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Otto Crusius ist am 29. Dezember 1918 dahingegangen. Er, der die heilige Not des Vaterlandes besungen, hat dessen Zusammenbruch nicht lange überlebt. Er wird als Präsident der bayrischen Akademie der Wissenschaften und als General-Konservator der wissenschaftlichen Sammlungen des bayrischen Staates, als Herausgeber des Philologus und des Erbes der Alten schwer zu ersetzen sein. Seine Würdigung von Erwin Rohde's Lebenswerk, seine Bearbeitung von E. Hiller's Anthologia lyrica, seine Forschungen auf dem Gebiete der Volkskunde und Religionsgeschichte und über Theorie und Geschichte der Musik kommen der Kulturgeschichte des Altertums in gleicher Weise zugute wie der klassischen Philologie im engeren Sinne, die ihm namentlich die Untersuchungen zu den griechischen Paroimiographen, zu den Mimiamben des Herondas sowie über die neu aufgefundenen Delphischen Hymnen verdankt. Als sein Nachfolger wurde Eduard Schwartz in Straßburg berufen.

Hugo Blümner-Zürich ist am 1. Januar d. Js. gestorben. Über sein Spezialfach von Anfang an weit hinausgreifend, hat er viele Gebiete der antiken Wirtschafts- und Kulturgeschichte mit gutem Ertrag bearbeitet und uns Werke von dauerndem Wert geschenkt wie die Technologie und Terminologie der Gewerbe und Künste bei Griechen und Römern, 4 Bde. 1874-1888, Bd. I in 2. Aufl. 1912, die Neuauflage der Griech. Privataltertümer von K. Fr. Hermann, 3. Aufl. 1882, Die Römischen Privataltertümer in Müllers Handb. der Klass. Altertumswiss. IV, 2, 2, 3. Aufl. 1911, vor allem aber den ausgezeichneten Kommentar zu Mommsens Ausgabe des Maximaltarifs des Diokletian, 1893 und die Behandlung der archäolog. und topogr. Probleme in der großen Pausanias-Ausgabe seines Züricher Kollegen H. Hitzig, Berlin 1896--1910. Zu Berlin 1844 geboren, ist er seinem Vaterland auch in der Ferne treu geblieben und hat noch im Jahre 1911 die Röm. Privataltertümer der Universität Breslau zur 100jähr. Jubelfeier als „dankbarer Schüler" gewidmet.

Adolf Bauer, dem die Untersuchungen über die Entstehung von Herodot's Geschichtswerk und über die Cyrussage, die Entdeckung und Herausgabe des Codex Matritensis der Chronik des Hippolytos, sowie die tiefgründigen und ansprechenden gemeinverständlichen Darstellungen Vom Griechentum zum Christentum und Vom Judentum zum Griechentum zu danken sind und der in Graz solange segensreich gewirkt hatte, ist am 12. Januar d. J. einem längeren Leiden erlegen, nachdem er nur kurze Zeit als Nachfolger Bormann's in Wien hatte tätig sein können.

C. F. Lehmann-Haupt ist als Ordinarius für Geschichte des Altertums an R. von Scala's Stelle von Konstantinopel nach Innsbruck berufen worden und hat sein neues Lehramt zu Beginn des Wintersemesters angetreten.

Wilhelm Weber in Frankfurt aM. wurde auf das durch den Weggang von Ernst Kornemann erledigte Ordinariat in Tübingen berufen. Sein Nachfolger wird Matthias Gelzer in Straßburg.

Walther Kolbe in Rostock wurde Matthias Gelzers Nachfolger in Greifswald und trat sein neues Lehramt am 1. April 1919 an.

Friedrich Pfister-Marburg ist als Extraordinarius für klass. Philologie nach Tübingen übergesiedelt.

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Die letzten Ziele der Politik Alexanders des Großen1).

Von Ernst Kornemann.

Noch immer haben wir zwei Alexander in der Literatur. Der eine ist ein Phantast, der unerreichbaren Zielen nachstrebt, dabei ein Herrenund Gewaltmensch sondergleichen, der wirklich groß nur als Militär gewesen ist, der andere ein Realpolitiker großen Stils, der genial veranlagt, als Feldherr sowohl wie als Staatsmann gleich große Leistungen vollbracht hat2).

1) Dieser Aufsatz war schon einige Zeit vor dem Krieg niedergeschrieben. Die während des Krieges gehaltenen und herausgegebenen Vorträge über Alexander:

1. Walter Otto, Alexander der Große, Marburger Ak. Reden Nr. 34, Marburg 1916, 2. U. von Wilamowitz, Alexander der Gr., Reden aus der Kriegszeit V, 1916, 3. Walther Kolbe, Das Weltreich `Alexander des Gr., Sonderabdruck aus der Weihnachtsgabe Rostocker Universitätslehrer 1916,

haben die Herausgabe meiner Untersuchung nicht unnötig gemacht. Nur Wilamowitz (S. 18f.) hat die Probleme gestreift, die im Folgenden in den Vordergrund gerückt werden. Bemerkt sei noch, daß der Krieg uns auch eine neue Ausgabe von Droysens Gesch. Alexander des Gr. gebracht hat mit einem Vorwort von Sven Hedin und einer Einleitung von A. Rosenberg, Berlin, R. von Deckers, Verlag 1917.

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2) Einen dritten Alexander hat K. J. Beloch geschaffen. Nach ihm war Alexander weder ein großer Staatsmann noch ein großer Feldherr", Griech. Gesch. III 1, S. 66. Mit Recht bemerkt Joh. Kromayer, Histor. Zeitschr. 100, 3. Folge 4 S. 23 hierzu: Droysens Panegyrikus kommt der Wahrheit... gleich näher, als der kühle, fast philisterhafte Alexander, den Beloch uns darstellt und der in seiner beleidigenden Nüchternheit überhaupt kaum noch ein Alexander genannt werden kann". Nirgends hat Belochs Bewertung des genialen Makedonenkönigs Zustimmung gefunden, selten ist auch eine geschichtliche Größe stärker verzeichnet worden als in diesem Falle. Nur Rosenberg, der Neuherausgeber von Droysen, wagt nicht zu entscheiden, ob Droysens oder Belochs Alexander der Wahrheit näher kommt (Einleitung S. XIV). Nach Rosenberg (ebda. S. XIX f.) irrt Droysen, wenn er „durchweg den König selbst als den geistigen Leiter des Krieges" einführt, während tatsächlich Alexander in den meisten Fällen nach dem Rat seiner Adjutanten gehandelt haben wird". Die Quellen geben uns nicht das Recht, so zu urteilen. Wie anders lautet auch das Urteil eines so vorzüglichen Kenners wie Ulrich Köhler, der einmal von „genialer Sicherheit und Konsequenz" gesprochen hat, welche Alexander vom Tage der Thronbesteigung an als Regent und Heerführer an den Tag gelegt hat" (S.-Ber. der Berl. Ak. 1898, S. 134).

Klio, Beiträge zur alten Geschichte XVI 3/4.

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Sehr begrüßt wurde es bei dieser Sachlage von den Fachgenossen, daß Ed. Meyer auf dem Hamburger Philologentag von 1905 zu dem wichtigen Problem Stellung genommen und uns den Vortrag in seinem vollen Umfang nebst den Belegen in den Kleinen Schriften zugänglich gemacht hat1). Nach einer kritischen Übersicht über die verschiedenen Auffassungen von Alexanders Persönlichkeit und Politik bekennt sich der Forscher zu der Ansicht, daß Alexander „kein Abenteurer gewesen ist, sondern ein genialer Feldherr und Staatsmann" 2), und es hat den Anschein, als ob die zweite der oben gekennzeichneten Richtungen zu Wort kommen werde. Aber im Laufe der Darstellung wird es anders: immer deutlicher tritt es zutage, daß dieser Meyersche Alexander doch nur eine Neuauflage desjenigen von Julius Kaerst ist3). Da heute die Vertreter der anderen Richtung, wie U. Koehler und B. Niese, tot sind und Ed. Meyers große Autorität sich hinter Kaerst gestellt hat, tut es not, das Problem an einem Punkte noch einmal aus den Quellen heraus einer erneuten kritischen Behandlung zu unterziehen.

I.

Alexanders Größe voll und ganz zu würdigen, vermag nur derjenige der die großen Entwürfe durchschaut, mit denen er im letzten Lebensjahr, zum Teil erst ganz kurz vor seinem Tode, sich getragen hat.

E. Meyer stellt diesem Problem gegenüber den Satz auf: Alexander habe bei seinem Tode als Eroberer erst die Hälfte seiner Aufgabe" erfüllt gehabt4), das soll heißen, wie kurz vorher zu lesen ist: „Die Eroberung des Perserreiches bis zu seinen äußersten Grenzen war nur der erste Teil der Aufgabe, die Alexander sich gestellt hatte" 5); der zweite Teil bestand, wie dann des weiteren ausgeführt wird, in dem Gedanken, auch alle Randländer des westlichen Mittelmeerbeckens bis zu den Säulen des Herakles dem neuen Weltreiche anzugliedern. Diese Behauptung ist die Wiederaufnahme einer Ansicht von Kaerst, die dieser in der Polemik gegen Niese vertreten hatte. Kaerst geht sogar soweit zu behaupten, die Auffassung, als ob Alexander mit der Eroberung des Perserreiches sich habe begnügen

1) Kleine Schriften, Halle, Niemeyer 1910, S. 283-332.

2) A. a. O. S. 287.

3) In der neuen Auflage seiner Geschichte des Hellenismus, wie das Werk jetzt betitelt ist, konstatiert J. Kaerst (I2 S. 479 Anm. 4) selber diese Tatsache: „Die Darstellung, die E. Meyer, Kl. Schr. S. 285, von dem Königtum Alexanders gegeben hat, berührt sich, wie ich zu meiner Genugtuung hervorheben darf, in wesentlichen Beziehungen mit der von mir vertretenen Ansicht. Ich finde in dieser Übereinstimmung eine erfreuliche Bestärkung für meine Anschauung.“ Der Forschung, die anderer Ansicht ist, erwächst hieraus erst recht die Pflicht, ihren abweichenden Standpunkt zum Ausdruck zu bringen.

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wollen, verlegt uns geradezu den Weg zu einer tieferen Erkenntnis von Alexanders Politik" 1).

Die Sache ist von prinzipieller Bedeutung für das Verständnis der Politik Alexanders 2). Wir fragen: ist Alexander nur die „Eroberungsbestie", um einen Ausdruck Rankes von Napoleon zu gebrauchen, oder hat er sich im Erobern schließlich selber Schranken auferlegt?

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E. Meyer geht von einer falschen allgemeinen Betrachtung aus, indem er sagt, im Westen war dem Griechentum eine mindestens ebenso große Aufgabe gestellt wie im Osten", nämlich die Niederzwingung der Karthager und der übrigen Westvölker. Aus diesem Satze leitet er die Verpflichtung Alexanders ab, seine siegreichen Waffen auch nach Westen zu tragen3). Hier ist die Prämisse falsch. Alexander hat während seines ganzen Lebens niemals hellenische oder gar panhellenische Politik, sondern immer nur makedonische Politik getrieben, ähnlich wie Bismarck in den entscheidenden Jahren vor Entstehung des Reiches nur preußische Politik trieb; das hat U. Köhler in einem Aufsatz, der zum besten der Alexanderliteratur gehört, schon vor Jahren unwiderleglich erwiesen1). In Alexanders Politik spielen die Griechen noch weniger eine Rolle als in derjenigen seines Vaters Philipp. Alexander hat nur einen Gedanken: Makedonien und das makedonische Volk zum Herren der östlichen Mittelmeerwelt zu machen, und als nach der Eroberung des Perserreiches das Makedonentum zur Beherrschung des Riesenstaates nicht mehr ausreichte, ward das alte Herrenvolk des nieder

1) Geschichte des Hellenismus 12 S. 488. Ähnlich, wenn auch etwas zurückhaltender, Beloch, Griechische Gesch. III 1, S. 67 Anm. 1. Auch nach ihm war Alexander „keineswegs gesonnen, sich mit der Erwerbung des Perserreichs zu begnügen".

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2) In den Reden aus der Kriegszeit kehrt der Kaerst - Meyersche Gedankengang ebenfalls wieder, so bei Walter Otto a. a. O. S. 29 und Walther Kolbe a. a. O. S. 3f. Nur v. Wilamowitz S. 18 verhält sich ablehnend, was Kolbe zu folgender Äußerung veranlaßt: „Neuere Kritiker so noch jüngst Ulrich von Wilamowitz halten die Idee einer Eroberung des Westens, die in der Tat auf den ersten Blick phantastisch anmutet (von mir gesperrt), für nicht hinreichend beglaubigt. Doch ich trage Bedenken, mir dieses Urteil, das im Widerspruch mit der antiken Überlieferung steht, zu eigen zu machen.“ Daß das Urteil nicht im Widerspruch mit der antiken Überlieferung steht, soll im Folgenden erwiesen werden.

3) Noch unglücklicher ist der Gedanke bei Kolbe a. a. O. S. 4 formuliert: „Daher war es für den König, der als ἡγεμὼν τῶν Ἑλλήνων gelten wollte, ein Gebot der. Pflicht, den Kampf mit diesem Nationalfeind aufzunehmen. Er durfte ihm nicht ausweichen. Denn die Aufgabe, die hier des Hellenentums wartete, war nicht minder groß als im Osten."

4) S.-Ber. Berl. Akad. 1898, S. 134: „Panhellenische Tendenzen sind bei Alexander so wenig vorauszusetzen wie bei Philipp; Philipp und Alexander waren makedonische Könige und konnten als solche nur das Machtinteresse der makedonischen Monarchie als leitenden Gesichtspunkt im Auge haben.“ 14*

geworfenen Reiches, die Perser, zur Regierung mitherangezogen: wie seither ein medisch-persisches so sollte jetzt ein makedonisch-persisches Mischreich erstehen. So sehr Alexander auch einzelne Griechen geschätzt und im Reichsdienst herangezogen hat, der Nation als Ganzem hat er ein viel geringeres Vertrauen entgegengebracht als der persischen Nation1). Das kommt uns heute nur deshalb so seltsam vor, weil wir alles Persische durch die griechische Brille zu schauen gewohnt sind und deshalb an einer höchst auffälligen Unterschätzung des persischen Staates und der persischen Kultur leiden. Seitdem nach der Einäscherung von Persepolis im Jahre 331 das kleine Hilfskorps der hellenischen oruuazo zurückgeschickt war, spielen die Griechen in der Politik Alexanders überhaupt keine Rolle mehr. Auf keinen Fall waren Aufgaben, die dem Griechentum gestellt waren, auch Aufgaben Alexanders 2). Und gar das Westhellenentum lag ganz außerhalb seines Gesichtskreises, seitdem er sich nach der Schlacht von Arbela als Großkönig von Asien betrachtete, der weder wie sein Vater Philipp in Makedonien noch auch wie der Perserkönig in Persepolis oder Susa sondern in Babylon seine Residenz suchte). Babylon soll die Reichshauptstadt des neuen makedonisch-persischen Universalreiches werden, das die Balkanhalbinsel und Vorderasien bis nach Indien hin umfaßt, offenbar nicht nur aus politischen und wirtschaftlichen Gründen, sondern auch aus einem religiösen Motiv heraus. Weder nur Herakles, der Stammvater des makedonischen Königshauses und demnach auch seines Vaters Philipp, noch Ahura Mazda, nach dessen Willen sich Dareios König nennt), sollen allein über dem neuen Reiche als oberste Schirmer walten, sondern über beiden noch Bêl-Marduk, mit welchem seit den Zeiten der Babylonier die Idee

1) U. Koehler a. a. O. S. 134: „Politisch hervorragende Makedonier wie Philipp und Alexander und die meisten der Diadochen konnten die Griechen als Nation nur verachten, wenn sie auch die griechische Bildung, die sie mehr oder weniger teilten, schätzten und bewunderten."

2) Schon im Altertum ist allerdings von griechischer Seite die gegenteilige Auffassung vertreten worden, vgl. E. Meyer a. a. O. S. 296 Anm. 1, aber sie bleibt trotzdem falsch, weil sie allem widerspricht, was wir von Alexanders Politik gegenüber den Hellenen wissen. Wenn E. Meyer a. a. O. S. 297 dann sagt: „in noch ganz anderer Weise als Philipp fühlte sich Alexander als Hellene," so ist genau das Gegenteil richtig, wie auch aus den Worten desselben Forschers auf S. 296 („so sehr er [Alexander] sich als makedonischer König fühlte") hervorgeht. Bei Rosenberg (Einleitung S. XXVI), ist Philipp gar „der größte Staatsmann, den das griechische Volk hervorgebracht hat"!

3) Daß schon seit Arbela Babylon zur Reichsresidenz ausersehen war, ergibt sich aus der Tatsache, daß damals schon Harpalos in seiner Eigenschaft als Reichsfinanzminister Babylon zum Amtssitz angewiesen wurde.

4) Dazu jetzt die geistvolle Tübinger Antritts vorlesung von Wilhelm Weber, Zur Geschichte der Monarchie, Tübingen, Kloeres 1919, S. 6, 13 ff. und S. 22.

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