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zu wissen und den Verborgenen zu erkennen. Um diese Religion, den Mittelpunct alles geistigen Lebens, war es meiner Philosophie zu thun, nicht um Erwerbung andrer wissenschaftlicher Erkenntnisse, welche auch ohne Philosophie zu haben sind. Der Umgang mit der Natur sollte mir zum Umgang mit Gott verhelfen. Ewig in der Natur Bleiben und in ihr Gott entbehren und vergessen lernen, wollte ich nicht.

So fprechen nun auch wohl Manche, deren Philosophie von der meinigen der meinigen abweicht. Warum? Ich berufe mich auf ein unabweiss bares unüberwindliches Gefühl als ersten und unmittelbaren Grund aller Philosophie und Religion; auf ein Gefühl, welches den Menschen gewahren und inne werden läßt: er habe einen Sinn für das Uebersinnliche. Diesen Sinn nenne ich Vernunft, zum Unterschiede von den Sinnen für die sichtbare Welt. Nur wo Selbstseyn und Persönlichkeit beybe Eins, auch nach Kant - vorhanden, kann eine solche

Berufung und mit ihr Vernunft, sich fund geben. Vorgesichte des Urwahren, des Urschönen, des Urguten, sieher der Mensch im denkenden Geiste, und weiß, weil er diese Gesichte hat, daß ein Geist in ihm lebet und ein Geist über ihm. Niemandem kann zugemuthet werden, die poetische Klarheit solcher Vorgesichte durch prosaische Selbstverständigung zu verdunkeln; `allein er wird zugleich denen unverständlich bleiben, welche den Geist nicht kennen, welcher ihn selbst in alle Wahrheit leitet. Fehlt es mir deshalb an prosaischer Selbstverständigung wie man vorgeworfen — und sehe ich meine Leser in den Fall, das System hinzuthun zu müssen, so ist es Andern nicht besser gegangen. Was hat Sokrates für die Schule gethan, was sogar Leibniz? Mit Zungen zu reden, wem ist es verliehen? Wurzel der Philosophie muß bleiben: menschliche Erkenntniß gehet aus von Offenbarung, die Vernunft nämlich offenbaret Freyheit, indem sie Vorse

hung offenbaret; und alle Aeste der Lehre treiben aus dieser Wurzel hervor. Ich habe vielfältig wiederholt, daß jeder, dem nicht das Freyheitgefühl wie mir Gewalt anthåte, von mir nicht überzeugt werden könne. Wer Pers sönlichkeit in meinem Sinne nicht gelten läßt, der kann auch meine Philosophie nicht gelten las sen, ich bin kein Mann für ihn, meine Lehre ist keine Lehre für ihn. Nicht immer war mir dies ses so klar, als es jetzt im Greisenalter ist, aber bewiesen hat es sich in meinem ganzen Leben.

Wenn die Geschichte der Menschheit eine Religiongeschichte ist, warum nicht die innere Geschichte jedes einzelnen Menschen, die Ges schichte seiner Religion?

Wo starke Persönlichkeit hervortritt, da wird in ihr und durch sie die Richtung zum Uebersïnnlichen und die Ueberzeugung von Gott_am_entschiedensten zur Sprache gebracht. Sokrates, Christus, Fenelon, beweisen mir mit ihrer Persönlichkeit den Gott welchen ich anbete, er ist

mir als Schöpfer dieser Persönlichkeiten erhabner, denn als Urheber des Sternenhimmels nach Gefeßen innerer Nothwendigkeit, denen er selbst in seinen Werken unterworfen ist. Der Gott der Bibel ist erhabner, als der Gott, welcher nur ein Absolutes ist, wie sehr man dieses auch schmücke, und mit Flitterwerk der Phantasie umgebe.

Darum fragt meine Philosophie: wer ist Gott; nicht: was ist er? Alles Was gehört der Natur an. Unter dem Begriffe von Gott versteht man nicht etwa bloß eine blindwirkende Natur als die Wurzel der Dinge, sondern ein höchstes Wesen, das durch Verstand and Freyheit Urheber der Dinge seyn soll und dieser Begriff eines Lebendigen Gottes interessirt und auch allein:“ — so sagt Kant *). Anders konnte ich mir die Sache nicht denken. Es giebt keine Vernunft, als in Person, also weil Vernunft

*) Krit. d. r. Bnft. S. 660. 661,

ist, so ist ein Gott und nicht bloß ein Gött liches. Der legte ist ein Geschöpf der über dem Verstande schwebenden Phantasie. Ich bekenne mich zum Christenthum, indem ich behaupte, daß 'diejenigen, welche die Natur vers göttern, Gott läugnen.

unvers

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Naturdienst ist die Religion des Heydens thums, Gottesdienst die Religion des Christenthums. Die Tugend ist mit der lægtern unzertrennlich Eins. Wir erfahren, daß ein Gott ist, so oft sich in uns das Gewissen, tilgbar die freye Persönlichkeit bezeugend übermächtig regt; durch ein göttliches Leben wird der Mensch Gottes inne. Von dieser Seite ist der Weg zur Erkenntniß des Uebersinnlichen ein praktischer, kein theoretischer, bloß wissen. schaftlicher, und darum sagt Christus: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ Auch was höchstes Gut sey oder vielmehr, was ausschließlich ein Gut genannt zu werden vers diene, erhält dadurch seine unwandelbare Bes

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