ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

Himmel und Erde beben und in Bewegung sind; nichts ist fest, alles droht unterzugehen. Da werden die Menschen vor Furcht nichts effen und trinken können, und viele werden verschmachten, vor Angst, was nun kommen werde. Dann wird ihnen einfallen, was sie einmal aus Gottes Wort vom jüngsten oder lezten Tage dieser gegenwärtigen Welt gehört hatten. Und alsdann werden sie sehen des Menschen Sohn kommen in der Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit. Denn er kommt dann als König Himmels und der Erde. Jedermann wird dann gleich sehen: Sein ist das Reich, sein ist die Kraft, er besißt und beherrscht auch des Himmels Kräfte, und sein ist die Herrlichkeit.

Also auf diese Weise wird er sein Wort halten und erfüllen. Und damit wir ja nicht daran zweifeln, daß er sein Wort hält, sezt er hinzu: Dieses Geschlecht, das Volk der Juden, wird nicht vergehen, bis das alles geschehen wird. Und wirklich, während alle anderen Völker der damaligen und der früheren Zeit untergegangen sind, hat sich das Volk der Juden bis heute erhalten, obschon es kein Land, keine eigne Obrigkeit, keine Priester und keinen Versöhnungsdienst mehr besigt. Und unter sein Wort drückt er noch das Siegel: Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.

1

Also, meine Lieben, stehen Jesu Worte fester, als die Erde, und fester, als der Himmel. Die Erde bebt und wird untergehen, der Himmel wird wanken, in Bewegung kommen und vergehen, aber Jesu Worte beben nicht und wanken nicht, sie werden geschehen und erfüllt werden. Und das glauben wir ihm; wir halten den Herrn Jesum nicht für einen Lügner, sondern für die Wahrheit selbst. Wenn er nun sein Wort hält,

III. wie sollen wir uns denn danach richten? Vor allen Dingen müssen wir zu seinen Freunden, Jüngern und Kindern gehören, nicht aber zu seinen Widersachern und Feinden, dann giebt sich alles von selbst. Nicht zagen, wenn die Erde zu beben, der Himmel zu wanken anfängt, nicht den Kopf hängen lassen! Nicht voll Furcht und Angst sein! Nicht verschmachten vor Bangigkeit! Das wollen wir seinen Feinden überlassen. Sondern aufsehen und den Kopf in die Höhe heben voll kindlicher Zuversicht zu unserm König. Denn er ist ja nicht unser Feind, und wir sind nicht seine Feinde, sondern er ist unser König und Vater, und er kommt, uns zu erlösen von allem Kampfe, von allem Uebel. Und ob auch Himmel und Erde beben, und ob auch seine Feinde verzweifeln, für uns, die wir sein sind und treu bis in den Tod an ihm hängen, bringt Jesus nicht Untergang,

sondern ewige Errettung, „darum, daß sich eure Erlösung nahet". Auf seine Wiederkunft freuen wir uns darum, wie wir uns alle Jahre freuen, wenn die Bäume anfangen auszuschlagen und den nahen Frühling verkünden. Denn wenn unser Herr wieder kommt, dann geht der Unglücks- und Trübsalswinter auf dieser Erde für immer zu Grunde, und ein neuer, ewiger Frühling bricht an.

Nun fügt der Heiland aber noch eine Warnung hinzu: Der Tag wird plöglich kommen, wenn's fast niemand glaubt, er wird kommen wie ein Fallstrick über alle, die auf Erden wohnen. Darum seid auf eurer Hut und wachet, lasset euch ja nicht in die Luftbarkeiten der Welt, in Essereien und Trinkgelage ein, und hütet euch vor Nahrungssorgen! Dagegen seid allezeit bereit, vor dem Menschensohn zu erscheinen und vor seinem Angesicht zu stehen!

Auf diese Weise richten wir uns nach seinem Worte.

Das ist nun, meine Lieben, ein herrliches Evangelium. Die Wiederkunft des Heilandes ist die Sehnsucht aller lebendigen Gotteskinder. Ja, Himmel und Erde harren diesem größesten Weltereignis entgegen. Gott gebe uns seinen Geist, er gebe uns Del auf unsre Lampen, daß wir diesem Tage auch mit Freuden entgegensehen können! Amen.

3.

Predigt am dritten Sonntage des Advents.

Wie groß, wie angebetet ist dein Name, o Heiland Jesus Christ, wie theuer deinem Volke. Ja, dein Name ist uns heilig und theuer; aber wir bitten dich, wirke jetzt durch dein Wort und durch den Heiligen Geist, daß uns dein Name noch lieber und höher werde, ach, verkläre in dieser Stunde deinen Namen! Amen.

Tert: Ev. Matth. 11, 2-11.

Da aber Johannes im Gefängnis die Werke Christi hörete, sandte er seiner Jünger zween und ließ ihm sagen: Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir eines andern warten? Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Gehet hin und saget Johanni wieder, was ihr sehet und höret: die Blinden sehen und die Lahmen gehen, die Aussäßigen werden rein, und die Tauben hören, die Toten stehen auf, und den Armen wird das Evangelium gepredigt. Und selig ist, der sich nicht an mir ärgert. Da die hingingen, fing Jesus an zu reden zu dem Volke von Johanne: Was seid ihr hinausgegangen in die Wüste zu sehen? Wolltet

ihr ein Rohr sehen, das der Wind hin und her wehet? Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Wolltet ihr einen Menschen in weichen Kleidern sehen? Siehe, die da weiche Kleider tragen, sind in der Könige Häusern. Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Wolltet ihr einen Propheten sehen? Ja, ich sage euch, der auch mehr ist, denn ein Prophet. Denn dieser ist's, von dem geschrieben stehet: Siehe, ich sende meinen Engel vor dir her, der deinen Weg vor dir bereiten soll. Wahrlich, ich sage euch: Unter allen, die von Weibern geboren sind, ist nicht aufgekommen, der größer sei, denn Johannes der Täufer; der aber der kleinste ist im Himmelreich, ist größer, denn er.

Geliebte in dem Herrn! Man sagt zwar: „Es' geschieht nichts Neues unter der Sonne", und bis zu einem gewissen Grade ist das auch richtig. Aehnliche Ereignisse, wie die, welche in unsrer Zeit geschehen, ähnliche Bestrebungen, ähnliche Sitten und Gebräuche, ähnliche Moden, wie sie in unsrer Zeit vorkommen, sind auch früher schon dagewesen, und vielleicht schon mehr als einmal. Der Menschen Herz, der Menschen Dichten und Trachten ist beinahe von Anfang an dasselbe gewesen, wie es jetzt noch ist. Und Gott und Gottes Regierung der Welt und der Menschen sind auch zu allen Zeiten dieselben gewesen, die sie heute noch sind. Daher erklärt sich's, daß sich in der Weltgeschichte, im Menschenleben und in der Natur von Zeit zu Zeit die Dinge wiederholen. Darum wenn schlimme Dinge, schlimme Zeiten, böse Zustände, schlechte Sitten aufkommen, so tröstet sich mancher, indem er denkt: „ist alles schon dagewesen und ist auch wieder vorübergegangen, ist auch wieder besser geworden; es geschieht ja nichts Neues unter der Sonne".

Aber dieser Trost ist doch nicht ganz fest und zuverlässig. Denn es geschieht doch auch manches Neue unter der Sonne, und es ereignet sich doch auch manches, was noch nie dagewesen ist. So hat z. B. unsre Zeit manches Gute und Große, was, so lange die Erde steht (soviel wir wenigstens wissen), noch nie dagewesen ist, und was die Menschen der früheren Jahrhunderte und Jahrtausende nicht besessen haben. Bei einigem Nachdenken werdet ihr selbst leicht einiges der Art finden. Dagegen hat unsre Zeit auch vieles Bedenkliche, was noch nie dagewesen ist. Manche Leute meinen, die Weltgeschichte und der Weltlauf sei ein beständiger Kreislauf. Allerdings, wenn man einen kreisrunden Körper fort und fort dreht, dann kommen nach einiger Zeit dieselben Dinge wieder oben hin und zum Vorschein. So, meinen sie, drehe sich auch die ganze Natur und die ganze Menschengeschichte, und da kämen von Zeit zu Zeit dieselben Dinge wieder an die Reihe. Allein so ist doch Gottes Weltregierung nicht, und es sind von Zeit zu Zeit auch Dinge geschehen, die nie zuvor ge= schehen waren. Und Gottes Wort lehrt uns, daß auch in Zu

kunft noch Dinge geschehen werden, die bis jezt noch niemals vorgekommen sind.

Laßt uns heute einmal in eine Zeit und in Begebenheiten blicken, die nie zuvor dagewesen waren. Wir reden

Von den zwei größesten Menschen, die je gelebt haben, und betrachten sie, indem wir 1) eine Frage, 2) eine Antwort zur Sprache bringen.

I. Die Frage. Als Johannes der Täufer unschuldig im Gefängnis saß, gut verschlossen, tüchtig verwahrt, abgesperrt von der Welt, da durchdrang das ganze Land, ja die ganze damalige gebildete Welt die Kunde von einem merkwürdigen Manne, wie noch keiner gelebt, wie die Jahrhunderte und die Jahrtausende noch keinen gesehen hatten. Es war ein armer Mann aus einer armen Stadt, und er galt für eines Zimmermanns Sohn. Der durchzog das Land und verrichtete Thaten, wie sie noch nie ein Mensch gethan, Thaten, die nur Gott thun kann. Und nicht blos hier einmal und da einmal verrichtete er eine solche unerhörte That, sondern hundertweise vollbrachte er sie. Wo er ging und stand, schaltete und waltete er über die Natur wie ein Gott; es waren ihm unterthan die Engel und die Gewaltigen und die Kräfte.

Wie nun dieser Mann, von dem man bis zu seinem 30. Lebensjahre nichts gehört hatte, mit Thaten und Werken göttlicher Allmacht das Land durchzog, wie vornehmlich der Tod in allen seinen Gestalten vor ihm floh, da wurde das ganze Volk erregt, an allen Orten erzählte man von ihm, und man war gewiß: So ist noch kein Mensch auf Erden gewesen, so lange die Welt steht.

Ich kann mir von dem großen und allgemeinen Aufsehen, welches die Thaten des nazarenischen Mannes unter dem Volke und den Zeitgenossen hervorbrachten, einigermaßen eine Vorstellung machen. Ich habe einen Mann persönlich kennen gelernt, von dem wurde mir erzählt, daß er einen gewaltigen Geist des Gebetes habe, daß er etwas von apostolischem Wesen und eine innige Liebe zu dem Herrn Jesu Christo in sich trage. Es wurde mir weiter erzählt, dieser Mann habe einige Kranke durch das Gebet des Glaubens gesund gemacht, oder richtiger ausgedrückt: Gott habe diese Menschen auf sein Gebet hin plößlich gesund gemacht. Ob sich das wirklich so verhält, oder nicht, das lasse ich dahin gestellt. Aber die Leute in der Umgegend glaubten es allgemein, und der Mann erregte ein so außerordentliches Aufsehen, daß, wenn er in einen Ort kam, die Glocken geläutet wurden,

zu den Leuten Auch brachten Das ist nicht

und die Gemeinde zusammenkam und ihn in die Kirche führte. Hier mußte er, - obgleich er kein Geistlicher ist, reden, ihnen Gottes Wort sagen und auslegen. sie ihre Kranken, und er mußte über ihnen beten. in katholischen, sondern in evangelischen Orten, und zwar in sogenannten freisinnigen Gemeinden geschehen.

Nun kann man sich denken, was das für ein Aufsehen und einen Aufruhr im ganzen Lande gab, als Jesus, mit göttlicher Machtvollkommenheit ausgerüstet, als Herr der Welt, als Herr der Natur, als Herr über die Kräfte seine Thaten und Werke verrichtete. Das war etwas Neues, bis dahin noch nie Gehörtes, und darum war im ganzen Volke aller Mund voll von ihm.

Nun drang auch durch die Kerkermauern des armen gefangenen Johannes die Nachricht von den außerordentlichen Thaten des Mannes von Nazareth, ein Beweis, daß man allgemein von ihm sprach. Glaubt ihr auch, daß es einen Unterschied macht, wo und in welcher Lage jemand von Jesu und seinen Thaten hört? Wer sie in lustiger Gesellschaft hört, auf den wird solche Nachricht anders wirken, als auf den, der sie auf dem Krankenund Schmerzenslager einsam und verlassen hört. Wer im Glücke dieser Welt drinn ist, auf den wirkt die Botschaft von Jesu und seinen Thaten anders, als auf den, der tief im Unglück ist.

Johannes war tief im Unglück, unschuldig war er darin. Ruchlose Herzen und ruchlose Hände hatten ihn eingekerkert, und er sah dem Henkertode entgegen. Als nun durch seine dicken Kerkermauern und sein Eisengitter die Kunde drang: Der Mann aus Nazareth verrichtet wahre Wunder Gottes, gleich als sei er selbst Gott von Art und Macht, da hielt es der arme Gefangene nicht länger aus, er schickte zu dem nazarenischen Manne und ließ ihn fragen: Bist du, der da kommen soll? Oder sollen wir eines andern warten?

[ocr errors]

Wunderbare Frage! Bist du, der da kommen soll, nämlich vom Himmel? Der Adventskönig, Gott, geoffenbaret im Fleisch, Jehova, in Menschengestalt zu seinem Volke gekommen, bist du der? Es ist eine gewaltige Glaubensfrage. Ach, wie viele große und kleine Fragen tauchen in der Welt und unter den Menschen auf, aber an dieser Frage gehen sie immer vorüber. Das ist die Frage aller Fragen: Jesu, wer bist du eigentlich? Bist du ein Mensch wie andere Menschen? Oder bist du ein Prophet, von Gott mit Wundermacht ausgestattet? Oder bist du, der da kommen soll vom Himmel, der da war und der da ist und der da kommt und der da wieder kommt, der Allmächtige? Bist du der?

Romheld, Predigten.

2

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »