Laß mich zum Beschlusse auf die Gefahr einer der Deinigen genannt, und ein treuer Mensch gescholten zu werden; laß mich, thôrichter Lavater, mein Werk mit einem Wort aus Deinem frommen aufrichtigen Munde segnen und versiegeln. Ich bin in die Welt gekommen, der „Wahrheit Zeugniß zu geben. Siehe da ,,deinen großen Beruf, Mensch! du allein Wahr,,heitfähiges königliches Erdengeschöpf! Jeder Sterb " liche sieht einen Theil der alles erfreuenden Wahr,,heit, und sieht ihn auf eine besondere Weise, wie ,, ihn kein anderer Sterblicher schen kann. Jedem ,, erscheint das Universum durch ein eigenes Medium. ,,Beugen, wie uns, in unserm Gesichtspuncte, die ,,Dinge vorkommen, heißt königlich denken und han,,deln. Das ist, Menschenberuf und Menschenwürde! ,,Durch dieß redliche Zeugniß wirst du am meisten ,, auf die Menschheit wirken; die dir ähnlichsten am „kräftigsten anziehen und unter sich vereinigen ,,die dir unähnlichen von dir scheiden, entfernen und ,,unter sich wider dich selbst und wider alle deines gleichen vereinigen mithin dem unerkannten „großen, ersten und lehten Zwecke der Schöpfung " und der Fürsehung, höchstmögliche Vereinigung ,, alles Vereinbaren, kräftig beförderlich seyn. . . . " Wer alles so siehet, wie's sich ihm darstellt; ,,nichts anders sehen will, als es sich ihm darstel¤lt; ,,wer die Wahrheit, alles gute, was sich ihm zeigt, „auf sich frey wirken läßt, ohne laut oder leise, ,,öffentlich oder heimlich, unmittelbar oder mittelbar ,, demselben entgegen zu wirken die Wahrheit bloß passiv verhält „, offensiv noch defensiv widersteht ,,als was Sie will ,,wahre Natur der Dinge "zu uns ,,aller Vernunft Wer sich gegen Ihr weder Wer nichts will, Sie die Wahrheit, die Und ihr Verhältniß Sie die alles erleuchtende Vernunft ,, Eigenliebe, nicht aus Haftigkeit, nicht aus Tråg,,heit, nicht aus Herrschsucht, nicht aus Kriecherey abspricht eh' er Sie gehört hat Wer nie ,,vor reifer, ruhiger, leidenschaftlofer Ueberlegung ,,urtheilt; auch wenn er geurtheilt hat, für alle Zus rechtweisung ein offenes, hörendes Ohr, ein lenk,,sames Herz hat Wer sich der Wahrheit freut, ,,wo und wann und wie und bey wem, und durch ,,wen er sie immer finden mag - sich nicht berühs ,,ren läßt vom Frrthum im Munde des Herzens. ,,freundes Die Wahrheit mit offenen Armen von " den Lippen des Todfeindes heraushebt und an sein "Herz drückt Wer allenthalben Ueberzeugung ,,hochhält, nie wieder, nie ohne Ueberzeugung hans „ist aus der Wahrheit. Christus würd' ihn einen ,,Sohn der Wahrheit nennen.“ Ende der ersten Abtheilung. |