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des wirklichen Gottes war, ein Mann, vornehm, reich und mächtig. Er war so eine Art von einem königlichen Minister. Zugleich war er ein denkender Mann, der den Dingen auf den Grund zu gehen suchte. Aber alles, was er war und was er hatte, befriedigte ihn nicht, er war nicht glücklich. Er hatte in seinem Herzen ein ungestilltes Sehnen, ein Sehnen nach Erkenntnis von Grund und Ursprung aller Dinge, ein Sehnen nach dem lebendigen Gott. Auch sonst hatte er keinen Frieden. Daß ihm die Götter seines Volkes keinen Frieden gaben, daß sie ihm überhaupt nichts geben konnten, das erkannte er. Indessen mit allem Denken und Forschen konnte er Gott nicht finden, und niemand in seinem ganzen Volke konnte ihm Gott zeigen, niemand konnte ihn Gott erkennen lehren.

Nun hatte er gehört, daß in weiter Ferne ein Volk wohne, welches eine Offenbarung des wirklichen Gottes habe, welches also den Schöpfer Himmels und der Erde wirklich kenne. Was thut er? Der Weg dahin war sehr weit und sehr beschwerlich und sehr gefährlich. Allein wenn sich das Herz nach dem lebendigen Gott sehnt, dann ist's ihm bis an der Welt Ende nicht zu weit, um nur seine Unruhe zu stillen. Also beschließt er: Ich will die weite Reise unternehmen. Freunde und Bekannte warnen ihn vor der Gefahr. Sein Weib weint und spricht: Da kehrst du wohl nie wieder zurück. Viele auch schelten ihn einen Thoren, einen unruhigen Kopf. Aber sein Sehnen nach Gott ist stärker, als alle Hindernisse. Er läßt die Pferde anschirren und anspannen, nimmt Abschied von Weib und Kind, von Vorgesezten und Untergebenen, und begiebt sich auf die lebensgefährliche Reise.

Die Engel Gottes behüten ihn unterwegs, und er kommt glücklich in Jerusalem an. Seine Seele brennt vor Verlangen, in dieser Stadt des Offenbarungsvolkes und in ihrem Tempel nun endlich den wirklichen Gott zu finden, zu erkennen und anzubeten. Mit heiligen Schauern tritt er in den Tempel. Da sind am hohen Osterfeste unzählige Anbeter. Es schwärmt und schwägt und summt und schwirrt in diesem Haufen von Anbetern, daß wenig wahre Andacht an ihnen zu bemerken ist.

Der liebe Heide betrachtet alles mit tiefer Ehrfurcht. Er sieht den Hohenpriester, er sieht um ihn eine Menge Priester und Priestergehilfen oder Leviten. Er sieht die Pracht des Tempels, er sieht die Altäre, er sieht auch opfern. Aber er sieht Gott nicht, nicht außer den Menschen und nicht in den Menschen. Er findet sich sehr enttäuscht und fängt an zu denken: Die Reise war vergeblich!

So geht er noch manchen Tag in den Tempel und sieht immer dasselbe Getümmel von sogenannten Anbetern, er sieht auch

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den Opfer- und Versöhnungsdienst. Aber er sieht Gott nicht, keine Spur von Gott. Dort hinten im Allerheiligsten", sagen ihm die Leute, wohnt und thront Gott der Herr. Aber da darf niemand hinein außer einem einzigen." Da geht er am achten Tage betrübt fort und seufzt: Auch hier ist Gott nicht zu finden! Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott; wann werde ich dahin kommen, daß ich Gottes Angesicht schaue! Niedergeschlagen begiebt er sich auf die Heimreise. Doch vorher kauft er sich in Je= rusalem noch ein Buch, eine von den heiligen Schriften des Offenbarungsvolkes. Vielleicht, denkt er, finde ich darin mehr, als ich im Tempel gefunden habe, vielleicht kann ich darin noch über den wirklichen Gott Aufschluß erhalten.

Zwei Tage später fährt auf einer Straße eines angrenzenden Landes ein zweispänniger Wagen. Auf demselben sizen zwei schwarze Männer, vorne der Diener, der die Rosse lenkt, weiter zurück der Herr. Er hat ein Buch in der Hand und liest unter dem Fahren. Auf einmal kommt ein dritter auf einem Seitenwege daher gelaufen, ein geringer Mann, der aber Gott kennt. Vor drei Tagen hatte der Herr seinen Engel zu ihm gesandt und ihm sagen lassen, er solle auf die Landstraße in dieser Gegend gehen. Warum? Das wußte er nicht, das hatte ihm der Engel nicht gesagt.

Philippus (so hieß der Mann) ging also in diese Gegend. Wie er nun so da hinausgeht, sieht er in einiger Entfernung einen Wagen fahren und auf dem Wagen den einen von zwei Männern in sein Buch vertieft. Das weckte ein Interesse an dem Mann. Zugleich spricht eine innere Stimme (es war der Heilige Geist) zu ihm: Mache dich zu diesem Wagen! Sofort ist es ihm gewiß: Um dessen willen hatte dich der Engel des Herrn hierher gewiesen. Und der Mann läuft, um den Wagen noch zu erreichen. Da die Pferde langsam gehen, gelingt's ihm auch bald.

Als er hinzugekommen war, ging er eine Zeit lang neben dem Wagen her. Da bemerkte er, daß der Leser, in sein Buch versunken, etwas vor sich hin murmelte. Er horchte, und wollte doch wissen, was der Mann las. Da hörte er ihn murmeln: „Er ist wie ein Schaf zur Schlachtbank geführt, und still, wie ein Lamm vor seinem Scherer, also hat er seinen Mund nicht aufgethan. In seiner Niedrigkeit ist sein Gericht erhaben. Wer wird aber seines Lebens Länge ausreden? Denn sein Leben ist von der Erde weggenommen."

Als Philippus diese Worte hörte, hüpfte sein Herz vor Freude. Er erkannte sie sogleich, sie waren aus dem Propheten Jesaja. Der Mann aber auf dem Wagen fängt wieder an: „Er ist wie ein

Schaf zur Schlachtbank geführt." Dann schweigt er, denkt nach, schüttelt den Kopf, - er bringt's nicht heraus. Und wieder fängt er an und murmelt: „Still, wie ein Lamm vor seinem Scherer, also hat er seinen Mund nicht aufgethan." Er zerbricht sich den Kopf, was das sei; aber vergeblich. Da blickt er einmal von seinem Buch in die Höhe, und nun sieht er den Mann neben dem Wagen hergehen. Und dieser, wie er sich angeblickt sieht, richtet ohne Umstände die Frage an den Fahrenden: Verstehst du auch, was du liesest?

Das hätte der vornehme Mann sehr übel nehmen können. Was ging's den Fremden an, ob er verstand, was er las, oder ob er's nicht verstand! Wer gab jenem das Recht, ihn darüber зи fragen! Unverschämter Mensch! hätte er antworten können. Fahr' zu, Knecht, daß wir den frechen Menschen los werden! so konnte er sagen.

Ja, so wäre es natürlich gewesen. Aber unser lieber Reisender hatte einen andern Sinn. Denn der Hunger und Durst nach dem Lebendigen Gott macht auch demüthig und kindlich einfältig. Nein, er nahm die Frage des Fremden durchaus nicht übel, sondern antwortete: Wie kann ich's verstehen, wenn mich nicht jemand anleitet!

Ganz recht, meine Lieben. Von Gott, von der Offenbarung Gottes, von Jesu können wir rein nichts wissen, ohne das Wort Gottes. Aber das Wort Gottes selbst verstehen wir nur, wenn es uns jemand sagt und auslegt, der es selbst an seinem Herzen erfahren hat. So hat es Gott geordnet. Das gedruckte Gotteswort kann zwar jeder besißen oder sich kaufen. Aber das Verständnis davon soll sich von einem auf den andern fortpflanzen und forterben. Also sagte der Reisende zu dem Fremden: Ach komm', seze dich zu mir und fahre mit! Und der Wagen hielt, und Philippus stieg auf und setzte sich neben den andern, der Weiße neben den Schwarzen, der Arme neben den Reichen, der Geringe neben den Vornehmen. So fuhren sie dahin.

Als die zwei Männer, die einander gänzlich fremd waren, auf einem Sit neben einander saßen, fing der Herr des Wagens alsbald von dem an, was sein Herz bewegte. Ich bitte dich, fagte er, von wem spricht denn eigentlich der Prophet das: „Er ist wie ein Schaf, zur Schlachtbank geführt, und still, wie ein Lamm vor seinem Scherer, also hat er seinen Mund nicht aufgethan"? Ist denn der Jesaja zur Schlachtbank geführt worden? Oder von wem spricht er?

Nun war Philippus in seinem Elemente. Nun sagte er ihm:

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Das ist Jesus; von ihm hat Jesaja schon vor mehr als 800 Jahren geweissagt und geschrieben. Und nun erzählt er ihm, wie diese Weissagung in Erfüllung gegangen ist, er erzählt ihm, wer dieser Jesus ist. Die ganze heilige Geschichte erzählt er dem Manne. Er sagt ihm von Jesu ewiger Gottheit und seiner Menschwerdung, von seinem Leiden und seinem Versöhnungstode. Da malte er ihm das erwürgte, geduldige Lamm Gottes so deutlich vor die Augen, daß der treuherzige Heide seinen Heiland und Hirten wie leibhaftig vor Augen sah. Denn der Heilige Geist, der früher sein Sehnen geweckt hatte, der that ihm nun auch Herz und Augen unter dem Zuhören auf, daß er Jesum Christum mit Sehnsucht und Liebe umschlang. Philippus erzählte ihm aber weiter noch von Christi Auferstehung und Himmelfahrt, und auch von der Einsegung des heiligen Abendmahles und von der heiligen Taufe. Kurz, er unterweist ihn, zwar summarisch, aber voll Geist und Leben, in der ewigen Wahrheit. Ungefähr das, was in unserm kleinen Katechismus Luthers enthalten ist, theilte er dem lieben Heiden in den zwei bis drei Stunden mit, welche er mit ihm fuhr.

Staunend hörte der Reisende zu. Kein Wort ließ er auf die Erde fallen. Mit wahrem Heißhunger verschlang er jedes Wort des Fremden. Und als sie im Fahren an ein Bächlein kamen, da sagte er mit himmlischer Sehnsucht: Ach, da ist ja Waffer! Kann ich denn nicht getauft und in die Lebensgemeinschaft mit dem Herrn Jesu gebracht werden?

Wenn du von ganzem Herzen glaubst, so mag es wohl sein! antwortete ihm Philippus. Ach ja, ich glaube, daß Jesus der Christus, daß er Gottes Sohn ist!

Das war sein Glaubensbekenntnis, welches heiß und voll aus seinem Herzen quoll. Und darin liegt alles.

Zum zweitenmal hielt der Wagen. Die zwei Männer stiegen herunter in das Wasser, und Philippus taufte den vornehmen kindlichen Mann in die Gemeinschaft des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes hinein.

Ich zweifle nicht, daß die Engel Gottes gejubelt haben über diesen Anblick.

Unversehens war Philippus verschwunden. Der Getaufte aber zog nun seine Straße fröhlich. Denn nun war er nicht mehr gott-los, sondern er hatte den wirklichen Gott, er hatte Gottes Herz gefunden und erkannt in Christo Jesu, und stand nun in einer thatsächlichen Lebensgemeinschaft mit ihm, wie der Rebe mit dem Weinstock. Nun war er ein glücklicher Mann! Amen.

24.

Predigt am fünften Sonntage in den Faften.

(Judica.)

O Herr, du Gott des Friedens, gieb uns deinen Frieden, mache uns zu Friedenskindern. Mache uns durch den Heiligen Geist still und gelassen, mache uns klein und demüthig, damit du bei uns herrlich und groß seiest. Flöße uns doch einen Zug zu dir, eine wirkliche Liebe zu dir in's Herz. Hilf, daß wir glauben an den Namen des Sohnes Gottes! Amen.

Text: Ev. Johs. 8, 46-59.

Welcher unter euch kann mich einer Sünde zeihen? So ich euch aber die Wahrheit sage, warum glaubet ihr mir nicht? Wer von Gott ist, der höret Gottes Wort: darum höret ihr nicht, denn ihr seid nicht von Gott. Da antworteten die Juden und sprachen zu ihm: Sagen wir nicht recht, daß du ein Samariter bist und haft den Teufel? Jesus antwortete: Ich habe keinen Teufel, sondern ich ehre meinen Bater, und ihr unehret mich. Ich suche nicht meine Ehre; es ist aber einer, der sie suchet und richtet. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: So jemand mein Wort wird halten, der wird den Tod nicht sehen ewiglich. Da sprachen die Juden zu ihm: Nun erkennen wir, daß du den Teufel haft. Abraham ist gestorben, und die Propheten, und du sprichst: So jemand mein Wort hält, der wird den Tod nicht schmecken ewiglich. Bist du mehr, denn unser Vater Abraham, welcher gestorben ist? und die Propheten sind gestorben. Was machst du aus dir selbst? Jesus antwortete: So ich mich selbst ehre, so ist meine Ehre nichts. Es ist aber mein Vater, der mich ehret, welchen ihr sprechet, er sei euer Gott, und kennet ihn nicht; aber ich kenne ihn. Und so ich würde sagen: Ich kenne ihn nicht, so würde ich ein Lügner, gleichwie ihr seid. Aber ich kenne ihn, und halte sein Wort. Abraham, euer Bater, ward froh, daß er meinen Tag sehen sollte; und er sahe ihn und freuete sich. Da sprachen die Juden zu ihm: Du bist noch nicht fünfzig Jahre alt, und hast Abraham gesehen? Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe denn Abraham ward, bin ich. Da hoben fie Steine auf, daß fie auf ihn würfen. Aber Jesus verbarg sich, und ging zum Tempel hinaus, mitten durch sie hinstreichend.

Geliebte in dem Herrn! Ihr kennt doch die Geschichte von der Ehebrecherin. Ich meine nicht eine Geschichte von heute. Denn von Ehebruch ist jezt die Welt voll. Aber wer straft ihn? Wer verurtheilt ihn?! Lar und leicht sind die Ansichten der jeßigen Welt, und auch der jeßigen Christenheit über den Ehebruch. Es ist damit grade, wie mit dem Eide. Wenn bei einer Geschworenengerichtssigung fünf Meineide vorkommen, dann muß man wohl erschrecken und fragen: Wohin soll das führen?! Die Eheschließung ist auch ein Eid, und der Ehebruch ist auch ein Eidbruch. Meine Lieben, unsre Zeit nimmt's damit nicht so genau, und das nennt man freisinnig. Aber das ist eine Freisinnigkeit zum Beweinen.

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