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Es ist nnn gesagt worden (so zuletzt von Jacoby 1)), dieser Abschnitt gehe auf Hekataios zurück. Ich glaube aber zeigen zu können, daß diese Behauptung nicht richtig ist.

Wir haben ein Fragment des Hekataios (frgm. 349), in dem dieser ebenfalls von Herakles, Geryon und Erytheia spricht. Und zwar ist nach ihm Erytheia keine Insel ἔξω τῆς μεγάλης θαλάσσης, sondern liegt auf dem griechischen Festland, in Südepirus. Die Tendenz dieser Behauptung ist klar: dem konsequenten Rationalisten schien die Entführung einer Rinderherde über das Meer und durch die gesamte bekannte Welt undenkbar, zumal die Sage hier das eigenartige Märchenmotiv des „zerdehnten Sonnenbechers" anführt, durch den Herakles gefahren sei. Statt dieser unwahrscheinlichen Geschichte läßt Hekataios den Herakles seine Rinderherde durch halb Griechenland treiben, was ja aber wirklich kein großes Heldenstück bedeutet 2).

Es geht aus diesem Fragment des Hekataios hervor, daß er gegen die Ansicht, Erytheia sei eine Insel jenseits des großen Meeres, polemisiert. Wir können noch an zwei Stellen der früheren Literatur diese befehdete Tradition erkennen, bei Hesiod 3) und Stesichoros 4). Vermutlich stammt diese Form der Sage, die später nach Erschließung des Westmeers Erytheia nach Spanien an den Tartessos (so Stesichoros) nahe Gades (so H.) lokalisiert, von Hesiod 5). Bestätigt wird dies dadurch, daß anscheinend die Worte des Hekataios: so the ueɣáins daλάσσης eine Prosafassung darstellen von Theog. v. 294: . . πέρην κλυτοῦ Ωκεανοίο. Übrigens ist der Widerspruch des Hekataios ohne Wirkung geblieben; außer Skylax von Karyanda (Kap. 26), der ihm folgt, kennt die spätere Literatur nur die andere Version.

Bei H. haben wir nun zum ersten Male die Herakles-Geryonsage verquickt mit einer skythischen Stammsage, und es ist leicht einzusehen,

1) RE Suppl. II, S. 431.

2) Verfehlt ist die Ansicht Weickers (RE VII, S. 1288), der die Fassung des Hekataios zur ursprünglichen machen will, weil Erytheia als die Insel des Abendrots am Westrand der bekannten oizovuévn liegen müsse, das dieser Version zugrunde liegende Weltbild also nach Westen nicht über die Westküste Griechenlands hinausreiche. Ganz abgesehen davon, daß es unmöglich ist, die sicher ursprüngliche Sage vom wunderbaren Sonnenbecher hiermit in Einklang zu bringen, ist die gleichsam entschuldigende Versicherung des Hekataios: οὐδὲν τοῦτον φαῦλον ἆθλον τιθέμενον ein voller Beweis dafür, daß er der Schöpfer dieser Fassung ist.

3) Theogon. v. 287 ff. 4) Fragm. 4 und 5 (Hiller-Crusins).

5) Allerdings scheint die Fassung der Verse Theogon. 287–294 darauf hinzuweisen, daß auch Hesiod schon die Sage als im wesentlichen bekannt voraussetzt (so Weicker, RE VII, S. 1287). In den folgenden Versen 295–305 erscheint auch schon die schlangenschwänzige Nymphe in ihrer Höhle (H.: r r999), wenn auch noch ohne unmittelbare Beziehung zu Herakles,

daß diese Verquickung bei Hekataios nicht vorhanden war. Denn ihre Grundlage ist die, daß Herakles auf seiner Fahrt von Erytheia nach Mykene über Skythien gekommen ist. Daß dies nicht möglich ist, wenn man von Epirus zum Peloponnes reist, leuchtet ein, und niemand wird gerade Hekataios eine so ungeheuerliche Verschiebung des Weltbilds zutrauen.

Die geographische Grundlage der Mythengeschichte ist, wie H. angibt, die, daß Erytheia jenseits der Säulen des Herakles am Okeanos lag und daß dieser die Erde umfließt. Es ist dies (mit Ausnahme der Lokalisierung von Erytheia) das Weltbild des Hekataios, das natürlich zu seiner Zeit von vielen Seiten übernommen wurde und gegen das H. sofort wieder bei dieser passenden Gelegenheit polemisiert. Wir sehen, daß H. hier außerhalb Hekataios eine Quelle besitzt, aus der er diese kombinierte Sage gewonnen hat. Welcher Art war diese Quelle?

Es scheint sehr deutlich, daß H. dort, wo sonst of "Einres of tòr Ilóvtov oiziovtes als Quelle auftreten1), aus mündlichen (volksmäßigen) Erzählungen schöpft. Und auch bei dieser Geschichte, die so ausgesprochen volkstümlichen Charakter trägt?), wird man hierauf zunächst schließen. Doch erheben sich hiergegen Bedenken.

In Kap. 109 polemisiert H. gegen eine der (wohl auf Hekataios beruhenden3)) Gesamtdarstellung widersprechende Meinung der "Elinves, wonach die Gelonen nicht nur eine aus griechischen Kolonisten gebildete Stadtbevölkerung darstellen (so die Hauptquelle), sondern dies der Name des sonst Budiner genannten Volkes sei. Es scheint mir sicher, daß hier dieselbe Quelle zugrunde liegt wie bei unserer Sage, deren Fassung ja ein eingeborenes Volk der Gelonen postuliert. Dann aber erscheint das erneute Zitieren bei schriftlicher Vorlage naheliegender.

Noch stärker beweisend erscheint mir eine zweite Überlegung. An jener Stelle des H. (Kap. 8), wo er von der Geryonsage spricht, stehen neben der genauen Ortsangabe: ἔξω τῶν Ἡρακλέων στηλέων nicht recht einleuchtend die Worte: ἔξω τοῦ Πόντου. Die Merkwürdigkeit dieser Zusammenstellung ist offenbar; wie kommt H. an dieser Stelle zu der Bezugsetzung zum Pontos?4)

1) IV, 24. 95. 105.

2) Vgl. Ed. Meyer, Forschungen II, S. 235 Anm.
3) Vgl. Jacoby, RE Suppl. II, S. 433, Z. 41.

4) Man könnte einwenden, H. gebrauche das Wort nóvtos hier vielleicht allgemein und denke ans Mittelmeer. Nun nennt H. dieses aber sonst stets θάλασσα und verwendet das Wort πόντος ohne Zusatz mit einer Ausnahme

ausschließlich für das Schwarze Meer (vgl. IV, 8. 10. 38. 81. 85. 86. 87. 89. 95. 99. VI, 26. VII, 36. 55. 95. 147). Die einzige Ausnahme steht IV, 99, wo er beim Vergleich der Krim mit Attika vom sunischen Vorgebirge sagt: užiλov ἐς τὸν πόντον ἀνέχοντα, obwohl wenige Zeilen vorher auch ἐς πόντον = ins Schwarze Meer steht. Immerhin kann man sagen, daß hier dadurch, daß von

war.

Ohne weiteres ist deutlich, daß eine derartige Angabe erst möglich war, als in den alten Mythus die skythische Stammsage schon eingefügt Vorher fehlte jede Beziehung zum Pontos. Aber auch dann war es ein unnötiger und überflüssiger Ausdruck. Denn die pontischen Griechen wußten natürlich ganz genau, daß die Säulen des Herakles von ihnen durch die ganze bewohnte Erde geschieden waren. Aus dieser Schwierigkeit hilft der Wortlaut des Hekataios: o Te uezážne dakásos. Schon Klausen) hatte erkannt, daßμeyáin dazásoŋ nur das Mittelmeer sein kann. Der Ausdruck ist für den Ionier durchaus verständlich. Anders der pontische Grieche, den das ihm vorliegende Wort des Hekataios2) veranlaßte zu der für ihn naheliegenden Umformung o tov Hlórtov. Daß eine derartig am Wort sich haltende Variierung eines literarischen Textes nur auf literarischem Wege möglich war, scheint mir keines Beweises zu bedürfen.

Es bestände noch die Möglichkeit, der Folgerung, daß H. hier eine literarische Quelle benutzt, zu entgehen, wenn man annimmt, H. habe jene Worte go to Ilóvtor selbst auf Grund des ihm bekannten Hekataiostextes formuliert. Doch glaube ich, daß gerade nur der pontische Grieche auf diesen Wortlaut kommen konnte, während es durchaus unwahrscheinlich ist, daß H. in einer von ihm befehdeten Tradition, die er zunächst nur referierend darlegt, eine ihm ganz fernliegende Textveränderung vornimmt. So sehe ich keine andere Möglichkeit, als trotz der Quellenangabe „"Elreg οἱ τὸν Πόντον οἰκέοντες eine literarische Quelle perihegetischen oder ethnographischen 3) Charakters hier anzunehmen, wie sie H. erwiesenermaßen1) gerade im skythischen 2óyog neben Hekataios benutzt hat3).

Vermutungsweise möchte ich noch folgendes feststellen. Es ist anzunehmen, daß auch bei Hekataios eine Fassung der skythischen Archäologie stand. Nun verlangt die dritte Version, der H. selbst sich anschließt, als ursprünglich die Anschauung, daß der Araxes die Grenze bilde zwischen Asien und Europa 6). Dies widerspricht dem, was H. an anderer Stelle der attischen Küste die Rede ist, jedes Mißverständnis ausgeschlossen ist, während in IV, 8 jeder zunächst an den Ióvτos Estivos denken muß. Es erscheint mir daher nicht gerechtfertigt, hier eine Abweichung H.'s von seinem üblichen Sprachgebrauch anzunehmen.

1) Hecataei Milesii fragmenta ed. R. H. Klausen. Berol. 1831.

2) Oder schrieb diese Worte, gegen die Hekataios ja polemisiert, in Anlehnung an Hesiod schon jemand vor ihm? Dann wäre dieser die Vorlage des pontischen Griechen. Eine Entscheidung wird sich da kaum fällen lassen.

3) Vgl. Jacoby, Klio IX (1909), S. 84, 88f.

4) Vgl. Windberg, de Herodoti Scythiae et Libyae descriptione. Diss. Götting. 1913, passim.

5) Übrigens bestand die Schwierigkeit, die H.'s Quellenangabe bereitet, natürlich genau so für die bisherige Ansicht, die Hekataios als Quelle annahm. 6) Kap. 11 Anfang.

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sagt (IV, 45), wo er ausdrücklich den Phasis als Grenze angibt und daneben eine zweite Anschauung, die er aber nicht teilt, erwähnt, die den Tanaïs nennt. Der Araxes aber als Nordgrenze Asiens scheint bei Hekataios (Frgm. 170) angenommen zu sein, wo mit den Worten: z Mczór dis Agážny лotaμòr, wie schon Klausen gesehen hat, wohl sicher die SüdNordausdehnung Asiens bezeichnet werden soll1). Die Myker wohnen nach Her. III, 93 an der 'Eovdon daiáson. Die dritte Version der skythischen Stammsage hat H. also vermutlich bei Hekataios gefunden. Ist das richtig, so haben wir zugleich einen Beweis dafür, daß die geographische Hauptquelle im Massageten-λóyos (I, 201 ff.) wirklich Hekataios ist. Denn die Anschauung von Araxes und Massageten in I, 201 entspricht, wie Matzat?) gesehen hat, durchaus der in IV, 11 vertretenen. Tübingen.

1) Allerdings behandelt Hekataios eine Reihe von Völkern nördlich des Araxes in der „Asia“ (frg. 164 ff. 185 ff.), so daß man hiernach auf den Tanais als Grenze geschlossen hat. Aber wenn die Stadt Phanagoreia am kimmerischen Bosporus zu Asien (frg. 164), die Kaukasusvölker der Dandarier und Tiganosser aber zu Europa (frg. 161, 162) gezählt werden, so sieht man, daß die überlieferte Teilung kein klares geographisches Bild gibt. Daher erscheint es mindestens fraglich, ob man auf Grund der Angaben des Stephanos v. Byzanz über die Zuweisung zu den zwei Büchern irgendwelche Schlüsse ziehen darf. Jacoby (RE VII, 2705) glaubt, daß Hekataios den Phasis als Grenze der zwei Erdteile annahm. Die Möglichkeit des Araxes scheint er übersehen zu haben. 2) Hermes VI, S. 472.

332

Das Ende des makedonischen Königshauses.

Von Fritz Schachermeyr.

Wir verdanken die Bekanntschaft mit den Historiae Philippicae des Pompeius Trogus den uns erhaltenen Prologi und der Epitome des Iunianus Iustinus. Während erstere, soweit es im Rahmen ihrer Möglichkeit liegt, uns eine ziemlich verläßliche Übersicht über Disposition und Inhalt des Werkes geben, steht die Epitome des Iustinus auf der tiefsten Stufe dieser Literaturgattung.

Es ist nun die schwierige aber mitunter lohnende Aufgabe des Historikers, Trogus aus den Wirrungen und Irrungen der Iustinischen Verarbeitung herauszuschälen. Unter den vielen Fehlern und Ungenauigkeiten, die sich der Epitomator hat zuschulden kommen lassen, soll jedoch nur jene Klasse hervorgehoben werden, die uns auch die Methode, nach welcher er die Auszüge verfertigte, beleuchten hilft, nämlich die Verwechslungen von Personen- und Ortsangaben bei sonst richtiger Detailschilderung.

Ich begnüge mich, hierfür zwei Belege zu geben, welche sich auf die Diadochenkämpfe beziehen und dem Tode der beiden letzten Prinzen vom Hause Alexanders zeitlich nahestehen.

Iust. XIII 8, 5: Victus Neoptolemus ad Antipatrum et Polyperconta profugit eisque persuadet, ut continuatis mansionibus laeto ex victoria et securo fuga sua Eumeni superveniant. 6. Sed res Eumenen non latuit. Itaque insidiae in insidiatores versae, et qui securum adgressuros se putabant, securis in itinere et pervigilio noctis fatigatis occursum est. 7. In eo proelio Polypercon occiditur. 8. Neoptolemus quoque .

Es ist ohne weiteres klar, daß es sich hier um eine Verwechslung des Polyperchon mit Krateros handelt und es fragt sich nur, wie denn überhaupt hier Polyperchon in den Text hineinkommen konnte. Daß Pompeius Trogus noch Crateros bot, zeigt uns der Prolog zum XIII. Buch (Zeile 7 ff. der Ausgabe von Rühl): Bellum quo Eumenes Neoptolemum et Crateron occidit.

Der Irrtum ist also dem Iustinus selbst unterlaufen und beschränkt sich bemerkenswerter Weise auf den Namen des Crateros. Im übrigen stimmt der Bericht über die Kriegsereignisse in Kleinasien mit der sonstigen hierüber vorliegenden Überlieferung im Sachlichen überein.

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