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daß sie von sich selbst redet, sondern durch die That, nämlich dadurch, daß sie dem Volke den Herrn Jesum Christum bringt, und das Volk bei und an ihm erhält.

Wird nun das Evangelium gepredigt, dann kommt es darauf an, daß die heiligen Geschichten in unsre Sprache und in die jeßigen Verhältnisse übersegt werden, und daß die Gemeinde in das Evangelium als in eine gegen= wärtige und fortlebende Geschichte eingeführt werde, so daß die Begebenheiten vor den Augen der Gemeinde entstehen. Man könnte diese Predigtweise die genetische nennen. Unsere jeßigen Zuhörer wollen Handlung sehen. Dann muß und kann es den Begebenheiten selbst und dem Heiligen Geiste überlassen werden, auf die Zuhörer zu wirken.

Gott ist von den Menschen, die Menschen sind von Gott geschieden, beide sind einander entfremdet, ja, die Menschen kennen Gott nicht mehr und sind ihm feindlich. Die Sünde ist nicht blos die Scheidewand zwischen beiden, sondern im tiefsten Grunde die Scheidung selbst von Gott. Nun ist der Sohn Gottes zu den Menschen gekommen und ist in dem Menschen Jesus der Christus geworden. Jesus ist das sichtbare Ebenbild des unsichtbaren Gottes, d. h. Gottes des Vaters. Er ist der geoffenbarte Gott. Aber Jesus hat die Erde wieder verlassen und ist uns seitdem nicht mehr sichtbar. Haben wir vielleicht ein Bild von ihm, von dem, der das sichtbare Ebenbild und das Angesicht des unsichtbaren Vaters, der der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Ebenbild seines Wesens ist?

Er hätte wohl ein Bild von sich hinterlassen können, das von einem Künstler gefertigt, oder von Gott selbst gegeben wäre, wie das Gesetz von Gott in Steine gebildet war. Aber es war nicht sein Wille. Denn Abgötterei wäre unausbleiblich gewesen, und der Herr hätte ihr dann selbst Vorschub geleistet gehabt. Denn die Menschen würden das Bild statt des Abgebildeten angebetet haben.

Dennoch hat er uns ein Bild von sich hinterlassen, und mehr als das. Denn er hat den Heiligen Geist gesandt, und dieser hat durch die Evangelisten und Apostel, nicht mit Farben, nicht in Erz oder Stein, sondern im Worte, diesem Geistesmittel, dieser Geisteshülle, dieser Geistesverkörperung, uns ein Bild von Jesu gezeichnet, daß es kein Maler oder Bildhauer so hätte zu Wege bringen können.

Aber auch jest wird es keinem Menschen möglich sein, nach diesem Originalbild eine Copie zu verfertigen, welche den Christus richtig und ähnlich abbildete. Das vermag und thut auch jezt nur noch der Heilige Geift. Denn wenn jemand das Bild im Worte Gottes, besonders in den Evangelien, mit Liebe und Interesse betrachtet, sich in seine Betrachtung vertieft, dann hat der Schöpfer desselben, der Heilige Geist, daran ein solches Wohlgefallen, daß er kommt und das Bild zuerst vor den Augen des Beschauenden, dann in seinem Herzen lebendig macht, es mit göttlichem Glanze verklärt, und in sein Herz abbildet, daß er aber je länger, je mehr auch den Beschauenden selbst von Innen heraus in dasselbe liebe, heilige Bild verklärt. So ist und wird dieses Bild ein lebendiges und ein lebendig machendes. Das kann von keinem andern Christusbilde, sei es noch so vollendet, gesagt werden. Dies ist das einzige wunderthätige Bild. Denn wenn's fertig ist, so ist es Jesus Christus selbst, der durch das Wort [und

Sacrament] zu den Seinen kommt und alle Tage, bis an der Welt Ende, bei ihnen ist.

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Da nun Gott gewollt und es so eingerichtet hat, daß sich dieses Bild nicht so sehr durchs geschriebene Wort, als gleichfalls von Person zu Person mittheile, so ist es die Aufgabe des Predigers und Lehrers, den Erwachsenen wie den Kindern dieses liebe Bild in seinen gottmenschlichen Zügen vor die Augen zu malen, und ihnen so zur anbetenden Betrachtung desselben behilflich zu sein. Je lebensvoller und ähnlicher jemand das Bild des Erlösers in Beweisung des Geistes und der Kraft den Leuten vor die Augen malt, ein desto besserer Prediger und Lehrer ist er. Wenn dabei auch nicht immer eine begriffsmäßige oder dogmatische Kenntnis oder Erkenntnis gewonnen wird, so ift's schon viel werth, wenn die Zuhörer wieder einmal aus der Atmosphäre der Welt in eine andre versezt, wenn fie in die Nähe des Sohnes Gottes und in Verbindung mit Jesu gebracht werden. Wenn fie da wieder einmal Luft aus einer andern Welt athmen, so kann dies schon ein Anfang und, wenn es wiederholt geschieht, ein Fortschritt zur Genesung werden.

Schon daraus folgt, daß sich die Predigt von heute mancher hergebrachten homiletischen Regel und auch Schranke wird entschlagen und freier einhergehen müssen; sie muß der Zeit gebührende Rechnung tragen. Manche geoffenbarte Wahrheiten und Geheimnisse des Himmelreichs können nicht ohne Weiteres als fertige Resultate dem Glauben der Gemeindeglieder zugemuthet werden, man darf jene nicht mit der ganzen Wucht ihres Inhaltes von der Kanzel auf die Gemeinde herabfallen lassen. Sondern man wird sie erst mit der Gemeinde suchen und finden, man wird den Glauben durch eine Schlußkette aufbauen müssen und sich den Beweis des Glaubens nicht ersparen können. Zu diesen Resultaten gehören selbst manche der gewöhnlichsten dogmatischen Begriffe, z. B. Rechtfertigung, Heiligung. Denn sie schließen schon eine ganze Gedankenreihe ein und ab. Bor einer Gemeinde von lauter Erfahrungs-Christen kann man unbedenklich mit solchen prägnanten Worten operiren, nicht aber, wo noch die politische Gemeinde auch die kirchliche ist.

So wenig die Predigt rationalistisch sein darf, so sehr muß die Predigtweise rationell sein. So elementar auch die meisten der vorliegenden Predigten gehalten find, so find sie doch durchweg auf denkende Hörer (Leser) berechnet. Denkträge oder einseitig und unfrei Denkende werden sich unbefriedigt von ihnen abwenden.

Auch damit ist jezt meistens nichts auszurichten, daß Citate aus der heiligen Schrift als Beweisstellen gehäuft werden. In einer Zeit, wo das Volk bibelkundiger und bibelfester, wo das göttliche Ansehen der Schrift allgemein über jeden Zweifel erhaben war und das gesammte Volksleben auf dem Verhältnisse zu Chrifto beruhte, wo also das Leben noch einen Anschauungsunterricht für das Verständnis der Heilswahrheiten bot, da hatte dieses nicht blos Berechtigung, sondern war selbstverständlich. Diese Zeit ist vorüber; darein muß sich die Predigt schicken. Doch ist dabei nicht ein Iota von der Wahrheit preis zu geben, und die Predigt muß durchweg persönliches Zeugnis sein.

*) Auch der Schule, namentlich der Sonntagsschule, möchten diese Predigten eine Handreichung thun.

So mögen diese Predigten hinausgehen und zeugen von dem Leben, das erschienen ist, ohne welches niemand das wahre Leben hat. Gunft der Welt kann ich ihnen nicht mitgeben, auch nicht die heutzutage unentbehrlich scheinende Unterstützung einer menschlichen Parthei. Doch bin ich gewiß, daß der Name über alle Namen, der ihnen in jeder Zeile aufgeprägt ist, seine Kraft auch bei ihrem Gange durch die Welt beweisen wird. Wenn aus ihnen nur ein einziges von seinen erwählten Schafen die Stimme des guten Hirten hört und ihn persönlich kennen lernt, dann will ich einmal rühmen: Der Herr hat Glück dazu gegeben. Wer aus der Wahrheit ist, der höret seine Stimme.

Bingenheim im August 1878.

D. B.

Vorrede zur fiebenten Auflage.

In dieser Auflage wurde sprachlich manche Unebenheit geglättet, sachlich manches präciser dargestellt; im Ganzen mußte die Sammlung ihrem ursprünglichen Charakter treu bleiben.

Die meisten dieser Predigten entstanden in der Mitte der siebziger Jahre, in einer Zeit kirchlichen und nationalen Niederganges nach ungeahnten Gnadenerweisungen Gottes des Herrn. Wer sein Volk liebte, der trauerte damals. Einige, obschon nicht grade Zeitpredigten, tragen diese Signatur ihrer Entstehungszeit an fich. Zwar haben sich seitdem die Zustände hoffnungsvoller gestaltet, jene wenigen Predigten erscheinen darum für die Gegenwart nicht mehr ganz zutreffend. Doch ift zu besorgen, daß sie es wieder werden, und was es noch aufhält, wisset ihr". (2 Theff. 2, 6.) Die Geschichte bewegt sich nicht gradlinig voran, sondern in Wellenlinien, die Grundrichtung bleibt dieselbe. Und sind nicht früher akut gewesene Zufälle chronisch geworden? Müssen sie nicht wieder akut werden? Es schien darum nicht angezeigt, jene Predigten durch andere zu erseßen, was unschwer geschehen konnte. Die Welt vergeht mit Lust und Schmerz, Jesus Christus ift gestern und heute und in Ewigkeit derselbe, unsre Zuflucht für und für. Ihm sei dieses Stammeln von seiner Gnade und Wahrheit auf's Neue als ein Dankopfer geheiligt.

Seeheim im Mai 1885.

Der Berfaffer.

1.

Predigt am ersten Sonntage des Advents.

Sei uns willkommen, Herr, unser Heiland, der du heißest Wunderbar, Rath, Kraft, Held, Ewig-Vater, Friedefürst. Dein wollen wir sein und bleiben, du treuer Gott und Herr, von dir laß uns nichts treiben, halt uns bei reiner Lehr! Amen.

Tert: Ev. Matth. 21, 1-9.

Da sie nun nahe bei Jerusalem kamen gen Bethphage an den Delberg, sandte Jesus seiner Jünger zween, und sprach zu ihnen: Gehet hin in den Flecken, der vor euch liegt, und bald werdet ihr eine Eselin finden angebunden und ein Füllen bei ihr; löset sie auf und führet sie zu mir. Und so euch jemand etwas wird sagen, so sprechet: Der Herr bedarf ihrer; so bald wird er sie euch lassen. Das geschah aber alles, auf daß erfüllet würde, das gesagt ist durch den Propheten, der da spricht: Saget der Tochter Zion: siehe, dein König kommt zu dir sanftmüthig und reitet auf einem Esel und auf einem Füllen der lastbaren Eselin. Die Jünger gingen hin und thaten, wie ihnen Jesus befohlen hatte; und brachten die Eselin und das Füllen, und legten ihre Kleider darauf, und setzten ihn darauf. Aber viel Volks breitete die Kleider auf den Weg; die andern hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. Das Volk aber, das vorging und nachfolgte, schrie und sprach: Hosianna dem Sohne Davids; gelobet sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe!

Geliebte in dem Herrn! Es ist ein in mancher Beziehung räthselhaftes Ereignis, von welchem wir eben gelesen haben. Ueber ein großes Volk kommt plöglich eine Begeisterung, ein Freudenrausch, sie begrüßen den armen Jesus von Nazareth, den sie doch schon oft gesehen, aber wenig geachtet hatten, mit einem wahren Enthusiasmus, mit tausendstimmigem Jubel. Sie streuen ihm nicht blos Palmen auf den Weg, den er reitet, sondern sie nehmen sich sogar die Kleider vom Leibe und breiten sie statt der Teppiche aus, damit er als ein König und Herr darüber hin reite. Und als er nun zu Jerusalem hinein reitet, da ist die ganze Stadt in Bewegung, es ist ein Getümmel, ein Laufen und Rennen, daß sich die Menschen fast erdrücken. Alle Fenster nach den Straßen sind beseßt, auf vielen Dächern stehen die Leute Kopf an Kopf, und lautes Jauchzen erfüllt die Luft.

Weil wir nun denkende Menschen sind, so lesen wir diese Begebenheit nicht, um sie dann auf sich beruhen zu lassen, sondern

Romheld, Predigten.

1

wir geben uns Rechenschaft darüber, woher das ungewöhnliche Ereignis kam, wir suchen uns das Räthselhafte so viel als möglich zu erklären. Wir fragen nach Grund und Ursache der Begebenheit, wir fragen aber auch nach ihrer Wirkung, wir suchen in das Wesen dieser Geschichte und in das innere Leben des Volkes bei seinem Freudenrausche einzudringen. Aber wir wollen noch mehr wissen, als das. Wir fragen auch: Ist denn diese Geschichte blos damals vorgefallen, ist sie eine alte und für immer vorübergegangene Geschichte? Oder ist sie vielleicht eine lebendige Geschichte und Begebenheit? ein Zustand, der auch in andern Völkern fortgelebt hat und vielleicht heute noch fortlebt? Will uns und unserem Volke vielleicht Gott etwas an diesem ersten Adventssonntage mit dieser Geschichte sagen?

Meine Lieben, was zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben. Lasset uns betrachten

Die lekte göttliche Begeisterung des Volkes Israel.

Wir reden 1) von der Huldigung, 2) von ihrer Veranlassung, 3) von ihrer Wirkung.

I. Die Huldigung. Achten wir vor allen Dingen auf den Jubel des Volkes, auf sein Zujauchzen. Das war ein zweifaches. Erstens jubelten sie ihm zu: Hosianna dem Sohne, dem Nachkommen Davids! Damit sagten sie: Du bist unser rechtmäßiger König, der Nachkomme des einst von Gott erwählten und eingesetzten Königs David.

Zweitens jauchzten sie ihm zu: Gelobet sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Gelobet" heißt soviel, wie gepriesen, angebetet. Der Herr, das ist Jehova, der geoffenbarte Gott, Gott der Sohn, der sich im alten Bunde geoffenbart hatte als den, der da ist und der da war und der da kommt. Und das heißt Jehova. Sie begrüßten ihn also: Du bist der, der da kommt, und zwar kommst du im Namen des Herrn, du bist der Jehova, unser ewiger König, der Bundesgott Israels.

Diese zweifache Begrüßung war eine Huldigung. Einem König, wenn er den Thron besteigt, huldigt sein Volk. Was heißt das? Das heißt: Es begrüßt ihn mit Freuden als seinen neuen rechtmäßigen Herrscher und Regierer und verspricht ihm Gehorsam. Das Versprechen des Gehorsams kann in ausdrücklichen Worten, es kann auch durch das ganze Verhalten geschehen. Das Volk Israel huldigte mit diesem zweifachen Rufe dem Herrn Jesu als seinem nunmehrigen Regierer und König.

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