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sich selbst nur zu einer geistlosen Nothwendigkeit, einer Substanz, gelangt, so ist nur über sie vers mittelst eines Sprunges, den ich Salto mortale genannt habe, hinwegzukommen; es ist aber die geistlose Nothwendigkeit und Substanz die Schwungfeder, welche mich hebt, vermöge eines festen und träftigen Auftretens auf dieselbe. Der Geist widerspricht allmächtig dem Urtheil, daß die geistlose Substanz Alles und daß außer ihr Nichts sey. Wird aber dieses Urtheil nicht entschieden gefällt, so bleiben Stoffe übrig zu ́allerhand Mischungen, woraus Hirngespinnste ohne Ende hervorgehen. Sogar Spinoza hat sich getäuscht, indem er seinem höchsten Wesen außer der Ausdehnung noch unendliche andre Realitäten, Vollkommenheiten, zuschrieb.

Auf die Unvermeidlichkeit eines solchen Uebersegens aus dem Verstandesgleise für eine Phi losophie, die Gott nicht verlieren will, habe ich wiederholt hingewiesen. Weil im Menschen Vernunft erst später hervortritt, so scheint es

ihm, sie entwickele sich nur allmählich aus einer an sich blinden bewußtlosen Natur, dem Entgegengesetzten einer weisen Für- und Vorses hung. Dennoch ist Naturvergötterung in Wahrheit ein Ungedanke; wer von der Natur ausgeht, mit ihr anfängt, findet keinen Gott, er ist der Erste, oder er ist gar nicht. Hat nun meine Philosophie dieses zur Sprache ges bracht, hat sie den bessern Weg gewiesen, und machte sie dadurch nach den Zeugnissen mancher Männer eine bleibende Epoche, so besteht darin ihr wissenschaftlicher Werth. Eine Wissenschaft des logischen Enthusiasmus konnte sie nicht fördern wollen.

Menschheit wie sie ist, erklärlich oder unerklärlich, auf das Gewissenhafteste vor Augen zu stellen," war ihr Zweck. Sie mußte beginnen mit den ursprünglichsten Offenbarungen der Seele, welche mehr sind und höher als die gesammte Natur der Dinge, welche den Menschen annehnten lassen, daß er sich in einem Zustande

der Gesunkenheit befinde, und ein im Verstande verlorenes Licht wiederzuerwerben habe. Er

ist mit Finsterniß umgeben, seine Vernunft, sich entwickelnd, vertreibt diese Finsterniß nicht; aber die Kraft des vernünftigen Lebens siehet durch sie hindurch, sie wird von der Finsterniß nicht verschlungen, gleichwie das bewaffnete Auge des Astronomen im Nebel der Milchstraße ein zahlloses Heer von Sternen erblickt. Erkenne dich selbst, ist nach dem Delphischen Gott und nach Sokrates das höchste Gebot, und sobald es in Anwendung kommt, wird der Mensch gewahr:~ ohne göttliches · Du sey kein menschliches Ich, und umgekehrt.

Dieses Hindurchsehen durch Nebel und Finsterniß ist die Macht des Glaubens, er ist deßhalb ein Urlicht der Vernunft, welches der wahre Rationalismus als das seinige anerkennt. Bertilge den ursprünglichen Glauben, und alle Wissenschaft wird hohl und leer, kann wohl sausen, aber nicht reden und antworten.

Er ist eine feste Zuversicht zu dem, was man nicht siehet. Wir sehen nie das Absolute, wir glauben es. Das Nichtabsolute, das Bedingte, fehen wir, und nennen dieses Sehen ein Wissen. In dieser Sphäre herrschet die Wissenschaft. Die Zuversicht zu dem, was wir nicht sehen, ist größer und gewaltiger, als die Zuversicht zu dem, was wir sehen. Widerspricht dieses jenem, so nennen wir die Zuversicht im Wissen Wahn, oder der Glaube unterwirft sich Sinne und Vernunft, in soferne man unter dieser das Vermögen der Wissenschaft versteht. Die wahre Wissenschaft ist der von sich selbst und von Gott zeugende Geist. Wie ich von der Objectivität meiner Gefühle des Wahren, Schönen, Guten, und von einer die Natur beherrschenden Freyheit überzeugt bin, so bin ich von dem Daseyn Gottes überzeugt, und so wie diese Gefühle ermats ten, so ermattet auch der Glaube an Gott.

Die Wissenschaft des Nichtwissens besteht daher in der Erkenntniß, daß alles menschliche

Wissen nur Stückwerk sey, und nothwendig Stückwerk bleiben müsse, sie ist ein wissendes Nichtwissen. Ueber dieses Stückwerk hinweg und hinauf führt nur der Glaube an die mit der Vernunft uns zu Theil gewordne Offenbarung. Der Glaube ist nicht, wie die Wissenschaft, Jedermanns Ding, das heißt, nicht Jedwedem, der sich nur gehörig anstrengen will, mittheilbar. Die Vernunft bejaht, was der Verstand verneint. Inzwischen kann der Verstand die Bejahung nicht auf die Seite bringen, ohne daß ihm Alles in geistlose Nothwendigkeit versinkt. Also: das Nichts oder ein Gott. Der Verstand, wenn er nicht gradezu der Vernunft (den Rücken zukehrt, hat ein nichtwissendes Wissen von Gott.

Ich gerathe allerdings in einige Verlegen: heit, wenn ich mit meiner Lehre von der Frey, heit, welche die Grundlage meiner Philosophie ist, vor den Gerichthöfen der Schulgerechtigkeit auf die Frage antworten soll, was ich mir denn

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