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eine ganz andere Freiheit, die Freiheit von allen heiligen Schranken und Banden, die Freiheit des Fleisches wollten sie. Darum gaben sie Jesum nicht blos wieder preis, nein, nach einigen Tagen forderten sie selbst seine Beseitigung und Hinrichtung, als ein neues Schauspiel, als eine neue Aufregung und Zerstreuung. Das Licht war wieder zur Finsternis geworden, der Zug der Gnade war in ihnen zur Verstockung geworden. Die Erweckung war auf's neue zum geistlichen Schlafe geworden, das kaum entstandene Leben war zum Tode geworden.

So blieb dem göttlich liebenden Herzen des Heilandes nichts übrig, als sein heiß geliebtes Volk, wiewohl unter Thränen, aufzugeben und das Gericht über sie zu führen. Denn wer sich nicht zu Jesu ganz und wahr bekehrt, den kann selbst der Allmächtige nicht retten. Warum nicht? Weil der Allmächtige auch der Heilige ist.

Das war die lezte Erweckung, das war die lehte göttliche Begeisterung, welche das Volk Israel bis heute erfahren hat. Es war das leztemal, daß Jesus sich dem Volke zum Heiland und Retter und zugleich zum König und Herrn anbot. Das Volk ging, wie ihr wißt, unter, zum warnenden Erempel für alle Völker und für alle Menschen, welche Jesum verwerfen. Nun steht über dem Eingang eines jeden neuen Kirchenjahres die Schrift Gottes: Sage der Tochter Zion, sage jedem Volke, welches die Offenbarung Gottes in Jesu kennt und hat, sage jedem Volke, welches die Kirche Christi und sein Evangelium hat, sage ihm: Siehe! noch kommt dein König zu dir und will dich retten und selig machen!

Meine Brüder und Schwestern! Die Geschichte dieses unglücklichen, von Gott so schrecklich gerichteten Volkes ist der Spiegel für alle die Völker und Menschen, zu welchen Jesus Christus gekommen ist. Ueberhaupt ist die Geschichte des Volkes Israel der Schlüssel zum Verständnis der Welt- und Völkergeschichte in der Vergangenheit und auch in der Gegenwart. Und die Begebenheit, welche unser heutiger Tert erzählt, sagt es nicht blos mit Worten, sie sagt es mit einer weltgeschichtlichen Thatsache: Einmal bietet sich der Heiland Jesus den Völkern, die ihn bisher hatten, zum lettenmal an, und wenn sie ihn nicht in sich und ihr Volksleben aufnehmen, sondern aus demselben ausstoßen, dann werden sie gerichtet und gehen unter.

Ach Herr, gieb uns Licht und Heil. Hosianna in der Höhe! Amen.

2.

Predigt am zweiten Sonntage des Advents.

O Herr, gieb uns den Heiligen Geist, damit wir deine Erscheinung lieb haben und deinem großen und offenbarlichen Tage mit Freuden entgegensehen können! Amen.

Tert: Ev. Luc. 21, 25-36.

Und es werden Zeichen geschehen an der Sonne und Mond und Sternen; und auf Erden wird den Leuten bange sein, und werden zagen; und das Meer und die Wafferwogen werden brausen. Und die Menschen werden verschmachten vor Furcht und vor Warten der Dinge, die kommen sollen auf Erden, denn auch der Himmel Kräfte sich bewegen werden. Und alsdann werden sie sehen des Menschen Sohn kommen in der Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit. Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, so sehet auf und bebet eure Häupter auf, darum, daß sich eure Erlösung nahet. Und er sagte ihnen ein Gleichnis: Sehet an den Feigenbaum und alle Bäume. Wenn sie jetzt ausschlagen, so sehet ihr es an ihnen und merket, daß jetzt der Sommer nahe ist. Also auch ihr, wenn ihr dies alles sehet angehen, so wisset, daß das Reich Gottes nahe ist. Wahrlich, ich sage euch: Dies Geschlecht wird nicht vergehen, bis daß es alles geschehe. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte vergehen nicht. Aber hütet euch, daß eure Herzen nicht beschweret werden mit Fressen und Saufen und mit Sorgen der Nahrung, und komme dieser Tag schnell über euch; denn wie ein Fallstrick wird er kommen über alle, die auf Erden wohnen. So seid nun wacker allezeit und betet, daß ihr würdig werden möget, zu entfliehen diesem allen, das geschehen soll, und zu stehen vor des Menschen Sohn.

Geliebte in dem Herrn! Ein Wort, ein Wort, ein Mann ein Mann; das bleibet unsre Sitte. Wer nicht danach sich richten kann, der tret' aus unsrer Mitte! - Das ist ein altes deutsches, ein menschliches Sprichwort. Seid ihr mit deffen Inhalt einverstanden? Wort halten, auch wenn das Wort ohne Feierlichkeit, blos im gewöhnlichen Verkehr gegeben wurde, immer Wort halten, auch wenn's uns Unannehmlichkeit und Schaden bringen sollte, dennoch Wort halten, zuverlässig und treu sein, das ist des Mannes Ehre. Aber es ist auch den Frauen eine Ehre. Wortbrüchigkeit aber, oder ein solches Verhalten, daß man etwas sagt und zusagt, und nachher gar nicht daran denkt, sein Wort zu halten, solche Wortbrüchigkeit und Unzuverlässigkeit ist eine häßliche und schimpfliche Sache. Wo Wortbrüchigkeit und Unzuverlässigkeit der Menschen überhand nimmt, da führt sie nach und nach zum sittlichen Bankerott, zur Auflösung der menschlichen Gesellschaft; denn da wird das Zusammenleben immer schwerer und selbst unerträglich.

das

Ein Wort ein Wort, ein Mann ein Mann, möchte ich auch ein göttliches Sprichwort nennen; jedenfalls ist's ein göttlicher Grundsatz. Denn Gott legt großen Nachdruck darauf, daß er sein Wort auch halte und erfülle. Und wenn das auch nicht immer so bald geschicht, wie die kurzsichtigen und ungeduldigen Menschen meinen, geschehen wird es gewiß. „Ich habe mein Wort, ich habe meine Verheißungen und Drohungen nicht vergessen“, spricht Gott; „wartet nur, nur Geduld! Ich ewiger Gott messe die Zeit anders, als ihr kurzlebigen Menschen; ich halte mein Wort, das sollt ihr sehen" spricht Gott. Also: ein Wort ein Wort, ein Mann ein Mann, das bleibt auch bei ihm Sitte.

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Aber das Sprichwort geht noch weiter: Wer nicht danach sich richten kann, der tret' aus unsrer Mitte. Wer richtet sich denn nicht danach? Vor allen Dingen der, der sein Wort bricht. Wer sein Wort nicht hält, der soll aus der Gesellschaft und Gemeinschaft der Zuverlässigen und Treuen, die ihr Wort halten, austreten oder ausgestoßen werden. Aber wer stets sein Wort hält und nie wortbrüchig ist, was kann der auch verlangen? Der kann verlangen, daß ihm jedermann Glauben schenke, daß jedermann sein Wort für Wahrheit nehme. Wer ihm nicht glaubt, wer sein Wort und Versprechen in Zweifel zieht, der richtet sich nicht nach jener Regel von der Mannestreue, der macht einen wahrhaften und unbescholtenen Menschen zum Lügner. Wenn ich nie mein Wort gebrochen habe, so thut mir der, der mein Wort bemängelt und in Zweifel zieht, der mir Wortbrüchigkeit zutraut oder nachsagt, einen großen Schimpf, ein schweres Unrecht an, er richtet sich nicht nach jener Sitte. Und da heißt's wieder: Wer nicht danach sich richten kann, der tret' aus unsrer Mitte, der werde aus der Gesellschaft ausgestoßen!

Und auch dies ist ein göttlicher Grundsay. Wer Gotte nicht glaubt, der macht ihn zum Lügner. Und wer sich nicht danach richten kann, daß Gott in allen Fällen sein Wort hält, von dem spricht auch Gott: Der tret' aus unsrer Mitte, der kann in der Gemeinschaft Gottes und seiner Kinder nicht bleiben, der wird gleicherweise von Gott und seiner Gemeinschaft ausgestoßen. Also das Sprichwort: Ein Wort ist ein Wort, ein Mann ist ein Mann; das bleibet unsre Sitte; wer sich danach nicht richten kann, wer selbst sein Wort bricht, oder wer dem, der nie sein Wort brach, Wortbrüchigkeit und Treulosigkeit zutraut und nachsagt, der tret' aus unsrer Mitte, dies menschliche Sprichwort ist auch ein göttlicher Grundsay.

Nun laßt uns

Ein Wort und Versprechen des Herrn Jesu Christi

hören, das er halten wird, das wir glauben, und nach welchem wir uns richten müssen.

I. Das Wort und Versprechen selbst. Es war ein König, der verließ eines Tages sein Königsschloß, er verließ seine Residenz und Hauptstadt, und ging ganz allein auf ein entferntes Dorf, das auch in seinem Reiche lag. Die Bewohner dieses Dorfes waren arm und waren in Gefahr, von einem fremden Tyrannen, der ihnen zwar Glück und herrliche Dinge versprach, der aber sein Wort nie hielt, ganz beherrscht und unterdrückt zu werden. In dieses von einem lügnerischen Tyrannen beherrschte und noch mehr bedrohte Dorf ging aber der König verkleidet, er ging unbekannt, nicht als König, sondern als ein gewöhnlicher und geringer Mann in jenes Dorf. Kein Mensch sah ihm den König an. Dort wollte er die Bewohner mit ihrer gefährlichen Lage bekannt machen und sie befreien.

In dem Dorfe erkannten ihn einige. Sie sahen seinem ganzen Wesen die königliche Hoheit und Art an, und sie liebten und ehrten ihn als König, gehorchten seinem Rath und Willen, und hingen ihm an. Vielen aber war grade seine königliche Art und Hoheit zuwider, sie wollten nichts von ihm wissen, sondern lieber in den Banden und Neßen des Tyrannen bleiben. Sie wurden sogar nach und nach boshaft gegen den fremden Gast, mißhandelten ihn, und stießen ihn zum Orte hinaus. Da ist denn der König wieder in seine Residenz und in sein Schloß zurückgekehrt.

Ehe er aber ging, sagte er zu denen, die ihn liebten und ihm anhingen: Bleibt fest an mir hängen, laßt euch nicht von mir abwendig machen, leidet euch und seid standhaft und treu bis in den Tod. Und wenn ihr von der anderen Partei auch ganz unterdrückt werden solltet, nur standhaft geblieben! Ich werde . nach einer längeren Zeit wiederkommen, aber nicht verkleidet und in Niedrigkeit; sondern wenn ich wiederkomme, dann komme ich als König und Herr. Dann werde ich den Lügner und Tyrannen samt allen euren Feinden strafen und unschädlich machen. Die meine Güte nicht wollten, die sollen dann meine Macht und Gewalt erfahren. Euch aber werde ich Freiheit und Frieden bringen; mein Dorf werde ich dem Tyrannen für immer entreißen, und ihr werdet es unter meinem Scepter allein besitzen und bewohnen.

So sprach der König, ehe er ging. Und die ihm anhingen, dachten: Ein Wort ein Wort, ein Mann ein Mann, das bleibet unsre Sitte; wer nicht danach sich richten kann, der tret' aus unsrer Mitte. Sie wußten: Unser König hat sein Wort gegeben, das wird er nicht brechen. Und geduldig ertrugen sie alles, was ihnen von der Gegenpartei widerfuhr. Ihr Trost war und blieb: Unser König wird wiederkommen und wird schon alles schlichten und in Ordnung bringen. Die aber sein Wort nicht glaubten und sich nicht danach richten konnten, die traten aus ihrer Mitte und schlugen sich zur Gegenpartei.

Ihr wißt, wer der König, was seine Residenz, was das Dorf ist. Der König ist der Sohn Gottes, der seinen Himmel verließ und als ein armer Mann auf die Erde kam. Er hat sein Wort gegeben: Ich will euch wieder sehen und euer Herz soll sich freuen und eure Freude soll niemand von euch nehmen. Noch vom Himmel herunter hat er uns sagen lassen: Dieser Jesus wird wieder kommen, wie ihr ihn gesehen habt gen Himmel fahren. Und: Ein Wort ein Wort, ein Mann ein Mann! Jesus wird und muß sein Wort halten, und wir haben keinen Grund, ihm Wortbrüchigkeit zuzutrauen, sondern müssen ihm glauben.

Also das ist sein Wort und Versprechen, welches er in unserm Terte und sonst oft gegeben hat: Ich werde wieder kommen. Laßt uns sehen,

II. wie er sein Wort erfüllen wird. Wenn der Herr wieder kommt, dann ist ein großer, großer Abschnitt des ganzen Weltlaufs zu Ende. Die ganze gegenwärtige Welt, namentlich die Reiche der Welt, sind dann zu Ende, denn der eigentliche Herr und König kommt nun. Also wird alles im Zusammenleben der Menschen umgestaltet. Und deshalb giebt es auch große Veränderungen in der Natur und an den Weltkörpern, welche zu der Erde gehören. An Sonne, Mond und Sternen werden außerordentliche Erscheinungen sichtbar werden, der Himmel Kräfte werden sich bewegen. Weltkörper, die bisher feststanden, Firsterne, werden in Bewegung, und auch das ungeheure Meer und die Wasserwogen werden in großen Aufruhr kommen. Das sind dann Zeichen, daß der König bald kommen wird, es sind Zeichen, die seiner Wiederkunft vorangehen. Denn er ist nicht blos der König über die Erde und die Menschen, sondern über die Welten und Weltkörper.

Wenn's dann diese majestätischen Veränderungen an Sonne, Mond und Sternen und am Meere giebt, dann werden die Menschen auf Erden zagen, sie wissen nicht, was das geben soll, daß

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