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uns selbst zum Muster gedient, die ihr uns selbst zum Guten erwärmt habt, wie könnten wir euch besser danken, als durch diese ehrerbietige Schonung, als dadurch, daß wir nicht die Schwachheiten, die freylich auch euch ankleben, weil ihr Menschen wa= ret, sondern eure Vorzüge, eure Verdienste, eure Tugenden, eure Gröffe Andern vor die Augen rücken, und zu eurer Nachahmung sie reißen. Heilige Namen, die ihr auch mir von Jugend auf Ermunterung, und Antrieb, und Muster gewesen seyd, durch die ich so oft erweckt, und zu guten Entschliesfungen beseelt, und im Kampfe mit Schwierigkeiten gestärkt worden bin, nie anders als mit Zärtlichkeit will ich an euch denken, nie anders als mit Ehrfurcht euch aussprechen, nie aufhören will ich, die Zahl eurer Verehrer zu vermehren, und die Kraft eures Beyspiels zu verstärken!

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Doch dieß ist noch nicht genug, M. Z., wir müssen die Kraft des guten Beyspiels nicht blos nicht einschränken und hindern; sondern uns vielmehr unablässig bemühen, selbst ermunternde Beyspiele zu werden. Welch ein Gedanke, welch eine Aussicht ist es, eine heilsame Aufmerkfamkeit um sich her zu erwecken, eine Menge guter Vorstellungen und edler Empfindungen bey Undern zu entwickeln, sie zu heilsamen Vorfäßen und Ent:" schliessungen zu beseelen, an ihrer Bildung und Wohlfahrt einen wirksamen Antheil zu haben, nicht blos seinen Zeitgenossen zu nützen, sondern auch der Nachwelt, den Umkreis seiner Wirksamkeit über die kommenden Geschlechter vielleicht durch ganze_Jahrhunderte auszubreiten; den Funken edler Fähigkeiten und Gesinnungen im Menschen anzufachen, die noch nicht sind, und so ein dauerhafter unsterblicher Wohl= thäter seines Geschlechts zu werden! Wer kann gegen eine solche Hoffnung gleichgültig seyn, wenn nur noch einiges Gefühl in ihm ist? Und diese frohe,

herzerhebende Hoffnung habt ihr alle, wenn ihr darauf bedacht seyd, in euern Verhältnissen und Umständen ein gutes Beyspiel aufzustellen. Mehr, mehr als ihr für möglich haltet, wird Gott dann durch euch wirken; manches Auge, das ihr nicht kennet, und hier nie werdet kennen lernen, wird mit Bewunderung an euch hängen, und euch beobachten; ihr werdet eine heilsame Bewegung um euch her stiften, deren Folgen bis in die Ewigkeit hinüberreichen werden. Wohl dem Edeln, der so als Muster gelebt, der so gewirkt hat durch das Beyspiel seines Glaubens und seiner Tugend. Wie wird er am Tage der Erndte erstaunen über die Frucht, die er geschafft hat; mit welcher Wonne wird er sich einst umgeben sehen von dem dankbaren Kreis derer, die aus seinem Beyspiel Kraft, und Muth und Trost geschöpft haben; die es ihm, ihm zuschreiben, daß sie den Gefahren des irdischen Lebens glücklich entronnen sind. Reinste Wonne der künftigen Welt, höchste Seligkeit des Himmels, Menschen belehrt, Menschen gebessert, Menschen beglückt zu haben, o möchten wir dich einst alle mit dem thei= len, der unser aller Mittler und Vorbild ist, der uns alle berufen hat, an seinem grossen Werke Theil zu nehmen; glücklich, glücklich, wer allen, die ihn kennen, zurufen kann: send meine Nachfol ger, gleichwie ich Christi! Amen.

41.

Am vierten Sonntage nach Trinitatis.

Ob es gleich Gott gefallen hat, M. 3., mich

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während meines Lebens schon manche traurige Erfahrung machen, und vielerley Noth und Unglück empfinden zu lassen: so hat mich doch nie etwas tiefer gebeugt, und empfindlicher gekränkt, als wenn ich mich genöthigt sah, die vortheilhafte Meynung, die ich von gewissen Menschen gefaßt hatte, wieder aufzugeben, und in denen, welche mir weise, ta gendhaft und redlich schienen, hinterher Thoren, Lasterhafte und Betrüger zu erkennen. Ich kann es nicht läugnen, schon oft ist mir diese Unannehmlichkeit begegnet. Nicht selten habe ich mir im Stillen Glück gewünscht, weil ich glaubte, in diesem oder jenen, der einen grossen Glanz von Weisheit und Rechtschaffenheit um sich her verbreitete, endlich ei nen Menschen gefunden zu haben, den ich mit gans zer Seele verehren, den ich als einen wahren Tu gendhaften hochschäßen und lieben könnte. Aber wie öft mußte ich erfahren, daß ich mir zu viel_versprochen hatte; wie oft haben mich genauere Aufmerksamkeit und längerer Umgang aus meiner angenehmen Täuschung aufgeweckt; wie oft bin ich gezwungen gewesen, mich traurig und stillschweigend zurückzuziehen, und es mit inniger Wehmuth_zu be dauern, daß die menschliche Natur so selten ist, was

fie zu seyn scheint, und oft gerade dann die Probe am wenigsten hält, wenn sie in der Entfernung am meisten schimmert.

Darf man aus der Art, wie die meisten Menschen von einander urtheilen, und sich gegen einander betragen, einen Schluß ziehen, M. Z.; so mag die Erfahrung, die mir immer so kränkend gewesen ist, ziemlich allgemein seyn. Was fällt mehr in die Augen, als daß in unserm Umgange mit Undern eine gewisse Zurückhaltung herrscht, die offenbar daher entspringt, weil wir fürchten, unsre OffenherzigFeit möchte von Andern gemißbraucht werden? Was ist gewöhnlicher, als daß wir bey der leichtesten Unzeige ein Mißtrauen gegen einander fassen, das so geschwind unmöglich in uns entstehen könnte, wenn wir nicht voraussezten, die meisten Menschen seyen im Stillen lasterhaft? Was ist bekannter, als daß wir einander oft sehr unbarmherzig verurtheilen, und selbst die benfallswürdigsten Handlungen tadeln, weil wir überzeugt sind, glänzende Thaten seyen gar oft der blendende Schleyer, in welchen sich eine niedrige Seele verberge? Was ist endlich gewisser, als daß gerade die, welche die meiste Erfahrung befißen und sich eine tiefe Kenntniß des menschlichen Herzens erworben haben wollen, auch am geneigtesten find, diesen allgemeinen Urgwohn zu äußern, und daß sie ihr als die Frucht vorzustellen pflegen, die Durch alle ihre Beobachtungen, durch alle ihre Untersuchungen über die Sitten und das Verhalten der Menschen sehr natürlich erzeugt werden müßte?

Ich muß es einräumen, M. 3., dieser Arg wohn gegen die Menschen, welchen uns so mancher als die wahre Weisheit des Lebens anpreiset, hat sehr viel für sich, und wird durch tausend warnende Beyspiele gerechtfertigt. Aber wie unglücklich wären wir, welches Mißtrauen gegen die Kraft der Religion, die wir bekennen, und gegen den Urheber

unsrer Natur selbst müßte sich in uns regen, wenn dieser allgemeine Argwohn so vernünftig, gerecht und nützlich wäre, als er Vielen zu seyn scheint. Nein, M. Br., so schmerzhaft mir, wie ich bereits eingestanden habe, jeder Fall gewesen ist, wo ich denen recht geben mußte, welche argwöhnisch gegen das menschliche Herz sind: so kann ich mich doch nicht überzeugen, daß es recht, daß es dem Sinne, den wir als Christen haben sollen, gemäß seŋ, ein scheues Mißtrauen gegen Jedermann in sich zu unterhalten. Das Evangelium, welches ich jezt er: klären soll, spricht auch so laut und so nachdrücklich. für meine Behauptung, daß ich nicht umhin kann, es von dieser Seite zu betrachten. Und so soll uns denn das Christenthum auch hier den Leitfaden dar bieten, der uns durch die dunkeln Gänge des Lebens am sichersten führen kann; von seinem Geiste beseelt, und erwärmt von der Liebe, die es gebietet, werden wir klug, wie die Schlangen, und oh ne Falsch, wie die Tauben seyn. Jesus, unser Herr, der darum auf Erden erschienen ist, unser Herz zu reinigen von aller Ungerechtigkeit, und die Menschen zu verklären zur Aehnlichkeit mit dem, dessen Bild er selbst war, erfülle uns alle mit Ge finnungen, die seines Evangelii würdig sind. Wir flehen um diese Gnade in stiller Andacht.

Evangelium: Luc. VI. v. 36 — 42.

Darum seyd barmherzig, wie auch euer Vater barm herzig ist. Richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet; verdammet nicht, so werdet ihr auch nicht verdammet; vers gebet, so wird euch vergeben. Gebet, so wird euch gegeben. Ein voll, gedruckt, gerüttelt und überflüssig Maas wird may in euren Schoos geben: Denn eben mit dem Maas, da ihr mit messet, wird man euch wieder messen. Und er sagte ihnen ein Gleichniß: Mag auch ein Blinder einem Blinden den Weg weisen? Werden sie nicht alle beyde in die Grube fallen? Der Jünger ist nicht über seinen Meister; wenn der Jünger ist wie sein Meister, so ist er vollkommen. Mas fiehest du aber einen Splitter in deines Bruders Auge, und

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