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Elend eurer Sünde gefühlt? Habt ihr schon einmal die Unseligkeit des Zustandes, keine Lebensgemeinschaft mit dem wirklichen und lebendigen Gotte zu haben, mit Thränen beklagt? Habt ihr schon einmal zu Gott gefeufzt und geschrieen, geschrieen nicht wegen allerlei Noth und Unglück, nein, geschrieen zu Gott: Ich will zu dir, mein Gott, ich will zu dir, ich will mit dir verbunden sein, ach, mein Herr und mein Gott, bringe mich aus dem unseligen Zustande, daß ich so von dir getrennt und los bin! -?

Das ist die Sünde, das Lossein von Gott. Aus ihr wachsen dann die Misse- Thaten, von denen der Herr in unserm Texte redet, die einzelnen Thatsünden in Gedanken, in Worten, in Werken. Dieser Thatsünden, welche aus der einen bösen Wurzel erwachsen, sind ein ganzes Heer. Aus dem bösen Herzen, das von Gotte los ist, kommen nun arge Gedanken und arge Thaten, Gedanken und Thaten des Mordes, Gedanken und Thaten des Ehebruchs und der Hurerei, Gedanken und Thaten der Dieberei, Lüge, Betrug, falsches Zeugnis, Fressen, Saufen, und wie sie alle heißen. Wo die giftige Wurzel steckt, da werden auch stets solche Thatsünden oder Misse-Thaten hervorwachsen. Und wenn sie der Mensch auch vor den Menschen verbirgt, der allwissende heilige Gott siehet sie, und er sieht die Wurzel dazu.

Darum rottet die Wurzel aus; das Lossein von Gott muß anders werden. Es hilft nichts, wenn man die Auswüchse ab= schneidet, die wachsen immer wieder nach. Es hilft nichts, wenn sich der Mensch Mühe giebt, brav, rechtschaffen und ehrbar zu Leben, fleißig, fittsam und tugendhaft zu sein. So lange die Wurzel, das Lossein von Gott, noch im Herzen steckt, ist das alles nur ein elendes Flickwerk und ein schöner Heuchelschein. Die Sünde im Herzen, daß wir von dem lebendigen Gotte getrennt, geschieden, los sind, daß wir Gott nicht lieben, sondern haffen, das ist die Wurzel. Und diese Sünde ist der Leute Verderben, ist auch unser ewiges Verderben. Wird die Sünde aus dem Herzen ausgerottet, dann nehmen die Missethaten von selbst ein Ende.

uns

Aber wie kommt die Wurzel aus dem Herzen? Das führt

II. auf die Tilgung unfrer Sünde und unsrer Misse-Thaten. Wenn schwere Wolken am Himmel sind, wenn viele Tage lang der Himmel grau und dunkel ist, was machen wir dann, damit die Wolken vergehen? Ja, was machen wir? Wir klagen und murren: Was ist das für ein Wetter! Alle Tage Wolken, alle

Tage Regen!" Und wenn wir recht murren, siehe, da gehen die Wolken gleich fort und der Himmel ist heiter? Ist's so? Ach nein! Von unserm Hadern und Murren wird nicht das kleinste Wölkchen vertrieben.

Und wenn dichte Nebel auf unsrer Gegend lagern, Tage und Wochen lang die Erde umhüllen und keinen Strahl der Sonne durchlaffen, was machen wir da, um den Nebel zu vertreiben? Ja, was machen wir da? Wir thun uns Mann für Mann, Dorf für Dorf, Land für Land zusammen, und treiben und jagen an dem Nebel, und siehe, er flieht und die Sonne kommt hervor. Ist es so? Ach nein! Von unserm ohnmächtigen Treiben und Jagen flieht nicht das kleinste Fleckchen Nebel.

Wenn die ganze Welt ihre Kunst und Macht zusammenthut, sie bringt keine Wolke und auch keinen Nebel weg, sie muß warten auf eine stärkere Hand und eine größere Macht. Und fiehe, der Herr, der Gott unsres Heils, spricht ein Wort und sendet einen Ostwind und giebt seiner Sonne Kraft, und in einem Nu find die schwärzesten Wolken fort, und sind die dichtesten Nebel geflohen, und in Gottes liebem, freundlichem Sonnenschein lacht die Erde.

Und das ist derselbe Gott unsres Heils, der da spricht: Jch, ich vertilge deine Missethat wie eine Wolke und deine Sünde wie den Nebel. Unser Gott thut, was wir nicht können. Er hat in Christo Jesu, unsrem theuren Heilande, unsre Sünde getilgt. Das theure Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, macht uns rein von aller Sünde. Gott ist gekommen und hat die Welt mit Goti versöhnet, hat unsre Handschrift, unsre Schuldurkunde mit dem Blute des Sohnes Gottes überstrichen und ausgelöscht, und hat damit zugleich die Macht der Sünde gebrochen.

Denn wenn mir nun die Sünde vergeben ist, dann kann sie mich nicht mehr verklagen. Ist mir die Sünde vergeben, ist mir die Schuld geschenkt, dann hab' ich keine Angst mehr vor Gott, dann hab' ich kein unruhiges Gewissen mehr Gotte gegenüber, dann hab' ich ein kindliches Herz gegen Gott, dann hab' ich einen kindlichen und offenen Zugang und Zutritt zu Gott, dann hab' ich Frieden mit Gott, dann steh' ich im Bunde eines guten Gewissens mit Gott, dann bin ich ein seliges Gotteskind. Und damit ist die Macht und das innerste Wesen der Sünde gebrochen.

Die Wolken und Nebel scheiden uns von der Sonne. Denn sie lassen uns die Sonne nicht sehen; sie hindern aber auch

die lieben, segnenden Sonnenstrahlen, uns zu bescheinen, sie sehen uns in Dunkel und trübselige Schatten. Und die Sünde scheidet uns von Gott, der urewigen Gnadensonne: Denn sie hindert uns, daß wir Gott nicht sehen und erkennen; die Sünde und die Missethaten halten aber auch die Licht- und Segensstrahlen Gottes ab, daß sie nicht in unser Herz fallen können. Die Sünde macht, daß wir in trübseligem Dunkel und Todesschatten wohnen, daß wir nur mit Unlust, Unfrieden und Mißtrauen an Gott und an den Tod denken können.

Aber: Ich, ich tilge deine Sünde und Missethat wie den Nebel und die Wolken, ich thue die Scheidewand hinweg, spricht der Herr. Und das hat er gethan, indem er unsre Schuld aus der Welt schaffte am Kreuze auf Golgatha durch den Tod und das Blut des heiligen Opferlammes Jesu Christi. Dadurch hat hat er die Scheidewand zwischen Gott und uns hinweggethan und hat die Gemeinschaft mit uns wieder angeknüpft. Am Kreuze auf Golgatha sehen wir die Gnadensonne in feurigem Glanze, dort erblicken wir Gott zwar als ein verzehrendes Feuer des Zornes über die Sünde, aber auch als ein hell strahlendes Feuer der Liebe zu uns Sündern. Reden wir noch

III. von unsrer Buße und Umkehr. Hat Jesus für alle die Gemeinschaft mit Gott wieder hergestellt? Hat er für alle die Sünde aus der Welt geschafft und die Missethaten getilgt? Ja! und Nein! Je nachdem wir's wollen und machen. Kehre dich zu mir, denn ich erlöse dich! so spricht der heilige Gott, und stellt uns damit die Bedingung, unter welcher auch unsre Sünde getilgt ist.

Kehret euch zu mir! Zu mir? Wer ist das? Denn ich erlöse dich, spricht er, und sagt uns damit, zu wem wir uns kehren müssen. Zu dem, der uns erlöset hat, zu unserm Herrn Jesu Christo.

Kehrt euch, meine Lieben, die ich so gerne alle selig sehen möchte, die der große Gott so gerne alle selig haben möchte, kehret euch zu Jesu! Ich sage euch: Kehret ihr euch von Herzen, ohne alle Hinter- und Nebengedanken zu Jesu, kehret ihr euch ganz aufrichtig und ohne jede Heuchelei zu Jesu, ihr werdet leben, eure Sünde kann euch dann nichts schaden. Denn Jch, ich tilge sie wie die Wolken und wie den Nebel, spricht er. Und er ist wahrhaftig und treu. Ich bin der Erste und bin der Lezte und außer mir ist kein Gott. Jch, ich bin der Herr, und außer mir ist kein Heiland. So hat er gesagt, und so ist's.

So lange ich bei euch bin, und so lange mir der Herr das Hirtenamt bei euch lässet, so lange wird das das Ziel alles meines Wirkens bei euch sein: Kehret euch zu dem, der euch erlöset hat, kehret euch zu Jesu! Lasset von der Sünde und lasset von der Missethat, lasset von der Augenluft und von der Fleischeslust und von der Weltlust und von dem hochfahrenden Wesen, von dem Hochhinauswollen, und kehrt euch zu Jesu. Ihr werdet's nicht bereuen. Denn Jesus allein macht die Menschen wirklich glücklich und ewig glücklich! Amen.

26.

Predigt am Busstage.

(Palmarum.)

Ach gedenke, Herr, der Sünden meiner Jugendjahre nicht, laß mich Gnade vor dir finden, geh' nicht mit mir in's Gericht. Alle Sünden, die uns reuen, willst du väterlich verzeihen. O so höre denn auch mich, meine Seele hofft auf dich! Amen.

Text: Psalm 1, 6*).

Denn der Herr kennet den Weg der Gerechten, aber der Gottlosen Weg vergehet.

Geliebte in dem Herrn! Wo stehen wir? Laßt uns dessen uns bewußt werden, wo wir stehen. Wir stehen in der Nähe des Kreuzeshügels, der Richtstätte, wo Gottes Sohn die Sünden der Welt büßte, die Schuld der Welt bezahlte. Wir stehen in der heiligen Marterwoche, wir sehen aus der Entfernung das Kreuz erhöht, wir sehen den heiligen Leib des Höchsten daran schweben, wir sehen ihn am Kreuze hängend sterben. Ach seht ihn, und prägt das Bild in euer Herz mit unauslöschlichen Zügen. So weit hat ihn seine Liebe zu uns, so weit hat ihn unsre Sünde gegen ihn gebracht.

Als der Hauptmann, der dabei stand, der Heide, das sah, als er diesen Tod, dieses Verscheiden sah, da konnte er den Anblick

*) Borgeschriebener Text.

nicht länger aushalten, da wurde es ihm heiß und kalt, er drehte sich herum und ging fort, tief betrübt. Voll Angst und Schmerz schlug er an seine Brust und sprach: Wahrhaftig, er war ein frommer Mensch, wahrhaftig, er war Gottes Sohn, und ich bin ein großer Sünder! Das war die Buße.

In der heiligen Charwoche feiern wir unsern evangelischen Landesbußtag. Brüder und Schwestern, stünde es in meiner Macht, ich würde euch allen, euch und euren Kindern, das Kreuzesbild unsres Herrn und Heilandes tief und unauslöschlich in das Herz hinein prägen. Es ist mein höchster Schat, mein höchstes Glück, mein höchster Trost, und ich weiß, wer mit diesem Bilde im Herzen lebt, und mit diesem Bilde im Herzen stirbt, der hat das unvergängliche Leben in sich; Tod, Gericht und Hölle können ihm nicht schaden.

Vom Kreuze unsres Herrn Jesu Christi geht die Buße aus. Dort sehe ich das furchtbare Unheil, welches meine Sünde anrichtet. Dort sehe ich, wie furchtbar Gott die Sünde straft. Dort sehe ich, wie unaussprechlich mich Gott der Vater geliebt hat, daß er selbst sein einziges Kind, seinen eingeborenen Sohn, in den Fluch und die Strafe der Sünde für mich dahin giebt. Dort sehe ich, wie unaussprechlich mich der Sohn Gottes geliebt hat, daß er bis zum Tode am Kreuz vom Himmel für mich herabsteigt. Wenn ich meinen Herrn am Kreuz verscheiden sehe, dann wird auch mir's heiß und kalt, und ich schlage an meine Brust und sage: Herr, so weit hat dich auch meine Sünde gebracht! Ach Herr, ich will von der Sünde, die solches Unheil anrichtet, ewig nichts mehr wissen. Herr Jesu, lehre mich meine Sünde erkennen. Herr, gieb mir eine rechtschaffene Buße zum Leben und hilf mir zu rechtschaffenen Früchten der Buße!

Vom Kreuze des Herrn Jesu geht die Buße aus. Darum feiern wir den evangelischen Landesbußtag in der Nähe seines Kreuzes oder in der Charwoche.

Der Herr kennet den Weg der Gerechten,
Aber der Gottlosen Weg vergehet.

Das ist unser vorgeschriebener Tert, das sei auch unser Thema.

I. Der Gottlosen Weg vergehet. Meine Brüder und Schwestern, ist ein Gott-loser unter uns? Laßt uns darüber Gewißheit erlangen. Ist ein Gott-loser unter uns? Was ist ein Gott - loser?

Früher galt es für den schwersten Vorwurf, für die schrecklichste Beschuldigung, für die größte Schande, wenn man von jemand sagte: Das ist ein gott-loser Mensch. Nun, um einen Vorwurf, um

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