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und Lehre annimmt, und seinem Muster folgt. Nichts scheint offenbarer zu seyn als daß die Wirksamkeit des Tugendhaften aufhört, wenn der Tod ihn aus den Augen der Menschen entrückt; es schien aus zu seyn mit dem Sohne Gottes und mit seinem Vorläufer, als dieser enthauptet und jener gekreußiget war. Aber die Kraft des guten Beyspiels siegt auch hier, M. 3.; selbst die Macht der Zeit, selbst die Gewalt vieler Jahrhunderte, selbst der Zwischenraum ganzer Länder und Welttheile vermag nichts über sie. Erwärmen sich an dem Beyspiel der grossen Männer des Alterthums nicht noch die spär testen Nachkommen? Dient das herzerhebende Mu fter guter und edler Menschen, sie mögen gelebt has ben, wann und wo sie wollen, nicht zur Ermunte rung, so lange ihr Andenken übrig bleibt? Ist die Summe guter Beyspiele, die jemals auf Erden ge: geben worden sind, nicht ein gemeinschaftliches Gut, das ohne Rücksicht auf Volk und Land, und Zeit, und andere Zufälligkeiten von Jedermann benuzt wird? Wächst die Wirksamkeit des guten Beyspiels nicht fast in eben dem Grade, in welchem es nach Zeit und Ort entfernt ist, in welchem allerley kleine Umstände, die es in der Nähe verdunkeln konnten, nach und nach verschwunden sind, und seinem Glanze nicht mehr schaden? Wunderbare Gewalt, hinreiße sender, unwiderstehlicher Zauber, den Gott in gute Benspiele gelegt hat, wo ist das Herz, das dich nicht fühlen, wo ist der Elende, der dich nicht anerkennen sollte! Auf euch, ehrwürdige Muster dessen, was gut und groß ist, heftet sich unser Blick, sobald ihr irgendwo erscheinet; ihr gebt uns Licht und Ueberzeugung; ihr erfüllet uns mit Kraft und Muth; ihr sieget selbst über unsre Widerseßlichkeit; ganze Völker und Zeitalter begeistert euer Einfluß, und Jahrhunderten trozt eure nie geschwächte Dauers haftigkeit.

D. Reinh, vollst. Predigtsammtg. 3. Th,

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Doch vergeblich würden wir die Kraft des guten Beyspiels kennen und bewundern, M. 3., wenn wir nicht auch fragen wollten, wozu sie uns verbindet, wenn wir nicht untersuchen wollten, was uns obliegt, wenn es wahr ist, daß das gute Beyspiel so viel vermag? Davon lasset mich also noch reden, lasset mich die Pflichten kürzlich nennen, die aus der bisherigen Betrachtung gleichsam von selbst fließen. Und hier ist denn Dankbar: keit gegen Gott unstreitig das Erste, wozu sie uns ermuntern muß. Denn sollen wir beym Anblick einer Einrichtung, die. so wunderbar und heilsam ist, sollen wir bey der entzückenden Uebersicht der unzählbaren Beyspiele edler Gesinnungen, grosser Tugenden und rühmlicher Thaten, welche die Ge= schichte des menschlichen Geschlechts aufstellt, nicht unsern Geist vor allen Dingen zu ihm erheben, dem Vater des Lichts, zu ihm, dem Urheber alles def= sen, was gut und groß ist, und seine alles umfassende Wirksamkeit, seine zuvorkommende Liebe auch hier erkennen und preisen? Ist er es nicht, der jeden guten Menschen sendet, bildet, und zur Beglückung Andrer braucht? Ist er es nicht, der unsrer Schwachheit dadurch aufhilft, daß er uns mit belehrenden, überzeugenden, ermunternden Beyspielen aller Art umgiebt, und uns dadurch Kraft und Muth einflößt? Ist er es nicht, der solche Beyspiele mit der weisesten Vorsicht durch alle Zeiten, Völker, Stände, Geschlechter und Alter vertheilt, damit überall etwas sen, was die Trägen erwecke, die Gleichgültigen erwärme, die Fähigen entflamme, die Kämpfenden unterstüße? Ist er es nicht, der durch tausend weise Einrichtungen dafür gesorgt hat, daß Das Andenken guter Beyspiele erhalten werde, und die Kraft derselben durch die entferntesten Jahrhunderte, und nach den verschiedensten Richtungen sich fortpflanze und wirke? Ist er es nicht, der so viel edle Männer, so viel Propheten des Alterthums

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ganz besonders mit seinem Geiste beseelt und sie zu Erhaltern der Wahrheit, und zu ermunternden Muz stern einer reinen Tugend gebildet hat? Ist er es endlich nicht, dessen Barmherzigkeit wir es verdays ken, daß selbst der Ausgang aus der Höhe uns be sucht hat, daß in der Person seines Sohnes die höchste sittliche Vollkommenheit in sichtbarer Gestalt auf Erden erschienen, und das allgemeingültige Vorbild für alle die geworden ist, die sich bessern wollen? Boten Gottes, zu unserm Besten gesandt, wohlthätige Freunde, durch die er uns erinnern, leiten und zu Hülfe kommen will, lasset uns in de nen erkennen, M. Br., die uns ein gutes Beyspiel geben, mit Rührung und Dankbarkeit_lasset_uns an ihn denken, so oft wir den heilsamen Einfluß solcher Beyspiele empfinden.

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Aber eben daher, weil ihre Kraft so groß ist, Lasset uns auch Achtung und Vertrauen gegen die menschliche Natur fassen. Ach der traurigen Erfahrungen sind so viel, die den Glauben an die Würde unsrer Natur, und an die Aechtheit der menschlichen Tugend schwächen; die uns den Verdacht einflössen, das, was man Rechtschaffenheit und Edelmuth nenne, sen nichts weiter als eine täuschende Schminke; das menschliche Herz sey und bleibe verdorben, und überlasse sich seinen wilden Trieben, sobald es nichts zu fürchten habe, sobald es durch keine äußre Gewalt eingeschränkt werde. Ist euch an eurer Zufriedenheit etwas gelegen, habt ihr noch Ehrfurcht gegen den Urheber und Schö= pfer eures Wesens, wollet ihr nicht genöthigt seyn, euch selbst mit Verachtung anzusehen: so beuget vor, daß dieses Mißtrauen gegen die menschliche Natur und Tugend sich eures Herzens nicht bemächtige. Und was könnet ihr diesem unseligen Argwohn besser entgegenseßen, als die Kraft des guten Beyspiels. O es ist unläugbar, allgemeine Achtung, allgemeine

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Ehrfürcht, allgemeine Liebe, eine Anhänglichkeit, ein Wohlwollen, das bis zur Begeisterung steigt, ere wirbt sich der edle Mann, der öffentliche Proben seiner Rechtschaffenheit und seiner gemeinnüßigen Thätigkeit ablegt; für ihn erklärt sich, wer nicht ganz verworfen ist, und oft genug besiegt er selbst verdorbne Herzen. Wie ist dieß möglich, wenn die menschliche Natur so verdorben, so durchaus verächtlich und niedrig ist, als ihr sie vorstellet, menschenfeindliche Zweifler; woher diese Empfänglichkeit für gute Eindrücke, woher die edle Wärme, in die sie durch rühmliche Beyspiele so leicht versezt werden kann, wenn nicht Fähigkeit und Sinn für das Gute in jedem Herzen wohnt, wenn unser We sen bey allen seinen Fehlern nicht dennoch Gottes Bild an sich trägt? Und würde die Geschichte so voll seyn von edlen Mustern aller Art; würde die Erfahrung euch auf dem Throne, in öffentlichen Aemtern, in allen Verhältnissen des Lebens, in dem engern Zirkel eures Hauses und eurer Familie so viele Menschen zeigen, denen ihr eure Hochachtung, eure Zärtlichkeit und Liebe unmöglich versagen könnet, deren gutes, edles, rühmliches Verhalten auf euch oft die tiefsten Eindrücke macht, wenn alles unächt, alles Verstellung und Betrug wäre, was man menschliche Tugend nennt? Wenn ihr es auch den Versicherungen der Religion nicht zutrauen wolk let, daß der Mensch zum Bilde Gottes geschaffen sen, und ganz und gründlich gebessert werden könne, so lasset euch doch durch die ganz unläugbare Kraft des guten Benspiels eines bessern belehren; so lasset euch doch durch sie bewegen, Achtung und Vertrauen gegen die menschliche Natur zu fassen.

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Laffet uns aber auch alles vermeiden, was die wohlthätige Kraft des guten Beyspiels einschränken und hindern kann. Ihr sehet, es ist eine von den Hauptanstalten, welche Gott zur

Veredlung und Besserung des menschlichen Geschlechts getroffen hat, daß er durch gute Beyspiele erweckt, belehrt, überzeugt und ermuntert, daß er durch alle Zeiten, Länder und Verhältnisse edle Menschen vertheilt, die den übrigen zum Muster dienen sollen. Wehe dem Elenden, der dieser Absicht Gottes in den Weg tritt; der das unselige Geschäft treibt, eben die Menschen, durch deren Beyspiel Gott wirken will, verdächtig zu machen, und sie um ihr Unsehen zu bringen; der sich darüber freuen kann, Fehler an ihnen auszuspähen, oder sie wohl gar zu verlästern. Neidische, die ihr eure bessern Brüder verkleinert, weil ihr sie nicht erreichen könnet; Ver: läumder, die ihr jede Schwachheit guter Menschen aufdecket, und recht daran arbeitet, ihren Ruhm und ihren guten Namen mit eurem Geifer zu beflecken; Boshafte, die ihr alles aufbietet, Andern das Lob einer wahren Tugend zu entreissen, weil ihr Schuß für eure Laster bedürfet: o ihr versündigt euch an dem Wohle des menschlichen Geschlechts, ihr lähmet und zerstöret heilsame Kräfte, die unendlich viel Gutes wirken konnten, ihr unterdrücket Triebfedern, durch die so manches junge Herz zu grossen Thaten in Bewegung gesezt, so manche Fähigkeit belebt worden seyn würde. Da sey Gott vor, daß wir einer solchen Verrätheren an dem allgemeinen Wohl uns schuldig machen sollten. Heilig und unverles lich soll uns jedes gute Beyspiel seyn, M. Br., immerhin sen uns von dem, der es aufstellt, auch mancher Fehler bekannt, immerhin falle uns manche Schwachheit an ihm ins Auge, wir wollen uns hü: ten, darauf hinzuzeigen, wir wollen uns freuen, daß überwiegendes Gutes die vorhandnen Mängel vergütet, wir wollen beytragen, so viel wir können, daß dieses Gute noch sichtbarer werde, noch allge meinere Eindrücke mache, und alles um sich her zu edler Nacheiferung begeistre. Und wie könnten wir euch, ehrwürdige Menschen aller Zeiten, die ihr

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