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2.

Der Ostermorgen.

Es dåmmerte in den Straßen der uralten

Stadt. Die ersten matten Strahlen des kom. menden Tages flossen mit dem Lichte des erblas= senden Mondes zusammen. Milde und verheiBungsvoll ben ihrem Verbleichen schauten die Sterne herab, und es war als ahne die ganze Natur ein großes festliches Kommen. Da fchlug es von den vielen Thürmen zugleich über die ftillen Gassen und verschlossenen Håuser fünf Uhr. Wir zogen zu Sophiens Grabe.

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Die heiligen Ostern sind das Fest eines allgemeinen Wiedersehens. Das ist oft gesagt, aber eben weil man nicht müde wird, es immer von neuem zu sagen, so muß ein tieferer Gehalt in dieser Ansicht liegen, den jeder in Hoffnung hat endlich ans Licht zu bringen, der das Gesagte aufs neue sagt. Un jenem Sabbather sehr frühe, als die Sonne aufging, erfüllte sich so unerwar= tet herrlich den Jüngern, was ihr Herr ihnen verheissen: Ich will euch wiedersehen und euer Herz soll sich freuen und eure Freude soll niemand von euch nehmen. Un demselbigen Ofter= tage sahe die Menschheit ihr verlorenes Erbe wieder, und der verschüttete Eingang zum Himmel, den lange Jahrtausende mit Ihrånen gesucht, war wieder erbrochen und geöffnet, Nun feyern die Gläubigen an diesem Feste ihres Herrn Auferstehung und in derselben ihre eigene. Die Leidtragenden gehen zu den Gråbern und stårken ibre Hoffnung auf die Stunde, wo auch diese. Gråber sich wieder öffnen werden. Und in allen Freunden, die in der irdischen Entfernung fühTen, wie nahe sie sich geistlich angehören, regt

sich um Ostern ein sonderbarer Zug, sich wieders zusehen und im Bilde voraus zu nehmen, was ihnen einst ewig zu Theil werden wird. Oder sollte es bloß der Aufgang des Frühlings nach langem Winter, und nicht vielmehr auch ein ge= heimer, in der kirchlichen Zeit begründeter Trieb seyn, der sie erregt.

Als wir am heiligen Abende vom Gebirge in die Ebene kamen, wandelten ganze Schaaren von Ostergångern vor uns hin. Wir sahen, daß mit uns noch mehrere jenen Zug gefühlt hatten und ihm gefolgt waren. Die Pfarrfrau meinte, man könne uns Emahusgånger nennen, und es zeige sich dann auch hierin, wie die Eine Begebenheit an den ersten Ostern sich, wie alle die großen Erscheinungen an jenen Tagen in viel tausend Mal vervielfacht, durch den Lauf der Zeiten wiederhole. Vor uns lag die uralte Stadt am Strome, mit den Kirchen und Plågen, an denen schon vor anderthalb Jahrtausend der heilige Abend von Chriften gefeyert worden. Hin ter uns schlugen die Flammen der Osterfeuer von

den Bergen gen Himmel. Vergangenheit und Gegenwart, Nähe und Ferne liefen gleichsam in einander, und alle Zeit der Welt erschien uns endlich in unsern Gesprächen nur als ein großer Osterabend, in den bloß die Nacht herabsinken darf, um uns die ewigen Ostern zu geben. Die gewaltigen Glockenschläge vom Dome erschollen, als wir über den Strom schifften, und zwischen ihnen, gleichsam auf ihnen, als den Grundtönen, erklang das fernere, zartere Geläut aus den andern Thürmen, und es war uns, als tône der dumpfe, ernste Schall von Sophiens Grabe über der Stadt her uns lade uns ein, an ihm das Vorfest des Wiedersehens zu feyern.

Nun war es Ostermorgen und in erster Frühe machten wir uns auf, das theure Grab zu besuchen. Im ganzen Jahre schwebt kein so lichter, himmlischer Glanz um die Gråber, als an diesem Morgen, und man könnte den Ostermorgen den Festmorgen der Gråber nennen. Das Grab bewahrt freylich nur die irdischen Ueberreste, die Trümmer des abgebrochenen Tem

pels, in dem ein edler Geist gewohnt. Aber aus den Trümmern des ersten Tempels baueten ja die Erlöseten, die ins gelobte Land zurückkehrten, den zweyten Tempel, in dem Christus wandelte, und der darum herrlicher war, als der erste. Das Grab eines frommen Menschen ist eine heilige Stelle sowohl für unsre Hoffnung, als für unsere Erinnerung.

Aber das tagende Licht, in dem wir zum Grabe wandelten, hatte die Finsterniß noch nicht überwunden. So konnten die Strahlen der himmlischen Hoffnung auch noch nicht unsere irdische Behmuth durchbrechen. Unwillkührlich erfüllte die Erinnerung an die schöne Vergangenheit noch unsere ganze Seele.

Die Pfarrfrau hatte an jeder Hand einen der Söhne Sophiens. Der Bruder und ich schlos= sen von beyden Seiten die Reihe. Oft blieben wir stehen, als wollten wir uns etwas sagen, aber das Wort erstarb auf der Zunge. O wenn man zu solch einem Grabe geht, hat man zuerst

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