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Wort des Lebens aus dem Munde eines Amts bruders vernehmen kann. Ich meyne nicht zu viel zu sagen, wenn ich behaupte, daß gewöhnlich, wie kein aufmerksamerer, so auch kein dankbarerer Zuhörer in der Kirche sey, als ein fremder Pfar= rer, der im vollen Sinne als Gast sich beym Ge hör des göttlichen Wortes eingefunden. Darum hatte ich mit Freuden diese Einladung ange=

nommen.

Des Morgens hatten wir, die Pfarrfrau im Hause, ich in der Gemeinde zwiefachen Fleiß an= gewendet, die Nachmittagsstunden frey zu ge= winnen. Gleich nach Mittag nahm sie ihren Adolf an die Hand, von dem sie wünschte, daß er frühe die kirchlichen Feste lieb gewinnen möchte. Ich. ergriff meinen Hirtenstab und so begaben wir uns auf den Weg..

Der Lag. war heiter und lieblich. Zwar zeigte schon hier und da ein Baum das verwelkte Baub; aber die bald rothen, bald gelben, bald braunen Blåtter schienen nur auf, dem noch grü

men Grunde der Waldung wie neue Blüthen zu prangen. Die Sonnenstrahlen, die noch belebend auf die Erde fielen, brachen sich nirgend in jener dickin Nebelluft, wodurch das Herbstlicht seine eigenthümliche, rührende Fårbung erhält. Die Luft zeigte statt der sonst um Michaelis gewöhne lichen Spannung und Abkühlung jene frische Bårme, die uns im Frühlinge so jugentlich anregt. Diese auffallende Erscheinung, wie an manchen Lagen eine Jahrszeit faft ganz aus ihrer Weise heraustritt und in eine andere hinåver spielt, ist auch oft in den übrigen Jahreszeiten zu bemerken. Wie oft gibt es Tage im Winter, an denen ung ganz sommerlich zu Muthe wird, und wer ist nicht schon im Frühlinge überrascht worden durch das wahihaft herbstliche Ge pråge eines Tages. Es scheint auch hierin eine verborgene Weisheit der ewigen Liebe sich offen= baren zu wollen, die der frozen Zeit den Ernst des Herbstes und Winters und der düstern, traus rigen den Troft des Lenzes und Sommers recht nahe bringen will. Der heutige Tag konnte ein Lenzartiger Feitag heissen.

Indem wir, den Hügel hinanwandelnd, uns diese Bemerkungen mittheilten, wandte die Pfarr= frau fie auf das bevorstehende Fest an, und meins, te, der Amtsbruder habe mehr von Glück, als von Verdienst zu rühmen, daß an diesem Kinderfeste die Natur ihn durch einen Rückschritt in ten Lenz begünstige, denn ein Kinderfest eigene sich doch nicht für den Herbst, sondern für, den' Frühling und wie er es denn wohl hahe anfan= gen wollen, wenn eben ein rechter Herbitag eins gefallen wäre, die Kinder in dem alten schönen Bilde die Blumen im Garten des Herrn zu nennen?

Darin wurden wir bald einia, daß ein Frühlingstag im Herbste doch mehr werth sey, als' im Benze; aber die Pfarrfrau bestand darauf, daß das nur als eine Gunst angesehen werden könne, die vielleicht in vielen Jahren sich nicht wiederhole, und was denn ein Kinderfest an eis nem düstern, neblichten Herbsttage sey?

Ich entgegnete, es sey unter allen jährlichen Festen keines so geeignet zum Kinderfeste,, ale

das Michaelisfeft. Es sey das Fest der Engel und von ihnen könne man in der ganzen Menschheit nur die Kinder zu Bildern nehmen, wie fie denn auch von jeher durch die Künstler in Ge ftalt himmlischer Kinder dargestellt worden, und überdieß rede von den beyden kirchlichen Abschnitz ten aus der heiligen Schrift, die für dieses Fest bestimmt sind, der eine von Engeln und der an= dere von Kindern.

Über dagegen fand es die Pfarrfrau nun selbst auffallend, daß die Våter der Kirche dieß Fest in den Herbst verlegt hatten.

Låßt sich ein solcher Gegensah nicht fast bey allen Feßten bemerken? fuhr ich fort. Sollte nicht aus demselbigen Grunde das Fest der Ene get und Kinder in den Herbst fallen, aus dem tie Weihnachten in den Winter und Charfreytag in den Frühling? Das Reich der Gnade steht im umgekehrten Verhältniß, zu dem der Natur. Das sollte selbst in der Stellung der Festtage sichtbar werden, und so feyert man die fröhliche

Geburt des Heilandes in der Zeit der Abgestor benheit der Natur, seinen Tod in den Tagen der wiederauflebenden Schöpfung und das Fest der Kindheit im Alter des Jahres. Es ist durchaus im Geiste des Christenthums, ein Kinderfest im Herbfte zu feyern, damit die kindliche Freude auf dem Ernste des Alters ruhe, und der Ernst der Erwachsenen in der Fröhlichkeit der Kinder eine Weisung nach dem Frieden empfanze, der jede Alter mit den Gaben der Kindheit ausschmidt.

Jeht verfiehe ich auch diesen feltsamen Herbst: tag, erwiderte die Pfarrfrau. Er ist eine Stimme dieser Wahrheit mitten in der Natur selbst. Es ist doch eine wunderbare, unbegreiflich tiefe Liebe, die diese Welt schuf! Sie hat die Sinnbilder des geistlichen Lebens, das sie ereuert und unmittelbar schafft, in diese schöne Schöpfung niedergelegt. Und durch die sonderbarsten Erscheinungen ruft sie uns aus den Schranken dieser Welt heraus; durch Widersprüche, die sie scheinbar entstehen läßt, durch einen Frühlingstag zur

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