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wärtige sei, sagen wir nicht für uns, sondern es lehret solches Gott der Heilige Geist selbst so klärlich, so deutlich, so offenbarlich, daß es ein Blinder greifen, zu geschweigen ein Sehender sehen kann. Wie wir uns nun schuldig erachten alles, was der Heilige Geist bejaht, unfehlbarlich zu glauben, also können wir nicht vorüber, auch diesfalls Gottes, des Heiligen Geistes, Ausspruch Glauben zuzustellen, und den Artikel für wahr zu halten, daß der Pabst zu Rom wahrhaftig der Antichrist sei. Daher können. wir ihn auch nicht unter die purlauteren Personalia rechnen, viel weniger, den Jesuiten oder einigen Menschen zu Ehren fallen lassen." (Vertheidgg. des Augapfels. Leipz. 1673. S. 1557.)

Hülsemann: Wie diejenigen, welche die Wahrheit der Sache selbst umzustoßen suchen, in den übrigen Glaubensartikeln mit der Leugnung der nöthigen Erkenntniß der Sache, den Anfang zu machen pflegen, so geschieht es heut zu Tage mit der Lehre vom Antichrist. Denn obgleich wir schon in unserem Hauptsaß auseinander gesezt haben, daß die Nothwendigkeit eine bedingte, nicht eine unbedingte sei; wenn aber die Bedingung erfüllt ist, wenn nemlich der Antichrist gegenwärtig und die Gefahr der Verführung da ist, so ist heutzutage die Lehre von der Unterscheidung des Antichrists von den rechten Lehrern nicht minder nöthig, als die Lehre von der Bosheit und den Nachstellungen der Teufel. Hieher beziehe man die ernsten Ermahnungen Christi und der Apostel (Matth. 7, 24.; Luc. 12, 42. ff.; 17, 35. ff.; 21, 8.; 2 Thess. 2, 2.; 1 Tim. 3 und 4.; 2 Petri 2, 1.; 1 Joh. 2, 4.; Offenb. 11, 12. ff.), daß man die Nachstellungen des Antichrists meiden solle, welchen Ermahnungen ohne klare Erkenntniß des Antichrists nicht Gehorsam geleistet werden kann. Wie aber die Drohung und die Zeichen der bereits bevorstehenden, und schon wirklich herabströmenden Sündsluth dennoch von Noah's Verwandten verlacht wurden 1 Mos. 6, 4. 13. Luc. 17, 27., so werden die Hohn- und Spottreden der Papisten und Calvinisten, die sich gegenseitig Ränke des Antichristen in läppischen und falschen Diugen vorwerfen, nicht mit Unrecht für Verspottung der Sache selbst gehalten, gleich als wenn Jemand einen Andern einen Polyphem, eine Medusa, einen Charon, oder mit einem andern Namen dieser Art nennt, daran er doch selbst nicht glaubt, daß sie wirklich existiren. Calirt erklärt, daß er den römischen Pabst für den Hauptsächlichsten von den Antichristen halte, nicht für den Antichrist schlechthin, sondern mit der Einschränkung, wenn er sich die Würde eines Statthalters Christi allein nach göttlichem Rechte anmaße. Dieses aber widerstreitet unsern symbolischen Büchern, auf welche er (Calixt) und Hornejus (sein Parteigenosse) geschworen hat." (Praelect. c. 22. p. 1229. 1231.)

Bemerkungen zur These I.

Die Lehre vom Antichrist ist kein Fundamental-Artikel, d. h. er berührt den Grund des Glaubens nicht unmittelbar. Das Wort Fundament kommt

nämlich her von dem lateinischen fundamentum, d. h. Grund. Ein Fundamental-Artikel muß demnach ein solcher Bestandtheil der Lehre sein, auf dem unser Glaube mit beruht, mit dem er steht oder fällt. Ein solcher Glaubensartikel ist die Lehre vom Antichrist nicht. Aber trügerischer Weise sucht die Jowa-Synode diese Lehre so geringfügig hinzustellen, als ob sie nicht viel auf sich habe, da es ja kein Fundamental-Artikel sei. Es ist wohl wahr, der Glaube an die Rechtfertigung aus Gnaden hat mit der Lehre vom Antichrist allerdings zunächst nichts zu thun; aber eine andere Frage ist, ob sie nicht doch in anderer Hinsicht von überaus hoher Bedeutung sei. Daß auch unsere Alten sogenannte Nichtfundamentalartikel darum nicht für gleichgültig hielten, sicht man schon daraus, daß sie zu solchen Artikeln unter andern auch folgende rechnen: Die Lehre von dem Fall und der ewigen Verstoßung einer Anzahl von Engeln; von der Unvergeblichkeit der Sünde in den Heiligen Geist, von dem Begräbniß Christi, von der Sichtbarkeit oder Unsichtbarkeit der Kirche, von den Kennzeichen der Kirche, von der Freiheit der Kirche in Bezug auf Gebräuche. Wer dürfte aber darum sagen, daß diese Lehren darum von keiner oder geringer Wichtigkeit seien?

Die Wichtigkeit dieser Lehre ersieht man u. a. schon hieraus:

1. Sie ist eine klar ausgesprochene Lehre göttlichen Worts, selbst die Papisten und alle Schwärmer geben zu, daß die Lehre vom Antichristen in Gottes Wort geschrieben stehe.

2. Die heilige Schrift hat diese Thatsache eines künftigen Antichristen ge= weissagt und geoffenbart; nun ist aber vieles in der heiligen Schrift nicht gesagt, was uns doch auch wichtig zu sein scheint, gewiß aber ist nichts Unnöthiges gesagt; was daher geoffenbart ist, muß uns auch zu wissen nöthig und wichtig sein.

3. Die heilige Schrift zeigt die Wichtigkeit dieser Lehre selbst mit ausdrücklichen Worten an, indem sie den Antichristen als überaus gefährlich, listig und verderblich bezeichnet, als einen, der unermeßliche Macht an sich reißen und unzählige Menschen verführen werde.

4. Die heilige Schrift spricht den Fluch über alle die aus, die sich von dem Antichristen verführen lassen und sein Zeichen annehmen. Sie werden den Zorn Gottes erfahren, und gequälet werden mit Feuer und Schwefel, der Rauch ihrer Qual wird aufsteigen von Ewigkeit zu Ewigkeit. Offenb. 14, 9. ff.

5. Nach der Schrift soll mit der Entdeckung des Antichrists auch die Refor= mation der Kirche verbunden sein. Wer daher leugnet, daß der Pabst der Antichrist ist, muß auch im Zweifel sein, ob die Reformation Lutheri jenes geweissagte göttliche Werk sei."

6. Nach der heiligen Schrift soll der Antichrist offenbar werden vor dem jüngsten Tage. Wer daher leugnet, daß der Pabst der Antichrist ist, wird auch darüber Zweifel hegen, ob der jüngste Tag jeden Augenblick kommen könne.

7. Für einen Lutheraner ist endlich diese Lehre wichtig, weil sie klar in den Bekenntnißschriften der lutherischen Kirche (sonderlich Schmalkaldische Artikel) steht. Er würde daher nicht mit seinen Vätern in dem Einen Glauben stehen, wollte er dieselbe leugnen. Kurz, diese Lehre hat zwar nicht das Gewicht einer necessitas medii (weil sie nicht zur Seligkeit unmittelbar nöthig ist); aber doch das einer necessitas praecepti (weil sie in der Schrift geoffenbart ist).

Bedenkt man, daß ein Hoe von Hoenegg inmitten des dreißigjährigen Krieges lebte, wo es als ein Majestätsverbrechen angesehen wurde, den Pabst für den Antichristen zu erklären, weil ja der Kaiser für ihn stritt und sein. Reich stärkte, so kann man leicht erkennen, wie sehr er von der Wichtigkeit dieser Lehre durchdrungen sein mußte. Es ist daher nicht genug zu beklagen, daß dieses Zeugniß in unsern Tagen fast ganz verstummt ist, obgleich gerade jezt der Antichrist zu Rom immer gewaltiger sein Haupt erhebt. Dieweil die Leute schlafen, reißt der Antichrist immer mehrere Haufen zu sich, Uebertritte zur römischen Kirche erregen hier kaum noch Verwunderung.

Aus dem Citat von Luther sieht man, wie fest er darinnen war, daß der Pabst der Antichrist sei. Und in der That, hätte er in dieser Lehre geirrt, so wäre er, anstatt ein Reformator, nicht allein ein schrecklicher Schwärmer gewesen, sondern hätte auch die entseßlichste Verleumdung ausgesprochen, die überhaupt gegen einen Menschen ausgesagt werden kann. Aber neben dem Schaß der reinen Lehre ist die Offenbarung des Antichrists die größte Wohlthat der Reformation; dort die Wahrheit, die uns selig macht, und hier die Entdeckung und Offenbarung des antichristischen Irrthums.

Die Jowaer sagen zwar, es käme hier alles auf die Geschichte an; eben so hätten aber auch die Juden zu den Aposteln sagen können: wir wollen erst seben, wie es mit eurem Christus hinausgeht, denn es steht zwar in der Bibel, daß ein Christus kommen soll, aber nicht ausdrücklich, daß es gerade dieser Jesus von Nazareth sei. Allein wir sagen ganz recht: wer Christum nicht eher glauben will, als bis er am jüngsten Tag sich offenbart, der ist verloren. So sind auch die Kennzeichen des Antichrists klar in der Schrift niedergelegt. Wer nun dieser glaubt, der wird auch den Antichrist zu erkennen vermögen; und wer ihn hiernach nicht erkennt, der bleibt nicht einfältig beim Wort, es geht ihm wie den Juden zu Christi Zeiten, die ihn nicht kannten, ob er schon mitten unter sie getreten war. Und warum kannten sie ihn nicht? Darum, weil sie den göttlichen Weisssagungen nicht glaubten.

Selbst Spener, der sonst gegen frommscheinende Irrlehrer so lar ist, hielt es doch für die Pflicht eines jeden rechtschaffenen lutherischen Predigers, gegen. den Antichrist zu Rom zu zeugen, er selbst hielt nicht nur den Pabst für den Antichrist, sondern hat auch ein ganzes Buch wider ihn geschrieben.

Es wurde ferner bemerkt: das antichristische Wesen sei ein Geheimniß der Bosheit, es ist daher allen denen verborgen, die die Offenbarung Gottes hierüber nicht annehmen. Wer das Geheimniß der Gottseligkeit nicht er

kennt, kann auch den Gegensay davon, das Geheimniß der Bosheit, nicht erkennen. Daher darf es uns denn auch nicht Wunder nehmen, daß so viele unser Zeugniß nicht annehmen oder verachten. Wir leben in dem Zeitalter des Unionismus und Indifferentismus. Man meint, es sei genug, wenn einer fromm lebe; bemerken solche Gleichgültige nun, daß man in der römischen Kirche auch Christum für Gottes Sohn hält, die Bibel für Gottes Wort, u. s. w., ja finden sie, daß diese Leute in äußerlichen, gottesdienstlichen Uebungen und Büßungen andere sogar übertreffen, so meinen sie wunder, was für ein Christenthum da verborgen sein müsse. Sie ahnen gar nicht, daß in dieser Werkgerechtigkeit gerade die größte Feindschaft wider Christum und sein Evangelium verborgen liegt, daß der Antichrist sich des Fleisches seiner Unterthanen rühmen will, und sie verblendet, als könne man durch mechanische Mittel und Uebungen sich die Seligkeit verdienen.

II. These.

Das Wort Antichrist wird dem Sprachgebrauch der Schrift gemäß von unsern lutherischen Kirchenlehrern im weitern Sinne angewandt. 1 Joh. 2, 18. Im weiteren Sinne bezeichnet es überhaupt Irrlehrer und Kezer, im engeren aber den großen Antichrist, wobei unsere Väter wieder von einem morgenländischen und einem abendländischen Antichrist, von einem außerhalb und einem innerhalb der christlichen Kirche reden. Von lezterem haben wir hier zu handeln.

Nicolai: „Bisher haben wir von den abgöttischen, ungläubigen Heyden, so die Alten Paganos nennen, gesagt, nun wöllen wir das Geheimnuß von dem Antichrist besehen.. ... Es werden aber in heil. Schrifft, durch das Wörtlein Antichrist, nit die Jüden oder Heyden, von denen wir bisher gesagt, verstanden, sondern diejenigen, so da wöllen angesehen sein, als hielten sie Christum in Ehren und hetten sein heil. Evangelium lieb und werth, da sie doch demselben im Herzen feind seyn, daßelbe entweder gar hintanseßen, oder mit ihren Glossen verfälschen, verkehren und verdrehen, auff daß sie ihr eigen Gedicht, zum theil schmücken, und mit einem Schein göttliches Glaubens anstreichen; zum theil, als ein neues von Gott geoffenbartes Geheimnuß der ganzen Welt feil bieten, und sonderlich dem gemeinen Mann, und sicheren rohen Herzen, welche der Wahrheit des Evangelii nichts achten, heimlich beybringen mögen. Hiervon redet der Apostel Johannes in seiner ersten Epistel am 2. Capitel. Nun sind viel Widerchristen worden, daher erkennen wir, daß die lezte Stunde ist. Sie sind von uns außgangen, aber sie waren. nit von uns. Mit welchen Worten er andeutet, daß die Antichristen große, und als von Gott ihnen besonders geoffenbarte Geheimnuß, stätiges rühmen, und als nothwendig zu halten der Kirchen auffzudringen sich bemühen. Und, sagt der Apostel, daß solcher Antichristen viel seyen, nemiich nicht nur die

größten und vornehmlichsten zween, der Gog und das Kind des Verderbens, sondern auch allerhand Kezer, Schwermer und falsche Aposteln. Derhalben greift das Wörtlein Antichrist in gemein die ganze Grundsuppe der Schwermer und Keper, so von allen Zeiten, von der Himmelfahrt des HErrn Christi an, bis daher gewesen, und der christlichen Kirchen, neben den offentlichen Feinden, heimlich zugesezt und großen Schaden gethan haben: aber beßeres Verstands und Richtigkeit halben, muß man diesen Unterscheid wohl merken, daß die Antichristen nicht alle gleich und einerley seyen, sondern also unterschieden werden, daß etliche seyn und heißen große, etliche aber kleine Antichristen. Große Antichristen werden genannt, die welche den Greuel ihrer Abgötterey, weit und breit, durch die ganze Welt ausgesprengt, und damit große Herrschaften und Königreich eingenommen und unter ihre Gewalt gebracht haben, also daß sie sehr mächtig, gewaltig und schrecklich worden, und die christliche Kirche, unter ihrem Betrug und Verfolgung sich sehr leyden und fast gar bezwingen hat laßen müßen. Daher sie denn aus Trieb und Eingeben des Teufels, grewliche Lästerwort wider Gott und seine Gesalbten ausgespeyt, ihre abschewliche, gotteslästerliche Lehr in vielen Königreichen etliche hundert Jahr gewaltig vertreten, und alle gläubige Christen, so derselben nit Beyfall geben wollen mit Schwerd und Fewer jämmerlich hingerichtet haben. Solcher Antichristen werden in heiliger Schrift zween geoffenbaret, nemlich der Gog und das Kind des Verderbens, durch welche der Mahumet und der Bapst zu Rom verstanden werden." (Historia des Reiches Christi. S. 43. ff.)

Joh. Gerhard: „Der römische Pontifer ist nach geschehenem Abfall jener große Antichrist, von welchem Daniel, Paulus und Johannes geweissagt haben.... Der Name Antichrist wird in der Schrift entweder in einem allgemeinen oder in einem speziellen Sinne genommen." (Conf. cathol. p. 581. Lutheraner XXIII. p. 155.)

Quenstedt:,,1 Joh. 2, 18. ... St. Johannes nimmt das Wort Antichrist auf zwiefache Weise; 1. von jenem großen und hervorragenden Widersacher Christi, von welchem Paulus 2 Thess. 2. schreibt; 2. von allen Widersachern Christi und Erzkeßern, als Vorläufern jenes großen Verführers." (Theol. did.-pol. IV, 16. fol. 1688. sq.)

Bemerkungen zur These II.

Die Unterscheidung zwischen großen und kleinen Antichristen findet sich wohl bei allen unsern Dogmatikern. Von kleinen und großen Antichristen redet Flacius Glossa zu 1 Joh. 2, 18. unt im Clavis unter Antichristus und Kromayer Theol. pos.-pol. art. 18. th. 11. p. 1042. Den Gebrauch im weiteren und engeren Sinne statuiren Balduin zu 2 Thess. 2. p. 1208 a.; Brochmand Systema universae theol. 1. de pont. rom. cap. 5. sect. quarta vol. II. p. 306 a.; Hülsemann Brev. cap. 22. § 2. p. 563; Quenstedt Theol. did.-pol. P. 4. cap. 16. fol. 1679;

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