ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Johannes glaubte das Lestere. Aber vor seinem Lebensende, ehe er den Kopf dem Henkerbeile neigte, wollte er völlige und unbezweifelte Gewißheit darüber haben, er wollte wissen, ob er im Glauben an Jesum selig sterben könne. Und darum schickte er zu ihm selbst und fragte bei ihm selbst. Von Jesu selbst wollte er Antwort, Bescheid und Gewißheit darüber haben, von keinem anderen.

Gehen wir weiter und hören.

II. die Antwort. Als die fragenden Boten zu dem großen Manne kamen, war er mitten in seiner Arbeit, und er konnte seine Antwort kurz machen. Thut die Augen auf, thut die Ohren auf, fehet und höret selbst, und was ihr selbst sehet und höret, das bringet dem gefangenen Johannes als Antwort zurück! Und was sahen und was hörten sie? Die Blinden sahen; die Lahmen gingen; die Ausfäßigen wurden rein; die Tauben hörten; die Toten standen auf; und den Armen wurde das Evangelium gepredigt, den Armen wurde das Himmelreich angeboten und geschenkt.

[ocr errors]

Das sahen, das hörten sie selbst, davon waren sie Augenund Ohrenzeugen. Ich muß gestehen, das war etwas ganz Neues unter der Sonne, denn es war alles das Umgekehrte von dem, was stets in der Welt gewesen war. In aller Welt sehen die Blinden nichts, und hier? Die Blinden fahen. Und was dabei noch besonders merkwürdig ist, die Sehenden waren blind, wie Jesus an einer anderen Stelle sagt. In aller Welt können die Lahmen nicht fort, und hier? Die Lahmen gingen. Die Tauben hören sonst nichts, und hier? Die Tauben

hörten. Die Ausfähigen waren sonst unheilbar, und hier? Die Ausfähigen wurden rein. Die Toten bleiben in aller Welt liegen, regungslos bleiben sie liegen, und hier? Die Toten

standen auf und wandelten. Und den Armen und Elenden, den Mühseligen und Beladenen, den geängsteten und beschwerten Herzen wurde das Evangelium gepredigt, und durch das Evange lium wurde ihnen das Himmelreich angeboten und geschenkt; aber an den Reichen, Hohen, Angesehenen und Einflußreichen ging das Himmelreich vorüber!

O, eine wunderbare Zeit, wo es so herging! Eine solche Zeit hatte die Welt noch nicht erlebt. Und wißt ihr, was das Wesentliche an allen diesen Thaten und Begebenheiten war? Wißt ihr, wie wir alles, was die Boten des Johannes sahen und hörten, in vier Worte zusammen fassen können? Blindheit ist der anfangende Tod, wer blind ist, bei dem ist ein Glied

des Leibes tot. Lahmheit ist ein Stück Tod. Taubheit ist ein Stück Tod. Aussat ist schon weit vorgeschrittener Tod. Armuth und Elend ist ein Stück Tod. Und der Tod derer, die wieder lebendig auferstanden, war der völlige Tod. Und das alles vertrieb Jesus. Jesus vertrieb den Tod; das find die vier Worte, in welche wir alles zusammenfassen können, was die fragenden Boten des Johannes sahen und hörten. Den Blinden, den Lahmen, den Tauben, den Aussäßigen, den Toten gab Jesus das zeitliche Leben wieder; den Armen und Elenden gab er das ewige Leben noch dazu.

Das war es, was die Abgesandten des Gefangenen sahen und hörten und worin sie Jesum von Nazareth mitten drinn antrafen. Sie sahen mit eignen Augen und hörten mit eignen Ohren, wie der Mann von Nazareth den Tod in allen seinen Gestalten vertrieb und das Leben schuf und gab. Und davon sprach er: Gehet hin und saget es dem schwergeprüften Dulder in seinem Rerfer!

Aber sie fahen nicht blos diese Thaten und Werke, sie sahen auch ihn, der sie verrichtete. Und in ihm sahen sie das wahrhaftige Leben und den Lebengeber in sichtbarer Gestalt vor sich, in leib-haftiger Person. Denn in ihm war das Leben. Das sahen die glücklichen Boten des Johannes, und das sollten sie ihm melden.

Das, meine Lieben, war eine Antwort durch die That, oder vielmehr durch eine Reihe von Thaten; und es war eine Antwort durch den Anblick der einzigen und höchsten Person, die je auf Erden gelebt hat. Aber der große Mann gab auch noch eine Antwort in Worten; denn er fügte hinzu: Und selig ist, wer sich nicht an mir ärgert. Selig ist, wer an meiner armen und niedrigen Erscheinung keinen Anstoß nimmt, sondern mich als das Leben und den Lebengeber erkennt; selig ist, wer an mich als den Quell des Lebens, als den Vertreiber des zeitlichen und ewigen Todes glaubt! Das sollten die Boten dem Johannes gleichfalls sagen.

Es ist kein Zweifel, als sie zu dem Gefangenen zurückkehrten und erzählten ihm: Wir haben das wahrhaftige Leben gesehen, er hat den Tod in allen Gestalten vertrieben, er hat nach allen Seiten hin das Leben gegeben, er hat gesagt: wer sich an mir nicht ärgert, der ist selig, -es ist kein Zweifel, als Johannes dies von Augen- und Ohrenzeugen hörte, da war er froh und glücklich in seinem Kerker, und er glaubte nun unzweifelhaft an Jesum als das erschienene Gottesleben. Und in dem Glauben an Jefum ist

er fest, muthig und froh durch Henkershand den Tod der Gerechten gestorben, und hat das unvergängliche, das ewige Leben von und in diesem nämlichen Jesus empfangen.

Meine Lieben, das ist mir eines der theuersten und kostbarsten Worte in der ganzen heiligen Schrift: Selig ist, wer sich an Jesu von Nazareth nicht ärgert! Wir wollen uns nicht an ihm ärgern, wir wollen keinen Anstoß an ihm nehmen, wenn auch die ganze Welt Anstoß an ihm nähme, sondern wir wollen an ihn glauben, von ganzem Herzen an ihn glauben denn wir wollen selig werden! Nicht wahr?

Daß dieser Jesus von Nazareth der größeste Mann ist, der je auf Erden gewandelt hat, das werdet ihr wohl glauben, denn dieser Mann ist zugleich das erschienene uranfängliche Leben, Gott von Gott geboren. Aber daß Johannes der Täufer der zweitgrößeste Mann war, der je auf Erden lebte, das wird euch schon zweifelhafter sein. Ich würde es auf eignes Urtheil hin und nach eigner Ansicht auch nicht behaupten; aber ich spreche es dem nach, den wir eben als den Allerhöchsten kennen gelernt haben. Dieser hat gesagt: Wahrlich, ich sage euch, unter allen, die von Weibern geboren sind, ist kein größerer aufgekommen, als Johannes der Täufer. Groß vor Gott, ewig und unvergänglich groß ist der Mensch, der zu dem Herrn Jesu Christo in einem nahen Verhältnisse steht: groß vor Gott und ewig groß ist der, welcher die Menschen zu dem Herrn Jesu Christo weis't und führt. Und das hat Johannes der Täufer gethan, wie kein anderer Mensch vor ihm und nach ihm, wie auch kein Prophet und kein Apostel, wie es auch kein Prophet und kein Apostel gekonnt hat. Nicht aus der Ferne, sondern ganz aus der Nähe, ganz direkt und unmittelbar hat er die Menschen zu Jesu hingewiesen; er hat ihnen den Heiland der Welt mit dem Finger gezeigt und ihnen gesagt: „Seht, ihr Leute, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt." Das hat kein Prophet und Apostel gethan und gekonnt, das hat unter allen Menschen Johannes allein gethan. Und darum war er mehr als ein Prophet, darum nennt ihn Gottes Wort den Engel des Herrn, und darum war er der zweitgrößeste Mann, der je auf Erden lebte.

noch ein unendlicher Denn jener ist der Licht der Welt und

Dabei versteht sich's von selbst, daß Abstand zwischen Jesu und Johannes ist. Herr, dieser ist sein Knecht, Jesus ist das strahlt im eignen göttlichen Glanze, Johannes aber glänzt in dem Lichte, welches von Jesu auf ihn fiel.

Meine Brüder und Schwestern! Ist Jesus der, der da kom

[ocr errors]

men sollte vom Himmel? Ja, gewiß! Oder sollten wir vielleicht doch eines anderen zu warten haben? Nein, nimmermehr! Nun denn, selig ist, wer sich an Jesu von Nazareth nicht ärgert! Amen.

4.

Predigt am vierten Sonntage des Advents.

Herr Gott, Vater, bereite in dieser Gnadenzeit unsere Herzen durch den Heiligen Geist und schmücke sie mit deinem Frieden, welcher über alle Vernunft ist, zu einer reinen Wohnung deines lieben Sohnes, damit wir ihn mit Freuden aufnehmen und in seiner seligen Gemeinschaft dich allezeit mit fröhlichem Munde rühmen und preisen mögen! Amen.

Text: Ev. Johs. 1, 19-28.

Und dies ist das Zeugnis Johannis, da die Juden sandten von Jerusalem Priester und Leviten, daß sie ihn fragten: Wer bist du? Und er bekannte und leugnete nicht; und er bekannte: Ich bin nicht Christus. Und sie fragten ihn: Was denn? Bist du Elias? Er sprach: Ich bin es nicht. Bist du ein Prophet? Und er antwortete: Nein. Da sprachen fie zu ihm: Was bist du denn? daß wir Antwort geben denen, die uns gesandt haben. Was sagst du von dir selbst? Er sprach: Ich bin eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Nichtet den Weg des Herrn; wie der Prophet Esaias gesagt hat. Und die gesandt waren, die waren von den Pharisäern, und fragten ihn und sprachen zu ihm: Warum taufest du denn, so du nicht Christus bist, noch Elias, noch ein Prophet? Johannes antwortete ihnen und sprach: Ich taufe mit Wasser; aber er ist mitten unter euch getreten, den ihr nicht kennet. Der ist's, der nach mir kommen wird, welcher vor mir gewesen ist, des ich nicht werth bin, daß ich seine Schuhriemen auflöse. Dies geschah zu Bethabara, jenseit des Jordans, da Johannes taufte.

Geliebte in dem Herrn! Von der Zeit, von der religiösen Bewegung und von den Zuständen, von welchen wir eben gelesen haben, können wir uns nur schwer einen Begriff machen. Ich will versuchen, euch ein Bild davon zu geben. Am vorigen Sonntag war schon von dem Wegbereiter des Allerhöchsten die Rede. Wir hörten von seinem entseßlichen Schicksale und hörten die Leichenrede, welche der Sohn Gottes seinem größesten Knechte gehalten hat, wir hörten das Zeugnis Jesu über Johannes den Täufer. Heute müssen wir noch einmal auf sein Wirken, auf sein Amt und seinen Beruf zurückgreifen. O dieser Johannes ist mir immer ein rührendes Bild, er ist wie eine Erscheinung aus einer anderen Welt, wie ein Stern, der eine kurze Zeit leuchtet, so lange kein

Licht am Himmel steht, und der dann, wann die Sonne kommt, bereitwillig Plaß macht und selbst die Sonne anbetet. Die Sonne aber ist Jesus Christus.

Dieser Mann hat doch auch gar nichts in dieser Welt ge= nossen, keine Erdenfreude, keine Lust, keinen guten Bissen, keinen stärkenden Trunk. Nichts hat er für sich begehrt, nichts für sich gehabt, nichts, gar nichts wollte er, als den Leuten Jesum zeigen, Jesum preisen, und dann sein Haupt auf den Richtpflock legen, und im Glauben an Jesum und in der Liebe zu ihm unter dem Henkerbeil friedlich und selig einschlafen.

Ich habe in meiner Kindheit einmal gelesen, daß Eltern einst ihr kleines Kind, ihren Liebling, zu Hause in der Wiege ließen, die Stube zuschlossen und dann auf's Feld gingen. Bei dem Kinde aber ließen sie den treuen Hund. Als die Eltern nach Hause kamen und die Stubenthür geöffnet hatten, war ihr erster Blick nach der Wiege, und als der Vater Blutflecken auf dem Bettchen und der Erde sah, da schlug er in der ersten Aufwallung des Vaterschmerzes und Zornes den Hund, der neben der Wiege auf dem Fußboden lag, mit der Rodhacke auf den Kopf, so daß das arme Thier, noch in rührender Treue den grausamen Herrn anblickend, starb. Aber wie staunten die Eltern, als sie nun den Säugling unversehrt und mit hellen Augen ihnen entgegenlachen sahen und in der Wiege Stücke einer toten Schlange erblickten! Wie schämten sie sich der Treue des herrlichen Thieres, der Treue, die Gottes Finger in dasselbe hineingebildet hatte! In schwerem Kampfe hatte es den Eltern ihr Kind gerettet und aus dem gewissen Tode herausgerissen, so daß dieses lächelnd gar nicht wußte, in welcher Gefahr es geschwebt hatte. Und zum Lohn für seine Treue und seinen aufopfernden Kampf mußte es sein Leben hergeben.

Aehnlich kommt mir dieser Johannes vor. Er hat dem Vater seine Kinder gegen die alte Schlange vertheidigt und sie zu retten gesucht. Dafür mußte er den Tod leiden; freilich nicht von Jesu Hand, sondern von der alten Schlange selbst, dem Lügner und Mörder von Anfang, der ihn durch seine Werkzeuge umbringen ließ. Und in rührender Treue gegen seinen Herrn hat er noch einen lezten Gedanken, noch einen lezten Blick, und der ist: Jesus. Da schon das Henkerbeil über ihm hing, da schickte er noch zu wem? zu Jesu, und ließ von ihm Gruß und Segen holen.

Der Wegbereiter des Allerhöchsten

muß uns heute beschäftigen.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »