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Nun will aber Gott doch nicht, daß diese verloren gehen, er will nicht, daß sie schlafend und geistlich tot in den ewigen Tod gehen. Was thut also der König des Reiches mit seinen für die Erde oft sehr fleißigen, aber für das Himmelreich müßigen Unterthanen? Er geht aus, er geht zu allen Tageszeiten aus, und faßt sie an, und treibt sie an, in seinem Weinberg, in seiner Kirche, in seinem Reiche zu arbeiten.

Manche faßt er früher an, so daß sie schon in ihrer Kindheit zu einer lebendigen Erkenntnis ihres Heilandes und Königs Jesu Christi kommen und mit Ernst und Eifer nach dem Himmelreiche trachten. Und die ihn frühe suchen, die sollen ihn frühe finden, das hat eine besondere Verheißung, einen besonderen Segen. Glückliche Menschen, die schon am Morgen ihres Lebens, die schon in ihrer Kindheit von dem Herrn Jesu Christo ergriffen werden uud ihm mit freudigem Bewußtsein leben und dienen. Ein Kind, das einen Zug, eine Liebe zu Jesu, einen Zug zum Himmel und zur Ewigkeit hat, ist ein wandelndes Heiligthum Gottes.

Andere faffet der Herr um die dritte Stunde, im Jünglingsalter, an. Es giebt Beispiele genug, daß Jünglinge und Jungfrauen plöglich auf ihrem Lebenswege stille standen, nachdenklich wurden und sich fragten: Wo geht's mit dir hin? Wie wäre es mit dir, wenn du heute stürbest, würdest du auch selig sterben? Es giebt Beispiele genug, daß Jünglinge und Jungfrauen mitten. im Taumel der Vergnügungen erschraken und sich fagten: So, wie bisher, darfst du nicht fortwandeln, du mußt ein andrer Mensch werden!

Wieder andere bringt der treue und gnädige König am Mittage ihres Lebens, in ihrem Mannesalter, durch irgend ein Schicksal, durch eine Krankheit, durch den Tod eines Kindes oder eines Gatten zum Stillstand oder zur Besinnung, daß sie anfangen, um ihre Seligkeit besorgt zu werden, und sich nun dem Könige Jesu Christo zum Dienste und zur Arbeit hingeben. Schicksale und Unglücksschläge sind ein Hauptmittel, durch welches der Heiland seine schlafenden Kinder weckt, seine für das Himmelreich müßigen Unterthanen zu seinem Dienste treibt.

Aber auch dabei läßt es der gnädige Hausvater nicht bewenden. Er geht auch um die neunte Stunde (nachmittags um 3 oder 4 Uhr) noch aus, er weckt und ruft auch noch manche, die schon den Mittag ihres Lebens überschritten haben und schon dem Greisenalter entgegengehen. Er ist gekommen, zu suchen und selig zu machen das Verlorene. Und wo er schlafende, geistlich

tote, für den Himmel müßige Alte sieht, da ruft, rüttelt und weckt er auch noch einmal an ihnen, ob sie seinen Ruf verstehen und von dem Weltmarkte hinweg, in sein stilles Kreuz- und Friedensreich gehen, und darinnen noch um das ewige Leben kämpfen und arbeiten wollten.

Ja, noch mehr, in der elften Stunde, unmittelbar vor Abend, unmittelbar vor dem Tode, richtet der rettende Hausvater noch an manchen seinen Ruf. Er läßt ihn auf dem Sterbebette noch durch einen schweren, langen Kampf und viele Noth gehen, er sendet ihm da noch sein Wort und läßt ihm sagen: Kehre dich von Herzen zu Jesu, so wirst du leben. Was hast du dein ganzes Leben lang dir selbst und der Welt und anderen Göttern gedient, und haft für das Himmelreich müßig gestanden? Jegt, in der lezten Stunde, bekehre dich noch!

Das alles thut der Herr zwei- oder dreimal, daß er eine Seele herumhole vom Wege des Verderbens und erleuchte sie mit dem Lichte der Lebendigen. Ich bin überzeugt: Kein Mensch, der einmal getauft und in Gottes Wort unterrichtet worden war, kein Mensch, der auf diese Weise zum erstenmal zum Himmelreich berufen worden war, kein solcher Mensch wird sterben, ohne daß ihn der Heiland wenigstens zwei bis dreimal oder noch öfter angefaßt und ihm zugerufen hat: Bekehre dich, lebe nicht der Welt und dir selbst, lebe Gotte in Christo Jesu, und sei nicht müßig, sondern sei thätig für das Himmelreich! Wer einmal überhaupt zum Himmelreich berufen worden ist, den beruft der Heiland nachher auch wiederholt zur Arbeit in seinem Reiche. Die nächste und beste Arbeit in Jesu Reich ist aber die am eignen Herzen. Wo diese Arbeit getrieben wird, da findet sich nachher die weitere Arbeit in Jesu Dienst und Reich von selbst.

An Gottes Rufen und Berufen hat's bei keinem gefehlt. Aber daran fehlt's gewöhnlich, daß der Mensch auf Gottes Rufen, Locken, Warnen, Wecken und Schrecken hört und folgt. Als berufen zu den Stufen vor des Lammes Thron, will ich eilen, das Verweilen bringt oft um den Lohn. Wer auch läuft, und läuft nicht recht, der versäumt sein Kronenrecht. Was dahinten, das mag schwinden; ich will nichts davon! Amen.

18.

Predigt am zweiten Sonntage vor den Haften.

(Sexagesimae.)

Ach Herr, der du das Leben bist, du allein kannst Leben geben, du allein kannst deinem Worte Kraft geben, du allein kannst die Herzen bewegen und aufthun. O laß dich erbitten und hilf, daß heute dein Wort nicht vergeblich gepredigt werde! Amen.

Tert: Ev. Luc. 8, 4-15.

Da nun viel Volks bei einander war, und aus den Städten zu ihm eileten, sprach er durch ein Gleichnis: Es ging ein Säemann aus zu säen seinen Samen, und indem er säete, fiel etliches an den Weg, und ward vertreten, und die Vögel unter dem Himmel fraßen es auf. Und etliches fiel auf den Fels; und da es aufging, verdorrete es, darum, daß es nicht Saft hatte. Und etliches fiel mitten unter die Dornen; und die Dornen gingen mit auf und erstickten es. Und etliches fiel auf ein gutes Land; und es ging auf, und trug hundertfältige Frucht. Da er das sagte, rief er: Wer Ohren hat zu hören, der höre! Es fragten ihn aber seine Jünger und sprachen, was dieses Gleichnis wäre? Er aber sprach: Euch ist es gegeben, zu wissen das Geheimnis des Reiches Gottes; den andern aber in Gleichnissen, daß sie es nicht sehen, ob sie es schon sehen, und nicht verstehen, ob sie es schon hören. Das ist aber das Gleichnis: Der Same ist das Wort Gottes. Die aber an dem Wege find, das sind, die es hören; danach kommt der Teufel und nimmt das Wort von ihrem Herzen, auf daß sie nicht glauben und selig werden. Die aber auf dem Fels, sind die, wenn sie es hören, nehmen sie das Wort mit Freuden an; und die haben nicht Wurzel, eine Zeit lang glauben sie, und zu der Zeit der Anfechtung fallen sie ab. Das aber unter die Dornen fiel, sind die, so es hören, und gehen hin unter den Sorgen, Neichthum und Wohllust dieses Lebens, und ersticken und bringen keine Frucht, Das aber auf dem guten Lande, find die das Wort hören und behalten in einem feinen guten Herzen, und bringen

Frucht in Geduld.

Geliebte in dem Herrn! In unserm Großherzogthum Heffen giebt es manche Strecken Landes, die sind noch ungebaut; es geht kein Pflug darüber, wird also auch kein Same hinein gestreut, sie sind auch nicht Wiesen, sind auch nicht Wald, sondern unkultivirte und darum wüste Strecken Landes. Vielleicht ist der Boden so beschaffen, so felsig oder thonig, daß er sich nicht bebauen läßt. Und doch, ich glaube, daß von den Strecken, die ich im Sinne habe, sich manche bebauen ließe, wenn nur Kosten und Mühe, Fleiß und Schweiß daran gewendet würden, wenn die Menschen in der erforderlichen Zahl und mit der erforderlichen Ausdauer sich daran machten. Und was für einen Ertrag könnten dieselben dann liefern!

Ja, es liegen in unserm Lande noch manche Flächen unbebaut und wüste. Noch", sage ich, liegen sie wüste. Wer weiß aber,

ob es nicht einmal eine Zeit gab, wo sie kultivirtes Land waren? Wer weiß, ob sie nicht früher einmal Frucht trugen und wieder wüste geworden sind? O wie viele Länderstrecken und Gegenden giebt es auf Erden, die waren einmal blühend und gesegnet, wie ein Garten Gottes, sind aber nachher zu Wüsteneien geworden. Auch in unserm Hessenlande wird sich manches Stück finden, das jezt eine Einöde ist und früher ein Bild des Lebens war. Es ist gewiß wahr: Wüste Länderstrecken und Gegenden können ein blühendes Gefilde werden; aber auch umgekehrt: blühende Gefilde können zu Wüsteneien werden.

Nach dieser Einleitung laffet uns betrachten

Das Gleichnis vom Säemann.

Wir reden zuerst von zweierlei Land, und dann von viererlei Land. I. Von zweierlei Land. Vom Lande, vom Bebauen des Landes, vom Säen, vom Unfruchtbarsein und vom Fruchtbringen redet der Sohn Gottes in unserm heutigen Terte. Er versteht unter dem Lande die Menschen, unter dem Samen das Wort Gottes. Von wie vielerlei Land redet aber der Herr? Ihr werdet sagen: von viererlei. Nein, sage ich, er redet zunächst von zweierlei Land und zweierlei Menschen. Von den einen spricht er durch Reden, von den andern redet er durch Schweigen.

Der Herr theilt alles Land ein in gebautes und ungebautes Land, und er theilt alle Menschen ein in solche, die Gottes Wort hören, und solche, die es nicht hören. Die es nicht hören, die das Wort Gottes nie gehört haben, oder die es nicht mehr hören, die sind das wüste Land, das keinen Ertrag liefert und keinen Ertrag liefern kann; das sind die Menschen, die keine Frucht und keine Garben in die Scheunen des ewigen Lebens bringen, von welchen für die Ewigkeit nichts zu hoffen ist.

Der Heiland redet im Säemannsgleichnis vom Reiche Gottes, er legt das Geheimnis des Himmelreiches, seine Entstehung und Entwicklung in dem Gleichnis von dem mancherlei Lande dar. Aber, sagt er, für's Himmelreich ist von denen, welche Gottes Wort gar nicht hören, nichts zu hoffen; von ihnen kann beim Himmelreich gar keine Rede sein.

Also theilt der Herr das Land und die Menschen in zwei Klaffen ein: bebautes und unbebautes Land, Menschen, die Gottes Wort hören und die es nicht hören.

Giebt es nun in unserm Hessenlande auch Menschen, die Gottes Wort gar nicht hören? Giebt es vielleicht ganze Gemeinden und Gegenden, die es nicht oder nicht mehr hören? Nun so werdet

ihr's erleben, erleben oder erfahren werdet ihr's, hier auf Erden, oder in der Ewigkeit, so gewiß Gott lebet: solche Menschen und Gemeinden werden verwildern, Zügellosigkeit, Leidenschaften und Laster werden ihr Glück, ihren Frieden und Wohlstand verzehren und verschlingen, ihre Gegend wird zur Wüste und Einöde werden. Wer Gottes Wort und Willen, Gottes Drohungen und Verheißungen nicht mehr hört, wer Gottes Rath und Rechte, Gottes Wege und Gerichte nicht mehr kennt, der verwildert, erst innerlich, dann auch äußerlich, mag es nun ein einzelner, oder mögen es Gemeinden, Gegenden und Völker sein. Wer Gottes Wort nicht mehr hört, der verwildert, das ist auch ein Naturgesez, und ist gewisser, als alle Naturgesetze. Denn die Naturgeseze kann Gott abändern; aber dieses Gesetz seiner Heiligkeit, Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit kann Gott nicht abändern, ohne sein eigenes Wesen, ohne seine Gottheit aufzugeben.

Wie manche blühende Haushaltung, wie manche blühende Gemeinde ist zerrüttet worden, ist in sittlichen' Verfall und in Vermögensverfall gerathen! Wann und womit hat der Verfall be= gonnen? Damit, daß sich die Familie, daß sich die Gemeinde von Gottes Wort abwendete. Selbst Völker sind schon verkommen und verwildert. Und womit hat die Verwilderung den Anfang ge= macht? Damit, daß das Volk Gottes Wort und Willen verachtete und nicht mehr hörte.

Meine Lieben, Gott der Herr regiert die Welt und richtet die Welt. Es ist eine große Blindheit, wenn die Menschen und Völker meinen, sie regierten sich selbst. Ja, sie können vieles, vieles thun nach ihrem Sinne und ihren Gedanken. Aber wohin die Menschen und Völker gehen, wohin sie all ihr Thun und Treiben führt, das wissen sie nicht, das weiß allein Gott der Herr, und das macht allein Gott der Herr. Und hier, in diesem Buche (Bibel) stehen die Wege Gottes, und die Zeugnisse und der Wille und der Rath und die Warnungen und die Drohungen und die Verheißungen und die Gerichte Gottes. So, wie es hier ge= schrieben steht, so geht's doch im Grunde in der Welt, so geht's auch am Ende der Menschen, am Ende der Völker und am Ende der Welt. So, wie in diesem Buche geschrieben steht, so verfährt Gott mit den Leuten.

Also muß ich stets wieder hören die Regeln und Rechte Gottes, muß mich stets bekannt machen mit dem Maßstabe, mit dem mich der Herr misset, mit den Bedingungen, unter welchen er mich segnen und glücklich machen will, und mit den Bedingungen, unter welchen ich Fluch und Unglück haben werde. Also muß

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