracht einander werth und wichtig machen, sobald wir uns im Geist und Sinne Jesu einander beurtheilen. Wie könnten wir dieses Fest, das uns an eine höhere und unsichtbare Welt erinnert, besser feyern, M. Br., als wenn wir die Aufklärungen sammeln, die uns Gott über den Werth unsrer Natur in seinen Augen gegeben hat, und au die uns das Christenthum überall hinweiset. Es wird sich zeigen, daß wir mehr find, als alles, was sich unsern Sinnen darstellt; daß das höhere Reich Gottes, daß die unsichtbare Ordnung der Dinge, wo Vernunft und Freyheit herrschen, für uns nicht unzugänglich ist; daß wir in die Gesellschaft der erhabnern Wesen, die wir mit dem Namen der Engel Gottes bezeichnen, einst übergehen sollen, sobald unser Geist der Erde entflohen seyn wird. Lasset uns unsre Gedanken sammeln, M. Br.; laffet uns mit Aufmerksamkeit und Ehrerbietung vernehmen, wie sich Gott selbst über den Werth unsrer Natur erklärt hat; lasset uns bitten," daß er diese Stunde der Betrachtung segne.

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Evangelium: Matth. XVII. v. 1 — II.

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Zu derselbigen Stunde traten die Jünger zu Jesu, und ́ sprachen: Wer ist doch der Grösseste im Himmelreich? Jes fus rief ein Kind zu sich, und stellete es mitten unter sie, und sprach: Wahrlich, ich, sage euch: Es sey denn, daß ihr euch umkehret, und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen. Wer sich nun selbst ers niedriget, wie dieß Kind, der ist der Gröffeste im Himmelreich. Und wer ein solches Kind aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf. Wer aber ärgert dieser Geringsten einen, die an mich glauben, dem wåre besser, daß ein Mühlstein an seinen Hals gehänget würde, und er ersäufet würde im Meer, da es am tiefsten ist. Wehe der Welt der ergerniß halben! Es muß ja Aergerniß kommen; doch wehe dem Menschen, durch welchen Aergerniß kommt! So aber deine Hand oder dein Fuß dich ärgert, so haue ihn ab, und wirf

ihn von dir; es ist dir beffer, daß du zum Leben lahm, oder als ein Kruppel eingehest, denn daß du_zwo_Hånde oder zween Füsse habeft, und werdest in das ewige Feuer gewor fen. Und so dich dein Auge årgert, reiß es aus, und wirf es von dir: es ist besser, daß du einäugig zum Leben eins gehest, denn daß du zwey Augen habeft, und werdest in das höllische Feuer geworfen. Seher zu, daß ihr nicht Jemand von diesen Kleinen verachtet. Denn ich sage euch, ihre Ens gel im Himmel sehen allezeit das Angesicht meines Vaters im Himmel. Denn des Menschen Sohn ist kommen, selig zu machen, das verloren ist.

Die Absicht fällt in die Augen, M. Z., welche Jesus durch die Belehrungen erreichen wollte, die er seinen Aposteln in dem vorgelesenen Evangelio erthei let. Noch immer nährten sie die eitle Hoffnung, im Reiche des Messias, dessen Errichtung sie nun nächstens erwarteten, hohe Ehrenstellen, und eine ausgebreitete Herrschaft über die Völker der Erde zu erz halten. Daher rührte eben die Frage, welche sie Jesu am Anfange des Evangelii vorlegten: wer ist doch der Grösseste im Himmelreich? Aber wie weit entfernten sie sich durch solche Erwartungen von ihrer wahren Bestimmung! O nicht gewaltige Herrscher, nicht Bändiger und Unterdrücker ganzer Na= tionen sollten sie werden: nein, sanfte, menschenfreundliche Lehrer der Wahrheit und Tugend sollten sie einst seyn, die sich gütig herablassen könnten zu den Verachteten und Kleinen, zu der niedrigsten Klasse des Volks, welche der Stolz aufgeblafener Weisen bisher vernachlässigt hatte. Konnte Jesus seinen Uposteln diesen Beruf, der das gerade Gegentheil ihrer bisherigen Hoffnungen war, ehrwürdiger und angenehmer vorstellen, als wenn er ihnen zeigte, wie theuer jedes menschliche Geschöpf, auch das geringste, vor Gott sey, und wie sehr man sich Glück wünschen könne, wenn man von ihm dazu gebraucht werde, Andre zu belehren, zu bessern und ihnen Gutes zu thun? Recht absichtlich erinnert also Jesus seine Jünger an alles, wodurch Gott sein Urtheil

über unsre Natur, und die Huld, der er sie wür: digt, zu Tage gelegt hat; er sammelt die Merkmale des göttlichen Wohlgefallens an uns auf eine Art, die unsre angestrengteste Aufmerksamkeit verdient. Und wahrlich, wir bedürfen es, wenn wir in Zeiten, wie die unsrigen sind, nicht kleinmüthig werden, und an unserm Geschlechte gleichsam verzweifeln wollen, daß man uns zeige, was es vor Gott ist, und wie sein Schöpfer es ansieht.

Von den Aufklärungen, die uns Gott über den Werth unsrer Natur in seinen Augen gegeben hat, werde ich also dießmal reden. Lasset mich diese Aufklärungen nachweisen; hernach wollen wir überlegen, wozu wir sie gebrauchen und anwenden sollen.

Was von unsrer Natur zu halten sey, und welchen Werth sie habe, darüber hat Gott selbst sich geäussert, M. 3., und es lassen sich die Aufklä rungen, die er hierüber gegeben hat, sehr voüständig nachweisen, wenn wir den Belehrungen unsers Evangelii folgen. Auf eine dreyfache Art hat nämlich Gott nach diesen Belehrungen den Werth be: stimmt, den unsre Natur in seinen Augen hat; er hat ihn durch die Kräfte, die sie besist, durch die Regierung, die er über sie führt, und durch die Anstalten bezeichnet, die zu ihrem Besten in Christo getroffen sind; sehet da drey Arten eines sanften erquickenden Lichts, die sich über unser Wesen verbreiten, und uns über die Würde desselben die erwünschtesten Anfklärungen geben!

Schon durch die Kräfte, die unsre Natur besizt, hat Gott den Werth bezeichnet, den fie m seinen Augen hat; denn durch diese Kräfte find wir vernünftige, selbstthätige Wesen, und geschickt, ihm selbst ähnlich zu werden. Wir sind vernünftige, selbstthätige Wesen durch die Kräfte, die Gott unfrer Natur geschenkt hat. Denn es ist keine eitle, keine übertrie

bene

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bene Forderung, M. Z., wenn uns Jesus im Evans gelio gebietet, die Hand abzuhauen, den Fuß von uns zu werfen, das Auge auszureissen, oder, welches einerley ist, die liebsten Neigungen uns sers Herzens einzuschränken, zu bezähmen, zu unterdrücken, sobald sie uns ärgern, sobald sie uns zu Handlungen verleiten, die unrecht und schändlich sind. Freylich fehlte es uns an Ueberlegung und Bewußt: seyn, hätten wir von dem, was gut und recht ist, kein Gefühl und keine Begriffe: so wäre es vergeb lich, Unterwerfung unter fittliche Gefeße von uns zu perlangen. Aber wir besitzen Vernunft, M. Br., und durch fie spricht ein ehrwürdiges heiliges Geset in unsrer Seele, das uns nicht bloß anzeigt, was gut und recht ist; sondern auch mit einer Allgemeinheit und Strenge gebietet, die keine Ausnahme ver stattet. Noch mehr, wir sind auch der Gewalt finns licher Triebe nicht so unterworfen, wie die Thiere, die dem Zuge derselben blindlings folgen und folgen müssen; nein, wir fühlen uns frey; wir können wählen, bestimmen, und aus eigner Macht handeln; wir können den Forderungen unsrer Triebe widerstehen, und der Stimme unsrer Vernunft gehorchen; es steht wirklich bey uns, die edle Selbstbeherrschung zu be weisen, die Jesus im Evangelio verlangt. Aber konnte Gott deutlicher erklären, welchen Werth un fre Natur in seinen Augen hat, als durch die Mits theilung solcher Kräfte? Erhebt uns unsre Vernunft nicht über alle Gegenstände der sichtbaren Schö pfung? Entreißt uns die freye Selbstthätigkeit, mit der wir handeln können, nicht auf einmal dem Zwange der Körperwelt? Sind wir durch solche Fähigkeiten nicht unläugbar Mitalieder einer höhern und unsicht baren Ordnung der Dinge? Giebt es im Himmel und auf Erden etwas Beßces, etwas Edleres, etwas Erhabneres, als Vernunft und Freyheit?

Denn bemerket es wohl, durch diese Kräfte find wir geschickt, Gottselbst ähnlich zu were

D. Reinh, volft. Predigtsammlg. 3. Ch.

nlich

den. Denn was heißt, Gottes Bild an sich tragen, und ihm ähnlich seyn? Es heißt, die Wahrheit er kennen und lieben; es heißt, die Gesetze der Ordnung empfinden und befolgen; es heißt, heilig, ge= recht und unsträflich seyn; es heißt, unermüdet Gu tes wirken, und alles um sich her beglücken; wer so denkt und handelt, ahmt dem Wesen nach, das lauter Wahrheit, lauter Ordnung, lauter Heiligkeit und Güte ist. Ist es aber nicht offenbar, daß wir zu dieser Nachahmung alle fähig sind, wenn wir nur wollen? Ist die Wahrheit nicht auch uns erkennbar, wenn wir unsre Vernunft gebrauchen? Reizt Ordnung und Uebereinstimmung nicht auch unser Herz, wenn wir es nicht vorsätzlich dagegen verhärten? Können nicht auch wir thun, was recht ist, und der Sünde widerstehen, wenn wir unter dem Beystande Gottes uns anstrengen? Ist es nicht auch uns möglich, wohlthätige Wesen zu seyn, die in ihrem Kreise Gutes stiften, und jede Art des Wohlseyns und der Freude verbreiten? Höre die Stimme, die sich 'in deinem Innern erhebt, die oft lauter spricht, als alle deine Begierden; die dich unerbittlich verurtheilt, wenn du dich entehrest; ist es nicht die höchste Vernunft, ist es nicht das unendliche Muster aller Vollkommenheit, ist es nicht Gott, was sie dir zum Vor: bild anweiset, sagt sie dir nicht, du seyst bestimmt, zu seinem Bilde verklärt zu werden? Heiliges Merkmal unsrer Würde, Bestimmung zur Aehnlichkeit mit Gott, o du bist uns das sicherste Unterpfand, daß wir ihm werth und theuer sind; nein, er kann fie nicht verkennen, die Verwandtschaft, die unser Wesen mit dem Seinigen hat; er hat eben dadurch, daß er gewollt hat, wir sollen seines Geschlechts seyn, deutlich genug erklärt, weichen Werth unfre Natur in seinen Augen habe.

Doch diesen Werth hat er auch durch, die Regierung bezeichnet, die er über sie führt;

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