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„Gehet zurück“, sprach dieser, „tröstet ihn und verkündet ihm, daß einstens auch für ihn der Tag der Erlösung und Auferstehung kommen werde!" Bei ihrer Zurückkunft fanden die Knaben den Nix noch in tiefer Trauer dasißen. Jest riefen sie ihm die trostreichen Worte ihres Vaters zu; da lächelte er glücklich und spielte von neuem seine frohen Weisen.

§. 18.

Gottesdienst.

Gebet, Opfer, Opferstätte.

Durch das Herz des Menschen zieht sich ein Gefühl der Abhängigkeit von einem höheren Wesen, dessen mächtigem Walten gegenüber er seine eigene Hülflosigkeit und Hülfsbedürftigkeit in ihrer ganzen Größe empfindet. Wie sehr mußte selbst der stolze Germane seine Schwäche und Ohmacht fühlen bei dem Gedanken, daß in furchtbarer Gewitterherrlichkeit Donar einherfahre, daß sein furchtbarer Hammer der Riesen Häupter zerspalte; wie dankbar mußte er aber zugleich seinen Blick nach oben richten, wenn er sah, daß derselben Wolke auch der segenspendende Regen entströmte.

Durchdrungen von der Erhabenheit und Majestät seines Gottes stand der Germane in solchen Augenblicken da; aber womit sollte er des Gottes Zorn beschwichtigen, womit dessen Gunst gewinnen und erhalten? Gewiß nichts besseres konnte er bieten, als sich selbst. Hingestreckt zur Erde, mit den Händen das Antlig verhüllt, damit der Glanz der Gottheit ihn nicht blende, oder die Arme flehend emporgehoben, den Blick bittend nach oben gewendet, betete der Germane zu seinen Göttern, bot er sich selbst ihnen als Gabe dar; denn das Wort beten kommt von bieten, d. h. anbieten, darbieten. So war unseren Altvordern das Gebet mehr als eine bloße Bitte, es war eine Selbstdemüthigung, in der sich der Mensch dem höheren Wesen als ein Besiegter, als wehrloses Opfer darbietet und unterwirft. Beim Beten wandten die alten Germanen sich nach Norden, weil sie den

Wohnsig der Götter im Norden gelegen dachten, denn Odin's Antlig war gegen Süden gewandt.

War demnach das Gebet schon in seiner eigentlichen Bedeutung ein Opfer, so gab es dennoch ganz besondere Opfer, wie wir sie auch noch jetzt mit diesem Worte bezeichnen. Gebet und Opfer find tief begründet in der menschlichen Natur. Wenn nämlich die Götter zürnend Verderben schleudern über Land und Leute, wenn Krankheit und Tod ihre Schrecken zeigen, wenn Noth und Elend wüthen, dann rufen die Sterblichen flehend zu den himmlischen Mächten, bereit alles aufzubieten, um den Zorn derselben zu versöhnen.

In solchen Stunden des Jammers entäußert sich der Mensch selbst seines Liebsten und Theuersten, um es der höheren Macht zu weihen. Auf diese Weise haben wir die erste Veranlassung zum Sühnopfer.

Eben so häufige Veranlassung bot sich zum Bittopfer. Nur zu gut weiß der Mensch, daß nicht in seiner Macht die Erfüllung seiner Wünsche liegt, daß nur die Himmlischen ihn huldvoll zum Ziele seiner Bitten führen können. Gewiß wird der Germane, wenn er um Sieg und Gesundheit zu seinen Göttern flehte, gern geopfert haben, um Erhörung zu finden. Als Gegengabe wird er den Asen etwas Liebes angeboten und geweiht haben.

Häufiger jedoch noch waren die Dankopfer. Wenn im blutigen Streit gestritten und endlich der Sieg errungen war, so eilten die frohen Sieger, dem hülfreichen Wodan, Thor und Sachsnot ihren Tribut zu zollen, ihren Dank durch Opfer darzubringen. Besonders wurden dann dem Wodan, dem Lenker der Schlachten, der den Muth der Krieger entflammt und die Feinde schreckt, Kriegsgefangene in großer Zahl geopfert.

Uebrigens gab es auch zu bestimmter Zeit wiederkehrende Opfer. Vorzüglich im Herbste wurden zahlreiche Opfer dargebracht für den reichen Segen der Ernte. Auch jezt noch läßt der fromme Landmann ein Büschel Aehren stehen als Dankesgabe für die Gottheit, welche die Aecker gesegnet, und beim Einsammeln des Obstes

läßt man auch jetzt noch einige Früchte sizen, damit der Baum im nächsten Jahre neuen Segen spende. In demselben Maßstabe wie die Früchte des Feldes bildeten auch Thiere die Opfergabe. Pferde, Rinder, Ziegen, Schweine und selbst Federvieh waren den Göttern lieb.

Die Köpfe und Häute der größeren Thiere hängte man im Walde oder vor dem Giebel des Hauses auf; sie fördern des Viehes Fruchtbarkeit, den Segen des Feldes und schüßen vor dem vernichtenden Blitzstrahl. Noch heute findet man im Lande der alten Sachsen vor manchem Giebel der Bauernhäuser Pferdeköpfe in Holz ausgehauen, oder ausgeschnitten, oder gemalt; eine Sitte, deren Wurzel wir gewiß in ferner Heidenzeit suchen dürfen.

Obgleich wir unsere Altvordern von den Greueln der Menschenopfer nicht frei sprechen können, so dienten ihnen doch dazu nur Kriegsgefangene, Meuchelmörder, Meineidige und ähnliche Frevler, für die ein Leben der Schmach und Schande doch kein Gewinn sein konnte.

Die großen Opfer wurden unter großer Feierlichkeit dargebracht. Die Opferthiere mußten ohne Fehl und Makel sein, nur das Vollkommene war eine würdige Gabe. Schneeweiß oder rabenschwarz war die Farbe der Opferthiere. Die Zugthiere waren noch nicht durch Arbeit entweiht; das stattliche Roß, im heiligen Haine genährt, hatte noch keinen Reiter getragen, das Rind noch nicht den stolzen Nacken unter das Joch gebeugt. Mit Kränzen und Blumen geschmückt wurden die Opferthiere dreimal um den Altar, oder durch das versammelte Volk geführt. In stiller Andacht lauschte die Menge, wenn die heilige Handlung vollzogen wurde. Das Blut wurde in Opferkesseln aufgefangen, und der Priester besprengte mit demselben das Volk und den Altar. Herz, Leber, Lunge und Eingeweide gehörten den Göttern, das andere Fleisch wurde in großen Kesseln gefotten und vereinigte die Gemeinde zum gemeinschaftlichen Mahle.

Diese großen Opfer waren an bestimmte Zeiten gebunden. Dieselben hingen mit den großen Volksversammlungen, den sogenannten ungebotenen Gerichten, zusammen und fielen wahrscheinlich in die Zeit um Martini, Weihnachten und Walpurgis.

Die Opferstätten bildeten die heiligen Haine; die Altäre standen unter dem Laubdach der Eichenkronen. Die Baukunst stand damals ja noch auf so niedriger Stuse, daß die alten Germanen es mit der Hoheit ihrer Götter unverträglich erachteten, die Hohen in enge Zellen und finstere Wohnungen einzuschließen; hingegen glaubten sie in dem Rauschen tausendjähriger Eichen den Odem ihrer Gottheit deutlicher zu vernehmen. Die heiligen Haine wurden deshalb besonderer Verehrung werth gehalten. Bei den Semnonen, einem Volke an der Elbe, gab es einen Hain, in den man nur mit gefesselten Händen treten durfte. In dem Haine selbst war für die Gottheit eine besondere Stelle als Heiligthum abgezeichnet, und zwar jene, die durch die Majestät ihrer Bäume und ihre feierliche Stille einen erhebenden Eindruck auf das Gemüth machte.

Aber nicht den Bäumen selbst galt diese Verehrung, sondern nur dem göttlichen Wesen, das in den mächtigen Wipfeln rauschte. Die Eiche und Linde standen von allen Bäumen am höchsten in Ansehen, jene als der Baum Donars, diese als der Baum Freyas. Erinnern wir uns doch, welch' hohe Verehrung jene heilige Eiche genoß, die der Glaubensbote Bonifacius mit eigener Hand fällte. „Auch erlosch das Gefühl sobald nicht: die vielen Wald- und Bergcapellen, zu denen Heiligenbilder Veranlassung gaben, die in oder auf der Eiche, der Linde gefunden immer dahin wieder zurückkehren, wie oft sie auch weggenommen und zu bewohnten Stätten und Kirchen gebracht wurden, bezeugen durch die an sie geknüpften Sagen, wie tief das Bedürfniß, sich im Wald, auf Bergen der Gottheit näher zu fühlen, im Volke wurzelte."

§. 19. Priester.

Die Priester führten bei unseren altgermanischen Vorfahren den ehrenden Namen êwarto, d. h. Geseßeshüter. Die Priester waren die Wächter all der heiligen Sagungen, die das Verhältnis des Menschen zu der Gottheit und zu seinen Mitmenschen ordnen und bestimmen.

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Bei dem Nachbarvolke der Gallier führten die Priester den Namen Druiden, bei den nordischen Völkern heißen sie Barden, Bezeichnungen, die den Germanen fremd sind. Das Ansehen der Priester war ein sehr großes.

Gleich wie die Könige gingen auch sie nur aus den edelsten Geschlechtern, den Adeligen hervor. Ihr Einfluß erstreckte sich über die verschiedensten Verhältnisse des Lebens. Nur sie durften in das Heiligthum der Gottheit treten, während das Volk sich in ehrfurchtsvoller Ferne hielt. Bei den großen Opfern, die für das ganze Volk dargebracht wurden, waren die Priester die Vermittler zwischen der Gottheit und dem Volke: ihre Hand weihte den Göttern die Gaben. Wenn der Germane sich rüstete zum Kampf und Krieg, dann mußten zuerst die Priester den Ausgang desselben erforschen. Sie nur waren kundig, aus dem Wiehern der heiligen Rosse, aus den geworfenen Runenstäbchen, aus den Eingeweiden der Opferthiere und aus dem Fluge der Vögel den Willen der Götter zu erkennen, in die Zukunft zu schauen. Waren die Vorzeichen günstig und der Krieg beschlossen, so holten die Priester aus dem heiligen Haine die Symbole der Götter, Odins Speer, Donars Hammer, Tyrs Schwert und heilige Thierbilder und waren des Heeres treuste Begleiter zu Kampf und Streit. Und mehr noch als die Stimme des kühnsten Herzogs entflammte dieser Anblick die Krieger, sie sahen ja, daß sie unter dem Schuße der Götter kämpften, deren Symbole ihnen so hocherhaben vorangetragen wurden. Das waren zugleich die Feldzeichen unserer alten Vorfahren, und um sie stritten dieselben mit gleichem Kampfesmuth, wie noch jezt der deutsche Krieger um seine Fahne und Standarte kämpft.*)

Die Macht der Priester zeigt sich auch daran, daß sie im Heere strafen, schlagen und binden durften, eine Machtfülle, die nicht einmal der König besaß.

*) Da die Germanen, wie Tacitus ausdrücklich bemerkt, stamm- und familienweise in der Schlacht verbunden waren, also der Vater neben dem Sohne, der Oheim neben dem Neffen, der Bruder neben dem Bruder focht, so gingen im Laufe der Zeit aus diesen Göttersymbolen die Familienwappen hervor.

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