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Rede sein, weil in der Kapelle des hl. Jakobus zu Classe, in der der Sarkophag stand, über demselben das Bild des Toten, umgeben von der (erwähnten) Inschrift domnus Petrus archiepiscopus zu sehn war, woraus erhellt, daß es sich um eine ursprüngliche Grabstätte handelt1). Ferner ist der domnus Petrus antistes auf dem von Agnellus c. 27 erwähnten Evangeliar nicht jener fiktive Nachfolger des Ursus, sondern der Chrysologus, zwischen dessen Namen und der Bezeichnung antistes offenbar eine nicht mehr zu ergründende Beziehung bestanden haben muß2). Weiter ist es gewiß, daß die von Agnellus dem Chrysologus zugeschriebenen Bauten nicht von diesem, sondern von Petrus, dem Zeitgenossen Theoderichs ausgeführt wurden, wodurch die Behauptung der Brüder Ballarini (s. o. S. 41) erwiesen wird. Petrus Chrysologus hatte die Petriana in Classe erbaut (s. o. S. 42), der nächste Petrus ließ das dazugehörige Baptisterium herstellen. Er hat auch das monasterium s. Andreae

1) Testi-Rasponi a. a. O. 311 ff. Über den Sarkophag 316-318. Er gehört Petrus II., dem Zeitgenossen Theoderichs, da es sich weder um den Chrysologus, der in Imola begraben war (Agn. c. 52 ex.), noch um Petrus III. (570 bis 578) handeln kann, von dem wir wissen, daß er in der Ardica des hl. Probus neben der Basilica der hl. Euphemia bestattet worden war, von wo sein Sarkophag später anderswohin gebracht wurde (Agn. c. 97). Woher Testi-Rasponi weiß, daß das monasterium s. Jacobi lange nach dem Anfang des V. Jarhunderts erbaut sei, ist mir unerfindlich. Ich vermag daher nicht, in diesem Belang seiner Argumentation mich anzuschließen, aber seine übrigen Beweise sind vollauf genügend.

2) Die Chronica episcoporum Ravennatensium v. J. 1296 (Muratori, Rer. It. scr. II 188 ff.), denen Testi-Rasponi größere Glaubwürdigkeit beimißt, als sie wohl im allgemeinen verdienen, sagen: Petrus Ravennas antistes qui et Chrysologus. Noch wichtiger ist der Umstand, daß das große im Jahre 1112 angefertigte Mosaik der Ursiana (s. Felix Rav. 5, tav. 13) zum Bild des Chrysologus die Inschrift zeigte: Petrus Ravennas, „dove evidentemente", wie Testi-Rasponi zutreffend bemerkt, „per ragioni di spazio fu soppresso l'Antistes“, so daß die ganze Inschrift lauten sollte: Petrus Ravennas antistes. Dagegen kann ich TestiRasponi nicht zustimmen, wenn er sagt, der Ausdruck antistes bedeute im Sprachgebrauch jener Zeit den Metropoliten, und der Chrysologus, nach seiner Meinung der erste und nicht ohne schwere Kämpfe anerkannte Inhaber der Metropolitanwürde von Ravenna, habe sich seiner mit besonderem Nachdruck bedient. Die von Testi-Rasponi p. 321 Anm. beigebrachten Belege beweisen mit nichten die von ihm behauptete enge Bedeutung von antistes; so ist die Anrede des Kaisers Constantius II. an die Synode von Rimini: venerabiles antistites doch an alle Väter und nicht nur an die Metropoliten gerichtet, und an anderen der von Testi-Rasponi zitierten Stellen ist nach seinem eigenen Ausdruck antistes lediglich nel senso di capo di una comunità, also ganz allgemein (vgl. unser „Kirchenfürst") gebraucht. So wird auch auf einer etwa 465, kaum 15 Jahre nach des Chrysologus Tode, eingegrabenen Inschrift (Cantarelli, Bull. com. 1896, 67 ff.) der Bischof von Porto, der doch nicht Metropolit war, antistes genannt und wahrscheinlich ließe sich noch mancherlei Material in dieser Richtung beibringen.

(die heutige Cappella S. Pier Crisologo) und die Tricolis im erzbischöflichen Palast erbaut. Für die letztere ist die Bauinschrift des Bischofs Maximianus beweisend (Agn. c. 75), für das erstere die Tatsache, daß aus Agnellus hervorgeht, daß das unter Maximianus hergestellte Bild des Petrus in der Tricolis mit dem in der Andreaskapelle dieselbe Person darstellte, daher wohl nur eine Kopie des letzteren war, und der Umstand, daß Agnellus es zusammen mit dem sicher Petrus II. zuzuschreibenden Baptisterium bei der Petriana und mit der Tricolis ein und demselben Bischof zuschreibt. Auch hat schon Bacchini bemerkt, daß die Latinität der Inschrift im monasterium 8. Andreae auf die cassiodorische Zeit hinweist'). Es zeigt sich also, daß von einem Bischof Petrus vor dem Chrysologus auch nicht die geringste Tatsache bekannt2) ist und daher ein solcher zwischen diesem und Ursus nicht eingeschoben werden darf. Wenn daher Petrus, der im Jahre 955 den Bischofsstuhl von Ravenna innehatte, und dem Vorstehenden zufolge nur der vierte seines Namens sein kann, in der Vita s. Probi (Muratori, Rer. Ital. scr. I 2, 555) und einer Urkunde vom 2. Juli jenes Jahres (Fantuzzi, Monumenti Ravennati I p. 135) als iunior quartus bezeichnet wird, so ergibt sich daraus lediglich, daß der am Ende des X. Jahrhunderts in Ravenna herrschende Sprachgebrauch, demzufolge das Wort iunior einer Ordinalzahl rein pleonastisch und ohne deren Ziffernwert zu ändern, beigesetzt wird"), schon in der Mitte des X. Jahrhunderts in Aufnahme gekommen war. Hat also Testi-Rasponi mit der Behauptung

1) Agn. c. 50. Testi-Rasponi a. a. O. 325 ff., der p. 327 ff. Anm. die Identität der Cappella S. Pier Crisologo und des monasterium s. Andreae erweist.

2) Auch die Bemerkung des Agn. c. 26: Cum coepisset Valentinianus imperare, in ipso introitu imperii eius beatus iste Petrus vita expoliatus astra petivit möchte ich auf den Chrysologus beziehen. Nur handelt es sich nicht um die nominelle Thronbesteigung des sechsjährigen Kindes im J. 425, sondern um den Zeitpunkt, wo Valentinianus III. durch den Tod seiner Mutter tatsächlich, soweit seine persönlichen Eigenschaften es zuließen, an die Spitze des Staates gestellt wurde. Galla Placidia starb am 27. Nov. 450, der Tod des Chrysologus, der als lebend sonst nach dem Juni 449 nicht mehr nachweisbar ist, und dessen Tod man schon bisher vor dem Konzil von Chalcedon ansetzte, da er dessen nirgends Erwähnung tut (s. Lanzoni, Riv. sc. stor. 1910, I 333. 336–338), fällt auf den 3. Dezember (Agn. c. 52). Gewiß ist also Petrus Chrysologus am 3. Dezember 450, 6 Tage nach dem eigentlichen Regierungsantritt des Valentinianus, gestorben und die Notiz im Agnellus, die wohl der annalogia des Maximianus entnommen ist, bezieht sich auf dieses Jahr. Da also der Petrus antistes des Agnellus nach alledem mit dem wirklichen Chrysologus identifiziert werden muß, so ist wohl auch die Notiz in c. 173 auf den letzteren zu beziehen.

3) Otto III. heißt tertius iunior in den beiden von Testi-Rasponi p. 330, Anm. 3 unter 3o. und 4o. zitierten Urkunden, deren eine in den Annales Camaldulenses (1. App. 147 f.) überliefert ist, während die andere sich im Staatsarchiv in Bologna befindet und von Testi-Rasponi a. a. O. 345f. als Anhang n. 3 publiziert wird. Sie stammen aus den Jahren 998 und 997.

es habe vor dem Chrysologus einen Bischof des Namens Petrus nicht gegeben, durchaus recht, so muß dagegen sein Versuch, auch die Existenz eines Johannes als Vorgängers des Chrysologus aus der Welt zu schaffen1), als mißlungen bezeichnet werden. Um in diesem Belang das Gegenteil seiner Behauptung zu erhärten, wird es am besten sein, deren Begründung Punkt für Punkt zu widerlegen, woraus sich dann der notwendige Schluß von selbst ergeben wird.

1. meint Testi-Rasponi aus der Tatsache etwas folgern zu können, daß das Wunder des Engelschauens lokal an der Kirche S. Agata hafte 2), woselbst das Grab des 494 gestorbenen Johannes sich befand; daher sei der Angeloptes mit diesem identisch. Aber weder steht es fest, wieviel in der überlieferten Erzählung vom Wunder echte Sage ist, wieviel auf Kombination des Agnellus beruht, noch wäre die Uebertragung einer Sage von einer historischen Persönlichkeit auf eine andere ohne Beispiel in der Geschichte. Doch zugegeben, daß der Nachfolger des Exuperantius jener Johannes ist, qui vidit angelum: für die Nichtexistenz eines gleichnamigen Bischofs vor ihm ist es keineswegs beweisend.

2. In einer Urkunde aus der ersten Hälfte des Juni 625 (Mar. 94) wird der damalige Bischof von Ravenna Johannes tertio iunior genannt. Es ist dies jener Johannes, der als Nachfolger des Maximianus von 619-625 die erzbischöfliche Würde bekleidete. Auf ihn folgt wieder ein Johannes"); nach diesem war der nächste Bischof, der den Namen

1) Testi-Rasponi a. a. O. 331-338. [Korrekturzusatz: Seither hat Mgr. Testi-Rasponi das ungedruckte Manuskript der vorliegenden Arbeit, in das ich ihm auf seine Bitte Einblick gewährt hatte, zum Gegenstand einer Polemik in der Felix Ravenna 13 (1914), 537 ff. gemacht, in der er überdies meine Datierung des Erzbischofs Theodorus ohne Angabe seiner Quelle verwendet ein Vorgehen, das er Felix Ravenna 15, 672 keineswegs entschuldigt hat. Welches Verhalten sich allein geziemt hätte, darüber kann er z. B. Klio XV 80 Belehrung finden. Was das Sachliche anlangt, so werden meine Bemerkungen durch die Testi-Rasponis m. E. umso weniger widerlegt, als auch im Anfang des XIV. Jahrhunderts durch Erzbischof Rainaldo Concorreggio ein völliger Neubau der Ursiana stattgefunden hat (s. Quast, Die altchristl. Bauwerke von Ravenna S. 2).]

2) Agn. c. 44. Wenn Testi-Rasponi aus der Inschrift CIL XI 279 schließt, daß S. Agata vom Chrysologus erbaut wurde, so irrt er; das betreffende Kapitell scheint erst bei der Restauration von 1494 an seine jetzige Stelle gekommen zu sein, gehörte ursprünglich vielleicht oder wahrscheinlich gar nicht zu diesem Bau und ist in keinem Fall für eine chronologische Fixierung desselben zu brauchen. An dem von den Kunsthistorikern allgemein gebilligten Ansatz in die Zeit um 420 ist also festzuhalten.

3) Nach der noch von Holder-Egger in seiner Agnellus-Ausgabe für das VII. Jahrhundert angenommenen Chronologie, die S. 57 ff. eben darum berichtigt wird, wäre allerdings dieser letztere Johannes der tertio iunior unserer Urkunde und Vierte seines Namens und es würde sich daraus ergeben, daß es vor dem Zeitgenossen des Odovacar keinen Bischof Johannes gegeben habe. Doch ist

Johannes führte, derjenige, der in einer Inschrift vom 29. Januar 731 (Spreti I p. 284, n. 325) praesul Johannes almus pontifex iunior in nomine quintus genannt wird und den als quintus iunior auch Agnellus bezeichnet1); es besteht also zwischen quintus iunior und quinto iunior damals kein Unterschied. Lanzoni) hat an der Hand stadtrömischer Quellen (des Lib. pont. und eines Briefes des Papstes Hadrian an Karl d. Gr.) gezeigt, daß im VIII. Jahrh. in Rom eine Ordinalzahl in Verbindung mit iunior soviel bedeutet als die nächsthöhere Zahl ohne Beiwort. Durch ein Zitat aus der in den Acta Sanctorum des 1. Juni herausgegebenen Biographie des hl. Bonifatius, die dessen Schüler Willibald zum Verfasser hat, hat er ferner dargetan, daß dieser Sprachgebrauch nicht auf Rom beschränkt war und dann den naheliegenden Schluß gezogen, daß auch in Ravenna im VII.-IX. Jahrhundert solche Zahlbezeichnungen ebenso zu verstehen sind.

Dem aber hat Testi-Rasponi widersprochen, indem er unter Berufung auf die oben S. 44 zitierten Dokumente, aus denen hervorgeht, daß in der zweiten Hälfte des X. Jahrhunderts in Ravenna das Wort iunior ohne den Wert der Ordinalzabl zu verändern rein pleonastisch neben sie gestellt wird, behauptet, der Sprachgebrauch sei schon im VII. Jahrh. ein vom römischen abweichender gewesen, weshalb der Johannis tertio iunior von 625 als Johannes III. anzusehen sei3). Von dieser Meinung, welche sonderbarer Weise allgemeinen Beifall gefunden hat, hätten sprachliche Erwägungen einfachster Art, die freilich nicht angestellt wurden, abhalten müssen. Die Urkunde von 625 sagt tertio iunior, während alle anderen, dem VIII.-X. Jahrh. angehörenden Zeugnisse soweit erkennbar zugleich mit dem Wort iunior die Ordinalzahl deklinieren. Daß tertio iunior niemals tertius sein kann, muß doch einleuchten; es ist natürlich ein einfacher ablativus comparationis, eine gezierte Umschreibung, die man nur mit „der nächste (jüngere) nach dem dritten" übersetzen kann- und das ist bekanntlich der vierte 4). iunior mit einem abl. comp. verbunden ist

das falsch, da der .quintus iunior von 731, wie aus der im Text dargelegten, von der Logik gebieterisch erheischten Entwicklung des in Rede stehenden Sprachgebrauchs sich ergibt, sicher der sechste Johannes, daher unser tertio iunior der unmittelbare Nachfolger des Marinianus ist.

1) Lanzoni, Riv. sc. stor. 1909, 458 weist darauf hin, daß das an dieser Stelle erwähnte Erdbeben mit jenem zu identifizieren ist, dem die Petriana zum Opfer fiel (Agn. c. 151).

2) A. a. O. 453-457.

Schon Giani (s. o. S. 42, Anm. 3) hatte bemerkt,

daß unter tertio iunior der vierte gemeint ist.

3) Testi-Rasponi a. a. O. 331–334.

4) Daß es ein abl. comp. ist, hat auch Lanzoni nicht erkannt; er faßt tertio als Zahladverb, so daß iunior.tertio o tertius ecc. doveva significare . . . iunior per la terza volta, cioè quarto ecc."

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das Ursprüngliche, später begann man die Ordinalzahl, statt sie in den abl. zu setzen, mit iunior zusammen zu deklinieren, weil man die grammatische Bedeutung der Ausdrucksweise nicht mehr verstand, wozu beigetragen haben mag, daß beim mündlichen Gebrauch der Nominativ des Zahlworts infolge der Einwirkung der werdenden italienischen Sprache, in der das auslautende s geschwunden ist, wahrscheinlich nicht wesentlich anders lautete, als der Ablativ. Das letzte Stadium dieser Entwicklung ist jenes, das wir in der 2. Hälfte des X. Jahrh. antreffen: es erklärt sich wahrscheinlich so, daß, nachdem längere Zeit jene Ausdrucksweise überhaupt abgekommen war, man in Nachahmung älterer Muster, an denen die richtige Bedeutung der Wortverbindung nicht zu erkennen man unwissend genug war, auf sie zurückgriff, nun jedoch iunior als bedeutungsloses Anhängsel der Ordinalzahl verwendete, ohne sich darüber Rechenschaft zu geben, daß dann ein solcher Zusatz müßig und daher sinnlos ist. Ob der zuletzt erwähnte Sprachgebrauch sich auf Ravenna beschränkt, vermag ich nicht zu untersuchen; es ist für unsere Zwecke auch gleichgültig. Auf keinen Fall aber darf man, wie Testi-Rasponi es tut, annehmen, daß schon im VII. Jahrh. der in Rede stehende Ausdruck in Rom eine andere Bedeutung hatte als in Ravenna. Beide Städte gehörten nicht nur demselben Kulturkreis, sondern auch ein und demselben Verwaltungsgebiet an, auf beiden lastete die schwere Hand des Exarchen, und wenn seit der Mitte des VII. Jahrh. die ravennatischen Autokephaliebestrebungen einen bewußten Gegensatz zu Rom hervorriefen, so ist zur Zeit der Urkunde von 625 davon noch keine Spur vorhanden. Im Gegenteil, die Beziehungen zwischen Rom und Ravenna scheinen damals, zur Zeit des Bischofs Johannes, der nicht ganz 6 Jahre früher dem aufständischen Exarchen Eleutherius den Rat erteilt hatte, sich in Rom vom Papste zum Kaiser krönen zu lassen, besonders innige gewesen zu sein1). Daher weise ich einen Vergleich mit den durch die Ausdrücke calculus Florentinus und calculus Pisanus bezeichneten Verschiedenheiten in der Datierung seitens der Kanzleien italienischer Nachbarstaaten einer späteren Zeit von vornherein zurück, ehe noch ein solcher Einwand erhoben wird. Denn zwischen unabhängigen, miteinander rivalisierenden. Freistaaten einerseits und zwei Bezirken einer und derselben Provinz andererseits läßt sich eine solche Parallele nicht ziehn.

1) Siehe S. 58f. Allerdings könnte man einwenden, Johannes habe vielleicht aus eigennütziger Tücke dem Papst die Krönung des Eleutherius überlassen wollen, weil er möglicherweise den Mißerfolg von dessen Unternehmen vorausgesehen und es vorgezogen habe, daß der Papst statt seiner vor der rechtmäßigen Regierung kompromittiert werde. Doch wie immer dem sei, eine solche Geste der Ergebenheit gegen die römische Kirche ist nur bei äußerlich ausgezeichneten Beziehungen denkbar.

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