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Freunde zu beobachten, oder selbst unter ihrem Einflusse zu stehen, der wird es aus Erfahrung wissen, welche wohlthätige Kräfte in diesem Bunde verbor gen liegen; und wer aufmerksam gewesen ist auf die Geschichte unsers Geschlechts, kann es dem entgangen seyn, daß die nüßlichsten Anstalten, daß die schönsten Handlungen, daß die heilsamsten Verände: rungen Früchte einer ächten christlichen Freundschaft sind, daß sie sich stets als einen Bund bewährt hat, der zu gemeinnüßiger Thätigkeit geschlossen ist?

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Und so muß sie denn endlich auch zur möglichsten Erleichterung aller irdischen Müh, seligkeiten dienen. Nicht ohne geheimen Kummer war die edle Jungfrau im Evangelio zu ihrer Freundin gekommen. So groß auch die Ehre war, zu der sie sich von Gott erhoben sah: war sie beŋ der ausserordentlichen Veränderung, durch die fie Mutter werden sollte, nicht in einer sehr bedenklichen Lage; war nicht ungemeine Vorsicht nöthig, wenn sie sich mit Klugheit in derselben betragen wollte; mußte die grosse Dürftigkeit, in der sie lebte, mußte das Verhältniß, in welchem sie mit ihrem Verlobten stand, mußte der grosse Auftrag, für das merkwürdigste Kind zu sorgen, das jemals geboren worden ist, ihr nicht tausend bange Sorgen verur fachen? Über ihr sehet, wie bald sie im Schoose der Freundschaft ihren Kummer vergißt; zu dem fro hesten Lobgesang ermuntert sich ihr Geist, sobald ihre Freundin ihr die Arme reicht, und ihr in ihrem Haus einen Zufluchtsort auf mehrere Monate öffnet. Viel zu mannichfaltig, viel zu schwer für unfre Schwachheit sind die Uebel dieses Lebens, als daß wir sie allein gehörig tragen könnten; ach wir find verloren, wenn wir uns immer selber rathen, selber trösten, selber helfen, selber retten sollen. Die ächte christliche Freundschaft reicht uns auch hier die Hand; nirgends können wir mehr Beystand in der

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Noth, mehr Erleichterung im Elend, mehr Trene, wenn uns alles verläßt, erwarten und finden, als bey ihr. Wer wird den Kummer, der unsre Seele zuweilen verdunkelt, leichter zerstreuen, als der christs liche Freund mit jener Weisheit, welche die Religion ihm schenkt? Wer wird die Muthlosigkeit, die uns zuweilen befällt, kräftiger vertreiben, als der christe liche Freund mit jenem lebendigen Vertrauen zu Gott, welches die Religion ihm einflößt? Wer wird mehr lindernden Balsam in jede Wunde giessen, die uns schmerzt, als der christliche Freund mit jener schonenden Zärtlichkeit, welche die Religion in ihm wirkt? Wer wird in jeder Verlegenheit, und bey jedem Mangel uns thätiger unterstüßen, als der christliche Freund mit jener Liebe, zu welcher die Religion ihn beseelt? Wer wird selbst bey anhaltendem Elend standhafter, ausdauern, wem werden wirs mehr zutrauen können, er werde uns nie vers lassen, werde selbst den lezten Kampf und kämpfen helfen, und uns mit sanfter Hand die Augen zudrü cken, als dem christlichen Freund mit jener Großmuth, der kein Opfer zu schwer ist? Sen uns gesegnet in deiner Würde, seŋ uns in dem milden himmlischen Glanze gesegnet, mit welchem die Religion dich umgiebt, Freundschaft, theures Geschenk Gottes, Wohlthäterin unsers Lebens auf Erden! O wie weit bist du erhoben über die Tochter des Eigennußzes und der Wollust, die man so oft mit deinem Namen bezeichnet; und wie müssen wir uns unsrer Verbindungen schämen, sobald das Licht deiner wahren Beschaffenheit auf sie fällt, sobald wir fie mit dir vergleichen!

Denn wahrhaftig, M. Br., es ist sehr nöthig, daß wir auf eine Verbesserung unsrer Freundschaf ten denken, daß wir ihnen die Würde und den Werth der ächten christlichen Freundschaft zu geben suchen, die ich bisher beschrieben habe. Lasset mich

die Gründe, warum dieß geschehen muß, noch entwickeln und angeben. Es ist nämlich vernünftig und recht, an einer solchen Vered lung unsrer Freundschaften zu arbeiten. Denn seßet, es wäre nicht der geringste Vortheil damit verknüpft, wenn wir unsre Verbindungen mit Andern zu wahren christlichen Freundschaften umzubilden suchen: wollen wir uns selber achten, wollen wir die Würde vernünftiger Wesen behaupten, wollen wir so handeln, wie es Menschen geziemt, die berufen find, nach Aehnlichkeit mit Gott zu streben: so kön nen wir nicht anders, so müssen wir auch in unsre Freundschaften allen den sittlichen Werth, alle die Würde, alle die edle Vollkommenheit zu legen su: chen, welcher sie fähig sind. Entehren würden wir uns, wenn unsre Freundschaften nichts weiter seyn sollten, als blinde Zuneigung, als das Werk umvill: kürlich wirkender Triebe; es ist vernünftig und recht, die Triebe der Natur nach Ueberlegungen zu leiten, und dem Gebote der Pflicht zu unterwerfen. Ent ehren würden wir uns, wenn unsre Freundschaften in keiner Verbindung mit unserm Glauben an Gott und Jesum stünden; es ist vernünftig und recht, durch diesen Glauben alles zu heiligen und zu ver bessern, was wir empfinden und wirken. Entehren würden wir uns, wenn wir bey unsern Freundschaf ten keine Rücksicht auf die Bildung unsers Geistes und Herzens nehmen wollten; es ist vernünftig und recht, die Tugend als das grosse Ziel zu betrachten, das wir nie aus den Augen verlieren dürfen, das uns, ohne auf Vortheil und Gewinn zu sehen, wich tig und heilig seyn muß. Entehren würden wir uns, wenn wir durch unsre Freundschaften nichts zum allgemeinen Besten beytragen wollten; es ist vernünfs tig und recht, es nie zu vergessen, daß wir dem Ganzen, dessen Theile wir sind, auf alle Art nüß lich werden müssen. Höret die Stimme eures Ge wissens, fraget cuer Herz unparthenisch und genau,

es wird euch deutlich genug sagen, daß eure Freundschaften das nicht sind, was sie seyn sollen, daß ihr euch derselben weder vor Gott, noch vor Menschen rühmen dürfet, wenn ihnen der Werth und die Würde der ächten christlichen Freundschaft fehlt; sie zu diesem Werth und zu dieser Würde zu veredeln, ist schon darum nöthig, weil es vernünftig und recht ist.

Hiezu kommt, daß wir nur unter dieser Be dingung den Schlingen gefährlicher Verbindungen glücklich ausweichen können. Sich irgendwo anzuschliessen, einen Vertrauten zu suchen, mit dem man alles theilen, den man überall zur Seite haben, auf dessen Wohlwollen man rech= nen könne, ist nun einmal ein Bedürfniß unsers Herzens, das wir nicht unbefriedigt lassen können, die Natur selbst hat uns zur Freundschaft gebildet. Aber o in welchen Gefahren schwebet ihr, in welche Fallstricke schädlicher Gesellschaften, leichtsinniger Verbrüderungen, lasterhafter Rotten, schrecklicher Verschwörungen wider Wahrheit, Religion und Tugend werdet ihr gezogen werden, wie bald und unversehens werdet ihr euch in die schändlichsten Neße der Niederträchtigkeit und Wollust verwickelt sehen, wenn ihr euch durch den ehrwürdigen Namen der Freundschaft blenden, und Bekanntschaften dafür gelten lasset, welche die Würde und den Werth der christlichen Freundschaft nicht haben? Send ihr nicht auf allen Seiten mit Menschen umgeben, die sich um mancherley Ursachen willen an euch andrängen, euch mit ihrem Wohlwollen entgegenkommen, es euch auf alle Weise erleichtern, in engere Verbindungen mit ihnen zu treten? Wie wollet ihr ben der Unmöglichkeit, das menschliche Herz ganz zu ers gründen, wie wollet ihr bey den unzähligen Vers derbuissen, mit denen es angesteckt seyn kann, wie wollet ihr bey dem verführerischen Schein, welchen

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fich zuweilen auch das Laster zu geben weiß, sicher feyn, daß ihr nicht an einen Elenden gerathet, der Absichten auf eure Unschuld und Tugend hat, der euch unter dem Vorwande der Freundschaft mißbrauchen, und zum Werkzeug seiner wilden Neigungen und Leidenschaften machen will? Wie wollet fol chen Nachstellungen sonderlich ihr ausweichen, Des nen die Natur ein weiches, empfindliches Herz gege= ben hat, die ihr noch zu unerfahren, noch zu leichtfinnig send, als daß ihr eure Verbindungen mit der gehörigen Vorsicht schliessen könntet? Nur ein sichres, nur ein nie trügendes Mittel giebt es, den Fallstricken gefährlicher Verbindungen auszuweichen; wir müssen unsre Freundschaften zu der Würde und dem Werthe der christlichen Freundschaft zu erheben suchen, wir müssen sie durch den Glauben an Gott und Jesum heiligen, wir müssen sie zu wechselseitiger Besserung gebrauchen, wir müssen sie zum allgemeis nen Besten anwenden, wir müssen Bekanntschaften, bey welchen diese Endzwecke nicht Statt finden, verschmähen und geringschäßen. Wie bald werden sich Verführer aller Art von uns entfernen, wie wenig werden die, welche nur Vergnügen und Unterhaltung suchen, ihre Rechnung bey uns finden, sobald fie merken, was und wie viel wir von dem fordern, der würdig senn will, unser Freund zu werden. Glücklich, glücklich, wer es mit seiner Freundschaft so genau nimmt; Niemand wird den Schlingen ges fährlicher Verbindungen gewisser ausweichen köns nen, als er!

Aber noch mehr; wir sind es dem gemeinen Besten schuldig, unsern Freundschaften die Würde und den Werth der ächten christli chen Freundschaft zu geben. Denn richtet, ich bitte euch, richtet eure Blicke auf die grossen Männer, welche dem menschlichen Geschlecht das meiste Gute erwiesen haben; ihr werdet sie alle in dem

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